Volltext Seite (XML)
Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die vmhüli ote amlllchen Bekannimachungen für vcn Sladlrat, da« AmlSgcrich«, ^a« Hauptzokamt Bad Schandau und da« ffinanzamt Sebnitz. — Bankkonic: Stadtbank Bad Schandau Nr. 12. — Postscheckkonto: Dresden 33 327. Pernspr.: Bad Schandau Nr. 22. — Drahtanschk'kl: Elbzeitung Bad Schandau. krscheinl täglich nachmittags 1L5 Uhr mit Nusnahmc der Sonn- und Fcicrlage. Vezugepreio: ,'rci 5^aus monatlich >,85 !llNl. icinschl. Trägcrgcld», jür Selbst abholer monatlich 1,65 NM., durch die Post 2,00 NM. einschl. Bestellgeld. — Hmzclnummcr 10, >nit Illustrierter 15 Psg. — Bei Prodnktionsvcrlcuernngcn. ^rtzöhungcn der Löhne und Maierialicnprcise behalten wir uns das Recht der Nachsorderung vor. Sächsische Schweiz rageszcuung siir die Landgemcinoen Bltendors, lNcingicschnbel. kllclnhcnncrv- dorf, strippen, Lichtcnhatn, Mittelndors, Ostrau, Porschdors, Poslclwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Ncinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischjähre, sowie jür das Gesamtgebiet der Sächsischen Schweiz. Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Inh. Waller Hieke. VcranNvonlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis zin RM.j: Die 7gespaltcne 35 miii breite Pctilzcilc 20 Pjg., siir auswärtige Auftraggeber 25 Psg., .-<5 mm breite Rcklamezcile 80 Psg. Tabel- lnrischer Sah nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme siir in- und ausländische Zeitungen. Giän-iae Wochenbeilaaen: Unterhaltung und Misten", „Oaü Unterhaltungsblatt", „Das 5 eben im Rild" ,OieFrau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: INI ouv Hichierschcinen einzelner Nummern tnsolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugspr,i»kürz»ng oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung, Nr. ^47 Ba- Schandau, Sonnabend, den 25. Juni 4932 76» Jahrgang Minderheiien-Llnrechi. Eine notwendige Ostwahrhcit. Bon Alfred K a t s ch i n s k i - Stettin. Minderheitcnrecht — die bekannte Schicksalsfrage für Millionen! Doch wie fast überall in der Welt mehr die Meinungen als die Tatsachen entscheiden, wird auch diese Schicksalsfrage noch heute und noch lange umstritten, und zwar nicht nur ausserhalb, souderu gelegcutlich auch noch inner halb unserer Grenzen. Denn cs ist in jedem Einzelfalle über haupt die strittige Doppelfrage: Was ist eine Minderheit und welches Recht hat sie als solche zu beanspruchen? — Weniger bekannt und genannt scheint jedoch noch immer die Gegen frage zu sei»: W as i st M i u d e r h e i t c u - ll u r c ch t ? — Nur in der unverzeihlichen Nichtbeachtung oder ungeheuren Unkenntnis dieser Gegenfrage hat ja anch das Fricdcmsdiktat 1919 das bekannte Mindcrhcitennuheil in Mitteleuropa <m- gcrichtet; und zu spät stellte cs sich daun heraus, das; die maß gebenden Friedciisdiktatore» unter unverantwortlichen Irr tümern und Entstellungen oder Verschleierungen der wahren Tatsachen das ungeheuerliche Minderheitenschicksal von Mil lionen geschaffen hatten. Namentlich im deutschen Osten Ivar -as geforderte und gern bewilligte Minderheitcnrecht der andern zum größten Teil ein Miudcrhcitcn-Unrccht. Zwar wird auch diese Erkenntnis immer klarer und stärker zu unserer Volkümeimmg; aber Wohl jedem überzeugten Ost- jfreuudc begegnen noch, immer hartnäckige Gegenmeinungen, 'die in juristischer oder theoretischer Objektivität mauches Minderheitenrecht und -unrecht verwechseln oder mindestens geschichtlich und politisch verkennen. Solche Meinungen schaben der notwendigen Ostwahrhcit in ähnlichcr Art wie schlimme Gerüchte, die sich mitunter wie Bazillen verbreiten. Jedenfalls ist dem Verfasser bei seinen zahlreichen Ost- vvrträgeu im Reiche, bei Aussprachen und Einzclgesprächcn immer wieder folgende grundsätzliche Gegenmeinung zur Be antwortung vorgetragcu worden: „Die polnischen und litauischen Minderheiten im