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für alle späteren Verzweigungen innerhalb dieser Kultur bilden. Neben diesen Anhängern finden sich aber in der gleichen Zeit und Kultur auch massive Scheiben mit Dorn und breiter Riefe um diesen, die nicht nur in Oberbayern 29 ), sondern auch in der Oberpfalz, in Schwaben und Mittelfranken verbreitet sind. Gerade diese bedürfen eigentlich nur einer Befestigungsöse, um daraus die Scheibe von Dresden-Tolkewitz zu bilden. Dieser Wechsel der Befestigung wird auch tatsächlich stattgefunden haben, das heißt, die Scheibe fand in dieser Zeit der beginnenden Urnenfelderkultur einen neuen Gebrauch. Aus den bisher nach Ausweis der Grab befunde als Gürtelschmuck getragenen Scheiben wird nunmehr Pferdeschmuck, der am Riemenzeug nicht anders als durch Ösen befestigt werden konnte. Der Gebrauch als Pferdeschmuck ist ja für die flachen, in der Lausitzischen, Böhmischen und Süddeutschen Urnenfelderkultur weit verbreiteten Ösenknöpfe erwiesen 30 ), und so lag es nahe, diese besonders großen und schmucken Scheiben auch dafür zu verwenden. Was für die Scheiben mit Kreisriefen gilt, mag auch für die Scheiben mit ge knicktem Rand vermutet werden. Allerdings liegen für diese nach einer flüchtigen Durchsicht des Schrifttums keine Vergleichsstücke in den gleichen Gebieten vor. Die Verzierungsweise hingegen ist dort reichlich vertreten, und zwar bereits in der Hügelgräberbronzezeit 31 ) an den eben erwähnten kleinen flachen Ösenknöpfen, die auch Sprockhoff, wie erwähnt, als bei der Bildung mitwirkend heranzog. Nach alledem scheint es wahrscheinlich, daß auch diese Scheiben eine Weiterbildung der süddeutschen Anhänger und Scheiben sind und nur eine zufällige Annäherung an die norddeutschen älterbronzezeitlichen Scheiben eine Entwicklung vortäuscht, wie sie E. Sprockhoff aufzeigte. Denn daß die Herausbildung dieser Scheiben in innerem Zusammenhang mit den ostdeutschen und süddeutschen Ösenknöpfen stattgefunden hat, legt die folgende Scheibe nahe. 10. Mölkau, Kr. Leipzig. Aus einem Grabe liegt von dort eine kleine Scheibe von nur 2,4 cm Durchmesser vor, die R. Moschkau 32 ) wegen der an ihr recht gut zu erkennenden Gußtechnik veröffentlicht hat. Sie gehört nach R. Moschkau der Stufe 4 nach Montelius an. Sie besitzt einen flachen Dorn und zwei Ösen auf der Rückseite. Verrät schon die geringe Größe, daß es sich hier eigentlich um einen Vertreter der Ösenknöpfe handelt, so legen dies die zweifachen Ösen noch besonders nahe, denn bei diesen ist eine derartige Befestigungsart außerordentlich häufig 33 ). Im übrigen wird auf die flachen Scheiben weiter unten noch einzugehen sein. b. Die Scheiben mit leicht gewölbter Oberfläche, wenig aufgebogenem Rand, ohne Stachel und Verzierung sind in Sachsen nur in zwei Stücken recht ver schiedener Größe vorhanden. Sie stammen beide aus Hortfunden. 11. Wildenhain, Kr. Großenhain. In dem Hortfund befindet sich neben zwei mittelständigen Lappenbeilen, einer Lanzenspitze, einer Sichel, einem Armring, einer bandförmigen Armspirale mit Zickzackmuster und einem scheibenförmigen Anhänger mit Perlkreisen und Nieten eine leicht gewölbte Scheibe von 5,3 cm Durchmesser mit wenig aufgebogenem Rand und verhältnismäßig kleiner Öse auf der Rückseite (Abb. 4). Der ganze Fund wurde von W. Radig abgebildet und be- 29) J. Naue, Die Bronzezeit in Oberbayern (1894) 19 und 138ff., Taf. XXV, 6. 30) H. Preidel und M. Wurdinger, Spätbronzezeitliche Hügelgräber bei Saaz. Sudeta 4 (1928) 107 ff., Abb. 7. 31) G. Behrens, Bronzezeit Süddeutschlands (1916) 197, Abb. 38:6. 32) R. Moschkau, Sachsens Vorzeit (1938) 55, Abb. 1 und 2. 33) II. Seger, Prähistorische Zeitschrift 1 (1909) 196ff., Abb. 4—6 und 13—16; .1. Frenzel, Festschrift Bautzen (1926) Taf. VI, Fig. 13. 23