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Ständige Wochenbeilagen: un» WWn-,„Das Leben im Bild" 1 „Oie Frau und ihre Welt", Illustrierte vonntagübeilage: L Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugspreisliirzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Ar. 230 Bad Schandau, Freitag, den 30. September ^932 76. Jahrgang Erne grauenhafte Mlanr Vom 1- Januar bis 23. September 1932 wurden allein in Preußen iss Menschen im politischen Kampf gelötet — Berlin, 30. September. Wie eine amtliche Uebcrsichl über Todesfälle bei poli tischen Ausschreitungen in der Zeit vom Januar bis Sep tember 1932 ergibt, wurden im Freistaat Preußen vom 1. Januar 1932 bis 23. September 1932 insgesamt 155 Bren schen im politischen Kampf getötet. Im Juni forderten die politischen Ansschrcilungen 19, im Inti 86 Opser. Die poli tischen Auseinandersetzungen forderten allein in der Zeil vom 1. bis 20. Juli, dem Tage der Einsetzung des Reichskom- misjars für Preußen, 63 Todesopfer. In der Zeit vom 21. bis 30. Juli siel die Zahl der Todesopfer von 38 in dcn vorhergehenden 10 Tagen auf 23. Im August gelang es, eine merkbare Befriedung und damit einen Rückgang der Tötungen dnrch verschärftes polizeiliches Vorgehen und Er höhung der richterlichen Strafen hcrbeizuführen. Mit dem Tage der Verkündung der Todesstrafenver- »rdnung am 9. August sank die Kurve der politischen Ge walttaten offensichtlich und näherte sich bis Ende August und im September vollends dem Nullpunkt. Der Monat September hat eine im politischen Leben der letzten Zeit noch nicht beobachtete Befriedung gebracht. * Im einzelnen stellt sich die Statistik folgendermaßen dar: Im Januar wurden acht Nationalsozialisten und zwei poli tisch nicht näher bezeichnete Personen getötet; im Februar drei Nationalsozialisten und drei Kommunisten, und zwei Personen, deren Parteizugehörigkeit nicht angegeben ist; im März 2 Nationalsozialisten und 9 Kommunisten im April 2 Nationalsozialisten und 3 Kommunisten und ein nicht näher Gekennzeichneter, im Mai 2 Nationalsozialisten, vier Kom munisten und ein nicht näher Gekennzeichneter; im Juni 14 Nationalsozialisten und 5 Kommunisten, davon 3 durch Polizei, im Juli 38 Nationalsozialisten, 30 Kommunisten, vier Anhänger des Reichsbanner, der SPD. oder der Eisernen Front und 14 nicht näher gekennzeichnete Perso nen; von diesen Todesopfern des Juli waren 32 Natio nalsozialisten, 16 Kommunisten, vier Angehörige der Eiser nen Front und elf andere Opfer von Zusammenstößen, die vor dem 20. Juli, dem Tage der Einsetzung des Neichskom- missars, erfolgten. Von den Juli-Opfern wurden acht Kom munisten durch Polizeibeamte getötet. Unter der Zahl der politisch nicht näher Gekennzeichneten in der Statistik befin den sich zwei getötete Polizeibeamte. Im August belief sich die Zahl der Opfer auf einen Nationalsozialisten, zwei Kom-! munisten, vier Angehörige der Eisernen Front und einen nicht näher Gekennzeichneten. Illegaler Fortbestand des „Berbandes proletarischer Freidenker". . ' Berlin. Bereits seit längerer Zeil stand cs fest, das; der dnrch Verordnung des Reichspräsidenten Dom 3. Mai 1932 ansgclöstc „V c r b a » d p r ölet a r i s ch er Frei d e n k e r" ans anderer Basis und in anderer Organisaljonssorm, n. a. dnrch die „Vollshilsc mit Bcstatnmgssürsorge", sortgcsührl wurde. Die am Donnerstag im Laufe des Tages von der politischen Polizei unternommene Durchsuchung dec Büro- ränme der „Volkshilse mit