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Mittellateneschema gehört hat. Gleich wo hl bedeutet dieses Schema keine Gleichsetzung mit dem mittleren Abschnitt der Latenezeit (Latene C). Ver gleichende Betrachtungen geschlossener Grabfunde haben vielmehr gezeigt, daß im Elster-Mulde-Land mit einem verzögerten Auftreten der Stücke aus dem im Süden entlehnten Formenbestand gerechnet werden muß. Dies gilt für die Masse der zunehmend aus Eisen gefertigten Fibeln vom Frühlatene- schema 63 ), die oft erst der mittleren Latenezeit angehören, ebenso wie für die weniger häufigen Gewandhaften vom Mittellateneschema, von denen zumindest diejenigen mit scharfem Bügelknick nachweislich für die Spätstufe der jüngeren vorchristlichen Eisenzeit in Anspruch zu nehmen sind 64 ). Eine genauere Datierung ermöglicht auch der zweite Metallgegenstand aus dem gleichen Grabe, der eiserne Zungengürtelhaken (Abb. 4,3 und 5 unten), nicht. Es handelt sich um eine einfache, zweckbedingte Form 65 ) von langer Lebensdauer 66 ). Sie ist morphologisch verhältnismäßig wenig empfindlich und gestattet an sich keine weitergehenden Unterscheidungen. Zu den pracht vollen Bronzegußarbeiten des Leipziger Landes 67 ), die im frühen Latenestil gehalten sind und in denen offenbar die Auseinandersetzung des heimischen Geschmacksempfindens mit der Kunst des Südens ihren schöpferischen Aus druck gefunden hat 68 ), bestehen jedenfalls keine Beziehungen. Die beiden Leitformen in Seegeritz markieren demnach den Beginn und das Ende der Lateneperiode. Damit ist zugleich ein weiter Spielraum gegeben, in dem die übrigen Gräber einzuordnen sind. Da es sich bei deren Ausrüstung ausschließlich um Keramik handelt, deren innere Gliederung selbst im Rah men eines relativen Chronologiesystems auf erhebliche Schwierigkeit stößt 69 ), soll von weiteren als den oben angestellten vergleichenden Betrachtungen Abstand genommen werden. In diesem Zusammenhang mag nur der Hinweis 63) Zu den Zahlen- und Materialverhältnissen der latenezeitlichen Fibeltypen in Nordsachsen zu- sammenfassend R. Moschkau, Eine verzierte Frühlatenefibel von Rötha bei Leipzig. Die Fund pflege 5, 1937, S. 190. 64) Vgl. hierzu vor allem die Beweisführung von K. Tackenberg, a. a. 0., S. 9411. 65) G. Schwantes, a. a. 0., S. 100, spricht von ,,unüberbietbarer Primitivität“. 66) R. Hachmann, a. a. O., S. 126 und Anm. 126 auf S. 48. 67) Hinsichtlich ihres Verhältnisses zu den eisernen Gürtelschließen in Winkel- oder Sporenform werden gegenteilige Ansichten vertreten: Sowohl die — wahrscheinlichere — Ableitung der barocken bronzenen Stücke von den schlichten eisernen (vgl. K. Tackenberg, a. a. O., S. 92f. und Abb. 3—8), als auch umgekehrt die Entwicklung von den Tierkopfgürtelhaken aus Bronze zu den einfachen zweischenkligen Verschlüssen aus Bandeisen (vgl. E. Sprockhof, Methodisches. Festschrift des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz zur Feier seines hundertjährigen Bestehens 1952 II, Mainz 1952, S. 101 und Abb. 24). 68) Vgl. dazu letzthin in größerem Zusammenhang C. A. Moberg, Between Horn and Ornovasso. Acta Archaeologica XXV, 1954, S. 9ff., besonders Fig. 11 und 12. 69) Vgl. dazu K. Tackenberg, a. a. O., besonders S. 95f.