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Entsprechungen sind im Bereich der Lausitzer Kultur vorhanden 65 ). Der mit einiger Wahrscheinlichkeit gleichzeitige Einbaum stellt, vorausgesetzt, daß die Zeichnungen dem Originalbefund entsprechen, ein Unikum dar. Die Anlage von Kleinsaubernitz, neben Biehla, Kreis Kamenz, der einzige Vertreter von Sumpfringwällen in der Oberlausitz, reiht sich somit in die Gruppe der Burgen ein, die für die Spätphase der Lausitzer Kultur charakte ristisch sind. Die überwiegende Mehrzahl dieser Anlagen fiel kriegerischen Auseinandersetzungen zum Opfer 66 ). Die Ursachen für den Bau und die Zer störungen werden in den Spannungen innerhalb der Stämme und Stammes- verbände der Träger der Lausitzer Kultur gesucht werden müssen 67 ), wenn man nicht, zumindest für einen Teil der Burgen, von Südosteuropa aus ein brechende Reitervölker für ihr Ende verantwortlich machen will 68 ). So mag auch die Burg von Kleinsaubernitz, eine der größten der Oberlausitz, befestigte 65) Z. B. aus Biskupin, vgl. J. Slaski, Luzyckie wyroby drewniane z Biskupina, in: III Sprawoz- danie z prac wykopaliskowych w grodzie Kultury Luzyckiej w Biskupinie w powiecic niskim za lata 1938-1939 i 1946-1948, Poznan 1950, S. 160 ff., z. B. Abb. 3a. 66) Darauf weisen neben den oft mehrfachen Zerstörungshorizonten und Brandschichten in den Wällen auch die unbestatteten menschlichen Überreste im Wallbereich und der Innenfläche mehrerer Burgen hin. Z. B. T. Malinowski, Ringwall, Erddamm und offene Wohnsiedlung der frühen Eisen zeit in Slupca (Großpolen), in: Frühe polnische Burgen, Weimar 1960, S. 47 ff (dort Reste von Kindern, Frauen und Männern). (Siedlung Sobiejuchy), Z. Rajewski und Z. Bukowski, a. a. 0., S. 32, H. Schubart, Ausgrabungen auf dem friiheisenzcitlichen Burgwall von Basedow, Kreis Malchin, 1958, in: Ausgrabungen und Funde 4, 1959, S. 182 ff. 67) Diese vor allen Dingen von der polnischen Forschung angedeutete Lösung (z. B. Z. Rajewski, a. a. 0., S. 22 ff., W. Szafraski, a. a. O., S. 39 ff.), die in den Funden von Knochen- bzw. Horn pfeilspitzen und Lanzenspitzen lausitzischer Prägung in den Mauern einiger Burgen wie Sobiejuchy (Z. Rajwcski und Z. Bukowski, a. a. O., S. 32,) und Slupca (Malinowski, a. a. 0., S. 55) eine Stütze findet, wird den historischen Gegebenheiten am nächsten kommen (K.-H. Otto, Einige archäolo gische Hinweise zur Sozialgeschichte der Bronzezeit, in: Ausgrabungen und Funde 3, 1958, S. 244f.). Wenn sich diese Verhältnisse in Einzelheiten auch nicht ohne Vorbehalte auf die sächsischen Gebiete übertragen lassen (hier fehlt noch die dazu notwendige breite Materialgrundlage), so dürfte doch der Bau derartiger befestigter Plätze als eine allgemeine Erscheinung innerhalb der engeren Lausitzer Kultur auch für das oberlausitzisch-sächsische Gebiet in den gleichen Zerfallserschei nungen innerhalb der Urgesellschaft begründet liegen. 68) Die von M. Jahn (Völkerwanderungen vor der Völkerwanderungszeit in Schlesien, Mannus VI. Er gänzungsband, Leipzig 1928, S. 271 ff.,) für polnische Gebiete sehr wahrscheinlich gemachten Ein- fälle, ,skythischer" Reiterscharen werden neuerdings von 0. Kleemann (Die dreiflügeligen Pfeilspitzen in Frankreich, in: Akademie der Wissenschaften und Literatur, Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse, Jg. 1954, Wiesbaden 1954, S. 8911.) in Frage gestellt. Dazuletzt lich M. Chmielewska, Luzyckie i scytyjskie zabytki znalezione w schronisku Skalnym w Miejsco- woci Rz^dkowice, Pow. Zawicrcie, in: Wiadomosci Archeologiczne XXIII, 1956, S. 81 ff. Sieht man von den beiden Dolchen von Kleinneundorf (L. Feyerabend, Zwei Bronzedolche aus Neundorf an der Landeskrone, in: Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz, Bd. II, Görlitz 1903—1913, S. 88 ff.) ab, sind „skythische" Pfeilspitzen bisher nur von der Landeskrone bei Görlitz bekannt (W. Coblenz, a. a. O., 1955, S. 414). Zumindest scheinen also Menschengruppen, die Waffen südosteuropäischer Herkunft verwendeten, auch im Gebiet der Oberlausitz aufgetreten zu sein, ohne daß sie bisher für die Zerstörung anderer, gleichzeitiger Burgen in Betracht gezogen werden können. 5* 67