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gemeinen eine gefäßreiche Ausstattung eigen, aber örtliche und zeitliche Ver schiedenheiten lassen sich nicht übersehen. Das gilt bereits für die Unmög lichkeit einer absoluten Trennung zwischen Hügel- und Flachgräberfeldern. Zweifellos gibt es eine ganze Reihe von Friedhöfen, die nur eine der beiden genannten Formen aufweisen, oft aber treffen wir Plätze mit gemischter Be stattungsart an. Dabei ist nicht immer ein zeitliches Nacheinander festzu stellen oder gar eine Heraushebung der arbeitsaufwendigeren Hügel. Gerade Hügel zeigen überraschenderweise oft eine verhältnismäßig ärmliche Aus stattung, so daß es im Durchschnitt schwer wird, einen allgemeingültigen Grund für die Errichtung dieser besonderen Grabbauten zu finden. Es ent steht geradezu ein Gegensatz zwischen beiden Phänomenen, da reiche Inhalte in den überragenden Bodendenkmalen erwartet werden müßten. (Man ver gleiche aber auch die ärmliche Ausstattung der riesigen „Königshügel“ von Gamla Uppsala.) Es zeigt sich immer deutlicher, daß die Grabformen nicht stufengebunden sind und daß auch in den Variationen der verschiedenen Bestattungsgruben selbst auf dem gleichen Friedhof meist großer Spielraum herrscht (Brandgrube, Brandschüttung, Erdgrab ohne Steinschutz, Stein pflaster, Steinkisten, Steinmantel, Steinkreis u. ä.; neben der Brandbestattung bisweilen daneben auch noch die Niederlegung unverbrannter Leichen). Regionale Bräuche spielen hierbei sicherlich eine große Rolle, wie auch die Abhängigkeit vom örtlich zur Verfügung stehenden Material nicht übersehen werden darf. Nach der systematischen Vorlage geschlossener Gräberfelder und ganzer örtlicher Gruppen werden sich hierbei aber u. E. trotzdem noch ge wisse Gesetzmäßigkeiten herausarbeiten lassen. Vor allem aber fehlt eine Viel zahl guter und moderner Beobachtungen bei den Ausgrabungen selbst, ein schließlich der Untersuchungen von Leichenbränden. Dann werden sich auch die Fehldeutungen immer mehr reduzieren lassen. So nahm man z. B. bisher meist an, daß u. a. Klappern zur Ausstattung von Kindergräbern gehörten, während systematische Untersuchungen zeigten, daß sie offenbar auch bei Erwachsenengräbern, wie die Sondierung von Leichenbränden ergab, auf treten, allerdings auch nicht als Beigaben der eigentlichen Grabausstattung, sondern öfter als die Reste des Totenzeremoniells. Bisweilen wurden sie näm lich in den Füllschichten über den Grabgruben gefunden, kamen also erst nach der Beisetzung mit unter die spätere Oberfläche. Siedlungen der Lausitzer Kultur sind im Verhältnis zu den Gräberfeldern leider nur in relativ geringer Zahl ausgegraben worden 9 ). Dabei ist niemals die ’) Offene Siedlungen fallen im Gelände kaum auf. Hinzu kommt, daß sie recht oft an Stellen liegen, die auch in den folgenden Jahrhunderten his zur Gegenwart zur Anlage von Wohn- und Wirtschaftsbauten genutzt worden sind (im Gegensatz zur bevorzugten Hang- und Höhenlage der Friedhöfe), damit weitgehender Überbauung und Zerstörung unterlagen. Weiterhin werden die meisten Funde von Laien entdeckt, und gefäßreiche Gräber fallen weit mehr auf als unscheinbare Siedlungsscherben. 2 Denkmalpflege 17