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aus einem Vergleich des Saalegebietes mit der Ockergrabkultur 89 ) zeigt. Gebiete, in denen die Jäger- und Fischerwirtschaft beibehalten wird, lassen hingegen die Konservierung des alten Brauchtums bis in die Neuzeit erkennen 90 ). So kommt Lopatin 91 ) in seiner Monographie über den Totenkult des Amurgebietes zu dem Ergebnis, daß die Grabsitten und Jenseitsvorstellungen der rezenten Stämme des Amurgebietes im allgemeinen denjenigen anderer sibirischer Völkerschaften entsprechen und daß auch Nordamerika, besonders der Nord westen, als Teilgebiet eines großen Territoriums betrachtet werden kann, das Sibirien, den Fernen Osten und sogar Nordeuropa bis Lappland hin umfaßt. Die Übereinstimmungen bestehen u. a. darin, daß bei den Stämmen des Amurgebietes wie auch bei den anderen Völkern Nordostasiens und den Indianern Nordwestamerikas bei Ausübung der Strecklage die Orientierung mit dem Blick nach W vorherrscht, was in Beziehung zu dem meist im W ge dachten Totenland steht 92 ). Grabhügel werden nicht genannt. Wie bei man chen der epimesolithischen Gruppen „tötet“ man häufig die Beigaben vor der Niederlegung ins Grab. Die zahlreichen Übereinstimmungen im Totenkult der rezenten Völker dieses Gebietes, die im archäologischen Fundstoff normaler weise keinen Niederschlag zu linden pflegen, werden hier nicht aufgeführt, da das Vorhandensein solcher oder ähnlicher Bräuche in vorgeschichtlicher Zeit zwar vermutet, aber nicht nachgewiesen werden kann. ”) Vgl. A. Häusler, 1961. »») Vgl. A. Häusler, 1962, S. 1172 IT. •1) J. A. Lopatin, The cult of the dead among the natives of the Amur Basin. Central Asialic Studies 6, ‘S-Gravenhage, 1960, S. 202. ” 2 ) J. A. Lopatin, a. a. 0., S. 96. Dieses an Hand rezenter Übereinstimmungen gewonnene Bild muß noch durch archäologisches Material weiter in die Tiefe verfolgt werden. Im Plateaugebiet, d. h. im NW der USA, finden wir in den leider nicht näher dalierbaren Hinterlassenschaften häufig die Niederlegung der Toten in Sandbänken an Flüssen, und, wie bei allen Jäger- und Fischergruppen, teilweise auch Brand bestattungen, vgl. P. S. Martin, G. J. Quimby, D. Collier, Indians before Columbus, Chikago 1947, S. 451 ff. Nach P. Bosch-Gimpera repräsentieren die heutigen Eskimo-Kulturen ein verspätetes Mesolithikum und sind in mehreren Einwanderungswellen über die Bering-Straße von Sibirien abzuleiten, genauer vom Oberen Irtysch, vom Ob und Jenissei, vom Baikalsee und von der Angara und der Oberen Lena (bis Jakutsk). Die Proto-Eskimo-Kultur wurde später beeinflußt oder unter wandert von Stämmen zirkumpolarer Herkunft, die als Paläo-Eskimo bezeichnet werden können. Die Besiedlung der West- und Südküste Alaskas sowie der Aleuten-Insel gehe auf das 4. Jt. v. Ztr. zurück (P. Bosch-Gimpera, Das Paläolithikum und Mesolithikum Amerikas, in: Der Mensch der Urzeit, Hsg. A. Varagnac, Düsseldorf-Köln 1960, S. 165 f.). Demnach müßte in den Grabsitten der Proto-Eskimo-Kultur und deren Nachfahren Übereinstimmungen mit den Bestattungssitten Nordsibiriens bestehen. Die in Nordostasien bekannten Alt-Eskimo-Friedhöfe zeigen bereits zahl reiche Zusammenhänge (vgl. A. Häusler, a. a. 0., S. 1174). In Nordamerika sind jedoch aus den älteren Perioden, so der Okvik-Kultur (100 v.—100 n. Ztr.) und der Alten Bering-See-Kultur (100—500 n. Ztr.) noch keine Gräberfunde bekannt, die einen Vergleich ermöglichen würden, vgl. P. S. Martin, G. J. Quimby, D. Collier, a. a. O., S. 47311'. Nach den Übereinstimmungen in rezenter Zeit scheint nur der NW Nordamerikas zu dem großen Grabsittenareal der Jäger und Fischer in