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Wasserlinie usw. jeder einzelnen Fundstelle nötig. Methodisch streng ge nommen dürften wir für unsere Betrachtungen auch nur die Fundstellen heranziehen, welche Siedlungsreste erbracht haben, da wir ja die Siedlungs stellen untersuchen wollen. Bei der Wahl der Begräbnisstätten können ganz andere Gesichtspunkte eine Rolle gespielt haben. Für diese spezielle Frage sind unserer Meinung nach sogar Oberflächenfunde methodisch zuverlässiger, da sie eher von Siedlungen als aus Gräbern stammen. Trotzdem sind Gräber eben doch auch ein Hinweis auf die Besiedlung eines Gebietes, es fragt sich nur, welche Entfernung wir zwischen einem Grab und der dazugehörigen Siedlung annehmen sollen. Hier gibt uns das Verhältnis zwischen dem Grab von Börtewitz und dem Kroptewitzer Siedlungsfund einen guten Hinweis. Diese beiden Fundstellen liegen ziemlich isoliert inmitten des Mügelner Lüß plateaus, mindestens 20 km von der nächsten Fundstelle der Kugelamphoren kultur entfernt, die Entfernung zwischen beiden beträgt in der Luftlinie kaum 1000 m. Die beiden Fundstellen liegen an einem leicht nach Süden geneigten Hang, der sich zu einem kleinen Bach hinabzieht, das Grab sogar noch näher am Bach als die Siedlung. Wenn wir diesen Befund auch nicht verallgemeinern können, so glauben wir doch recht zu tun, wenn wir auch die Gräber bei der Beantwortung der Frage nach topographischer Verbreitung mit heranziehen. Weniger Probleme birgt eine Untersuchung der territorialen Verbreitung einer Kultur in sich. Die als Grab-, Siedlungs- oder Einzelfunde geborgenen Gegen stände werden im allgemeinen die Verbreitung einer Kultur richtig wider spiegeln, vorausgesetzt, man hat ein Gebiet vor sich, das denkmalpflegerisch einigermaßen gleich gut betreut ist. Für Grab- und Siedlungsfunde trifft das sicher zu, wohl auch für Oberflächenfunde an Tonware. Anders ist es bei Steingeräten. G. Mildenberger 204 ) führt Beispiele an, wie Steingeräte gehandelt worden sind, eine Zeitlang als willkommenes Apotropäum dienten und dann in falsch verstandenem Fortschrittsglauben auf das Feld gelangten, ein will kommener Fund für jeden Bodendenkmalpfleger. Soll man nun auch nicht gleich jedes an der Oberfläche gefundene Steinbeil als Zeugnis für eine Be siedlung ablehnen, so ist bei seiner Einschätzung doch Vorsicht geboten. Wir haben einmal versuchsweise alle uns bekannt gewordenen großen, dick nackigen, dünnblattigen Feuersteinbeile mit rechteckigem Querschnitt kar tiert (Abb. 53), also den Typ, der in unserem Arbeitsgebiet nur zur Kugel amphorenkultur gestellt werden kann. Wir wollten sie nicht zur Ergänzung 204) G. Mildenberger, Zur Frage der neolithischen Besiedlung der Mittelgebirge, in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 43, 1959, S. 76 fl.