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6artmbauwirtlchak «reinigt mit Oeutlcher krwerbogartenbm» tzir. 81. 18. Vvrsmbsr 1-41 3 Ourcd picuulläSissii^/icmrsllscdutrsüicl nocd^rtrcrFsstsiNsruogsn sirisibar Noch Leistungsreserven im obstbau? bedarf gesichert, sondern noch wertvolles Obst der übrigen Volkswirtschaft zugeführt neben einer hohen Geldeinnahme für den einzelnen Besitzer. Einige beweiskräftige Zahlenbeispiele Wenn wir die Ergebnisse des letzten Jahres betrachten, müssen wir feststellen, daß auf dem Ge biet der Obsterzeugung noch größte Ertragsreserven ruhen. Diese Reserven zu mobilisieren, muß eine der Hauptaufgaben in den nächsten Jahren sein. Dabei ist der Pflanzenschutz unentbehrlich. Ja, man kann wohl sagen, daß er bei der Erfüllung dieser Aufgaben die Hauptrolle spielt. Wenn man bedenkt, daß in den Gebieten und Obstanlagen mit planmäßiger Obstbaumspritzung die Obsterzeugung nm das Zehnfache gesteigert werden kann, so er kennt man, daß es sich auch lohnt, sich mit diesen Fragen etwas mehr zu beschäftigen. Die Mit arbeit eines jeden einzelnen ist ^ür die Sicher stellung der Obstversorgung entscheidend. Aller dings — ohne Meiß kein Preis, und wenn man sich nur ans das Wetter und sonstige günstige Einflüsse verläßt, braucht man sich nicht zu wun dern, wenn im Herbst der Ertrag nicht in Er scheinung tritt. Es kann heute ohne Uebertreibung gesagt werden, daß der Obstbauer selbst die Schuld trägt, wenn er nur das erntet, was Krankheiten und Schädlinge ihm übrig lassen. Es ist naturgemäß außerordentlich schwer, in bestimmten Zahlen anzugeben, welche Bedeutung dem Pflanzenschutz auf den verschiedenen Gebieten der Landwirtschaft zukommt. Die Schädigungen durch Pflanzenkrankheiten und Schädlinge setzen sich aus einer großen Vielzahl einzelner Fälle zu sammen, die wertmäßig natürlich schwer zu er fassen sind. Alle wertmäßigen Zahlenangaben über Ertragsverluste — z. B. jährliche Verluste durch Krankheiten und Schädlinge in Höhe von 2 Mil liarden und mehr Reichsmark — haben daher auch nur relativen Wert. Für den einzelnen Betrieb aber treten Verluste durcb Krankheiten und Schäd linge immer in Erscheinung, wenn auch häufig in wechselnder Stärke. Die Stärke des Auftretens und die Höhe der Verluste lassen sich aber leider niemals Vorausbestimmen, so daß man stets und zu jeder Zeit auf alle Fälle entsprechend vor bereitet sein muß, wenn man keine unangenehme Ueberraschung erleben will. Zeder obstanbauer ist an der Sicherstellung ber obsweriorgung mitverantwortlich l Die Bedeutung des Pflanzenschutzes aber dürfte an sich klar sein. Weinbau Hopfenbau, Obstbau und viele andere Kulturen sind heute ohne einen planmäßigen Pflanzenschutz nicht mehr existenz, fähig. Das ist eine Tatsache, die leider gerade in vielen Kreisen noch nicht genügend oder nicht mehr genügend erkannt wird. Es darf jedoch wohl daran erinnert werden, welche mühevolle und jahrelange Arbeit der Pflanzenschutzsachverständigen es bedurft hat, um dem Pflanzenbauer wertvolle und brauchbare Bckämpfungsmöglichkeiten an die Hand zu geben. Daß wir gegen viele Krankheiten und Schädlinge noch keineswegs genügend gerüstet sind, beweist diese schwierige und langwierige Auf- gäbe. Umsomehr aber sind wir verpflichtet, die als brauchbar anerkannten Maßnahmen