Es kam im besonderen darauf an, regionale Gruppen und ihre chronologischen sowie räumlichen Grenzen wiederzugeben, ihre Entstehung soweit wie möglich zu beleuchten und ihr Ausklingen zu zeigen. Auch Fragen des Grabbrauches standen zur Diskussion, wie selbstverständlich den Problemen der offenen und befestigten Siedlungen weiter Raum gewidmet werden mußte. Eine klar abgegrenzte Gruppenbildung war nur teilweise zu erkennen, und zur Lösung ökonomischer sowie sozialer Verhältnisse fehlen noch größere Reihenuntersuchungen an allen Variationen von Siedlungen, da die Gräber feldausbeute trotz teilweise subtilster Beobachtungen zur Beantwortung solcher Fragen nicht ausreicht, zumal die kultisch bedingten Ausstattungen verschiedentlich soziale Unterschiede nicht betonen. Weiterhin wurde bewußt darauf verzichtet, die Fragen des Ethnikums der Träger der Lausitzer Kultur zu behandeln, da hierzu z. Z. keine neuen Aspekte vorgetragen werden können und die bisher vorliegenden Meinungen und Deutungen unbefriedigend geblieben sind, ganz davon zu schweigen, daß ohnehin heute kaum klar entschieden werden kann, ob die Gesamtmasse der Träger der Lausitzer Kultur über die weiten Verbreitungsgebiete mit einem einzigen Ethnikum gleichgesetzt werden darf, noch dazu für eine Epoche, für die auch auf anderen Wissenschaftszweigen (hier besonders die Sprachwissen schaft) noch keine allgemein glaubhaften oder gar anerkannten ethnischen Zuweisungen zumindest für den größten Teil Mittel- und Osteuropas — also das Gebiet der Lausitzer Kultur - gelungen sind. Außerdem gehen die histo rischen Quellen nicht in so frühe Zeiten zurück, zumindest nicht solche, die mit Völkernamen im obengenannten Gebiet zu verbinden sind. Da aber auch Völker sich erst entwickeln und Veränderungen unterliegen, kann nicht wahllos eine viele Jahrhunderte später erst auf tretende ethnische Gruppe mit überliefertem Namen bedenkenlos mit den Bewohnern der gleichen Gegend aber einer wesentlich früheren Zeitspanne gleichgesetzt werden. Die Referate der Tagung finden sich bis auf wenige Ausnahmen 1 ) in diesem Bande vereint und sollten doch einen wesentlichen Ausschnitt aus dem der- 1) Die meisten Arbeiten wurden bereits bei der Aussprache Ende November 1967 abgegeben, weitere trafen wenig später ein. Die Überarbeitung der Übersetzungen und der Abbildungs vorlagen kostete nochmals mehrere Wochen. Im 3. Quartal 1968 konnten die Manuskripte dann der Druckerei übergeben werden, nachdem die Klischeeherstellung für die Ab bildungen bereits Monate vorher erfolgt war. Die bis Ende September 1968 noch nicht abgelieferten Beiträge konnten nunmehr auch als Nachträge nicht mehr berücksichtigt werden. Es handelt sich dabei im einzelnen um die Vorträge von G. Billig (Dresden) über Beobachtungen zur Hügelgrabsitte und F. Horst (Berlin) über die kulturelle und historische Stellung der jungbronze- und früheisenzeitlichen Formenkreise an der mittleren und unteren Oder. Erfreulicherweise kann das im Programm vorgesehene Referat von D.-W. Buck (Potsdam), das wegen einer Genesungskur ausfallen mußte, über die Funk tion der befestigten Billendorfer Siedlungen in Brandenburg hier mit abgedruckt wer den, da der Verfasser dankenswerterweise Text und Abbildungsunterlagen rechtzeitig zur Verfügung stellte.