deutschen Osten hätten bis zum Weltkriege weiter uichts gewollt, als ihre Muttersprache zu behalte» und trotzdem gute Deutsche zu sein; aber ihr Dcutschscinwvllen wäre ihnen durch rücksichtslose Ost- markcupolitik, wenn auch mehr in unzähligen Einzclfällen als im allgemeinen, derart verleidet worden, daß ihr Wiederan- schluß an Polen oder Litauen nur als eine Wiedergutmachung des früheren deutschen Unrechts an ihnen betrachtet werden könnte. Auch aus diesem Gründe wäre eine Hoffnung aus eine ostdeutsche GreuzÜerichtigung völlig aussichtloS." In aller Mrze antworte» hier die Tatsache»: Die Litauer in Preußen waren überhaupt und ausschließlich Verhältnis- mäßig späte Einwanderer. Die Polen in Preußen wurden 1772 und 1815 als verhältnismäßig geringe Minderheit über- nommcn und im Lauf der Zeit als größere eiugcwcmdeite Minderheit gastlich ausgenommen. Sie bildeten mir in dem engeren Umkreise um den altpoluischen Mittelpunkt Guescn unbestritten eine Mehrheit. Schon unter dem Alten Fritz konnte jeder nicht nur nach seiner Fasson, sondern auch nach seiner Muttersprache selig werden; denn bekanntlich war cs dem König mehr als einerlei, wen er ansiedeltc, wen» er nur Menschen im Lande hatte. Diese Preußische Duldsamkeit gegen über der polnischen oder litauischen Muttersprache und Vvlks- kultur bestand grundsätzlich auch bis zum Weltkriege. Beide Minderheiten, von denen die Litauer ausschließlich nud die Polen überwiegend als freiwillige Einwanderer die deutsche Kultur gesucht hallen, erfreuten sich ihrer eigenen Vereine, Zeitungen, Schriften, Abgeordneten, erhielten überall Religions unterricht, Gottesdienst, Dolmetscher in ihrer Muttersprache, wurden zuweilen schlechthin bevorzugt. Denken wir nur au den sogenaunten wiederholten „Polenrummel" in Deutsch land oder an die oft übertriebene Betonung des Litauertnms tu Ostpreußen. Wenn trotzdem beide Minderheiten anch die deutsche Sprache erlernte» oder daz» in der Schule, Armee oder Wirt schaft angehalteu wurde», so Ivar cs nur eine Selbstverständ lichkeit und . ihr eigener Vorteil, den ihre jüngeren Genera- lioncn mehr nnd mehr mit Eifer suchten. Der offene, unbe strittene Fehler der preußischen Ostmarkcupolilik des letzten Jahrhunderts lag im allgemeinen unr in dem Zickzackkurs, der besonders die polnische Minderheit bald mit seidenen Ha»d- schnhen, bald mit ungeschickten Fäusten, bald zu milde, bald zu schroff anfaßte, so daß manche preußischen Polen nie recht wußten, woran sie waren, bis sie nur noch wußten, daß sic omc Minderheit darstelltcu, waS ihre Agitation erst in den achtziger Jahren zn benutzen ansiug. Der andere unbestrittene Fehler im besonderen war die Tatsache, daß auch in deu ver schiedensten Einzclfällen beim Gericht oder Militär, bei der Verwaltung oder im Verkehr der bekannte Unteroffiziers- und Jnnkertvn verflossener Zeiten hie nnd da ein übriges tat, um die Minderheit noch mehr als die PolkSmchrheit zu vcr» schnupfe», während andererseits die Fülle der polnische» und litauischen Namen in allen Stellen des Preußischen Staats dienstes und jHccres bekannt sein dürfte. Doch buchen wir die Medaille heute nm — wie werden denn nach dem Kriege unsere losgerisseueu deutschen Minder heiten im Osten behandelt'? Keiner preußischen Ostmarken politik. nickt dem gröbsten Unteroffizier, fvrickcsten Leutnant oder starrsten Beamten ist es jemals anch nur im Tram» einacsallen, derart brutale mittelalterliche Schikaucu, Ver gewaltigungen, Ncchtsbrüche oder gar Foltern gegen Minder- Keitcn anzuwendcn, wie sic unscrc nnd andere Minderheiten in« europäischen Oste» erleben nnd erleiden müssen. Der Grnudirrtnm jener angeführten Meinung liegt je doch darin, daß sowohl die Polnische als anch die litauische Miirdcrheit iu Preußcu mit der Betonung nnd Duldung ihrer Muttersprache schließlich auch staatspvlitischc Urheimat- uud Rechtsansprüche erhoben, was einem krassen