Volltext Seite (XML)
55. Jahrgang Berlin, Donnerstag, den 28. April 1938 k/n 656/9/1/5 von 9506s/- vo/^§w/5t5c/io6//c/i65 VN(^ icu//v5s//s5 ös^6vlon9 Blut undRoden Nummer 17 Die 2.Retchsgartcnschau Essen ist eröffnet Am vergangenen Dienstag wurde von Reichs- baucrnführer und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft R. Walther Darre in einem feier lichen Festakt die 2. Reichsausstellung des deutschen Gartenbaues eröffnet. 3000 Gäste, darunter etwa 1000 Berufskameraden, Betriebsführer und Gefolg schaft, aus allen Teilen Großdeutschlands nahmen an dem für den gesamten Berufsstand bedeutungs vollen Ereignis teil. Welches rege Interesse die Reichsgartenschau erweckt und welche wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung ihr beigemessen wird, findet am besten seinen Ausdruck in den ausführ lichen Berichten, die die Vertreter der deutschen und ausländischen Zeitungen, die in besonders großer Zahl an diesem Ereignis teilnahmen, ihren Lesern gaben. Die Einwohner Essens hatten nicht versäumt, an allen Zufahrtstraßen zur Ausstellung durch Be flaggen der Häuser ihre Anteilnahme zum Aus druck zu bringen. Ihnen gebührt im übrigen ein besonderer Dank für die gastliche Aufnahme, die sie den Vertretern des Gartenbaues und insbe sondere den Gefolgschaftsmitgliedern aus allen Teilen des Reiches gewährten. Die am Eröffnungstag vom wolkenlosen Himmel lachende Sonne, von allen an diesem großen Werk Schaffenden schnlichst erwartet, wurde als gutes Vorzeichen für das weitere Gedeihen der Aus stellung aufs freudigste begrüßt; sie trug dazu bei, dem Ereignis den besonders festlichen Glanz zu verleihen. Das Jahr 1938 ist für den deutschen Gartenbau von besonderer Bedeutung. Es bringt zwei Er eignisse, die nicht nur den ganzen gärtnerischen Berufsstand, sondern darüber hinaus weiteste Kreise unseres Volkes und der Volkswirtschaft an gehen. Es sind dies die 2. Reichsgarlen schau, die wir heute hier eröffnen, und der große 12. Internationale Gartenbau- Kongreß, der im August in Berlin von der Reichsregierung veranstaltet wird und hier in Essen seinen Äusklang findet. Es ist ein großes Verdienst der Stadt Essen, durch die entscheidende Unterstützung der heute beginnenden Reichsgarten schau zu diesen beiden großen Ereignissen einen wesentlichen Beitrag geliefert zu haben. Ich möchte der Stadt Essen hierfür im Namen des Reichsnährstandes wie auch als Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft meinen herzlichen Dank sagen. Der Name dieser Stadt hat schon immer in Deutschland und darüber hinaus in der Welt einen guten Klang gehabt als die Waffenschmiede unseres Reiches. Der Kruppstahl ist geradezu zum Symbol deutscher Wehrkraft geworden. Dies gilt in besonderem Maße, seitdem der Führer uns wieder eine starke Wehrmacht gegeben hat. Die diesjährige Reichsgartenschau in Essen beweist jedoch, daß diese Stadt auf dem besten Wege ist, sich einen neuen Ehrentitel zu erwerben. Das Essen von heute ist nicht mehr die Industriestadt von früher, die angeblich so rußig ist, daß man sich jede Stunde einen neuen Kragen umbinden muß. Gerade hier im Zentrum deutscher Indu strie, wo die tägliche Arbeit den Menschen viel leicht in besonderem Maße der Natur und dem Boden entfremdet, ist die Sehnsucht nach dem Boden und nach der Natur zum Durchbruch gekommen und hat so im Rahmen eines Plan mäßigen Ausbaues der Gartenanlagen der Stadt Eiten auch Veranlassung gegeben, sich zum zweiten Male für eine allgemeine, große Gartenschau zur Verfügung zu stellen. Die Stadt Essen hat hier durch nicht nur ihren Einwohnern und dem deutschen Gartenbau einen Dienst erwiesen, sie hat darüber hinaus durch ihr Beispiel allen Groß städten gezeigt, daß die Verbindung der Menschen zur Natur und zum Boden