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ZWEI HYPOTHESEN ZU DEN ANFÄNGEN DER LAUSITZER KULTUR Diskussionsbeitrag Von Jan Bouzek, Prag Die frühbronzezeitliche Besiedlung der Südzone der Lausitzer Kultur (Sach sen, Schlesien, Nordmähren und Ostböhmen) war nicht immer dicht, aber trotzdem hat sie viel mehr Denkmäler hinterlassen als jene der Mittelbronze zeit. Besonders aus dem Zeitabschnitt der Mittelstufe der im Süden an grenzenden Hügelgräberkultur (B2/C1) ist - trotz gewisser Erfolge der letzten Jahre - nur ganz wenig bekannt. Da diese Tatsache innerhalb des erhaltenen archäologischen Materials selbst nicht zu erklären ist, dürfen wir vielleicht nach einer anderen Lösung suchen. Die ganze vorgeschichtliche Besiedlung Böhmens hat die Höhe von 400 m über NN fast nie überstiegen, und meistens bedeuten schon 350 m über NN die Grenze der kontinuierlichen Besiedlung. Ein noch deutlicheres Bild bietet ein Vergleich mit der Karte der Vegetationsdauer: die Besiedlung steigt kaum über die jetzige frostlose Periode von 130-120 Tagen; schon zehn Tage weniger bedeuteten für den damaligen Menschen, daß es unmöglich war, genug zu ernten. Bereits eine geringe Klimaveränderung, die uns heute gar nicht beeinflußt — wir sprechen höchstens von kalten Sommern oder Wintern - könnte für ein vorgeschichtliches Volk schon eine Katastrophe bedeuten: nach ein paar schlechten Jahren müßte die Bevölkerung umsiedeln oder aus sterben. Nach einigen Forschern, welche die Meeresspiegelschwankungen studierten, herrschte tatsächlich während der mitteleuropäischen Mittel bronzezeit ein ungünstiges, kälteres Klima in Nordmitteleuropa, ein günstiges dagegen (mit viel Regen) in den Mittelmeerländern, während sich die Lage in der Urnenfelderzeit völlig verändert hat: im Süden war es zu heiß und trocken, im nördlichen Mitteleuropa dagegen milder, günstiger 1 ). Wenn wir ’) Vgl. R. W. Fairbridge, Eustatic Changes and Sea Level, in: Physics and Chemistry of the Earth 4, 1961, S. 49 50 mit Abb. 14; anders, aber in unserem Fall ähnlich W. Willet, in: Climatic Changes, Cambridge/Mass. 1952; weitere Literatur und Hinweise auf das archäologische Material: R. Carpenter, Discontinuity in Greek Civilisation, Cambridge 1966 (vgl. die Besprechung von H. H. Lamb, in: Antiquity 41, 1967, S. 233-234); A. Banner, Zum jüngsten Artemision von Ephesos, in: Jahreshefte des Österreichen Archäolo-