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In allen Fällen hätten wir es mit (isomorphen) Böden zu tun, die zwar äußerlich ein ähnliches Erscheinungsbild bieten, aber hinsichtlich ihrer Genese mehr oder weniger stark voneinander abweicnen. Wenn man nun im Interesse einer verständlichen und klaren Bezeichnung die Böden nach ihren derzeitigen, objektiv feststellbaren Merkmalen und nicht nach ihrer (vermuteten) historisch-(poly-)genetischen Entstehungsweise bezeichnen will, muß man die Böden mit Textur-B-Horizonten zwangs läufig auf einem bestimmten systematischen Niveau unter einem ein heitlichen Begriff zusammenfassen. Auf welcher Ebene dies geschehen soll, ist eine andere, hier nicht zu erörternde Frage (z. B. werden die texturdifferenzierten Böden im neuen amerikanischen Klassifikations system als eine der 10 Orders ausgeschieden (Alfisols). Gegen die bisher allgemein gültige Auffassung, wonach der B, -Hori zont der sogenannten Parabraunerden vor allem durch perkolative Ton verlagerung im Holozän 22 ) entstanden sein soll, wurden in letzter Zeit mehrfach Bedenken erhoben. Es wurden Untersuchungsergebnisse vor gelegt, die zeigen, daß viele der bisher als Parabraunerden angesproche nen Böden in Wahrheit geologisch bedingte zweischichtige Profile dar stellen, in denen keine Tonverlagerung aus dem A- in den B-Horizont stattgefunden hat 23 ). Ferner liegen eine ganze Reihe von Beobachtun gen vor, denen zufolge die Lessivierungsprozesse bereits in präholozä- ner Zeit erfolgt sind 24 ). Zu dem ersten Befund muß gesagt werden, daß es schwierig ist, zwi schen einer geologisch bedingten (tonreichen) Schicht und einem durch Bodenbildungsprozesse entstandenen (tonreichen) Horizont zu unter scheiden. Zeigen sich jedoch innerhalb eines Profils größere und scharf abgesetzte Differenzierungen hinsichtlich des Steingehaltes (Steinsoh- 22) vgl. z. B. E. Mückenhausen, Entstehung, Eigenschaften und Systematik der Böden der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt (Main) 1962. — P. Kundler, a. a. O. — D e r s., Lessivs (Parabraunerden, Fahlerden) aus Geschiebemergel der Würmeiszeit im norddeutschen Tiefland, in: Zeitschrift für Pflanzenernährung, Dün gung, Bodenkunde 95, 1962, S. 97—110. — G. Reuter, Lessiv — Braunerde— Inter ferenzen, in: ebenda, 98, 1962, S. 240—247. — E. Schlichting und E. H. Blume, Das typische Bodenprofil auf jungpleistozänem Geschiebemergel in der westbaltischen Klimaprovinz und seine grundsätzliche Deutung, in: ebenda, 95, 1961, S. 193—208. — S. Borowiec, Zagadnienie gleb „Lessiv" na pomorzu szczecinskim, in: Soc. scient. stetinensis, wydzial nauk przyrodniczo-rolniczych XX, 1965. 23) A. S e m m e 1 und W. P1 a s s , Spätkaltzeitliche Umlagerungen in Parabraunerdeprofl- len, in: Mitteilungen der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft 4, 1965, S. 33—39. 2) K. Brunnacker, Bemerkungen zur Parabraunerde (Ergebnisse der Bodenkartie rung in Bayern), in: Geologisches Jahrbuch 76, 1959, S. 561—576. — E. Schön hals und E. Becker, Über Unterschiede in den Bodenbildungsprozessen während des Spät- und Postglazials in Mitteldeutschland, in: VIII. Intern. Congress of Soll Science, Bukarest 1964, Vol. V, S. 897—906. — D. K o p p , Die Bodenformen in den Wäldern des nordostdeutschen Tieflandes, ungedr. Habil.-Schrift, Tharandt 1967.