gehegt und gepflegt werden muß. Sie hat gezeigt, daß der Mensch und der Boden zusammengehören und der Karten- > bau hierzu für den großen Teil unseres Volkes die Wege ebnet, dem andere Möglichkeiten durch die Enge unseres Raums verschlossen sind. In wie starkem Maße -er Gartenbau aus diesen tieferen Gründen Sache des ganzen Volkes ist, geht allein schon daraus hervor, daß von 1714 Millio nen .Haushaltungen in Deutschland (ohne Oester reichs 5'4 Millionen Haushaltungen über einen Kleingarten verfügen. In diesen Millionen von Kleingärten kann man auch immer wieder beob achten, wie aus den Beziehungen zwischen dem Menschen und dem Boden ein kulturelles Wollen erwächst, das in seinen Aeußerungen vielleicht manchmal primitiv, in seiner Bedeutung für die Kultur unseres Volkes aber keines falls unterschätzt werden darf. Diese Kleingärten sind nicht nur Nutzgärten, die der Selbstversorgung vieler Familien mit Obst und Gemüse dienen und Die große Festhalle der Essener Ausstellung war schon lange vor Beginn der Feierlichkeiten bis auf den letzten Platz gefüllt. Festliche Musik leitete die Feier ein. Oberbürgermeister Dillgardt, der die Vertreter der Partei, des Staates und der Wehr macht begrüßte, sagte insbesondere dem Reichs- bauernführcr seinen Dank für die großzügige Hilfe und Unterstützung, die er der Stadt Essen beim Aufbau der Reichsgartenschau zuteil werden ließ. Daß die fertige Ausstellung heute der Oeffentlich- keit übergeben werden könne, sei außerdem der hingebungsvollen Arbeit aller am Werk beteiligten Arbeiter der Stirn und der Faust zuzuschreiben. Für alle Mitarbeiter werde es der schönste Lohn sein, daß nun Millionen von Volksgenossen sich an ihrem Werk erfreuen und hieraus neue Kraft zu neuer Arbeit schöpfen würden. Gauleiter Terboven wies in einer kurzen An sprache darauf hin, daß die Stadt Essen sich durch diese Ausstellung ein neues und schönes Kleid ge geben habe. Die Reichsgartenschau werde nicht nur Hunderttausende und Millionen von Besuchern aus dem Reich und aus dem Ausland erfreuen, sondern sie werde auch jetzt und später den schwer schaffenden Volksgenossen mit ihren Schönheiten eine Stätte der Freude und Erholung sein. So dann ergriff Reichsbauernführer R. Walther Darrö das Wort zu seiner Rede über „Die volkswirt schaftliche und kulturelle Bedeutung des deutschen Gartenbaues", die zu gleicher Zeit über den Reichs sender Köln und abends über den Deutschland sender übertragen wurde. im Zeichen unserer Devisennot natürlich besonders intensiv bewirtschaftet werden müssen, sie sind gleichzeitig Schmuck- und Ziergärten, die mit un endlicher Liebe und Sorgfalt betreut werden. Aus diesen Kleingärten hält die Blume und Zierpflanze ihren Einzug auch in Wohnungen von Bevölke- rungsschichten, die wirtschaftlich nicht in der Lage wären, sich regelmäßig Blumen zu kaufen, die sie zum Schmuck ihrer Wohnung oder zur Steigerung der Freude an Festtagen gern in ihren vier Wän den sehen. Schon damit ist die große kulturelle Bedeutung des Gartenbaues für unser Volk ge kennzeichnet. Diese erschöpft sich jedoch in keiner Weise in den Auswirkungen der Kleingärten auf große Teile unseres Volkes. Neben diesen Millio nen, die über einen eigenen Kleingarten ver fügen, hat das ganze Volk Anteil an dem, was uns der Gartenbau zur Verschönerung unseres Lebens schenkt. Blumen begleiten wohl jeden von uns auf den Höhepunkten des Lebens von der Wiege bis zum Grabe. Die Blume ist aber nicht nur aus dem Leben des einzelnen nicht wegzudcnken, sie spielt auch im Leben der Volksgemeinschaft eine wichtige Rolle. Große Feiern der Gemeinschaft sind heute ohne Blumenschmuck in der einen oder anderen Form nicht mehr zu denken. Ich er innere auch an die großen Aufgaben, die dem Gartengestalter