Bestattungssürsorge" in der Wil- hclmstrasie 1.13, sowie Potsdamer Straße 131, ha; bestätigt, das; es sich bei der „Volkshilsc mit Nestattungssnrsorgc" nm eine Fortsetzung des verbotenen „Vereins proletarischer Frei denker" handelt. Die Büroränmc wurden geschlossen nud ver siegelt, die sestgcstellte» VermögensstÄcke sichcrgestellt, das Vorgefundene Schristmaterial wurde beschlagnahmt und zum Polizeipräsidium gebracht. Es unterliegt zur Zeit der Sich tung. Gegen die in Frage kommenden Personen wurden ent sprechende Verfahren eingeleUet. AutzenvolitWe Linie mweröndert Berlin, 30. September. Das Reichskabinctt nahm einen Bericht des Reichs- anszenminislers von Neurath entgegen und billigte einstim mig die Haltung des deutschen Delcgationssührers. Der Gereke-Vlan vor dem Relchökabinett. Berlin. Das K abinett hat sich nach dem Abschluß der außenpolitischen Beratungen noch mit Wirtschafts- nnd Ver- waltuugssragen besaßt. Es wurde, wie der „Lokalauzciger" erfährt, kurz über das seit Jahren schwebende Problem neuer Nichtlittieu siir die mittlere Beamtenlausbahu gesprochen, wei ter über die vom Reichskanzler in seiner letzten Rnndsuukrede Jetzt tritt endlich Befriedung ein wegen Ersparnismaßnahmcn gemachten Vorschläge, die das Kabinen durchfuhren wird. Außerdem sind die von Dr. Gercke gemachten Vorschläge erörtert worden, bei denen cs sich nm Pläne zur »reditbeschajsuug nnd ArbcUsbeschas- sung handelt, die die steuerliche »rast der kleine» Gemeinden hcranzichcn »vollen. Mit dem Gercke-Plan soll die Möglichkeit geschossen werden, das; die Wohlsahrtserwcrbs- loscn von den Gemeinden Beschäftigung erhalten. Die Be ratungen über diese Pläne sind noch nicht abgeschlossen. Banlgewerbe stimmt zu Berlin, 30. September. Der Vorstand mW Ausschuß des Zenlralverbandcs des Deutschen Lank- und Bankiergcwerbes e. V. nahm zu dem W i r t s ch a s t s p r o g r a m m der Rcichsregiernng Stel lung. Blau war einig in seiner Würdigung als einer mutigen erfolgversprechenden Förderung der sich anbahnenden Wirk- schastsbelcbung und eines verheißungsvollen Schrittes zur Eindämmung der Wassenarbeitslosigkeit. Fiir den WiederaMieg des LcmLsMes Der Reichscrnährungsmlnister über das Agrmprogramm. Berlin. 29. September. Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Freiherr von Braun, hielt in einer Tonfilm-Wochenschau fol»! gende Ansprache über die neuen Agrarmaßnahmen der Reichsregierung: „Die Milliardcnverluste unserer Landwirtschaft in den letzten Jahren und der dadurch bedingte Ausfall von Auf trägen für die Industrie sind eine der Hauptursachen un serer Arbeitslosigkeit. Wer diese bekämpfen und überwin den will, muß deshalb auch alles daransetzen, um sür unsere Bauern wieder tragbare wirtschaftliche Verhältnisse zu schaffen. Aus diesem Grunde hat sich die Reichsregierung entschlossen, als Ergänzung zu den bisherigen Maßnahmen ein umfassendes landwirtschaftliches Programm durchzu führen. Die Einfuhr vieler landwirtschaftlicher Erzeug nisse wird in Zukunft mengenmäßig begrenzt. Dies gilt besonders für die Erzeugnisse des relativ viel Arbeitskräfte erfordernden Gartenbaus und die Vieh- und Forstwirtschaft. Durch entsprechende Zollmaßnahmen wird der Geflügel- und Fischwirtschaft geholfen. Die Reichsregierung strebt'die Wiederherstellung der Rentabilität der Landwirtschaft aber nicht nur durch Ausschaltung der unerträglichen Einflüsse des zerrütteten Wclunarktes an, sie hat gleichzeitig auch durch Senkung