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Nr. 84 PAPIER-ZEITUNG 3143 auf einem Papier aus dem Jahre 1277. Dann kommt die Säule 1309, Stern und Schild 1310, Flasche oder Krug, Scheere, Schlüssel und Glocke 1324, Jagdhorn 1325 und Wagen 1375. Der Anker erscheint zuerst 1455; dann kam die Leiter. Die Verwendung von Blumen für Wasserzeichen war in der ältesten Zeit der Papiermacherei sehr selten. Man kennt nur zwei oder drei Beispiele während des 14. Jahrhunderts. häufig »anrüchig«. Das in Uebersohuss angewendete alkalische Schwefelnatrium wirkt anscheinend derart zersetzend auf die durch das überschüssige Aetznatron in Lösung gegangenen Zellstoffmengen, welche wohl als Hydro- und Oxyzellstoffe in den Ablaugen enthalten sind, dass Mercaptane, Mercaptide und ähnliche organische Basen entstehen, die sehr flüchtig sind und höchst durchdringenden Geruch besitzen. Erwiesener maassen geben stark schwefelnatriumhaltige Ablaugen ohne die in Lösung gegangenen Zellstoffe und Nebenzellstoffe bei ihrer Aufarbeitung nicht diese unangenehmen Gerüche ab. Je mehr Zellstoff in Lösung gebracht wird, und je mehr Schwefel natrium auf diese gelösten Stoffe einwirkt, umso mehr flüchtige organische schwefelhaltige Körper treten auf, und je empfind licher und bevölkerter die Nachbarschaft der mit solchen Ueberschüssen arbeitenden Fabrik ist, umso mehr und stärkere Klagen über üble Gerüche werden dem Fabrikanten das Leben sauer machen. Ein weiterer wirthschaftlicher Nachtheil des stark alkalisch gekochten Natron- und Sulfatstoffes gegenüber dem sauren Sulfitstoff ist sein geringerer Widerstand gegen Vergilben und Verspüren. Die grosse Oxydationsfähigkeit des Zellstoffes ist wahrscheinlich Schuld daran. Namentlich aber kommen in den bisherigen Stoffen Ketone in grossen Mengen vor, bis zu 25 pCt. und darüber. Der Stoff ist deshalb für die Sprengstofftechnik nicht tauglich und neigt ausserordentlich leicht zur Fermen tation, daher geht z. B. der feuchte Strohstoff schnell in Pilz wucherung über. Vergilben und Gähren (Fermentiren) des Zellstoffes ent- werthet denselben aber nicht nur, sondern bringt erneut Stoff verluste, indem sich Zellstoff zersetzt und in Gasform abgeht. Es ist mir nun gelungen, in dem neutralen, einfach schwefligsauren Natron, Natriummonosulfit Na,SO,, ein lösen des Mittel für die Rohfaserstoffe zu finden, welches den grössten Theil der geschilderten Mängel des Natron- und Sulfatverfahrens beseitigt, und welches ohne Weiteres in die vorhandenen Fabrikations- und Betriebsverhältnisse der Natron fabriken hineinpasst. Das Natriummonosulfit ist neutral, es wirkt beim Kochen unter Dampfdruck äusserst lösend auf die Inkrusten der Vegetabilien und greift die Pflanzenzellen nicht an. Infolge dessen erhielt man bei den im Kleinen und Grossen durch geführten Kochversuchen um 15 bis 20 Prozent höhere Zell stoffausbeute als bei der bisherigen Kochart. Der dabei er haltene Stoff ist äusserst hell und kräftig, sehr leicht theilbar (spaltbar), dabei fest, geschmeidig und von äusserst verfilzungs fähiger Faser. An Bleichfähigkeit übertrifft er die bisher alkalisch gekochten Zellstoffe, auch zeigt der neue Stoff be deutend grössern Widerstand gegen das Vergilben und Ver spüren. Neben den Vorzügen des Natronstoffes hat somit der neutrale Sulfitstoff ähnlich gute Eigenschaften wie der Bisulfit- (saure) Zellstoff. Endlich ist noch hervorzuheben, dass das neue Kochen zunehmend mit dem Gehalt der Laugen an neutralen Sulfiten die belästigenden üblen Gerüche bei der Erzeugung der Stoffe und der Aufarbeitung der Ablaugen vermindert, ja beseitigt, und zwar in dem Maasse, wie anderseits in den neuen Koch laugen der grosse Uebersohuss an Aetznatron (Na OH) neben den Sulfiden (Na, S) fehlt und in den Ablaugen keine gelösten Zellstoffe und Nebenzellstoffe vorhanden sind. Der Stoff und die Ablaugen haben an sich und in der Verarbeitung einen schwachen, dabei fast angenehmen (aromatischen) Geruch. Die Herstellung der neuen Kochlaugen erfolgt durch das Einleiten von schwefliger Säure (SO a ) in die Soda-, Rohsoda- oder wiedergewonnene Schmelzlösung und zwar solange, bis alles Aetznatron Na OH, Schwefelnatrium Naa S, kieselsaures Natron Na, Si 0, und ein Theil des kohlensauren Natrons NaaCO, in neutrales unterschwefligsaures Natron Na a S a O, und neutrales schwefligsaures Natron Na SOa übergeführt worden ist. Der Rest an Carbonat der Rohlösung wird dann durch einen entsprechenden Zusatz von Aetzkalk kaustizirt. (Vergl. mein deutsches Reichspatent 122171, abgedruckt in Nr. 71 der Papier-Zeitung von 1901.) Die