als Anwalt für das Stadt- und Landschaftsbild gestellt sind, an die Grüngürtel und Grünanlagen in den Städten, die künftig im Zuge der vorgesehenen Stadtauflockerungen noch mehr an Bedeutung gewinnen werden. Der National sozialismus hat aber auch durch die Werbung für die „Schönheit der Arbeit" den Gartenbau in Be zirke geführt, die ihm bisher verschlossen schienen. Gerade durch das Eindringen in den Alltag leistet der Gartenbau einen neuen wesentlichen Beitrag zu dem kulturellen Leben unseres Volkes. Die Erzeugnisse des Gartenbaues spielen heute nicht nur an den Fest- und Feiertagen des einzelnen, der Familie und der Nation eine größere Rolle als früher, der Gartenbau ist auch eingesetzt worden, um den Alltag so freundlich wie möglich zu gestalten und unver meidbare Härten zu mildern. So mancher Fabrikbof, der früher öde und häßlich war, ist heute zu einer Grünanlage geworden, die die Ruhepausen des Arbeiters wirklich zu einer Zeit der Entspannung und Erholung machen. In diesem Zusammenhang darf die vorbildliche Für sorge für den Lebensabend der Werkangehörigen nicht unerwähnt bleiben, wie sie beispielgebend hier in Essen von der Familie Krupp in den Werksied lungen durchgeführt ist. Zu der kulturellen Bedeutung des Gartenbaues für unser Volk kommt die nicht geringere volks wirtschaftliche Bedeutung. Diese er schöpft sich nicht in der eindrucksvollen Höhe des ProduktionSweries des Gartenbaues, der zur Zeit auf rund 1 Milliarde Mt geschätzt wird. Das ist mehr als 214 mal soviel wie der Gesamtwert der Braunkohleförderung und um 165 Mill. Mk mehr als der Wert der Roheisenerzeugung in Deutsch land im Fahre 1936. Noch klarer erkennt man die volkswirtschaftliche Bedeutung des deutschen Gartenbaues, wenn man feststellt, daß der deutsche erwerbsmäßige Gemüseanbau und die Obstanlagen nur etwa 1 v. H. der landwirtschaftlichen Nutz fläche des alten Reichsgebietes umfassen, wertmäßig aber mehr als 20 v. H. der gesamten pflanzlichen landwirtschaftlichen Erzeugung auf die Erzeugung von Obst und Gemüse entfallen. Nach den Ermitt lungen des Instituts für Konjunkturforschung betrug im Fahre 1936/37 der Erzeugungswert an Obst und Gemüse 965 Mill. Ml, der Wert der gesamten landwirtschaftlichen pflanzlichen Erzeu gung, also einschließlich Obst und Gemüse dagegen 4678 Mill. All. Diese hohen Leistungen des Gartenbaues je Flächeneinheit können nur er reicht werden, weil der Gartenbau auf der gleichen Fläche sechs- bis achtmal so viel Menschen be schäftigt wie der Ackerbau. Entscheidend sür die volkswirtschaftliche Be deutung des deutschen Gartenbaues ist aber schließlich sein Gewicht im Nahmen unserer Volksernährung. Wir wissen heute den hohen Wert zu würdigen, den das Obst und Gemüse für unsere Ernährung Oe? mit seine/- SeFieiiun^ Sei ckee öesicSiiFun^ ckee HeicSsAaeienseSau Ossen /. Oee /seieSsSanez-n/iiSeee «ack i?eieSsminisiee /üe SenaS/v/n^ nm/ Lauckua>isc//a/t IP'aiiSe/ Oaeee.- 2. F/aSsam/siei/ee üe. /-eiseSSe,- Z. Le/cSs/arSmart Oaeieu-o», Laettnee,- 4. k/uieea-ieiS/uns- ieike/- Leo/. Oe. OSeei/ 5. Oaeie/rckieeSioe Ssoe/e,- 6. OSeeSü/Feemeisiee Oick^oecki. /ISS.. LeeLLe-Li/ck-^enieaie Die Rede des Reichsministers Darrt hat. Die Zeiten sind vorbei, in denen man Obst und Gemüse lediglich als Luxusartikel betrachtete, das sich nur Wohlhabende zur Verfeinerung ihrer Kost leisten können. Wir wissen, daß Obst und Gemüse wichtig für die Volksgesundheit sind und deshalb dem deutschen Volk in wachsendem Maße zugeführt werden müssen. Die nationalsozialistische Agrarpolitik hat sich diesen Erkenntnissen nicht verschlossen. Dabei hat auch die Tatsache mit gewirkt, daß ein stärkerer Verzehr von inländischem Obst und Gemüse zu einer Verminderung des Ver brauchs solcher Lebensmittel führt, die wir