Mmderhcitcn- Unrecht gleichkvmmt, wenn die Minderheit eingewandcrt ist. Dabei war die so ins Deutschtum eiugeschvbcne uud bald vor geschobene Muttersprache beider Miüdcrheitcu unr noch ein Dialekt, der sich hier vom Hvchpvlnischen, dort vom Hoch- litauisclxm deutlich entfernt Halle. So wurde — bis auf dcm vol- ulsctu'n Kreis um Guescn — das angebliche geforderte nnd be willigte Mindcrhcilenrccht der preußischen Polen nnd Litauer zum Mittdcrheiten-Unrechl; den schlagendsten Beweis dafür erbrachten die Tatsachen, daß die als polnisch augesprvchcncil Masuren mit 98. v. H., die Wasscr- polcii in Obcrschlesiien mit 6t> bis 8» v. H. für Deutschland stimmten nud kürzlich die als Litauer auöge- gebemm Mcmclläuder trotz aller litauische» Taktik wiederum ihren überwältigenden deutschen Kulturwillc» bekundete». Tas falsche Mi»dcrhcitc»recht der ander» wurde nicht nur zu ihrem eigenen aktiven Mindcrheitcn-Unrecht, sondern damit, auch zum passiven Mindcrheitcn-Uurecht an de» nnnalürlich loSgerisscuc» De»tsck>c» im Oste». Dieses schreiende Unrecht hat die Wellpolitik in der Erkeimlnis ihrer ungeheuren Irr tümer uud Unkeuutiiisse von 1919 wieder gut zu mack-en. Crn letzter Berfrssh Unmittelbare deuttch-französifche Aussprache über die Xributfrage in Lausanne Lausanne, 25. Juni. Die erste große gemeinsame Besprechung zwischen der deutschen und dec französischen Regierung auf der Tribut- konfercnz begann pünktlich um 10 Uhr mit einem Besuch des Reichskanzlers von Papen bei dem französischen Mini- ilerpräsidenlen Herriot im Palace-Hotet. Anschließend sand die nach Abschluß der englisch-französischen Verhandlungen beschlossene gemeinsame Sitzung der deutschen und Ser fran zösischen Abordnung statt. A» der Sitzung »ahme» von deutscher Seite der Reichs kanzler. Reichsaußenminister von Neurath, Neichsfinanz- minister Schwerin-Krosigk, Reichswirtschastsminister Warm- bold sowie Staatssekretär von Bülow teil, von französischer Seite der Ministerpräsident, der Handelsminister Durand, der Finanzminister Germain-Martin, der Unterstaatssekre- tär des Auswärtigen Paganon und der radikalsozialistische Abgeordnete Bonnet. Die erste Sitzung der deutschen und der französischen Delegation hat bis kurz vor 13 Uhr gedauert. Bei ihrem Ab schluß wurde folgendes Communiguö ausgegeben: „Die deutsche und die französische Delegation haben eine erste Arbeitssihung abgehalten. Gras Schwerin von Krosigk hat eine eingehende Darlegung der finanziellen und wirt schaftlichen Lage Deutschlands gegeben." ..Die Luit ist Ml..." Lei Schluß der Besprechung gab Herriot Presscoertre- cern eine kurze Darstellung des Verlaufes, in der er betonte, daß es sich um eine „gute A r b e i t s z u s a m m c n - kunst" gühandelt habe. Er sei zufrieden und rechne auf den gute» Wille» aller, um zu einem Ergebnis zu gelange» Die Verhandlungen würde» unter Umstände» auch m seiner Abwesenheit weitergehen Zum Schluß charakterisierte er die Stimmung mit fol genden Morten in deutscher Sprache: „Die Luft ist kühl aber es dunkelt nicht!" Fttr eilige Leser. * Der Prc ii frische Landtag nahm de» Antrag aus Aushebung des Verbotes der politischen Auszüge nnd Per snmmtungcn in Preussen mit den Stimmen der Nativnalsv zinlislcn, der Teulschnalivnnlcn nnd der Kommunisten an. * Von den Sozialdemokraten, dem Zentrum, deu Kom muuistcn uud der Staalspartei ist der Vorsitzende ^cs sog. Uebcrwachungsausschusses des Reichstages, der Abg. Straf s e r tNals.) ansgcsorden worden, eine Sitzung dieses Aus schusses auzubcraumcu. Strasser hat bisher »och leine Ent schcidnug getroffen. * Die Freitagsnummer des „A ngris f" wurde wegen zweier Artikel mit schweren Angriffen gegen den Berliner Po lizeipräsidcntcn Grzesiuski und vcn Polizcivizepräsidcnten Weis; b e s ch l a g u a h m t. Auch wurde Strafantrag gestellt. * Der frühere Buudcskauzlcr Dr. Buresch, der sciueu Rücktritt als Laudcshauptmanu vou Niederösterrcich