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scheint, einmal zu untersuchen, ob wir noch berechtigt sind, die Gruppen der Kugelamphorenkultur als eine Einheit aufzufassen. Wenn wir untersuchen wollen, inwieweit eine bestimmte Formengruppe auch im historischen Sinne eine Einheit bildet, müssen wir von der Gesamtheit aller noch faßbaren Elemente ausgehen und festzustellen versuchen, inwieweit diese sich untereinander gleichen und gleichzeitig genügend klar gegen ent sprechende Erscheinungen anderer Formengruppen abgrenzen lassen. Wenden wir diese Gesichtspunkte auf die einzelnen Gruppen der Kugel amphorenkultur an, so können wir zunächst feststellen, daß die Funde jeweils über ein bedeutendes Gebiet verstreut sind, aber nur in geringer Anzahl, woraus man schließen kann, daß die Träger der Kugelamphorenkultur nicht die einzigen Bewohner dieses Gebietes gewesen sind 230 ). Damit in Verbindung steht die geringe Zahl von Siedlungsfunden im Ver- hältnis zu den Gräbern und die Tatsache, daß Scherben der Kugelamphoren kultur fast immer mit Resten anderer Kulturen auf der gleichen Fundstelle vorkommen 231 ). Die Bestattungen liegen in den Ostgruppen meist in Steinkisten 232 ), während in der Westgruppe das einfache Erdgrab überwiegt 233 ). Dieser Unterschied scheint jedoch nicht prinzipieller Natur zu sein, sondern liegt wohl eher im Charakter des jeweiligen Verbreitungsgebietes begründet. Seit die sog. „Kuja- wischen Gräber“, ursprünglich als typisch für die Ostgruppe der Kugel amphorenkultur angesehen 234 ), als Form der östlichen Trichterbecherkultur erkannt wurden, in denen die Kugelamphorengräber nur Nachbestattungen darstellen 235 ), erscheint der Grabbau der Kugelamphorenkultur wesentlich einheitlicher. Als Art der Beisetzung herrscht die seitliche Hockerlage vor, vereinzelt auf tretende gestreckte Bestattungen innerhalb der Ostgruppe kann man auf den Einfluß der Trichterbecherkultur zurückführen 236 ). Wie in der Westgruppe, ist die Ausstattung der Gräber auch in den Ostgruppen im Verhältnis zu anderen Kulturen ausgesprochen reich 237 ). In der Regel wur den 2 bis 4, manchmal 7 bis 10, maximal 14 bis 16 Gefäße ins Grab gegeben, vor allem die kujawische Amphore, aber auch echte Kugelamphoren, Schüs- 230) T. Sulimirski, Polska przedhistoriczna II, London 1957—1959, S. 279. 231) H. Priebe, a. a. 0., S. 20 ff. 232) T. Sulimirski, a. a. 0., S. 271 f. 233) H. Priebe, a. a. 0., S. 6. 23») W. La Baume, Stichwort „Kujawisches Grab“ im Reallexikon für Vorgeschichte 7, 1926, S. 114 f. 235) W. Chmielewski, Zagadnienie grobowcow kujawskich w wietle ostatnich badan, Lodz 1952, S. 1 II. 236) T. Sulimirski, a. a. O., S. 272. 237) Das Folgende nach T. Sulimirski, a. a. 0., S. 273 ff.