Laugenerzeugung kann auch so geschehen, dass man schweflige Säure in kaustische Soda- oder Schmelzlaugen leitet, oder aber man bereitet getrennt sulfitirte und kaustizirte Rohlauge und mischt sie. Die fertigen neuen Kochlaugen für das Natron-Zellstoff- Kochen müssen stets noch alkalisch sein, sie sollen nur soviel Aetznatron enthalten, wie zur Aufschliessung der Silikate und Aluminate der zu verarbeitenden Rohstoffe erforderlich ist. Die neuen Lösungen enthalten die chemischen Hauptbestand- Das alkalische Zellstof-Kochen Hofmanns Handbuch weist in Band 2 unter »Chemische Zusammensetzung und Verhalten des Zellstoffs« ausführlich darauf hin, dass durch die Blosslegung der Pflanzenzelle von Inkrusten auf fysikalischem und chemischem Wege grosse Zellstoffverluste entstehen, und dass diese bei der Arbeit mit alkalischen Natronsalzen sehr bedeutend sind. Hofmann führt an, dass eine lOprozentige Natronlauge nach Koch bis 40 pCt. und mehr Zellstoff auflöst. Die alte Natronarbeit und etwas minder das Sulfatverfahren sind daher, gegenüber dem jüngeren sauren Kochen, wirthschaftlich sehr im Nachtheile. Professor Kirchner-Chemnitz, Direktor Dr. Müller-Alt damm und die Zellstofffabrik Stuppach geben in Hofmann’s Handbuch als Ausbeuten des Natron- und Sulfatverfahrens bei Hölzern 28—38 pCt. ungebleichten Stoff an, und bei Herstellung gebleichter Waare einen weiteren Zellstoffverlust von 10 bis 12 pCt. Nach Dammer und anderen Gelehrten hat das Holz aber thatsächlich 60—80 pCt. Zellstoffgehalt. Können diese theoretischen d. h. Laboratoriumsziffern in praxi auch nicht er reicht werden, so kann man denselben fabrikatorisch doch wesentlich näher rücken, wenn z. B. die Kochlaugen derart beschaffen sind, dass die Pflanzenzellen selber beim Kochen nicht zerstört und gelöst werden, wie uns das zum Theil die Herren von der »sauren Fakultät« zeigen. Aehnlich wie in her Natron-Holzzellstoff-Industrie liegen die Dinge bei der Stroh zellstoff-Erzeugung. Aus Stroh ergiebt das alkalische Kochen bei der bis herigen Arbeitsweise 36—48 pCt. Zellstoff, je nach Beschaffen heit des Rohstoffes und Güte des Kochverfahrens. Die theoreti- schen Ausbeuteziffern von Roggen- und Weizenstroh, welche. Stroharten hier nur in Betracht kommen sollen, giebt Hofmann' n ach Hoffmeister aus dem Jahre 1869 mit maximal 47, 19 pCt. Rohfaser und nach Dr. A. Mayer von 1871 mit maximal 55pCt. Holzfaser an. Dr. A. Müller-London ermittelte laut seinem Werke »Die Pflanzenfaser 1876« als höchsten Zellstoffwerth ’m Roggenstroh 54 pCt. Wahrscheinlich ist aber der Zellstof- gehalt des Strohs weit höher, als ihn obige Forscher angeben. Damals kannte man die Nebenzellstoffe, deren Molekel das Vielfache des Zellstoffmolekels sind, noch nicht, auch verfügte u’c damalige chemische Wissenschaft nicht über die voll kommenen Mittel und Wege, welche heute für solche schwierige und exakte Untersuchungsarbeit verfügbar sind. Auch die Bodenkultur und Samenzüchtung haben in den -ahrzehnten Aenderungen erfahren, die gewiss nicht ohne Einfluss auf den Zellstoffgehalt der Getreidestrohe geblieben sind. Einige hervorragende Agrikultur-Chemiker sind übrigens mit der Korrektion obiger alter Daten beschäftigt, und voraus- sichtlich wird diese interessante Frage in nicht zu langer Zeit genau geklärt werden. Meinen Beobachtungen und Erfahrungen Dach enthalten die Getreidestrohe, welche für die Papier- ■abrikation wichtig sind, 56—70 pCt. Zellstoffe und Nebenzell stoffe. Bei der heutigen fabrikationsmässigen Gewinnung des trohzellstoffes sind demnach ebenfalls sehr grosse Faserver- Mste zu verzeichnen. Es ist also eine wichtige Aufgabe der patron- und Sulfatzellstoff-Industrie, in den Chemismus des wochens einzugreifen und die hochätzenden Kochlaugen Möglichst zu beseitigen, um den Verlust an Zellstoff zu be schränken. Es müssen Lösungsagentien für das Natron-Kochen er Rohfaserstoffe angewendet werden, die weniger alkalisch, A solche, die neutral sind, die aber in den vorhandenen Rahmen der Natron- und Sulfatanlagen ohne Weiteres hinein- Passen. Mit der Verminderung der in den Ablangen gelösten prganischen Stoffe wird auch eine grosse Betriebserleichterung ar alle diejenigen Werke hinzutreten, welche ihre Ablaugen prearheiten un d die Salze daraus zurückgewinnen. Diese wabriken haben bekanntlich mehr oder weniger Anstände "egen der Gerüche, mit denen sie zeitweilig ihre Nachbarschaft lislästigen. Auch hierüber bringt Hofmann bereits Ausführ- 1 hes. Insbesondere die Fabriken, welche mit sehr grossen engen Schwefelnatrium neben dem Aetznatron arbeiten, sind