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Ende ein wesentlich kleinerer Bereich lausitzisch besiedelt. Die größte Aus dehnung wurde in der vollentwickelten jungbronzezeitlichen Stufe erreicht (etwa Seger Stufe B, Mont. IV, Reinecke HA 2 ). Diese kulturelle Expansion tritt damit am Ende der Buckelstufe am wirksamsten in Erscheinung, was nicht nur ganz augenfällig etwa für die sächsische Gruppe gilt, sondern ebenso auch für den Südosten. Weder für die Entstehungszeit der Lausitzer Kultur noch für die Epoche ihrer weitesten Ausbreitung kann davon gesprochen werden, daß die Vergrößerung des Siedlungsgebietes nur von einem bestimm ten Punkt oder einer Gruppe ausgeht, vielmehr ist eine allseitige Ausdehnung zu beobachten. Bei der Beurteilung von benachbarten Erscheinungen wird außerdem deutlich, daß die Gebirge keine ausgesprochenen Grenzen bilden. Als Beispiel mögen die vielen Zeichen engster Verwandtschaft u. a. zwischen der sächsisch-lausitzischen Gruppe und dem nordböhmischen Gebiet jenseits vom Lausitzer und Elbsandsteingebirge, zwischen der Gegend von Cheb (Eger), Ostthüringen und dem Vogtland oder das Land beiderseits der Mähri schen Pforte genügen. Es zeigt sich auch hier wieder deutlich, daß ja die Flüsse kaum als Grenzen gelten können, sondern viel eher als Verbindungen, und daß sie ja als Leitlinien für die ältesten Verkehrswege zusätzlich die Gebirgsschranken auf schließen. Schon auf Grund der Vielgestaltigkeit, der weiten Verbreitung und klar her vortretender Gruppen ist in den letzten Jahrzehnten, wenn auch meist ohne schriftlichen Niederschlag, so doch recht oft die Vermutung entstanden, daß es sich bei dem heute gefaßten Begriff der Lausitzer Kultur vielleicht gar nicht um eine einheitliche und inhaltlich fest abgegrenzte Kultur handelt 3 ). So beobachten wir auch die größte Einheitlichkeit nicht am Anfang der Ent wicklung, sondern am ehesten zur Zeit der größten Ausdehnung. Nach dem Gesagten nimmt es kaum wunder, daß auch die Entstehung unserer Kultur nicht einmalig und an einem Ort bzw. in einer begrenzten Region oder in zusammenhängenden Gebieten erfolgt ist. Das gilt auch für die anfangs so festgefügt erscheinenden Westgruppen. Bereits die Ausgangspunkte sind lokal zu bestimmen und durch geschlossene Typenkollektionen von Keramik, aber auch von Bronzen gekennzeichnet. Damit zeigen sich schon am Anfang mehr oder weniger scharf trennbare Gruppen und Untergruppen. Im Osten der Verbreitungsgebiete ist zweifellos die heimische Trzciniec-Kultur wesentlich an der Entstehung des dortigen Zweiges der Lausitzer Kultur beteiligt, während die „Vorlausitzer Kultur“ in den westlicheren Regionen des Gesamt verbreitungsgebietes und entlang der Gebirge unverkennbar Elemente der 3) Einzelgruppen u. a.: die sächsisch-lausitzische, brandenburgische, pommersche, mittel schlesische, oberschlesisch-kleinpolnische, großpolnische, schlesisch-mährische und slo wakische Gruppe oder etwa die kulturellen Einheiten von Wysocko, Tarnobrzeg, Ulwowek, Aurith, Göritz und zeitlich noch begrenzter Billendorf.