Volltext Seite (XML)
Der Burgwall existierte in seiner vollen Bedeutung das ganze 10. und 11. Jahrhundert hindurch. Dies bestätigen einmal die Neufunde, zum anderen, namentlich für das 11. Jahrhundert, die älteren Funde von der Burg. Erfuhr der Burgwall während dieser Zeit eine wesentliche Ver änderung, wie hin und wieder im Zusammenhang mit dem Kolonisations bestreben der Vohburger angeführt wird, so sei gesagt, daß nach der Aus sage der neuen Funde keinerlei Störung im Außenbering und an den Befestigungsanlagen des Burgwalls bis frühestens zu Beginn des 12. Jahr hunderts beobachtet werden konnte. Somit erfüllte der Burgwall auch bis zu dieser Zeit seine Funktion. Eine nicht weniger wichtige und im wesentlichen neue Erkenntnis, die auf der Analyse der Neufunde fußt, besagt, daß gewisse Beziehungen zwischen Cheb und dem Egerland und dem slawischen Siedlungsbereich in Bayern existierten. Diese waren, wie wir beobachten konnten, in der älteren Phase, also im 9. und 10. Jahrhundert, stärker als in der jüngeren Phase. In der letzteren erstarkten wiederum die Verbindungen mit Thü ringen und Sachsen, deren allmähliches Anwachsen wir schon in der älteren Phase verfolgen konnten. Die Beziehungen zu den letztgenannten Gebieten dauerten auch im Anfangsstadium der Kolonisation fort, was Keramikfunde aus dieser Periode belegen. Denn im keramischen Fund gut von Cheb werden zahlreiche markante Merkmale faßbar, die uns auch von zeitgenössischen Funden aus dem Fichtelgebirge, dem Vogtland und den entfernteren Gebieten zwischen Saale und Elbe bekannt geworden sind. Wenn wir ferner die schon früher belegte und von neuem bestätigte starke Beziehung der Funde von Cheb zum eigentlichen böhmischen Kreis in Erwägung ziehen, so sehen wir, daß wir dieses Gebiet trotz der nachweislichen Bindung nicht völlig in den charakteristischen nordwest böhmischen Siedlungsbereich einbeziehen können. Die archäologische Forschung bestätigt damit die Sonderstellung des Egerlandes im Rahmen des westslawischen Siedlungsraumes. Es vereinigte in sich, wenn auch zu verschiedenen Perioden in ungleichem Maße, die Einflüsse und Be ziehungen, die die benachbarten Gebiete der slawischen Welt mitein ander verbanden. Das Egerland nahm demnach in der besprochenen historischen Periode, aber auch später in dieser Hinsicht eine vermit telnde und darum bedeutende Stellung ein. Anschrift: Dr. Antonin Hejna, eskoslovenska akademie vd, Archeologicky stav, Praha I, Letenska 4.