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Nach, den an den Rillengeräten wie auch an dem Schleifstein ersichtlichen Gebrauchs- bzw. Abnutzungsspuren kann der Fund kaum als Händlerversteck in Anspruch genommen werden. Statt dessen weisen die genannten Anzeichen auf die Niederlage eines Handwerkers. Für den Werkstattcharakter des Kom plexes könnten auch die beiden seinerzeit beseitigten „Steine“ sprechen. Wir halten es nämlich keineswegs für ausgeschlossen, daß es sich hierbei um Roh stücke und damit um Artefakte gehandelt hat, die von den Ausgräbern ledig lich verkannt worden sind. Rohstücke, halbfertige und vollendete Steingeräte in den verschiedenartigsten Kombinationen sind typisch für neolithische Hortfunde. Größtenteils können diese bestimmten Formenkreisen, wie Band keramik 47 ), Megalith- 48 ) und nordeurasischer Kultur 49 ), Schnurkeramik 50 ), Micheisberger 61 ) oder Glockenzonenbechergruppe 52 ) zugewiesen werden. Für das Depot von Leipzig-Reudnitz hingegen muß nicht nur die Bindung an eine bestimmte Gruppe der Jungsteinzeit, sondern die chronologische Frage überhaupt offenbleiben. Denn Rillenbeile sind auch zahlreich für die frühe Bronzezeit, vereinzelt sogar noch für jüngere Stufen bezeugt 53 ). Der Schleif stein aber scheidet - ebenso wie das dünnackige Beil — als sicherer Zeit messer aus 54 ). Das Rillenbeil von Neudorf (Nr. 47) kann als einziges seiner Art aus dem Arbeitsgebiet der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur 55 ) zugewiesen wer den. Nach den sorgfältig erforschten und zuverlässig überlieferten Befunden 56 ) bildet es zusammen mit einem gestrafften Topf mit Umbug und senkrechten Griffleisten unter dem Rande 67 ) einen Fundkomplex. Nach dem neuesten 47) H. Quitta (a. a. 0.) verzeichnet außer den mitteldeutschen Steingerät-Hortfunden des donau ländischen Kreises auch diejenigen aus Südwest- und Nordostdeutschland, Polen sowie der Tsche choslowakei, soweit aus dem Schrifttum ersichtlich. 48) U. a. J. Brondsted, a. a. 0., bes. S. 191 f.; E. Sprockhoff, Die nordische Megalithkultur. Handbuch der Urgeschichte Deutschlands 3, Berlin und Leipzig 1938, S. 138 und Taf. 29,30. 49) C. J. Becker, Die nordschwedischen Flintdepots, in: Acta Arehaeologica XXIII, 1952, S. 31—79. 50) K. Schumacher, a. a. O., S. 34 und Abb. 3. 51) A. a. O.,S. 31 ff. 52) A. a. 0. 53) Zusammenfassend W. Schrickel, Felsgeräte, S. 154—156. 54) Die vorliegende Form des unbewegten, sogenannten passiven Schleifsteines ist sowohl für das Neolithikum als auch für das Bronzealter bezeugt, wenn auch für letzteres nur indirekt. Vgl. A. Götze, Schleifen, in: Ebert, Reallexikon, 11. Bd., 1927/28, S. 267. 55) Zusammenfassend H. Seger, Aunjetitzer Kultur, in: Ebert, Reallexikon, l.Bd., 1924, S. 260—272. Für Sachsen — Thüringen bes. G. Neumann, Die Entwicklung der Aunjetitzer Keramik in Mittel deutschland, in: Praehistorische Zeitschrift XX, 1929, S. 70—144; für Sachsen neuerdings G. Billig, a. a. O. Ferner K.-H. Otto, Die sozialökonomischen Verhältnisse bei den Stämmen der Leubinger Kultur in Mitteldeutschland. Ethnographisch-Archäologische Forschungen 3,1, 1955 und H. E. Mandera, Versuch einer Gliederung der Aunjetitzer Kultur in Mitteldeutschland, in: Jahresschrift 37, 1953, S. 177—236. 56) O. F. Gandert, a. a. 0., S. 57 f., 69. 57) Beschreibung: a. a. 0., S. 69 und Abb. 5.