Volltext Seite (XML)
gebildet 6 ), da es der Königl. Antiken-Sammlung und ebenfalls unentgeltlich über reicht ward), gilt unbezweifelt als eine wichtige Auffindung, und obschon es sich auf eine Meile weit von dem Fundorte jener zahlreichen Bronzegeräthe ergab, so war es unläugbar ebenfalls dorthin gehörig und beweist mithin das einstige Vorhandensein einer . . . Bronzegießerei in jener Elbgegend zwischen Großenhain, Meißen und Riesa. fn den letzten Jahren ergaben sich noch zwei gleiche Gußformen; die eine, welche dem Herrn Hofrat Klemm für sein schätzbares culturhistorisches Kabinet, wo ein solches Alterthum noch fehlte, überlassen ward, zeigt die Vertiefung zum Gießen von Nadeln usw. Ein später gefundenes für mich zurückbehaltenes Exemplar zeigt die Form einer Sichel auf der einen Seite, während die andere unbearbeitet ist; die Masse, welche bei aller Härte sich etwas schaben läßt, scheint ein Kunstproduct und ein mit viel Glimmertheilen vermischter Thon zu sein. — Ungeachtet vielfacher Untersuchung und Begehung der betreffenden Zschauitzer Feldfluren haben sich weiter gleichartige Stücke oder sonstige alterthümliche Überreste daselbst nicht auffinden lassen.“ Dieser Bericht wie die von Preusker beobachteten denkmalpflegerischen Maß nahmen (vielfache Untersuchung und Begehung der betreffenden Fluren) zeigen erneut, wie außerordentlich zeitgemäß der Verfasser der „Blicke in die vaterländische Vorzeit“ vom Standpunkt eines wirksamen Denkmalschutzes gewesen ist und gebandelt hat. Aus den Originalkatalogen der Preuskerschen Sammlung im Landesmuseum für Vorgeschichte (zu Nr. 745) läßt sich ergänzend entnehmen, daß Preusker die Stücke von dem Besitzer des Ritterguts Nieder-Zschauitz, Ernst Oskar Füßel, erhalten hat. Während als Fundzeit für die Gußform A der Herbst 1853 feststeht, kommt für die beiden anderen nur der Herbst 1855 in Betracht. Denn Preusker spricht in seinen beiden Veröffentlichungen vom August 18556) ausdrücklich nur von „einer . .. Gießform“. Gustav Klemm dankt Preusker für die Überlassung der Form B, welche die Nummer 5234 seiner Sammlung bekommen hatte, mit einem Brief vom 5. No vember 1855; und auf der Gußform C haftet noch ein Zettel, der mit Preuskers eigener Handschrift das Jahr 1855 und den Rittergutsbesitzer Füßel als Geber be zeichnet. Die Gußformen A und G sind Eigentum des Landesmuseums für Vorgeschichte; sie kamen offenbar beide 1879 vom Antikenkabinett an den Vorläufer des Landes museums, das damalige Mineralogisch-Geologische und Prähistorische Museum. Die Gußform B aber ging mit dem übrigen vorgeschichtlichen Material der Sammlung Klemm im Jahre 1868 an das Britische Museum in London’). Das Landesmuseum besitzt davon lediglich zwei Gipsabgüsse, den einen aus älterer Zeit (der Etikette nach aus der Preusker-Sammlung), den anderen, getönt (dazu die photographischen Aufnahmen beider Seiten in natürlicher Größe) vom Britischen Museum seit dem Jahre 1930 8 ) dank der freundlichen Vermittelung durch Professor Dr. A. Mahr-Dublin. Ich übersehe nicht, inwieweit Preusker mit seiner Vermutung 6 ) recht hatte, daß die Gußform A eine „wohl noch nicht anderwärts in Deutschland vorgekommene 5) K. Preusker, Übersicht der mit der Kgl. Antiken-Sammlung in Dresden vereinigten Preusker'schen Sammlung vaterländischer Alterthümer (Leipzig und Großenhain 1856) 10 f. mit Abb. 61. — Hier schreibt er u. a.: „... Dieses Stück ist unbezweifelt eine wichtige, wohl noch nicht anderwärts in Deutschland vorgekommene Auffindung...,“ ") G. Bierbaum, Sachsens Vorzeit (1937) 23: Nr. 29 und 30 des Schriftenverzeichnisses von K. Preusker. ’) G. Bierbaum, Altschlesien 5 (1934) 124 mit Anm. 3; L. Franz, Sachsens Vorzeit (1939) 113f. ") G. Bierbaum, Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit 6 (1930) 85. 27