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arbeit liegt in einer Rindenschachtel vom Torfmoor Niederwil bei Frauenfeld, Kanton Thurgau, vor 4 ), und so dürften die genähten Schachteln aus den bronzezeitlichen Eichensärgen Dänemarks in solchen steinzeitlichen Rinden gefäßen ihr Vorbild haben. Schließlich ist das Nähen für netzartige Geflechte bezeugt, wie bei der halbkugligen Männerhaube aus der älterbronzezeitlichen Eichensargbestattung vom Treenhoi, Jütland. Ein Rand hält als knotenloses Netzgeflecht, das mit der Nadel hergestellt wurde, die Haubenteile zusam men 5 ). Daß sich metallene Nähnadeln aus so frühen Zeiten selten oder nur unter be sonders günstigen Redingungen erhalten konnten, liegt bei der Zartheit solcher Stücke auf der Hand. Überdies waren sie gegenüber den herkömmlichen ge- öhrten Knochen- und Hornnadeln wahrscheinlich ungleich spärlicher in Ge brauch. Dies wird durch eine bemerkenswerte Beobachtung an den nordischen Kreuzkopffibeln aus Gold bestätigt, auf die K. Kersten hingewiesen hat 6 ). Es fehlen diesen nämlich ohne Ausnahme die Nadeln. Das scheint aber allein durch die Annahme erklärbar, daß diese Fibelglieder aus einem vergänglichen organischen Material, eben Knochen oder Horn, gefertigt waren, und dies ohne Zweifel in Fortdauer altüberlieferter Traditionen, die letztlich auf die Nadeln der älteren Steinzeit zurückführen. Diese geöhrten alten Nadeln haben durch ihr Fortbestehen bis zur Bronzezeit die Konstruktion der nordischen zweigliedrigen Fibeln erst ermöglicht, an denen sie in einem für uns merkwür digen Anachronismus mit dem goldenen Bügel verbunden erscheinen. Liegt also eine geöhrte goldene Nadel aus der älteren Bronzezeit nicht vor, so auch nur ein einziges solches Stück aus Bronze, soweit hier unsere Kenntnis reicht. K. Kersten, der der älteren nordischen Bronzezeit ein eindringendes Studium gewidmet hat, bemerkt hierzu 7 ): „Aus der Gesamtheit der älteren bronzezeit lichen Funde des nordischen Kreises ist mir nur ein Fund bekannt, der eine bronzene Nähnadel enthält. Die leicht gebogene Nadel besitzt in der Mitte ein längliches, feines Öhr. An beiden Enden ist sie zugespitzt. Die 5,2 cm lange Nadel stammt aus einem großen Frauengrabfund der Periode III von Born höved, Kreis Segeberg, und lag in einem flachbodigen Hängegefäß.“ Indes liegt nach der Abbildung das Nadelöhr dieses Stückes deutlich oberhalb der Mitte (Abb. 1,2). Sonst ist hier der Typus beschrieben, der im folgenden noch durch einige Vorkommen belegt sein mag, da er zum eigentlichen Gegenstand dieser Mitteilung in engerer Beziehung zu stehen scheint. Die angegebene 4) H. Messikommer, Die Pfahlbauten von Robenhausen, 1913, Taf. XXXI, 4. Messikommer hielt diesen Fund irrig für einen Rindengürtel. 5) H. C. Broholm und M. Haid, Danske Bronzealders Dragter. Nordiske Fortidsminder II, 1911—1935, S. 215ff. 6) K. Kersten, Zur älteren nordischen Bronzezeit, o. J., S. 35. ’) K. Kersten, a. a. 0., S. 90.