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2. Archäologische Bemerkungen zur Herkunft der ältesten Slawen in Sachsen Von Werner Coblenz Trotzdem man sich längst darüber im klaren ist, daß die frühmittelalterliche slawisch-sorbische Besiedlung Sachsens durch eine Einwanderung zustande kam, bestehen teilweise noch unterschiedliche Meinungen über die Herkunft der neuen Bewohner. Dieser Frage ist leider mit schriftlichen Überlieferungen nicht beizukommen, und so scheint der Anteil der Sprachforschung, vor allem aber auch der Archäologie am ehesten für Auskünfte heranzuziehen zu sein. In erster Linie stehen hierbei wiederum die Aussagen der Fundverteilung, dann aber auch noch der Formenschatz frühester slawischer Hinterlassen schaften. Mangels eines reichhaltigen Materials zur Beleuchtung dieser Frage, zum Teil aber besonders mit bedingt durch die von allen Seiten immer wieder betonten Schwierigkeiten einer feineren Chronologie der altslawischen Kera mik 1 ), dürfen aber kaum endgültige Ergebnisse erwartet werden, sondern zu nächst nur Andeutungen und die Herausstellung der wahrscheinlichsten Mög lichkeiten. Das Bild ändert sich sofort — wie am Niederlausitzer Burgwall Tornow 2 ) deutlich wurde —, wenn durch chronologisch empfindlichere Metall funde eine Einengung der zeitlichen Schwankungsbereiche gelingt und einiger maßen überraschende Frühansetzungen — in diesem Falle sogar für eine Burg! — möglich werden. Das läßt auch für Sachsen, wo bisher frühe Metall beigaben außer in Dresden-Stetzsch und in Nünchritz noch zu fehlen schei nen 3 ), in Zukunft bessere Ergebnisse erwarten. 1) So zum Beispiel auch die langfristigen Datierungen von Zd. Va, Misy v zäpadoslovänsk6 keramice (Die Schüsseln in der westslawischen Keramik), in: Pamätky archeologick XLIX, 1958, S. 185—247. 2) J. Herrmann, Die älterslawischen Burgen von Tornow, Kr. Calau, in: Aufnahme und Erforschung vor- und frühgeschichtlicher Burgen (Arbeitstagung des Institutes für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 1. bis 6. Oktober 1962), Manuskriptdruck Berlin 1962, S. 63—65. 3) Die Datierung des Hakensporns vom Fuchsberg Rötha durch J. ak scheint uns nach den weiteren dortigen Materialien doch etwas früh. Dagegenzuhalten ist vor allem auch ein Stück von Köllmichen, das vom gleichen Verfasser in den Anfang des 9. Jahrhunderts gesetzt wird. J. Zak, Najstarsze ostrogi zachodnioslowianskie, Warszawa-Wroclaw 1959 (Rötha: Als Nr. 14 der Tabelle in die zweite Hälfte des 6.Jahrhunderts gesetzt; Tafel 111,8 und Abb. 21. Köllmichen: Tabelle Nr. 10; Tafel VIII,5 und Abb. 22d).