der Zinsen für Personal- und Realschulden und Erleichterung der Steuerlast über das System der Steuergutscheine eine Entlastung der Landwirtfchast um mehrere hundert Millionen RM. durchgefllhrt. Dabei sind die Interessen der Sparer weitgehend berücksichtigt worden. Das Zusammenwirken dieser Waßnahmen mik dec von der Ankurbelung der Industrie erwarteten Kaufkraflstärkung der städtischen Bevölkerung wird unserem Landvolk den weg zu einem neuen Aufstieg frei machen und es wieder befähi gen, seine Aufgabe innerhalb der Volkswirtschaft zu er füllen. Entschlossene Agrarpolitik ist aber nicht nur eine volkswirtschaftliche Aufgabe, sondern eine unentrinnbare nationale Pflicht. Ein Volk, das seine Bauern vergißt, Hal das Recht aus Leben und Zukunst verwirkt. Wir aber wol len, daß Deutschland lebe." Füi- eilige Leser. * Reichskanzler V. Papen wird am 16. Oktober in Pa derborn vor Vertretern der westfälischen Industrie sprechen. * In den Schlichterbezirkcn Mitteldeutschlands und Sach sens haben sich die N oue iust c l, u u g e n nunmehr auf insgesamt 4 000 erhöht. Davon sind i» der Metallindustrie 1620, in der Textilindustrie rund 1750 Nencinstellungen er folgt. Von den in Frage kommenden Tcxtilsirmcn seien fol gende genannt: Gebrüder Friese, Aktiengesellschaft, Kirschan in Sachsen 312. C. F. »Thomas, Wilthen in Sachsen 117, Sigmund Gocritz, Ehemnitz in Sachscn 121, E. F. Hoffmann, Rcugcrs- dorf i» Sachsen 141, S. Wolle, Eibau in Sachsen 166. * Der Preußische Staatsrat hat mit 74 gegen 6 Stimmen der Kummmustcn beschlossen, gegen den Lnndtagsbeschlnsr vom 23. d. M. auf Vvruerlcgmm der Nenwahlei, der Ver tretungen der Gemeinden nnd Gemeindeverbnnde ans de» 6. November d. I. Einspruch zu erhebe». * Der ungarische Reichsverwcscr hat am Donnerstagabend den Verteidigungsminister Gömbös mit der KabiucUs- bildnng ücaustragt. Ergebnis der Woche Genfer Vcrstcckspicl. Früher mar die Tagung der Vollversammlung dcs Völkerbundes ein internationales politisches Ereignis. Heute ist das Interesse für diese Genfer Tagungen schon so weit ver blaßt, daß man in der großen Oefsentlichkeit kaum noch Notiz von der am letzten Montag eröffneten 13. Tagung der Vollversammlung nimmt. Der diesmalige Ratspräsident, der irische Minister de Valera, hat über das geschwundene Interesse für die Völkerbundstagungen einige treffende Be merkungen gemacht, indem er u. a. erklärte: „Die bisher er zielten Fortschritte bleiben weit hinter dem zurück, was die Völker gewünscht und erwartet haben. Von Lobsprüchen und Zufriedenheitskundgebungen kann der Völkerbund nicht .eben. Jetzt steht er o o r einer harten Probe, bei Ser sich ergeben muß. ob er o schwach ist. daß die Voraus etzungen seiner Auslösung sich bewahrheiten, oder ob sr in der Lage ist, neue Hoffnungen zu geben." Dieje Worte saben nicht überall Beifall gefunden. Vor allem dort nicht, wo man bisher den Völkerbund dazu benutzte, um ihn be stimmten Sonderintercssen dienstbar zu machen. Als vor einigen Jahren ein ähnlicher Vorwurf gegen den Völkerbund erhoben wurde, hat man diesen dadurch zu entkräften ver sucht, daß man erklärte, die regelmäßigen Pölkcrbundstastun- gen geben erwünschte Gelegenheit, daß die Staatsmän ner sich persönlich treffe» und schmierige Probleme von Angesicht zu Angesicht zu klaren in der Lage sind. Wenn mau heute bestrebt ist. den Völkerbund in den deutsch- französischen Streit über die militärische Gleich berechtigung cinzuichalten. dann entspringt