erklärt hatte, ist iu der Laudtagssitznug mit deu Stimmen der E Krist lichsozialcn gegen die Nationalsozialisten wicdcrgewähll wor den. * Das englische Unterhaus hat ciucu Mißtrauens anlrag der Abeileropposiliou mit ll«, gegen 17 Stimmen ab gelehnt. Ain Frcilagnachmittag wurde iu Sofia nach cinmona tigcn Verhandlungen der Handelsvertrag zwischen dein De ntschen Reich nnd Bulgarien unterzeichne!. Der Vertrag regelt Eisenbahn und Schissahnssragen, Vas NiederlassungSreckt, die Zulassung von Kansleulen nnd den Warenanstansch. Beide Länder haben siel» die Meistbegiin stignng zugesagl. Vie Arbcilssitzung und die vorangegangene Besprechung des deutschen Reichskanzlers mit Herriol haben, so wird auch in deutschen Kreisen erklärt, einenen Verlauf genommen, dec auch weiterhin positive Möglichkeiten aufzeigt. Die gemeinsamen deutsch-französischen Besprechungen stehen im Mittelpunkt des Konferenz-Interesses. Jedoch glaubt man allgemein nicht daran, daß die großen politischen Gegensätze, die sich im Laufe der Konferenz mit aller Schärfe zwischen der deutschen und dec französischen Tribukauffassnng ergeben haben, gemindert werden können. Was Belgien will Die belgisck-e Delegation in Lausanne gibt ein Com- munique über den bereits gemeldeten belgischen Plan für einen wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas heraus. Das Comnumique besagt: Die belgische Delegation habe einen Plan für den wirtschaftlickzen und finanziellen Aufbau Europas ausgearbeitet. Die vorgesehene Lösung baue sich hauptsächlich auf einer Reuorganisierung gewisser öffentlicher Unternehmungen auf, um zu einer Reform des deutschen Währungssystems zu ge langen, ferner auf einer internationalen Kredilorganisation, um den zentral- und osteuropäischen Ländern zu Hilse zu kom men, und schließlich auf einer Reform des Zollsystems, um den Handelsaustausch durch eine graduelle Herabsetzung der Einfuhrzölle wieder zu beleben. Siidslawien gegen Tributttreichung Der südslawische Außenminister Marinkowstsch sprach sich in einer Unterredung gegen jede Streichung der Tribute aus. Das südslawische Haushaltsgleichgewicht, so betonte der Minister sei unter Berücksichtigung der Tributeingänge aufgestellt worden, und es gehe nicht an, die Süd- slawien jährlich zustehenden 68 Millionen Frsnor auf die Schultern der Bevölkerung abzuwälzen. Vorbedingungen zur Gesundung. Paris, 25. Juni. Bei Eröffnung der 38. Verwaltungsratssitzung der In- .ernationale» Handelskammer hielt Professor Abraham Frowein eine Ansprache, in der er die Erklärung der fünf Mächte in Lausanne begrüßte, aber dazu bemerkte, ivas der Welt fehle, seien jedoch nicht Erklärungen der Ne gierungen, daß sie endaültigc Beschlüsse fassen wollten, sondern diese Entschlüsse selbst. .Line effektive Politik der Abrüstung sei erforderlich, deren Dringlichkeit die Botschaft des Präsidenten Hoover erneut unterstrichen habe. Der Verwaltungsrat der Inter nationalen Handelskammer habe weiter die endgültige Re gelung dec Reparationen und der interalliierten Schulden gefordert. Jeder Monat der Verzögerung dieser Lösung er schwere die Lage. Aber auch eine Wiederherstellung des Vertrauens durch eine endgültige Regelung der Frage der Reparationen und der interalliierte» Schulden genüge nicht: gleichzeitig müßten die Regierungen wieder die Vorbedin gungen schaffen, ohne die eine Weltwirtschaft nicht bestehen könne, nämlich einen liberalen Austausch von Menschen, Waren, Diensten und Krediten. Lr begrüße den belgisch holländischen Vertrag als einen ersten Schritt auf dem richtige» Wege. Die Juternakionale Handelskammer fordere von den Regierungen der Welk, daß sic endlich einmal alle Bedenken überwinden, und den Muk aufbriugen zu einem Schritt, der sic vielleicht im Augenblick bei ihren Völkern unpopulär mache.für den aber nach wenigen Jahren die ganze Weil dauUnn sein würde. Die Rede wurde mu lautem Beifall ausgenommen.