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Hortfunden, wie auch alle unsere Prunkbeile (Weßmar ist Einzelfund). Das Randleistenbeil tritt in Gräbern sehr selten auf. Die Fürstengräber sind derart reich ausgestattet, daß man in den Beigaben nicht ohne weiteres nur die persönliche Ausrüstung und die Tracht des Toten erkennen kann, sondern auch an andere, durch die hervorgehobene soziale Stellung motivierte Dotie rungen denken muß 3 ). Der allgemeine Bestand der Grabfunde vermag also im Falle der Aunjetitzer Kultur zur Tracht und Bewaffnung des Mannes unmittelbar nur wenig auszusagen. Versucht man in freier Zusammenstellung der Funde die Bewaffnung des Mannes der Aunjetitzer Kultur Mitteldeutschlands zu rekonstruieren, so er heben sich gleichfalls gegen die Annahme des Streitbeiles Bedenken. Der Gebrauch von Stab- und Griffdolch nebeneinander muß durchaus annehmbar erscheinen, da sie sich als Hieb- und Stichwaffe ergänzen. Das Nebeneinander von Streitbeil und Stabdolch ist kaum zu verstehen, da beide die gleiche Handhabung erfordern. Die mögliche Vermutung, daß das Beil die Waffe des einfachen Mannes, der Stabdolch die Waffe des Kriegers von gehobener Stel lung sei, ist unzutreffend, denn in allen späteren Kulturen mit wesentlich stärker spürbarer sozialer Differenzierung ist die Bewaffnung des Bevorrechteten wohl in ihrer Ausführung und Ausschmückung, aber niemals in ihrer Art von der des einfachen Kriegers zu unterscheiden. Außerdem spricht das zahlreiche Vorkommen beider Typen (Beil und Stabdolch) in den Hortfunden für ihre Gleichwertigkeit. Die Prunkbeile dagegen treten nur einmal doppelt, sonst immer in der Einzahl im Hortfund auf. Die Betrachtung der Randbeile selbst spricht in vielen Fällen gegen den Waffencharakter. Einzelne Stücke lassen den Schluß zu, daß durch Nach arbeit der Schneide etwa 2 cm verlorengingen 4 ) (Abb. 1). Eine derartige Abnutzung ist wohl nur bei einem Arbeitsgerät möglich. Endlich aber erweisen sich die Formen der Prunkbeile zum großen Teil als dem eigentlichen Aun jetitzer Stil fremd und verstärken den Eindruck, daß die Wertung des Beiles als ein repräsentatives Prunkstück zu einem fortgeschrittenen Entwicklungs stadium durch die Aunjetitzer Kultur von außen her übernommen wurde. Neben dem Beil von Schweta wären die ihm in der Art nahestehenden Stücke von Weßmar und Griefstedt zu erörtern 5 ). Gleichfalls als Prunkwaffen finden 3) K.-H. Otto, a. a. O., S. 84 f. und S. 92. 4) G. Billig, Die Aunjetitzer Kultur in Sachsen, ungedruckte Dissertation, Leipzig 1956, S. 60 ff. Beispiele weitgehenden Schneidenverlustes sind die abgebildeten Stücke aus dem Hortfund von Dieskau II, Saalkreis, und das aus dein Hortfund von Wurschen, Kreis Bautzen. 5) Weßmar: 0. Montelius, Die Chronologie der ältesten Bronzezeit in Norddeutschland und Skandi navien, Braunschweig 1900, S. 78, Fig. 203; H. Otto — W. Witter, Handbuch der ältesten vor geschichtlichen Metallurgie in Mitteleuropa, Leipzig 1952, S. 67 mit Abb., Analyse 200; H.-D. Berle- kamp. Die vorgeschichtliche Besiedlung der Elster-Luppe-Aue, ungedruckte Diplomarbeit, Halle 1954, S. 62.