standen haben muß und die offenbar Ort der Firmungen war, die Thietmar von Merseburg 1018 in Rochlitz vornahm. (Zur Abgrenzung von Burg und Vorburgsiedlungen nach dem Geländebefund s. Katalog.) 18 Seit der Mitte des 11. Jh. galt Rochlitz als Reichsburg — sie ist die einzige in unserem Bezirk — und war Aufenthaltsort deutscher Könige; Heinrich III. und Heinrich IV. stellten hier Urkunden aus. 1143 schließlich ging Rochlitz in die Hände der Wettiner über. Die aufgeführten Daten verdeutlichen, daß das den Bergsporn beherrschende Schloß nur das Endglied einer mehrhundertjährigen Bau- und Siedeltätigkeit auf slawisch-frühdeutschem Burggrunde ist und zeigen die herausragende Be deutung von Rochlitz gegenüber den anderen gleichzeitigen Anlagen. Für die bereits in freier slawischer Zeit existierenden Burgwälle in Biesern, Fischheim und Köttern ist die Weiterbenutzung durch Funde bewiesen, in welchem Um fange, ist ohne Ausgrabungen nicht zu entscheiden; in Köttern lassen sich nach dem äußeren Erscheinungsbild der Wälle bauliche Veränderungen wahr scheinlich machen, die wohl auch einem Funktionswandel der Burg entspra chen (s. oben). Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, daß die genannten Burgwälle nunmehr dem Burgward Rochlitz untergeordnet waren. Nach Ausweis der Funde sind der „Schloßberg“ in Lunzenau, Gem. Groß schiaisdorf, und der „Keßling“ in Rochlitz-Poppitz die spätesten slawischen Burgwälle im Rochlitzer Land; ihre Errichtung fällt in die Zeit nach der deut schen Eroberung des slawischen Gaues. Hypothetisch wird erstgenannter Wall — der südlichste des Gebietes — mit einem frühen Landesausbau in Ver bindung gebracht, letzterer, der ursprünglich zu einer Wüstung (Koselitz) gehörte, mit einem in seiner Vorburg zu suchenden und die Reichsburg ver sorgenden Herrengut, das in der zweiten Hälfte des 12. Jh. nach Königsfeld verlegt wurde. 19 Die Masse unserer Bodendenkmale stammt aus dem hohen und späten Mit telalter. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, daß die geschlossene Kolo nisation des Gebirges erst im Rahmen der zweiten Etappe der feudalen Ost expansion durch deutsche Siedler erfolgte. Ausgangspunkte für die Erschließung neuen Bodens in Erzgebirge und Vogtland waren Burgen im Altsiedelland. An erster Stelle muß hier Altenburg genannt werden, von wo aus das pleißenländische Reichsterritorium unter König Friedrich Barbarossa gebildet und verwaltet wurde, zu dessen wesentlichem Bestandteil das Kern stück unseres heutigen Bezirkes, das Erzgebirge und sein Vorland zwischen Pleiße und Flöha/Pockau, gehörte. Für das Vogtland waren Saalfeld und Eger — letzteres für dessen obere Landschaften — kolonisatorische Ausgangspunkte. Außerhalb der Besiedlung durch das Reich liegt die Erschließung des Roch litzer und Freiberger Raumes durch den Markgrafen von Meißen und des Gebietes um Sayda-Purschenstein und Rechenberg durch das nordböhmische 18 Die hier vertretene Auffassung über Rochlitz geht auf Herrn Dr. G. Billig zurück. Sie wurde von uns im Gelände überprüft, und wir schließen uns ihr nach den angetroffenen Befunden an. 19 G. Buchner, Standort und Funktion der Betrachtung mittelalterlicher Wehr anlagen im marxist.-leninist. Geschichtsbild, dargestellt am Beispiel des Anlagenbestandes des Bezirkes Karl-Marx-Stadt, ungedr. Phil.-Diss. PH Dresden, 1981, S. 105-107. 10