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arten liervorwachsen, so daß dieser Ort dem weidenden Viehe nur wenig Nah rung geben kann. Südlich wird dieser Ort von dem sogenannten Ketzersee be- gränzt. Auf dieser Lehde, die ohngefähr 3/4 Stunde lang und 1/2 Stunde breit seyn mag, und unter dem Namen Lindigt bekannt ist, erblickt man große Erd hügel, deren äußere Gestalt und Größe sehr von einander abweicht, indem einige die Höhe von 4 andere von 6 bis 8 Ellen erreichen; einige erscheinen an ihrer Spitze ganz rund, andere hingegen und bei den meisten scheint die Spitze eingesunken zu seyn, welche ohngefähr diese Form darbieten. Diese Angabe hat insofern auf das folgende Intereße, indem die vollkomen runden Hügel vollkomener und unbeschädigter die in ihnen enthaltenen Alterthümer ent hielten, als es bei denen der Fall ist, wo die Spitze eingefallen war. Die Zahl jener Hügel belief sich früher auf einige zwanzig, welche sich aber später verringerte; indem die meisten zu einem anderen Zwecke weggeschafft werden mußten. Im letzten Befreiungs-Kriege nähmlich wurde in dem Jagdschlöße Hubertusburg, welches ohngefähr 1/2 Stunde von diesem Orte entfernt liegt, ein Militärhospital errichtet, aus welchem dann die verstorbenen Krieger auf keinen schicklicheren Ort gebracht werden konnten, als auf diese Lehde. Im Jahr 1817. kam aus der Königl. Sächs. Kriegsverwaltungskammer Befehl an das Rentamt Mutzschen, diesem Todtenacker eine Auszeichnung zu geben, wozu auch von der Königl. Sächs. Kriegsverwaltungskamer eine bestirnte Sume gezahlt wurde. Zu dem Ende wurde eine Rasenbrust, ohngefähr eine Dresdner Elle hoch, um den Platz gesetzt, deßen hohler Raum mit Erde aus gefüllt werden sollte. Da man zu diesem Zwecke Erde bedurfte, so wurden die sehr nahe liegenden Hügel in Anspruch genommen. Dieses war die eigentliche Ursache, warum man jene Alterthümer fand. Man glaubte hier hinreichend Erde zu finden, worin man sich aber betrog; indem der größte Theil des Hügels Steine ausmachte, und nur die äußere Bedeckung war eine Erdkruste. Da hierbei niemand war, der besonderes Intereße für die Alterthumskunde hegte, so wurden die meisten Sachen, bei der großen Eile, mit welcher jene Gräber weggeschafft werden mußten, zerstückelt, und nur weniges, was der glückliche Zufall schonte, wurde aufbewahrt, bis es mir endlich gelang, diese übrig ge bliebenen Gegenstände an mich zu ziehen. Ehe ich jedoch zur Beschreibung der einzelnen Gegenstände übergehe, erwähne ich noch den inneren Bau der Gräber. Zur inneren Einfaßung dienten große Steine, von der Größe eines Mannes, die einen vollkomenen Kreis bildeten; jeder einzelne Stein stand auf der Spitze, das dickere Ende dagegen nach oben gerichtet. Wieviel ein jedes Grab solche Steine enthielt, konnte ich nicht ausmitteln. Die Maße der Steine waren die, welche unsere gewöhnlichen Bruchsteine haben; auch ist zu vermuthen, daß diese Steine in der Nähe gebrochen seyn müßen, indem in dieser Gegend viele veraltete Steinbrüche gefunden worden, deren Beschaffen heit mit jenen Steinen übereinkomt. Der Mittelpunkt eines jeden Grabes, in