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der Armee mit einer Steigerung der sranzolijche» Nkiltiar- o.usgnben »in rund UM Prozent bedeutet. Herriot wird nicht umhin können, der Welt Uder diese detaillierten Hinweis des Kanzlers ans den angeblichen Abrüstungswillen Frank reichs die notwendigen Erklärungen zu geben. . . . und sein anderes Gesicht. Die plötzliche Wortmeldung Herriots in Genf mar emo Sensation, war es nm so mehr, als für die französische Dele gation in Genf die Anweisung ausgegeben worden war, sich an der Aussprache nach Möglichkeit überhaupt nicht zu be teiligen. In Völkerbundskreisen nimmt man an, das; Herriot mit der Ankündigung seiner Rede am Donnerstag einen Druck auf den deutschen Außenminister hatte ausüben wol len, sei» Abreise zu verschieben und ihn gewissermaßen zu zwingen, ebenfalls vor der Völkerbundsversammlung das Wort zu ergreifen. Herr von Neurath fuhr trotzdem nach Berlin, so daß der Zweck der R e d e H e r r i o t s nicht mehr zu erreichen war. So erklärt sich wohl auch die völlige Gehaltlosigkeit der Ausführungen Herriots in Genf. Wenn in früheren Jahre» der französische Ministerpräsident im Völkerbund sprach, horchte gleichsam die ganze Welt auf. Diesmal brachte die Ncde des französischen Ministerpräsiden ten eine allgemeine Enttäuschun g. Er versuchte, nach dem zweifellos durchschlagenden Eindruck der deutschen Zu rechtweisung durch den Kanzler Frankreich in ein besse res Licht zu sehen, indem er dreimal Frankreichs „Verstän digungswillen" und seine „Friedens"politik unterstrich und von einem „N e ch t s s y st e m" sprach, womit er offenbar die ja hinlänglich bekannte französische These von der Un antastbarkeit der Verträge meinte. Stärker und zwingender war der Eindruck, den die Rede des englischen Vertreters Lord Cecil Hinterlies;, der kurz und knapp die Frage aufwarf: Wollen die Völker ernstlich abrüstcn. ja oder nein?" „Eine Nation braucht eine überparteiliche Negierung." Zeitlich mit den Genfer Schwierigkeiten in der Abrü- siungsfrage fällt die N e g i e r u n g s k r i s e in Eng- l a n d zusammen, obwohl sie mit diesen Genfer Vorgängen kaum ernstlich in Verbindung steht. Vielmehr handelt es sich hierbei um Auswirkungen der Ottawa-Konferenz, die einen verstärkten Zollschuh für das britische Imperium festlegtc. Mit diesen Forderungen konnten sich die frcihändlcrisch ein gestellten Mitglieder des Londoner Kabinetts nicht einver standen erklären. Snowden. Samuel und Sinclair nahmen ihren Rücktritt, der allerdings de» Bestand des Kabinetts MacDonald nicht, wie man vielfach angenommen hatte, zu erschüttern vermochte. MacDonald Hai innerhalb van knapp 24 Stunden eine entsprechende Ergänzung seines Kabinetts durchgeführt, und seine völlige Wandlung vom reinen Par- leimann zum wahre» Staatsmann durch eine Erklärung be wiesen, die er im Namen der übrigen zur Nationalen Ar beiterpartei gehörenden Ministerkollcgen abgab, und in der es heißt: „Wir wollen alle Parteiegoismen und Partci- interesscn beiseite lassen, bis auf diese oder jene Weise eine Regelung der Reparationen und Schulden zustande kommt. Reine P a r t c i c r w ä g u n g e n schwächen den Einfluss unserer Nation in der Welt, sic wären ein schwerer Schlag für die Schritte, die jetzt nn Interesse der Wiedererholung der Welt getan werden müssen. Wir rufen den Wählern zu: Eine Nation braucht eine überparteiliche Regierung." Wen» man dicfe Erklärung liest, möchte man glauben, sic sei von einem ideutschen Staatsmann gesprochen "worden. Alle diese Ge sichtspunkte. die MacDonald hier angedcutet hat, treffen in derselben Weise und in derselben Begründung für Deutsch land zu. Aber wir haben uns leider nach nicht so weit zu einem Emhcitsvolk entwickelt. Fordert der eine