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3288 rAPIER ZEITUNG Nr. 88 Arbeitsverhältnisse der Kontorbeamten Zu Nr. 85 Neuerdings wenden sich immer weniger junge Leute besserer Stände mit guter Schulbildung dem Kaufmannsstande zu, dafür ist der Zufluss von Zöglingen der Volksschule im Wachsen begriffen. Das ist natürlich; sind doch die Gehälter, statt, den in anderen Er werbszweigen gezahlten folgend zu steigen, immer niedriger ge worden! Die Arbeitszeit ist meist übermässig lang, und Frauen arbeit, Lehrlingszüchterei, Konkurrenzklausel usw. thun ein Uebriges, um das Fortkommen zu erschweren. Was Wunder, wenn die Eltern intelligenter junger Leute ihre Söhne anderen Berufen zuführen, die diesen ein besseres Fortkommen bieten! Wenn man, wie es Herr R. M. in Nr. 85 thut, von zunehmender Seltenheit tüchtiger Gehilfen reden darf, so istsie eine Folge dieser üebelstände. Würde die Arbeits zeit, ähnlich wie in anderen Berufen, vernünftig geregelt, und könnten sich die Geschäftsherren entschliessen, den Gehilfen einen grösseren Antheil an dem Werthertrage ihrer Arbeit zuzubilligen, so würden sich intelligente Leute gern dem Gehilfenstande zuwenden, und die Klage über zunehmende Untüchtigkeit würde bald verstummen. Oder auch nicht, denn Tüchtigkeit ist kein feststehender Begriff, er richtet sich nach den zeitlichen und örtlichen Verhältnissen. Ein Gehilfe, der vielleicht vor 30 Jahren als sehr tüchtig gegolten hätte, könnte den heutigen Ansprüchen unter Umständen nicht mehr ge nügen. Herr R. M. ist demnach im Irrthum, wenn er sagt, dass tüchtige Kaufleute immer seltener werden; ich möchte nach dem Ge sagten vielmehr behaupten, dass lediglich die Ansprüche der Chefs grösser geworden sind. Zudem giebt es heute häufiger denn je zuvor Chefs, die alle Tüchtigkeit nur für sich selbst in Anspruch nehmen und die Leistungen ihrer Angestellten von vornherein als minderwerthig an sehen. Ihnen will es nicht einleuchten, dass auch sie irren können, und dass der Gehilfe einmal einer vernünftigeren Ansicht sein kann als sie. Zumeist halten solche Herren, da sie von der Untüchtigkeit aller Gehilfen überzeugt sind, die billigsten Kräfte für die vortheil- haftesten, und wenn sie dabei üble Erfahrungen machen, so stimmen sie am lautesten in die Klage über die zunehmende Unfähigkeit der Gehilfen ein. Wenn dann aber ein armer fast verzweifelter Gehilfe einen Nothschrei ertönen lässt, wie es in Nr. 82 geschah, so rufen sie ihm zu: »Arbeiten Sie mit Lust und Freude« usw. usw. R. R., Gehilfe Die amerikanische Gefahr Aus Sachsen In Nummer 86 der Papier-Zeitung Seite 3219 steht unter obiger Ueberschrift von Zeile 21 an: Sulfitzellstoff wird seit einem halben Jahre in den Ver einigten Staaten von Amerika zu 18/4 Cent das Pfund, d. i. etwa 8 Pf. das Kilo, angeboten usw.« Dieser Vergleich ist nicht richtig. Das Kilo, wie Sie wissen, ist gleich 2,2046 engl. Pfund, und der Cent zu 4,2 Pf. gerechnet giebt ziemlich genau 16’4 Pf. das Kilo, wenn drüben das amerikanische Pfund 18/4 Cent kostet. Wir bitten um entsprechende Berichtigung in der nächsten Nummer der Papier-Zeitung, denn sonst warten die deutschen Papierfabrikanten auf diesen billigen amerikanischen Sulfit zellstoff zu 8 Pf. das Kilo, den es aber nicht in Wirklichkeit sondern nur in der Papier-Zeitung gegeben hat. Bei 161/, Pf. das Kilo drüben in Amerika stellt sich dieser Sulfitzellstoff aber frei deutscher Fabrik station theurer als der gegenwärtige hiesige Marktpreis. Zellstofffdbrik Wir bitten für den uns zugestossenen Rechenfehler um Entschuldigung. Die Zellstofffabrik hat Recht. Dringende Sendungen als Expressgut In Nr. 84 war eine Notiz unter der Aufschrift »Dringende Sen dungen als Passagiergut« enthalten, nach welcher man dringende Sendungen, mit genauer Adresse des Empfängers versehen, in den Gepäck-Expeditionen des Bahnhofs als »Passagiergut« aufgeben könnte. Dies wäre ja auch eine sehr zweckmässige Einrichtung, wenn nicht die Kosten ausserordentlich hoch wären. Die Grundgebühr beträgt 50 Pf., und bei einem Mindestgewicht von 20 kg je 10 kg und 1 km 5 Pf. Wenn man also ein Paket von 20 kg oder weniger auf eine Ent fernung von 100 km versendet, so würde dies 50 Pf. Grundgebühr und 100km X 10Pf. = 10M., zusammen also 10 M. 50 Pf. kosten; man könnte also vortheilhafter einen Boten mit Rückfahrkarte 3. Klasse senden, was nur 6 M. kostet, sodass man auch den Tagelohn für den Boten mit 4 M. berechnen könnte. Ich benutze schon seit Jahren eine andere Einrichtung, und zwar gebe ich eilige Sachen auf kürzere Entfernungen als ^Expressgut" ebenfalls bei den Gepäck-Expeditionen auf. Hierfür wird die Gebühr ■wie für