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die oft unsorgfältige oder doch nicht bis zum letzten Schliff fortgeführte Herstellungsweise ebenso wie durch die zahlreichen Beschädigungen eine leb hafte Benutzung gerade im Handwerk gesichert 90 ). In dieser Verwendung dürfte die zeitlich wie räumlich weite Verbreitung der Rillenbeile mit Hammerende wie auch der Rillenhämmer letztlich begründet sein 91 ). Grab zusammenhänge machen es überdies wahrscheinlich, daß einzelne gerillte Beile auch als Waffen geführt wurden 92 ). Für unseren Bereich sei hier auf das Beispiel von Neudorf verwiesen. Nach einer verbreiteten Ansicht sollen Rillengeräte bevorzugt im älteren Bergbau verwandt worden sein 93 ). Für die schweren Hämmer ist dieser Ge brauch nicht nur durchaus einleuchtend, sondern auch durch Funde aus prähistorischen Stollen oder von den nahegelegenen Scheideplätzen hin reichend belegt 94 ). Für gewöhnliche Rillenbeile scheint dieser Spezialgebrauch indes kaum erwiesen zu sein. Dennoch bleibt auffallend, daß innerhalb unseres Materials zwei vereinzelte Stücke im Gebirge auftreten (Nr. 8 und 44). Das Lückendorfer Beil stammt von der Höhe der alten Paßstraße nach Böhmen 95 ). Der Fund von Brünlos ist — ebenso wie der von Lückendorf 96 ) — nicht nur in metallzeitlichem Zusammenhang 97 ), sondern außerdem auch mit einer frühbronzezeitlichen Ausbeutung der Arsenkupferlagerstätten der Gegend um Zwickau 98 ) in einem Atemzug genannt worden, wobei allerdings für diesen Bergbau ebensowenig wie für die Zugehörigkeit des betreffenden Gegenstandes zur Aunjetitzer Kultur irgendwelche Beweise vorliegen 99 ). Solange diese aus stehen, darf das betreffende Gerät nur wie die vielen anderen, stets vereinzelt °0) Vgl. L. Pfeiffer, Werkzeuge des Steinzeitmenschen, S. Ulf. 9) Dies betonen u. a. auch W. Schulz (Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, Halle 1939, S. 28), J. Neustupny (a. a. 0., S. 149—151) und W. Schrickel (Steingeräte, S. 271, 274 und Anm. 24) nachdrücklich. 02) Vgl. u. a. die zahlreichen von J. Neustupny (a. a. 0.) herangezogenen Beispiele; ferner L. Häjek, Jin echy ve Star Dob Bronzov, in: Pamätky Archeologick XLV, 1954, S. 174 und obr. 20: 4, 6 und 7. 03 ) U. a. J. D6chelette, a. a. 0., S. 528 und 531; G. Kyrle, Bergbau, in: Ebert, Reallexikon, Bd. 1,1924, S. 413 f.; W. Bremer, a. a. 0., S. 224; J. Neustupny, a. a. 0., S. 149 f.; W. Schrickel, Felsgeräte, S. 155 sowie Anm. 6 und 10. 01 ) Zusammenfassend J. Andree, a. a. 0., bes. S. 26—28, 35 und 41; Taf. IV, 69—71; VII, 112; VIII, 113—117. °3) J. Knebel, Die vor- und frühgeschichtlichen Bodenfunde des Kreises Zittau. Ungedruckte Diplom arbeit, Leipzig, 1956, S. 70. ”) A. a. 0., S. 27f., 6811. ”) W. Coblenz, Neufunde, S. 451. °8) H. Otto W. Witter, Handbuch der ältesten vorgeschichtlichen Metallurgie in Mitteleuropa, Leipzig 1952, S. 27. ”) G. Billig, a. a. 0., S. 128 f. 18* 275