Volltext Seite (XML)
3. Daraus läßt sich erkennen, daß in slawischer Zeit eine Wanderung aus den Altsiedelgebieten nach Süden erfolgte 19 ). Daß aber nicht nur längs der mittleren Elbe germanische Landschaftsnamen fortlebten, zeigt der Name Chutici. Innerhalb der Flußnamen ist die eindeutige sprachliche Zuordnung vielfach mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die Mulde führt einen eindeutig germanischen Namen, der in slawischem Munde weitergetragen und sprachlich umgestaltet wurde 20 ); auch der Name der Fuhne ist wohl germanisch 21 ). Vorslawisch, aber nicht sicher zuzuweisen, sind die Flußnamen Parthe 22 ), Weiße Elster 23 ), Schnauder 24 ), Lober 25 ). Für den Flußnamen Luppe wird illyrische Herkunft angenommen 26 ). Die Namen der mittelgroßen Bäche sind meist slawisch: Döllnitz, Wyhra, Eula, Lossa, Rietzschke; die kleinen Bäche führen meist deutsche Namen. Die größeren Flüsse wurden als wichtige Orientierungspunkte schon sehr früh benannt, die kleineren dagegen meist erst bei der Erschließung des Gebietes. Die vorslawischen Spuren im Ortsnamenmaterial sind recht dürftig. Dies hängt mit den Gepflogenheiten der Namengebung zusammen. Die Siedlung als Zentrum des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und geistig-kulturellen Lebens 10 ) Ergänzend sei noch der Ortsname Lastau südlich Colditz angeführt, der auf dem gleichen Wege nach Süden gewandert sein dürfte, vgl. H. Naumann, Die Orts- und Flurnamen der Kreise Grimma und Wurzen. Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 13, Berlin 1962, S. 116 f.—Vgl. auch E. Eichler, Namenkundliche Bemerkungen zu einer Arbeit über die mittel deutschen Gaue des Mittelalters, in: Onomastica IV, 1960, S. 280. 20 ) H. Naumann, Die Orts- und Flurnamen der Kreise Grimma und Wurzen. Deutsch-Slawische For schungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 13, Berlin 1962, S. 297. Der Untersuchung bedarf noch die bis ins 18. Jahrhundert hinein fortbestehende Form Milde, die für bestimmte Fluß- abschnitte statt Mulde galt. 21) E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale. Eine flußnamenkundliche Untersuchung. Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 2, Halle 1957, S. 183: 945 Fona. 22) H. Naumann, Die Orts- und Flurnamen der Kreise Grimma und Wurzen. Deutsch-Slawische For schungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 13, Berlin 1962, S. 34 unter Bardau. E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale. Eine flußnamenkundliche Untersuchung. Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 2, Halle 1957, S. 288 mit verfehlter Herleitung. Es ist von einer Form auszugehen, in der das Suffix -de (wohl aus älterem -ithi, -itha entstanden) an ein „Flußnamenwort“ antrat wie auch beim Namen der Mulde. 23) E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale. Eine flußnamenkundliche Untersuchung. Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 2, Halle 1957, S. 212: 981 Elstrain (Akkusativ). 24) E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale. Eine flußnamenkundliche Untersuchung. Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 2, Halle 1957, S. 190 f.: 1105 Snudra; ob germanisch Snudrä ? 25) E. Eichler, Die Orts- und Flußnamen der Kreise Delitzsch und Eilenburg. Deutsch-Slawische For- • schungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 4, Halle 1958, S. 140 f. 26) E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale. Eine flußnamenkundliche Untersuchung. Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 2, Halle 1957, S. 244.