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Geschenkgeberin von Spindeln, nach denen sie im schle sischen Gebiet den Namen Spillahole trägt. Slawisiert als Pechtra-Baba ist sie den slowenischen Hirten bekannt, die sie mit einer goldenen Spindel über die Berge gehen sehen 12 ). In der christlichen Glaubenswelt tritt außer der Gottes mutter Maria die heilige Gertrud, die Nachfolgerin der Holda, mit dem Attribut der Spindel auf wie auch die heilige Walpurga. Von ihrer Spindel hilft nach dem Volks glauben schon ein Faden, daß man in keiner Gefahr um kommt 13 ). Hier ist die Vorstellung vom Lebensfaden der spinnenden Urmütter nicht zu verkennen. Damit stellt sich noch einmal die im magischen Gebrauch faßbare Segenskraft der Spindel heraus. Und dieser Segenskraft wollte man sich vergewissert sehen, wenn man sie, wie in Reudnitz und Olbersdorf, dem praktischen Gebrauch entziehend, im Hausbereich vergrub oder einmauerte. Nach alledem können Spindel und Spinnwirtel nicht allein unter textiltechnischen Gesichtspunkten begriffen werden. Die hier skizzierte magisch-sakrale Verwendung wird bekräftigt durch die eingeritzten Zeichen auf vorge schichtlichen Wirteln, die nur zum Teil schmuckhaft gedacht sein können, die aber als Kreuz-, Wirbel- oder Tiermotive den Heilscharakter des Gerätes dartun 14 ). Es gibt einen Begriff von der Dauer solcher Heilsauffassung des Spinn gerätes, wenn in Böhmen noch im 18. Jahrhundert gläserne Spinnwirtel gefertigt wurden, die in Emailfarben drei lie gende Kreuze zeigen. Sie entsprechen als Heilszeichen den drei Kreuzen, die der Bauer mit dem Messer über dem Brote macht, bevor er es anschneidet. Abb. I. Leipzig. Etwa 1:2. 12) J. Waschnitius, Perht, Holda und verwandte Gestalten, Wien 1914, S. 62. 13) Th. Vernaleken, Alpensagen, Wien 1858, S. 110. 14) Hierzu Ausgrabungen und Funde 4, 1959, S. 122 ff. (R. Moschkau) und Germania 37, 1959, S. 35 ff. (R. A. Maier).