diese Absicht nicht dem Wunsch nach einer unparteiiichen Schlichtung iondern nach einem Mehrheitsspruch, um Deutschland ins Unrecht zu ietzcn. Was es übrigens mit der Möglichkeit des Zusammen treffens der Staatsmänner in Wahrheit auf sich hat. konnte man in diesen Tagen in Genf beobachten. Herriot, der zu dem Zusammentritt des sogenannten Abrüstungsbüros de monstratio nach Genf gefahren war. reiste in demselben Augenblick ebenso demonstrativ ab. als sich der deutsche Außenminister aus der Reise nach Genf befand. Es ist viel leicht ein zufälliges Zusammentreffen, daß Herr von Neu rath an dem gleichen Tage sich von Genf wieder nach Berlin begab, als Herriot seine neue Ankunft in Genf und seine Wortmeldung in der Vollversammlung bekanntgab. Fast sieht cs so aus, als wichen sich gerade die beiden Staats männer aus, für die eine vertrauensvolle Aussprache beson ders notwendig erscheint. Nach der unverschämten Rede, die Herriot aber am vergangenen Sonntag in Gramat gegen Deutschland gehalten hat, kann es nicht Aufgabe Deutsch lands sein. Frankreich nachzulaufen. Die Scheinheiligkeit Herriots . . . Herriot glaubte in seiner Sonutagsrede einen entschei denden Schlag gegen Deutschlands Gleichberechtigungsforde rung mit der Frage führen zu können: „Wie kann man Kinder die K u n st des Tötens l e h r e n ?" Er hat diese Frage im Hinblick auf die Verordnung des Reichsprä sidenten zur Ertüchtigung der Jugend erhoben, obwohl er die Richtlinien der Neichsregierung genau kennt und also weiß, daß es sich nicht nur um freiwillige Bedungen handelt, sondern daß ausdrücklich jede Ausbildung mit Waffen in Deutschland auch künftig verboten bleiben soll. Herr Herriot ist aber auch darüber unterrichtet, in welcher Weise d i e französische Jugend ausgebildet wird, und zwar in durchaus militärischer Weise. Die militärische Ju gendausbildung in Frankreich untersteht sogar direkt dem Kriegsministerium. In jedem Wehrkreis ist ein Oberst, in jedem Departement ein Stabsoffizier, ferner sind Subaltern offiziere und Unteroffiziere als ständige Lehrer bestimmt. Oer Ausbildungsplan befaßt sich mit der Jugend bereits oom 6. Lebensjahr an bis zum 16. Lebensjahr. Dann setzt die ausgesprochen militärische Vorbildung ein, die 1. die militärische Grundausbildung, 2. die Ausbil dung nach Waffengattungen und 3. die Ausbildung zum Un terführer umfaßt. Um die „Freiwilligkeit" dieser Jugend ausbildung zwingender zu machen, winken den Mitgliedern dieser militärischen Jugendorganisation besondere Porteile: die Anstellung un öffentlichen Dienst setzt die Teilnahme an der militärischen Jugendvorbereitung voraus und sichert eine schnellere Beförderung in der Armee. Neben dieser Jugend- oorbereitung widmen »ch aber der militärischen Ertüchti gung der französischen Jugend nach 11 000 Sport- und Schießvcreine. denen rund 2000 Offiziere nnd Unteroffiziere als Lehrperfonal zur Verfügung stehen. Herrn Herriot dürfte auch nicht unbekannt sein, daß sowohl die Tschechoslowakei wie Polen, also die militärischen Verbündeten Frankreichs, ebenfalls eine militärische Jugcndausbildung nach franzö sischem Vorbild durchführen, wobei feldmarschmäßig und mit Gewehren regelrechte Angriffsübungen durchgeführt werden. Der Reichskanzler hat in seiner Antwort diese Dinge mit aller Deutlichkeit klargestellt und Frankreich nachgewiesen, daß seine angebliche Abrüstung in Wirklichkeit nur eine U m r ii st u n g im Sinne einer w utgehenden Technisierung