Passagiergut erhoben, also doppelter Eilgutsatz. Ein Paket bis 20 kg kostet in diesem Falle für eine Entfernung von 100 km 20 X 5 Pf. = 1 M., ausserdem hat man den Vorzug, dass man nach Schluss der Post noch Pakete aufgeben kann, die sich der Empfänger an seiner Gepäck-Expedition, weil mit den Nachtzügen befördert, schon früh um 7 Uhr abholen kann, oder sie werden ihm bahnamtlich zugestellt, ohne Bestellgeld. Der Gepäckschein geht dann gleich mit dem Paket und die Rechnung für sich mit der Post, -e- Lüftung von Trockenräumen Beim Herannahen der kälteren Jahreszeit bekomme ich in meiner Karton- und Pappenkleberei Last mit dem Trocknen, das im Sommer so schnell von statten ging. Nachstehend gebe Ihnen nun ein Bild meiner Trockenräume, Sie bittend, mir zu rathen, was zu thun ist, um möglichst schnelles Trocknen zu erwirken. Ich habe zwei grössere Räume in der ersten und einzigen Etage eines nach allen Seiten frei liegenden, flach mit Asfaltpappe gedeckten Gebäudes. An der Decke sind Latten angebracht, an welchen die Bogen aufgehängt werden. Die Decke der Räume ist gleichzeitig das Dach des Gebäudes. Zum Entweichen der feuchten Luft befinden sich auf dem Dache drei Zink kamine theils von 20, theils von 50 cm Durchmesser und 100 oder 150 cm Höhe. In der West- und Ostgiebelwand des Gebäudes sind nahe beim Fussboden der Trockenräume je drei Oeffnungen ange bracht, die der Luft von aussen Zutritt gewähren sollen. Durch diese Oeffnungen soll in Verbindung mit den Abzugskaminen für die Feuchtigkeit eine Ventilation geschaffen sein, die das Trocknen be schleunigen und die durch zwei gewöhnliche Heizöfen erzeugte Hitze durch die an der Decke hängenden Bogen treiben soll. Trotz tüchtigen Heizens geht die Trocknung sehr langsam vor sich, vermuthlich weil die Feuchtigkeit nicht genügenden Abzug hat; dies macht sich auch dadurch bemerkbar, dass sich die Luft unten, also auf Mannshöhe, feucht-schwül anfühlt. Glauben Sie, dass das Aufstellen weiterer Ab zugsrohre, die ja wohl viel niedriger als 1 m sein könnten, rathsam wäre? Sind die Oeffnungen an den Aussenwänden nahe am Boden der Trockenräume von Nutzen? Oder haben Sie sonst einen Vor schlag, wie man ohne Dampf schnelles Trocknen frisch geklebter Karton- oder Pappbogen erzielt? Darf man in einen solchen Trocken raum fertige, trockene Waare lagern, ohne befürchten zu müssen, dass die ausdünstende Feuchtigkeit hineinzieht? A. Die beste Abhilfe würde geschaffen durch einen Ventilator in jedem der geheizten Räume. Da aber wie es scheint, weder Kraft-Antrieb noch Dampf im Trockengebäude verfügbar sind, empfehlen wir den Einbau eines geschlossenen Bretterbodens unter dem Dach, damit zwischen Dach und Boden ein Luft raum von mindestens 50 cm Höhe entstehe, welcher verhindert, dass sich die Luft in den oberen Theilen des Trockensaals abkühlt. Diese Abkühlung ist nämlich schuld daran, dass die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft nicht durch die Kamine ab zieht. Bekleidung der — womöglich zu erhöhenden — Kamine mit Mauerwerk oder anderen Wärmeschutzmitteln wird den Zug fördern. Gründlich kann jedoch, wie oben gesagt, nur ein zweckmässig angebrachter Ventilator helfen. Wenn der Zug gut ist, darf trockene Waare in niedrigen Stössen kurze Zeit auf dem Boden des Trockenraums lagern, besser ist es aber, Trocken- und Lagerraum zu trennen. Bürstmaschine. Die Maschinenfabrik Fnedr. AliMer in Pot- schappel erhielt von einer bedeutenden Feinpapierfabrik Auftrag zur Lieferung einer doppelseitigen Rollenbürstmaschine für Hochglanz-Kunstdruckpapier. Diese Maschine erhält vier Walzen bürsten, deren jede sechs Berührungswalzen hat. lieber die Dauer der wirthschaftlichen Krisen veröffentlicht Reichstags-Abgeordneter Calwer in der Leipziger Volkszeitung folgende Ziffern, welche die Zeit von 1857—1900 umfassen: Jahre Niedergang also zu 6 4 3 4 5 4 5 2 5 5 1857—1862 1863—1866 1867—1870 1871—1874 1875—1879 1880—1883 1884—1888 1889—1890 1891—1895 1896—1900 Aus diesen Ziffern ist Niedergang Aufgang Niedergang Aufgang Niedergang Aufgang Niedergang Aufgang ersehen, dass von diesen 43 Jahren sozusagen 19 fett und 24 mager waren, und dass voraussichtlich der jetzige Niedergang einige Jahre anhalten wird, -s- Papier-Einfuhr nach Mexiko. Mexiko führte im Jahre 1900 für rund 8'/* Millionen Mark Papier ein. Davon war der fünfte Theil Zigarettenpapier, das ausschliesslich aus Spanien kam; 7, war Schreibpapier, etwa 1/1 Druckpapier und 1/u Umschlagpapier. Die letzten beiden Sorten kamen ausschliesslich aus den Vereinigten Staaten. K. (Der überwiegende Theil des Einfuhr- werthes dürfte auf Papier- und Pappwaaren entfallen. Red.)