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mit und brachte sie zur Geltung; in Einzelfällen müssen wir auch mit Namen übertragungen rechnen (+Nisvaiy — Nesvacily). So können unsere Fest stellungen den archäologischen Befund ergänzen, auch insofern, als die Ober lausitz eine Sonderstellung einnimmt. Auch das Problem der — wenn auch wenigen — obersorbischen Sprachspuren in Nordböhmen kann beleuchtet werden. Es könnte sich um „sorbische“ Bevölkerungsreste handeln, die jen seits des Gebirges verblieben und nicht abwanderten 43 ). Vom Sprachlichen her kann man annehmen, daß — entsprechend der Ausbreitung des tschechischen Stammes seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert — eine „Bohemisierung“ von Stammesteilen erfolgte, die ursprünglich eine mehr dem Sorbischen ent sprechende Mundart sprachen, während andere elbabwärts ins Saale-Mulde- Elbe-Gebiet abzogen. Wenn sich archäologisch Kontakte zwischen Germanen und Slawen, die Übernahme germanischen Kulturgutes durch die Sorben und sorbischen Fundgutes durch die Germanen nachweisen lassen, so gibt es auch dafür sprachliche Zeugen: die Tatsache, daß die Namen der größeren Flüsse Sachsens nicht slawischer Herkunft sind und von den Slawen von einer vor slawischen, d. h. in unserem Gebiet germanischen, Bevölkerung übernommen und sprachlich umgestaltet (slawisiert) wurden. Davon zeugen die Reste der vorslawischen Namengebung, besonders in Landschafts- und Flußnamen in Sachsen, die noch eingehender Würdigung bedürfen. Ihre Darstellung auf der Karte vermittelt dasselbe Bild wie die Verbreitung der altsorbisch-alt- tschechischen Parallelen im Namenschatz: es geht wiederum um das Saale- Mulde-Elbe-Gebiet als einen Raum mit einer wechselvollen Geschichte, die sich deutlich im Nacheinander vorslawischer (germanischer), slawischer und deutscher Namen widerspiegelt. 48) So betrachtete schon W. Schlesinger diese Frage, als er schrieb: „Slawische Stämme drangen von Süden und Südosten her in Böhmen ein; von hier gelangten sie vielleicht in das obersächsische Gebiet. Die in der Prager Bistumsurkunde von 1086 genannten nordböhmischen Stämme der Zettlitzer, Lutschanen und Tetzschener wären dann zurückgebliebene Reste einer nach Norden abgewanderten obersorbischen, also nicht tschechischen Bevölkerung, die allmählich, da sie durch das Gebirge von ihren nördlichen, stammverwandten Nachbarn abgeschnitten waren, der Tschechisierung verfielen 4 * (Entstehung und Bedeutung der sächsisch-böhmischen Grenze, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte 59, 1938, S. 10 f., mit weiterer Literatur).