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Seite, sondern auch vom chemischen Standpunkt, da die Wassermoleküle zwar neutrale chemische Gebilde, jedoch in bezug auf Verteilung positiver und negativer Ladungen derart deformiert sind, daß sie als ausgesprochene Dipole auftreten, d. h. als Gebilde, die einer bestimmten chemischen Aktivität fähig sind. Als einfaches Beispiel, das uns höchst interessiert, sei hier die Entstehung des Hydroxyds aus dem Oxyd bzw. des Hydrats überhaupt erwähnt. Ohne hier auf die Einzelheiten der Hydratationsvorgänge eingehen zu müssen, kann man erwarten, daß die chemische Umwandlung von wasserfreiem Oxyd zum Hydroxyd nicht ohne strukturelle Wandlungen der entsprechenden Schicht verläuft, die in den meisten Fällen zu ihren räumlichen Veränderungen, zu Schrumpfungen oder Ausdehnungen führt. Beide Fälle können durch Kohä sionsverminderungen, und zwar nicht nur in Richtungen der Oberfläche, sondern auch in Richtung des Metallinneren, begleitet werden, da die Hydra tation an und für sich bestimmte Attraktionskräfte erfordert, um welche die Metallkohäsion und die Schichten, die von Sauerstoffatomen durchdrungen und von Wassermolekülen hydratiert sind, vermindert werden. Ähnliche Ver hältnisse kann man bei der Einwirkung feuchter Luft oder von Sauerstoff auf eine frische Metalloberfläche voraussetzen. Dabei fassen wir das Wasser nur als chemisches Reagenz, das exotherme Hydrationsvorgänge verwirklicht, auf, ohne ihm andere Eigenschaften, z. B. die eines Lösungsmittels oder eines elektrolytischen Milieus bzw. mechanische, z. B. fortschwemmende Wirkung usw., zuzuschreiben. Die Hydroxyde bzw. die hydratierten Oxyde stellen Substanzen dar, die im Vergleich zu den entsprechenden Oxyden meist mecha nisch weniger widerstandsfähig sind. Dabei zeigen sie oft die Tendenz zur weiteren Wasseraufnahme, was ihre Festigkeit noch mehr beeinträchtigt. Von Hydraten kann man ferner noch feststellen, daß sie chemisch reaktiver als die ursprünglichen Oxyde sind. Das äußert sich einesteils in ihrer höheren Löslich keit bzw. in Reaktionen mit Komponenten, die in der feuchten Atmosphäre enthalten sind. Es kann sich z. B. um den Angriff von Kohlendioxyd handeln, wodurch die Hydrate in Karbonate verschiedener Zusammensetzung über führt werden. Jedes Metall bedeckt sich bei der Berührung mit Luft mit einem oxydischen Film oder Belag, dessen mechanische und chemische Natur mitentscheidend für die weitere Beständigkeit des Metalls ist. Solche Oxydbelage bzw. andere Belage, die auf chemischem Weg entstanden sind, verhindern oder beschrän ken die Auflösung der Metalle, falls es sich um ein Korrosionsmilieu handelt, das den Zusammenhang solcher Belage stört. Hierher gehören auch recht wichtige Erwägungen bezüglich der Metallpassivität bzw. -aktivität. Diese Zustände der Metalle erklären wir durch die Konzeption der lokalen Elemente. Dieser entnehmen wir, daß die Metalloberfläche regelmäßig heteropotentialer Natur ist. An einigen ihrer Stellen kann sich das Potential des sich lösenden 2* 19