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C. DIE UNVERZIERTEN UND PROFILIERTEN SCHEIDEN bilden den größten Teil der sächsischen Scheibenfunde. Sie lassen sich wiederum in drei Gruppen aufteilen, deren jede solche verschiedener Größe aber ähnlicher Ausprägung enthält. Gemeinsam ist allen die schlichte Form und das Fehlen linearer Verzierung. Neu ist dagegen das Auftreten von Profilierung, die in wenigen Fällen durch Guß, meist aber durch Knickung des Scheibenbleches ausgeführt ist. a. Scheiben mit massiv gegossenem Dorn und kräftiger Profilierung sind in Sachsen in unterschiedlicher Größe und zugleich durch eine Gußform ver treten : 6. Dresden-Tolkewitz. Die Scheibe (Abb. 2) ist stark verbogen und nur ungefähr zur Hälfte erhalten. In der Ergänzung (Abb. 2a) hat sie einen Durch messer von 12 cm und gehört damit zu den größten Stücken Sachsens überhaupt. Sie ist schwach gewölbt und besitzt schmalen, glatten Rand, kurzen kräftigen Dorn und zwischen beiden auf der Vorderseite sieben breite Kreisriefen, deren innerste in den Dorn übergeht. Auf der glatten Rückseite, die die Riefen der Oberfläche nicht erkennen läßt, sitzt etwa in der Mitte, aber gegen den Dorn der Vorderseite etwas verschoben, eine kräftige Öse. Die Scheibe wurde im Juli 1938 im Ufer schlamm der Elbe als Einzelstück gefunden und dem Landesmuseum für Vor geschichte in Dresden eingeliefert (S.: 479/41). Die Zeitstellung und kulturelle Zuordnung der Scheibe ist gut gegeben durch zwei Vergleichsstücke in den beiden böhmischen Hortfunden von Jenschowitz, Kr. Melnik 9 ), und Kamaik, Kr. Leitmeritz 10 ), die beide bezeichnend für die Knowiser Urnenfelderkultur Böhmens sind, und zwar nach J. Böhm 11 ) für den Typ Saaz- Jenschowitz, und die mit aller Sicherheit der Stufe Hallstatt A zugerechnet werden müssen. Die Zeitstellung nach nordischer Zeitrechnung verraten die in beiden Hort funden enthaltenen Bronzetassen von der Art Kirkendrup, die auch in Sachsen 12 ) auftreten. Gerade diese Tassen hat E. Sprockhoff 13 ) nach ihrer Stellung in der nordischen und süddeutschen Zeitordnung untersucht, und er hat festgestellt, daß sie sowohl der 4. als auch der 5. Stufe nach Montelius angehören. Dabei dürfte allerdings der jüngeren Stufe heute nicht mehr der von Sprockhoff zugesprochene Vorrang zukommen. Dies bestätigt eine weitere solche Scheibe aus dem Hortfund von Segen-Gottes bei Rossitz, Bez. Brünn 14 ). Von diesem Fund gehören zwanzig massive, reich ver zierte Armreifen kulturell der süddeutschen Urnenfelderkultur und zeitlich der Stufe Hallstatt A an, während zwei blechförmige Armspiralen mit gekerbtem Mittelsteg, wie ein von K. Schirmeisen selbst gezogener Vergleich mit dem Hort von Städtel, Kr. Namslau 15 16 * ), zeigt, einwandfrei der Stufe 4 nach Montelius zuzuzählen sind. Im Gegensatz zu der Datierung Schirmeisens in die ältere Bronzezeit muß also dieser Fund ebenfalls der Stufe 4 zugerechnet werden. Demgegenüber liegt allerdings eine gleiche Scheibe unter den reichen Funden von Velem St. Vid 18 ) vor, und zwar glücklicherweise in dem einzigen geschlossenen Zusammenfund von dort, den 9) A. Stocky, La Boheme ä l’äge du Bronze (1928) Taf. 46, 14; J. Schranil, Die Vor geschichte Böhmens und Mährens (1928) Taf. 30, 29. 10 ) J. Böhm, Die Grundlagen der Hallstattperiode in Böhmen (1937) 121, Abb. 55. n ) Ebenda (deutsch) 260. 12) G. Bierbaum, Bronzegefäße und Bronzedeckel aus Sachsen. Festschrift . . . Bautzen (1926) (vgl. Anm. 3) 66ff., Taf. VII und VIII. 13 ) E. Sprockhoff, Zur Handelsgeschichte der germanischen Bronzezeit (1930) 57 ff. 14) K. Schirmeisen, Sudeta 1 (1925) 137ff., Abb. 5. 15) H. Seger, Schlesiens Vorzeit in Wort und Bild, N. F. IV (1906) 32, Fig. 44. 16) K. Frh. v. Miske, Die prähistorische Ansiedlung Velem St. Vid I (1908) 421'., Typ 20, Taf. XXXVI, 50.