bisher nicht in ausreichender Menge selbst erzeugen. Dies gilt z. B. für die planmäßig von uns betrie bene Umlagerung des Verbrauchs von Fett auf den Verbrauch von Marmelade. Infolgedessen haben wir die Erzeugung im Gartenbau ebenso wie in der Landwirtschaft nach Kräften gefördert, Trotz größter Schwierigkeiten, die gerade im Gar-! tenbau aus natürlichen Gründen zu überwinden sind, blieben die Erfolg« nicht aus. Es gelang, einen stark steigenden Verbrauch an Obst und Gemüse in wachsendem Maße aus inländischer Erzeugung zu befriedigen. Ob wohl im Jahre 1937 mit 2,8 Mill, t Obst (ohne Südfrüchte) 718 WO t oder 34 v. H. mehr verbraucht wurden als im Jahre 1932, deckten wir unseren Obftbedars im Jahre 1937 zu 89 v. H. aus inländischer Erzeugung gegen einen Jnlandsanteil von nur 75 v. H. an der Versorgung im Jahre 1932. Der Verbrauch an Gemüse erhöhte sich von 1932 bis 1937 um 464 WÜ t oder 15 v. H. aus 3 533 WO t. Gleichzeitig stieg der Anteil der Jnlnnds- erzcugung am Gcsamtverbranch von 91 v. H. aus 94 v. H. Die Existenzgrundlage wiedergegeben Diese für unsere Volksernährung erfreuliche Entwicklung wäre niemals möglich gewesen, wenn wir nicht zunächst dem deutschen Gartenbau seine Existenzgrundlage wiedergegeben hätten. Der deutsche Gartenbau gehörte zweifellos zu den Teilen unserer Wirtschaft, die besonders hart von der Krise getroffen worden waren. Der National sozialismus fand hier bei der Machtübernahme völlig zerrüttete Verhältnisse vor. Zu einem un geregelten, oft nur konjunkturmäßig bedingten und dann mit aller Gewalt überspitzten Anbau, zu ungeordneten oder zerrütteten inneren Marktver hältnissen kam eine ungehemmte Einfuhr, die all jährlich stoßweise den gesamten Jnlandsmarkt oder einzelne Marktgebiete mit Waren überschwemmte, die den Absatz der deutschen Erzeugnisse, selbst wenn sie geschmack- oder gehaltvoller waren, ein fach unmöglich machten. Es gab Fahre, in denen wegen des Uebcrdrucks der ausländischen Erzeug, nisse große Teile der Erdbeerernte Westdeutsch lands nicht geerntet wurden, weil der erzielte Er lös die Pflückkosten nicht mehr einbrachte. Aus ähnlichen Gründen wanderte oft die Salaterme der rheinischen Tiefebene auf den Komposthaufen. In Schleswig-Holstein mußte wiederholt der Kell auf Hunderten von Hektaren untergepflügt werden. In der Pfalz verfaulte die Tomaienernte auf der Pflanze, weil die ausländischen Erzeugnisse zu Preisen augeboten wurden, die oft kaum der Hälfte der Erzeugungskoften der deutschen Erzeugnisse entsprachen. Durch Markt- und Einfuhrregelung sind diese Verhältnisse beseitigt worden. Der deutsche Gartenbau wurde vor der Vernichtung gerettet. Dabei möchte ich besonders betonen, daß diese Einfuhrregelung unsere Ausfuhr nicht nur nicht, so wie die früheren Zölle, schädigte, sondern oft genug in den letzten Fahren zum Wegbereiter deutscher I n d u st r i e e r z e u g n i sf e im A u sland geworden ist. Die neuen von uns ein- geschlageneu Wege brachten zwar dem einzelnen Erzeuger oder Verteiler mitunter Unbequemlich keiten, weil er sein Einzelinteresse dem Gesamt, intcresse unterordnen mußte. Es ist aber immer noch besser, wenn hier und da einmal einige Produzenten oder Händler aus Kurzsichtigkeit schimpfen, als wenn der deutsche Gartenbau in seiner Gesamtheit zu sammenbricht und dadurch dem deutschen Volk die Möglichkeit genommen wird, seinen Bedarf an Obst und Gemüse weitgehend aus eigener Erzeugung zu decken. Daß es mit dem deutschen Obst- und Gemüsebau seit 1933 wieder aufwärts gegangen ist, beweist tm übrigen auch die Tatsache, daß der Wett der Er zeugung an Obst und Gemüse von 598 Mill. Wk im Wirtschaftsjahr 1932/33 auf 965 Mill. ÄA im Jahre 1936/37, also um 367 Mill. Ml gestiegen ist. (Fortsetzung der Rede auf Seite 2)