Teil be stimmte Massnahmen, so werden sic vom anderen ohne Prü fung der sachlichen Unterlage» aus oppositionellem Grund satz abgelehm. Daraus erklärt sich, das; unser Partei- !u » d P a r I a m ? n t s m e s c n im deutschen Volk in M i sz- kredit geraten ist. Es besteht kein Zweifel, das; Deutsch land die Kraft, die Mittel und die Aussicht hätte, zu natia- »alei» Wiederaufstieg und zu nationaler Freiheit zu kom- men. wenn es den Willen zur Einigkeit aufbrächte. Aber leider sind wir von diesem Ziele noch weit, weit ent fernt. Was sich in den letzte» Tagen in den verschiedenen Parlamentsausschüssen, in öffentlichen Versammlungen, in der Presse usw. zugetragcn hat. das wirkt direkt entmutigend. Wenn so sich ein Volk in Parteifanatismus geradezu auf- frißt, dann kann man den Glaube» am deutsche» Volk all mählich verliere». Und man erkennt mehr und mehr die Be- rcchtiglmg des MacDonald-Wortcs an: „Eine Nation braucht zeme überparteiliche Negierung." In diesen Tagen des iH i n d e n b u r g - G e b ii r t s i a g e s werden wir wieder einmal daran erinnert, was einiges Zusammenstehcn des deutschen Volkes zu erreichen vermochte. Einer Welt von Feinden hat diese durch de» feldgraue» Nock symbolisierte deutsche Eiuigkeit Trotz geböte». Nicht die Waffe», sondern der Hunger hat »ns zu Boden geworfen. Aber bis zur letz ten Stunde hat diese feldgraue Mauer unter Hindenburgs Führung den Feind von Deutschlands Grenzen abgehalten. Sollte es wirklich so unmöglich jein, dem Ansturm unserer Grenznachbarn gegen unsere Sicherheit, Gleichberechtigung und nationale Freiheit durch Aufrichtung eines einigen deut schen Willms zu trotzen? WM md der Hindenburg-Tag Weder Beflaggung noch Schulfeiern. Dessau, 30. September. Las anhaltische Staatsministerium gibt folgendes be kannt: „Der Anregung des Reichsministers des Innern, am 2. Oktober die Dienstgcbäude des Landes und der öffent lichen Verbände zu beflaggen, in den Schulen am 1. oder Z. 10. des Geburtstages des Reichspräsidenten in schlichten Feiern zu gedenken und im Anschlus; an diese Feiern den Unterricht ausfatlcn zu lassen, hat das Slaatsministerium keine Folge gegeben." Der Vorschlag des Staatsministers Dr D. Knorr (Dn.), des 2. Oktobers entsprechend der Anregung des Reichsmini sters und dem Vorgehe» Preußens zu gedenken, hat sich nicht verwirkliche» lasse», da über diese Frage eine Uebereinstim- m»ng nicht erzielt werde» konnte. In Dessau wird nun mehr geplant, de» Geburtstag des Reichspräsidenten auf überparteilicher Grundlage durch eine Kundgebung zu be gehe». Es wird mit der Wahrscheinlichkeit des Erscheinens des Neichsnmenministers hierzu gerechnet. .1: Wegen dieses Beschlusses der nationalsozialistischen Mehr beil im anhallischen Minislerinm nimmt Anhalt am 2, Okto ber im Deutschen Reiche eine Sonderstellung ein, und zwar eine sehr uurülmUiche Tondersleltnng. Tas» »ui» so dem greisen Herriots enttäuschende Rede Nichtssagende Worte des französischen Ministerpräsidenten Gens, 30. September. <zn oer Völkerbimdsversammlimg hielt Herriot die an- gekündigle Rede, die von einem zahlreichen Publikum an gehört wurde. Herriot betantc, das; er lediglich das Wort ergriffen habe, um zum Abschluß der Geueraldeballe die alte Anhänglichkeit Frankreichs an de» Völkerbund erneut zu betonen Zur Abrüslungssrage erklärte er, er habe nicht die Absicht, Worte zu gebrauche», die die Stimnumg der Ver sammlung trüben könnte». Wir sind nicht hier, so erklärte er, um seslzustellen was uns trennt, sondern was >ms ver eint, Es ist im allgemeine» sicher richtig, seine Mciinmg ehrlich z» sagen, statt sic z» verheimliche». Ma» macht aber die Schwierigkeiten »och schlimmer, wenn man zuviel von ihnen spricht. Welcher Art anch die Komplikationen sein mö- geii — Frankreich hat den feste» Willen, im Interesse der Abrüstungskonferenz und der allgemeine» Beruhigung mutig an diese Schwierigkeiten hernnzugehen. Herriot ging so dann kurz aus das Gcnscr Protokoll von 1924 ei» Lr wolle nicht die Frage mifwcrfen, ob das Genfer Pro tokoll vom Jahre 1924 geeignet gewesen wäre, bei Lösung der Schwierigkeiten zu Helsen und eine universale Lösung hcrbcizusührem Ma» Hube sich für andere Wege entschlos sen. Aber trotzdem könne er nicht zugcben. das; die Arbeiten der Abrüstungskonferenz im Juni und Jnli ohne reale Be deutung gewesen wären. Es seien die ersten Ergebnisse der Konferenz. Man sei jetzt aus dem Gebiet der Ideologie auf das Tcrraiu der Realität gestiegen. Und hier liege eine der Ursachen der Krise, in der sich der ganze Völkerbund befinde. Um eine Oronnng zu schaffen, sei Voraussetzung die Liqui dierung einer furchtbaren Vergangenheit. Wenn man frage, welches die Doktrin Frankreichs sei, so antworte er: der Völkerbnndspakt, nnd zwar der ganze Völkerbund. Im weiteren Verlaus seiner Ausführungen kam Herriol auf die Kousercnzeii van Lausanne und Strcsa zu sprechen. Die Konferenz von Lausanne habe trotz aller Schwierigkeit«!!! und gegensätzlichen Meinungen mit einem Uebercinkömmen geendet. Man habe umhrscheinlich noch nicht genügend zeit lichen Abstand von ihr gewonncii, um chre volle Bedeutung zu begreifen Man könne dach nicht behaupten, erklärte Her riot, das; Frankreich das sich so herzlich dem Abkommen von Lausanne angcschlossen habe, ei» Land sei, das sich de» Not wendigkeiten der Verständigung verschlictze. Die Konferenz von Lausanne habe die non Strela zur Folge gehabt. Herriot würdigte das Ergebnis der Konferenz von Slresa, die erneut die Hoffnung geweckt habe, das; sich Europa auf seine Verantwortlichkeit besinne und solidarisch sich ver einige trotz der Verschiedenheit der Interessen und Auffas sungen. Stresa sei ein ermutigendes Beispiel und eine Etappe auf dem vorgezeichnelen Wege. Frankreich werde auch künftig mit seiner Mitarbeit nicht geize». Die Ergebnisse von Stresa seien der Auftakt für die Weltwirtsclwftskanferenz. Angesichts dieser Tatsache könne man nicht sagen, das; das vergangene Jahr unfruchtbar ge wesen sei. Der Völkerbund habe zwei Feinde: die Reaktion und die Demagogie. Auf beide könne man keine Rücksicht nehmen. Herriot schilderte dann weiter die Tätigkeit des Völker- bundes. Er erklärte, der Völkerbund hätte zwei Aufgaben, nämlich die Verminderung, wenn nicht gar die Unter drückung der alten Geheimdiplomatie, die so viele Kriege hervorgerufc» habe, und die Beendigung des klassischen Sy stems der Gruppierungen der große» Mächte nach GelicGa, Reichspräsidenten die Ehrung versagt, wird zweifellos auch in »aiionalsozialisiischen Pancilcciseu nur wenig verstanden werden. Tie nationalsozialistischen Minister Anbalts liälten sich an ihren Partcisrcimdcn in der Regierung Thüringens imd Mecllcnvnrao, die die Dahlie» setzen und Tein»feiern angcord ne, haben, ei» Beispiel nehmen sotten. Amh in Berliner politischen »reisen Hai diese Diellung »ahme des anhaltische» »avinens größtes Aussehen und slar len Unwillen hcrvorgeruse». Irgendwelche Mahnahme» der Reichsregicruiig gegen diese Anordnungen wurden aber nicht crgrisse», da insbesondere der Reichspräsident es unbediugt ablcbnen würde, Maßnahme» gegen eine Landesregierung an zuorduen, die cs sich nicht selbst zur Ehre aurcchnel, an seinem 83. Geburtstage Flaggcuschmnck auznordnem Um dennoch iu würdiger Weise des Geburislages Hi» denburgs zu gedenken, Hal die Dessaner Bürgerschaft von sieh aus Borbereilnngen sür eine große Kundgebung aus übcr- parleiliehcr Grundlage geirossen und dazu den Reichsinnen- minister eingeladen. Minister v. Gaul bat aber absagen miis sc», da