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daß er einen Lehmmantel hatte. Vor seinem Aufbau hat also eine schachtartige Grube ausgehoben werden müssen, die hier 1,60 m tief unter die heutige Ober fläche hinabreichte. Einen weiteren Aufschluß gibt ein Bruchstück des Mantels, von dem Lauber bemerkt, daß es innen glattgestrichen sei und außen porösen schwarzen Sand zeige, der auf verziegelten Lehm aufgebacken sei. Hiernach hat der Ofen mit der Grubenwandung Kontakt gehabt, die durch die Schmelz hitze des Ofens verziegelt wurde. Bei dieser Bauweise liegt ein Vorteil in der erhöhten Standfestigkeit des Ofens dank der naturgegebenen Erdummante lung sowie in der damit gewährten besseren Wärmehaltung. Andererseits konnte nicht wie bei freistehenden Öfen mittels Düsenlöchern von allen Seiten Frischluft hereingeführt werden. Auch erlaubte die Enge des Grubenschachtes nicht, ein Gebläse einzubauen. Demzufolge ist an keinem der gefundenen Wandungsstücke eine Düse oder Düsenöffnung zu sehen gewesen. So konnte in Räpitz als Lösung für die gelenkte Zufuhr der nötigen Verbrennungsluft nur ein Windkanal in Frage kommen, der als eingeschnittener Gang vom Ofen boden und seinem Windloch weg ins Freie führte und auch als Schlackenkanal diente. Wenn die Untersuchung der Ofenanlage auch nicht die Freilegung der unmittelbaren Ofenumgebung einschloß und der Windkanal unentdeckt blieb, so ist an seiner Existenz nicht zu zweifeln, ebensowenig an dem obenhin ver jüngten, durch Feldbau weggerissenen Ofenabschluß, der sogenannten „Gicht“, die zum Ofenfüllen und Abzug von Rauch und Gas diente und dank ihrer schlotartigen Verengung die kräftige Zugluftführung gewährleistete. Als neue und gute Parallelen zu dem Räpitzer Ofen können die 1957 in Sto- dülky bei Prag entdeckten Öfen gelten. Bei annähernd derselben Tiefenlage des Herdes in der Grube und ähnlichem Begleitmaterial an Scherben der augusteischen Zeit können sie „bis in die kleinsten Details den Objekten der Spätlatenezeit gleichgestellt werden“. Nach den bereits bekannten Öfen von Tuklaty bei esk Brod in Mittelböhmen will ihr Bearbeiter diese in Gruben angelegten Rennöfen vom Lateneschema mit Tonauskleidung des Schachtes unter dem Begriff „Typus Tuklaty“ zusammengefaßt wissen 1 ). Mögen einige dieser böhmischen Öfen auch Reste von Gebläsedüsen ergeben haben, so scheinen sie in der Mehrzahl doch als Windöfen funktioniert zu haben. Eine Rekonstruktion des Räpitzer Ofens kann jedenfalls nur als Windofen, nicht als Gebläseofen versucht werden. In Engsbach, Siegerland, um 1930 erstmals belegt und durch latenezeitliche Scherben datiert, hat sich der Wind- 1) R. Pleiner, Vznam typologie zelezäfskych peci v dobe imsk ve svtle novych nlez c Cech (Die Bedeutung der Schmelzöfentypologie der römischen Kaiserzeit in Böhmen), in: Pamätky archeo- logick LI, 1960, S. 218, Abb. 1, S. 185. Der Literaturhinweis wird der Gefälligkeit Herrn Dr. Heinz Grünerts verdankt.