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DIE BODENDENKMALE UND IHRE HISTORISCHE AUSSAGE Die in der Landschaft sichtbaren unbeweglichen Bodendenkmale des Be zirkes Karl-Marx-Stadt repräsentieren einen Zeitraum von mehr als zweiein halb Jahrtausenden Besiedlungsgeschichte. Ausschließlich auf das Vogtland ist heute das Vorkommen von Hügelgräbern beschränkt. Hier haben sich in den Wäldern etwa 25 solche einzeln oder in kleinen Gruppen zusam menliegende Grabanlagen erhalten. Der Durchmesser schwankt zwischen 8 und 12 m, die Höhe beträgt nur selten mehr als 1 m. Durch Ausgrabungen einiger Hügel wissen wir, daß es sich bei den meisten von ihnen um Gräber aus der Jungbronzezeit (etwa zwischen 1100 und 800 v. u. Z.) handelt, die da mit zu den ältesten ortsfesten Bodenaltertümern in unserem Bezirk zählen. Diese Grabhügel — dazu eine Höhensiedlung und ein Burgwall (s. unten) — sind aufschlußreiche Zeugen der infolge günstiger klimatischer Verhältnisse relativ dichten Besiedlung des Vogtlandes während der jüngeren Bronzezeit. Die sozialökonomischen Verhältnisse waren noch weitgehend urgesellschaft lich, der Wertmesser Metall als wichtiger Rohstoff für Produktions- und Schmuckgegenstände führte aber zu beginnender sozialer Ungleichheit und in der Folgezeit zum allmählichen Verfall der Urgesellschaft. — Den Aufbau der vogtländischen Hügelgräber zeigt eine untersuchte Anlage in Plauen- Chrieschwitz: Die Grabsohle bildete ein Steinpflaster, um die Zentralbestat tung (Urne mit Leichenbrand, dazu Gefäße und bronzene Schmuckgegenstände als Beigaben) war ein innerer, am Hügelrand ein äußerer Steinkranz angelegt; die Hügelschüttung bestand aus steinigem Material. Neben der zentralen Be stattung enthielt die Grabanlage weitere, später eingetiefte Gräber (sog. Nach bestattungen). 15 Daß jedoch nicht alle Hügelgräber in der Bronzezeit errichtet worden sein müssen — bei unberührten Anlagen sind Zeit- und Kulturzugehörigkeit selbst verständlich nicht bestimmbar — beweist das bekannte Grab von Rupperts- grün, Gem. Liebau, Kr. Plauen. Es war im 5. Jh. v. u. Z. von Kelten unter Ausnutzung eines Gesteinshärtlings angelegt worden und barg das Skelett eines Kriegers mit seiner Waffenausrüstung. Der Grabfund repräsentiert den nordöstlichsten Punkt in der Verbreitung der keltischen Latenekultur in un serem Raum. 16 Zu den eindrucksvollsten oberirdisch sichtbaren Bodönaltertüfnern gehören die großen ur- und frühgeschichtlichen Wallanlagen. In unserem Bezirk sind sie in der Bronzezeit und im (frühen) Mittelalter gebaut worden. Aus der jüngeren Bronzezeit stammt die befestigte Siedlung am Eisenberg in Jocketa, Gem. Pöhl, Kr. Plauen. Sie befindet sich in markanter Lage auf einem von der Trieb an drei Seiten umflossenen Bergsporn. Seine Zugangsseite riegeln zwei unmittelbar hintereinanderliegende Abschnittswälle ab; die durch Steilhänge bereits natürlich geschützten Plateauränder tragen nur einen nied rigen Wall, der sich an der Spornspitze wiederum verdoppelt. Das umwallte Areal ist etwa 450 m lang und zwischen 50 und 120 m breit. Die heute als 15 G. Billig, Ur- und Frühgeschichte des sächsischen Vogtlandes, Plauen o. J. (1954), S. 43 und Abb. 24. 16 W. Coblenz, Ein Hügelgrab der frühen Latenezeit von Liebau, 1. Grab bergung und -Inhalt, in: Arb.- u. Forsch.ber. z. sächs. Bodendenkmal pflege 5, 1956, S. 297-342. 7