er bereits anderweitige Dispositionen gctrosse» hatte. Kontingentierungslommillion abgereift BerN», 30. September. Die deutsche Kommission, die de» Auftrag hat, einer Reihe vo» ausländische» Regierungen die Notwendigkeit der Kontingentierung der Einfuhr gewisser landwirtschaftlicher Erzeugnisse anzuzeigen, trat ihre Reise am Donnerstag an. Die Kommission steht unter der Führung von Ministerialrat Walter vom Reichsernährungsministerium: ihr gehören Ge heimrat Wiehl vom Auswärtige» Amt und je ei» Vertreter des Reichswirtschafts- u»d Reichssinanzministeriums an. Die Reise führt znnächsl nach Brüssel, dann weiter nach dem Haag, nach Paris, Rom und Kopenhagen. Keir Bahn siir MacDonald Rach dem Auszug der Freihändler. London, 30. September. Die englische Kabinettskrise ist vorüber. Sie ist äußer lich wenigstens — undramatisch verlaufen wie die meisten ihrer Vorgängerinnen und zeigt wieder einmal, wie gut man sich in England auf geschickte Inszenierung versteht. Vor einem Jahr wurde es für nötig gehalten, die Gefahren in den schwärzesten Farben zu schildern, um die Vorbedin gung für die nationale Regierung zu schaffen. Heute, wo sich die Negierung in das Fahrwasser des konservativen Pro tektionismus begeben hat, kommt es vor allem darauf an, dem Inlynde und dem Auslande gegenüber den Eindruck der Ruhe zu bewahren. Als das offizielle Bulletin den Rücktritt der drei Vor kämpfer des Frcihaiidclsgednnkcns, Snowden, Samuel und Sinclair, verkündete, war es schon sicher, daß die nationale Negierung de» Aderlaß überstehen würde. Die Gründe, die Snowden veranlaßt habe», dem Premierminister die 40jäh- rige Weggenossenschast zu kündigen, sind die gleiche» wie die Motive der Samuel-Anbäuaer. Cs war die einzige Möa- i punkte» oes Gleichgewichtes. Der Völkerbund habe nach nicht den Krieg beseitige» können, aber die Gewaltanwen dung sei vermindert worden. Die Rede wurde von der Völkerbundsversammlung mft Beifall aufgcnomnum Cecils Appell. Rach dem französischen Miiiifterpräsidcmftm ergriff der englische Delegierte Lord Robert Cecil das Wort. Lord Cecil sprach erneut sein Bekenntnis zum Prinzip des Völker bundes aus. Die Kritiker des Völkerbundes hätten unrecht, wenn sie sagte», daß der Völkerbund nichts tue. Die Schuld daran liege allerdings an seine» Mitglieder». Der englische Delegierte kam sodann auf die deutsch-französischen Bezie hungen zu sprechen, die endlich geklärt werden müßten. Mit einem Uebercinkömmen zwischen Deutschland und Frankreich würden 75 Prozent der Unruhe iu der Well aushören. Ohne kritisieren oder sich in die Politik dieser beiden Länder cinmischcn zu wollen, müsse er sagen, daß. wenn jedes dieser beiden Länder sich mehr au den Völker bundspakt hallen würde, ihre Mciunugsverschicdcnheilcu automatisch zu Ende wären. Keine technisch noch so vollkommene Friedensmaschine rie könne arbeite», wcim der Friedenswille nicht vorhan den sei. Lord Cecil ermahnte nochmals die beiden Län der, ihre Politik de» Prinzipien des Völkerbundes, zu deue» sie sich beide feierlich bekannt hätte», anzupassc». Zur Frage der Abrüstu,igskoiifere»z übergehend, bemerkte der englische Delegierte, daß die Völker mutlos würden, wenn man nicht endlich zu praktische» und konkrete» Ergebnisse» gelange. Heuke stehe mau vor der Frage, ob die schwcrbewass- l'.ctc» Länder eine Abrüstung wirklich anstrcbtcn. Diele Frage könne man nur mit einem klaren Ja oder Rein be antworten. Sei die Antwort Ja, so müsse man schnell zu einem Ucbereiukommcn gelangen, nnd die Welt hälle ßc>, dann endgültig sür den Frieden ausgesprochen. Im entgegengesetzten Falle würde» aber die Vorkriegs verhältnisse, deren unheilvolle Folgen man ja zur Genüge kenne, wiederhergcstellt werden, und die Lage würde um so schlimmer sein, als