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Die Bärenkralle in vor- und frühgeschichtlicher Zeit Von Elisabeth Schmid, Bonn Mit 7 Abbildungen und 2 Karten Im Verlauf ihrer Leichenbranduntersuchungen konnte Frl. Dr. U. Thieme-Bonn aus Grab 72 des Gräberfeldes von Zehmen, Kr. Leipzig, einen Tierknochen aus scheiden, den sie mir zur Bearbeitung überließ. Es war eine Bärenkralle, die durch ihre dreifache Durchbohrung eine Besonderheit darstellt und so zu vorliegender Untersuchung anregte. Frl. Dr. Thieme sei für ihr Entgegenkommen auch an dieser Stelle gedankt. Ferner bin ich folgenden Herren für bereitwillige Unterstützung im Verlauf meiner Arbeit zu Dank verpflichtet: Prof. Dr. La Baume-Königsberg, Dr. H. Iven-Köln, Prof. Dr. v. Stokar-Köln, Prof. Dr. K. Tackenberg-Bonn und K. Voigtmann-Königsberg. Dank gebührt auch dem Naturkundlichen Heimatmuseum Leipzig für die Zusendung der Gefäßreste des Grabes 72 von Zehmen. Im folgenden werden die bekanntgewordenen vor- und frühgeschichtlichen Bärenkrallenfunde eingehend beschrieben. Es seien daher zunächst mit Hilfe von Abb. 1 die Elemente dieses letzten Zehen- bzw. Fingergliedes kurz erklärt: Die am lebenden Tier sichtbare Kralle besteht aus Hornsubstanz wie unsere Finger nägel. Sie sitzt auf dem äußersten Fingerglied, dem Krallenbein, dessen sehr schmale, lange und hohe Form der Hornkralle entspricht. Nach hinten (proximal) verbreitert sich das Krallenbein und schließt mit der Gelenkfläche zum zweitletzten Fingerglied hin ab. Auf den beiden Seitenflächen wulstet sich — entlang dem Gelenkrand — ein kleiner Saum hoch, der sich unten zum kräftigen Krallenhöcker verdickt. Am lebenden Tier drückt dieser Höcker auf den weichen Hautballen, der an jeder Pfote hinter der Kralle beobachtet werden kann. Von dem Krallenhöcker ausgehend, zieht um die Kralle eine dünne Knochenleiste, die an der Wuistung entlang dem hinteren Rande angewachsen ist und nach vorn zu — vor allem oben — vom Krallenbein absteht. Auf diese Art wird eine Scheide gebildet, in der die Wurzel der Hornkralle steckt. Zudem schließt mit der Leiste auch das Fell der Pranke ab. Den vor- und frühgeschichtlichen Krallen fehlt — wie fast allen fossilen Krallen — diese Leiste, da sie infolge ihres dünnen Baues sehr zerbrechlich ist. Abb. 1 b gibt die Aufsicht auf die Gelenkfläche wieder, die sich zwischen Krallenhöcker und der oberen Muskelansatzfläche erstreckt: ein runder, senkrechter Grat gliedert die konkave Fläche in zwei schalenförmige Mulden, die mit den Vorwölbungen der äußeren (distalen) Gelenk fläche des zweitletzten Fingergliedes ein stabiles Scharniergelenk bilden. Abb. 1: Bärenkralle, schematisch. Nat. Gr. 37