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Die Anwendung des Wülstverfährens in verschiedenen Variationen (Ringwülstung, Streifenwülstung, Spiralwülstung) bleibt nach Aussage des Fundmaterials unbestreitbar 41 ). Als Beispiel sei hier nur auf den steilgewölbten Topf von Dresden-Löbtau hingewiesen, der den ringför migen Aufbau in bestechender Deutlichkeit zeigt 42 ). Nach Auswertung einer Vielzahl von Einzelbeobachtungen kommen G. Löwe und W. Cob- lenz zu der Schlußfolgerung, daß die Tonware in vier einzelnen Arbeits gängen gefertigt wurde. Nachdem der Gefäßkörper vollständig aufgebaut war, fügte man Leisten, Knubben, Warzen, Buckel und Henkel bzw. Ösen an. Dann wurde die Wandung (und mit ihr die aufgesetzten plastischen Verzierungen) mit dem feingeschlämmten Überfang versehen. Erst da nach erfolgte die Einarbeitung feinerer Verzierungen 43 ). Solche Beobach tungen lassen sich naturgemäß am besten an zerscherbten Gefäßen durchführen. Unser bereits wieder zusammengesetztes und weitgehend ergänztes Weinböhlaer Material ist dafür weit weniger geeignet. Trotz dem lassen sich auch hier einige Einzelheiten zur Herstellungstechnik er kennen. So zeigt das Gefäßunterteil Nr. 12 aus Grab 19a (?) (Fst. 1) (Abb. 24,2) an seiner fast durchweg horizontal verlaufenden oberen Bruch kante den Abschluß eines Wulstringes. Weitere Belege für den Aufbau in Wülsten ließen sich aus den Scherbenposten anführen. Eine interessante Beobachtung läßt der große Henkelnapf Nr. 7 aus Grab 15 zu (Fst. 1) (Abb. 16,6). Der sehr breite Bandhenkel ist ausgebrochen, und somit liegen die ebenfalls breit bandförmigen Einzapfstellen frei. Die untere wurde in den Maßen des Henkels regelrecht aus der Gefäßwandung herausgeschnitten. Der durch diesen Schlitz hindurchgeführte Henkel war sicherlich an der Innenseite umgebogen, abgeknickt oder verstri chen und so das Herausrutschen verhindert 44 ). Daß daneben ein Großteil der Henkel und Ösen nur aufgeklebt wurde, haben G. Löwe und W. Coblenz an mehreren Beispielen gezeigt 45 ). Auf die sehr häufig anzutref fenden Glättspuren an der Gefäßoberfläche (sowohl außen als auch innen) wurde bereits hingewiesen. Die von A. Rieth 46 ) herausgestellte Verwen dung drehbarer Unterlagen zur Keramikherstellung in der Bronzezeit 41) a. a. O., S. 153. 42) W. C o b 1 e n z , Beispiele für das Ringwulstverfahren bei der Keramikherstellung, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 10, 1962, S. 76 und Abb. 4—7. 43) G. L ö w e und W. C obl enz , a. a. O., S. 173. 4) a. a. O., S. 169 und Abb. 35 und 36. 45) a. a. O., Abb. 26—28. 46) A. R i e t h , Bemerkungen zur Töpfertechnik der Spätbronzezeit, in: Mannus 27 1935 S. 91 ff.