man das begangene Unrecht nicht wieder gutmachen könnte. Lord Cecil schloß mit einem ernsten Appell an die Völker, sich ihrer Verantwortung für das Gelinge» oder Scheiter» der Abrüstungskonferenz voll b-- wußt zu sein. Als dritter Redner sprach der italienische Unterstaatssekretär Aloisi, der erneut den Willen der italienischen Negierung zu einer aktiven Mitarbeit zur Behebung der bestehenden Schwierigkeiten bekundete. Italien halte nach wie vor au seinen Grundsätzen fest, nämlich an einer größtmöglichen Herabsetzung der Rü stungen, an einer Erhöhung der Sicherheit durch die Ab rüstung und dadurch auch an der Erhöhung der Sicherheit jedes einzelnen und aller Slaateu. Das zweite Problem, dem die italienische Negierung die größte Bedeutung zumißt, sei der wirtschaftliche Wiederauf bau der Welt, um cr.dlich wieder zu einem wirtschaftlichen Gleichgewicht zu gelangen. Mit Emschränkungeii, Kontin- gentieruiigeii und Präferenzen, mit Handelsheuimnissen und mit Auswandcruugsverbotcii würde nur das Gegenteil er reicht. Uchte», die sich aus der Ohmnacht gegenüber der überwälti genden protektionistisch-konservativen Mehrheit ergab. Ab gesehen von der ücberzeugimgsfruge des Freihandels spie- ien jedoch gewiß auch parteitaktische Gründe eine, wenn anch nur untergeordnete Rolle. Bei einer Zusammenkunft der sogenannten Simonlibe- ralen Parlamentsmitglieder wurde eine Entschließung an genommen, worin der Nebcrzeugung Ausdruck gegeben wird, daß der Fortbestand der nationalen Negierung angesichts der ernsten Probleme, vor denen die Nation und die Welt stehen, unbedingt notwendig sei. Sir Joh» Simon und Walter Runciman wurden zu ihrem Entschluß, den Premier minister weiterhin zu imterslützen, beglückwünscht. Lin von Lord Crewe, Lord Reading und Lord Grey unlcrzeichneies Schreiben besagt, die Meinungsverschicdcn- heit bedeute nicht etwa eine Opposition, die auf den Sturz der Regierung abzicle. Die Regierung sei gebildet worden, um die Ration vor dem finanzielle!! Zusammenbruch zu be wahren. Der finanzielle Kredit sei zwar wiederhergestellt, aber er würde erschüttert werden, wenn die Regierung zu Fall käme. Angesichts der nationalen und internationaler Schwierigkeiten müsse die Regierung von der Ration unter stützt werden. FaWstenpartei in England Loudon, 30. September. Sir Oswald Mosley, einst nonservativcr, dann eines der vielversprechenden jüngeren Mitglieder der Arbeiterpartei und zuletzt begeisterter Anhän ger Mussolinis, Hal sich zum Verkünder des Faschismus in Großbritannien erklärt. Die neue Partei, die er nach seinem 'Ausscheiden aus der Arbcilerregieruug gründete, soll fortan den Ramen „Britische Anion der Faschisten" führen. Bieterlire Mimens Rew Pork, 30. September. Die Regierung in Asuncion gibt bekannt, daß die para guayischen Streitkräfte Fort Boqueron, den Schlüssclpunkt im Gran Lhaco-Feldzng, erobert haben. Die Paraguayer sollen etwa 1000 Bolivianer, darunter eine Anzahl Offiziere, gefangengenommen haben. Chincsischc Freischaren bei Kirin geschlagen. Tvliv. Wie das japanische Oberkommando milteili, hat die japanische Infanterie am 27. und 28. Seplember einen er folgreichen Angriff auf die Frei scharen bei Kirin un ternommen. MO Freischärler wurden gesangeugenommcn, ihr Führer, General L i n s ch i l l i n , wurde iu Kirin erschossen. Umwälzung in Indien: Parias als Priester. Bombay. In Raiuagiri in der Präsidentschaft Bombay wurden znm ersten Male seil Mcnschengedeuken die religiösen Feierlichkeiten in einem Hindutempel von Parias durchgc- sührt. Dieses Ereignis, eine der Auswirkungen von Gandhis Hungerstreik, hat allergrößtes Aussehen erregt, da die Priester- Pflichten bisher nur von den Angehörigen der höchsten Hindu kasten, den Brahmauen, ansgeübl werden dursten.