Volltext Seite (XML)
meisten Bestattungen ohne Schädel in einer Gruppe beisammenliegen55), andere davon am Rande von Gräbergruppen. Im Donauländischen Kreis sind solche Fälle sicher häufiger, als man bisher annahm 56 ). Aber die am Rande der Nekropolen liegenden, abweichenden Bestattungen wurden, zumal sie häufig keine Beigaben führen, sicher oft für Nachbestattungen anderer Kulturen gehalten oder als unsicher weggelassen. Danilenko vermutete im Fall der epipaläolithischen Nekropole Volosskoe für die Beisetzungen nach einem ungewöhnlichen Ritus, darunter einem antipo- disch orientierten Skelett in Bauchlage und weiteren antipodischen Gräbern mit fehlenden Skeletteilen, besondere gesellschaftliche Ursachen. Das gleiche gilt für die genannten seltenen Bestattungen des Epimesolithikums und Früh neolithikums. Während in Zengövärkony die zusammen oder am Rande liegenden schädellosen Bestattungen ausnahmslos besonders reich ausgestatte ten Skeletten angehören, pflegen sonst die beigabenlosen Gräber am Rande der Nekropole zu liegen, u. a. auch in Zengövärkony selbst. Aus dem Bereich der Jäger- und Fischergruppen sind Olen’i Ostrov im Onegasee, Västerbjers auf Gotland und Beispiele aus Sibirien zu nennen, für die Linienbandkeramik Sondershausen und Bruchstedt, von den Lengyelgruppen noch Luzianky. Die Ursache ist in einer sozialen Differenzierung der Bevölkerung zu suchen 57 ). Daß diese Erscheinung erst so spät entdeckt wurde, liegt daran, daß man früher keine zusammenhängenden Gräberfelder kannte. H. D. Kahlke führt nun einen Fall an, der scheinbar ein Gegenargument in sich birgt. Das ist das Kindergrab 25 von Bruchstedt, welches ausgerechnet die reichsten Beigaben des Gräberfeldes aufweist 58 ). Als Parallelfall kann das Kindergrab 1/1942 von Luzianky gelten, dem ü. a. 610 Spondylusperlen, 1 Axt, 1 Beil und 5 Pfeil spitzen beigegeben wurden 59 ); das Kindergrab 2/1942 wies 20 keramische Bei gaben auf. Kindergräber können im Neolithikum auch in anderen Kulturen besonders reich ausgestattet sein, oder man unterzog sich der Mühe, besondere Miniaturbeigaben herzustellen. Eine besonders auffallend reiche Ausstattung “) J. Dombay, a. a. 0., S. 199. 56) Beobachtungen dieser Art werden kaum mitgeteilt. In Mitteldeutschland finden wir das gleiche im Mittelneolithikum. So führt U. Fischer, a. a. 0., S. 217, an, daß die Bauchlage in Baalberger Siedlungsbestattungen (Gehofen und Weißenfels) bei Skeletten auftritt, die innerhalb einer Leichen gruppe eine untergeordnete Rolle spielen. 67) H. Kahlke, a. a. 0., S. 133. Es fällt auf, daß es in der Linienbandkeramik Gräberfelder gibt, die generell mehr Beigaben führen als andere, unbeschadet der Gliederung in Gräber mit und ohne Beigaben. In Zengövärkony sind solche Unterschiede in den einzelnen Grabgruppen zu finden, vgl. J. Dombay, a. a. 0., S. 200, desgleichen in Sondershausen, vgl. 11. Kahlke, a. a. O., S. 133. 58 ) H. Kahlke, a. a. O. (1962), S. 113, Anm. 6. “) B. Novotny, a. a. 0., S. 148, 220. 63