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Schaufel beste Verwendung gefunden haben. Für diese Deutung bietet sich als Stütze die Gestaltung des distalen Endes (Abb. 3 c) an. Die 2,4 cm starke Knochenwand ist hier schräg abgearbeitet (?), jedenfalls zugeschrägt, wobei die transversale Fläche geglättet und der distale äußere Rand gerundet ist und stellenweise Aussplitterungen zeigt, die aus einer grabenden bzw. schau felnden Handhabung herstammen könnten. Auch an der inneren Wandung des Knochenstückes (Abb. 3 b) erscheint stellenweise die Spongiosarauhung wie durch Angreifen geglättet. Kann die Verwendung dieses Knochenstückes als Grabschaufel nicht bewiesen werden, da keine typenmäßige Zurichtung festgestellt werden kann, so ist doch die Form und Handlichkeit so augenschein lich, daß uns die Nutzung des Knochenstückes durchaus gegeben erscheint. Wir glauben nicht, daß es sich bei dem vorliegenden Knochen um einen Typ handelt. Wenn es überhaupt ein absichtlich nachgearbeitetes Knochenstück ist, das beim Zerschlagen des Röhrenknochens zum Zwecke der Markgewinnung entstand, dann kann man nur von einem Zufalls- oder Hilfsgerät sprechen. Kulturelle Stellung Die formenkundliche Analyse stößt bei geringer Stückzahl immer auf Schwie rigkeiten, da es ohnehin nur wenige Steingerätetypen gibt, die den Charakter guter „Leitfossilien" annehmen können. Ordnen sich aber zeitlich zusammen gehörende Artefaktformen unterschiedlicher Art nicht zu Gerätevereinigun gen, dann fließt eine der wesentlichen Quellen zu einer historischen Ausdeu tung zu schwach; denn aus den Produktionsinstrumenten läßt sich die Arb eitsweise des paläolithischen Menschen und damit seine materielle und geistige Kultur erschließen. Die wenigen Artefakte aus Dresden lassen zu nächst erkennen, daß durch sie keine jungpaläolithische Klingenkultur doku mentiert wird. Für eine Abschlagkultur sprechen auch die auf Feinkerntechnik hinweisenden Kerne (Abb. 4) von der Bienertmühle. Es sind zwar keine typi schen Schildkerne der Levallois-Art 18 ), da, abgesehen von ihrer Kleinheit, die Zurichtung an den Kernkanten fehlt. Es gehören eben große Silexknollen dazu, um mit der Schildkerntechnik überhaupt Spitzen oder Klingen herzu stellen. Dieses fast wie Kernstücke von Art der Proto-Levalloisien-Nuklei 19 ) anmutende Aussehen der Kerne von der Bienertmühle ist jedoch auf das ungeeignete altpaläolithische Silexrohmaterial zurückzuführen, das den Jägern im Dresdner Raum zur Verfügung stand, und soll nicht mit einer Zuweisung zum Tayacien verbunden werden. iH ) Vgl. V. Toepfer, Das Vorkommen und die Erkennbarkeit altsteinzeitlicher Feuersteinwerkzeuge in Mitteldeutschland, in: Vorgeschichtliche Museumsarbeit und Bodendenkmalpflege 1955, Heft 8, Abb. 6, S. 19. 10) G. Henri-Martin, La grotte de Fontchevade, Archives de l’institut de paleontologie humaine. Mmoire 28, 1957, S. 117 und Fig. 27—28.