in der Praxis zur Anwendung zu bringen. So genügt es zum Beispiel nicht, wenn nur einige wenige fortschrittliche Obstanbauer die bewährten Be- kämpfungsmaßnahmen durchführen, sondern ein allgemeiner und volkswirtschaftlicher Wert wird nur dann erzielt, wenn die Gesamtheit der Obst anbauer an der Durchführung dieser Maßnahmen teilnimmt. Denke jeder daran, daß auch er, sofern er im glücklichen Besitz von Obstbäumen ist, mit verantwortlich ist an der Sicherstellung der deut schen Obstversoraung. Was seine Berusskameraden auf diesem Gebiet leisten können, das gilt auch für ihn. Eine möglichst gleichmäßige Ver sorgung der Märkte ist das Ziel. Wenn auch der Frostwinter 1939/40 in vielen Gebieten manche Lücken im Obstbaunibestand ge rissen hat, so hat doch das Jahr 1940 gezeigt, welche Möglichkeiten der Steigerung unserer Obst erzeugung noch gegeben sind. Wohl selten sind die Unterschiede für denjenigen so klar in Erscheinung getreten, der Gelegenheit hatte, die Erträge in den Gemeinden mit Planmäßigen Spritzgebieten mit den Erträgen in den Gemeinden, die bisher nur wenig zur Schädlingsbekämpfung getan haben, zu vergleichen. Im ersteren Fall zeigten die Obst bäume reichen Behang mit schönem, gesundem Obst, im letzteren Fall eine Mißernte. Diejenigen, die mit Fleiß und Ernst an die Arbeit gegangen sind, wurden reichlich belohnt. Diese Ertragsleistuna selbst in ungünstigen Jahren aber zeigt, was aus diesem Gebiet noch erreicht werden kann. In Jahren mit guten Voraussetzungen für eine reiche Ernte ist es keine Kunst, viel Obst zu ernten In Jahren aber mit weniger günstigen Voraussetzun gen — und das sind die meisten Jahre — kann nur der eine gesunde und gute Ernte erzielen, der auch etwas für die Leistungsfähigkeit seiner Obstbäume getan hat! Es ist aber doch volkswirtschaftlich wesentlich wertvoller, alljährlich gute Durchschnittsernten zu erzielen, als vielleicht alle acht bis zehn Jahre eine übermäßige Rekordernte und in den Zwischen jahren nur schlechte Minderernten. Die all- jährliche gleichmäßige und ausreichende Ver sorgung des Marktes mit Obst muß das Ziel der Obsterzeugung sein. Ein Ziel, das durchaus er- reicht werden kann. Kaum eine andere landwirtschaftliche Kultur ist in der Lage, so vielfältig und dankbar das wieder zugeben, was man hcreingestcckt hat, wie der Obstbau. Hier schlummern Ertragsreserven, die nicht nur in der Lage sind, den Eigenbedarf zu sichern, sondern auch eine hohe Geldeinnahme für jeden einzelnen Besitzer bedeuten. Selbstverständ lich kann sich der Pflanzenschutz nur dort aus- wirken, wo Düngung und sonstige Pflege in Ord- nnng sind. Fest steht aber andererseits auch, daß trotz bester Düngung und allgemeiner Pfleg« ohne Pflanzenschutz ein Erfolg nicht zu erzielen ist. Mögen die nachfolgenden Zahlen jedem Ansporn sein, das Notwendige für die Sicherstellung der Obsterzeugung zu tun, ehe es zu spät ist. Jeder einzelne ist mitverantwortlich. Die Gemeinschafts arbeit erleichtert die Aufgabe und erhöht den Erfolg. Dabei hat sich im hiesigen Gebiet in enger Zu sammenarbeit mit den Kreisbaumwarten vor allem die Einrichtung der Spritzgebiete be währt. Spritzgebiete sind größere oder kleinere Markungsabschnitte, in denen auf Grund einer Verordnung geschlossen sämtliche Maßnahmen der Obstbaumspritzung durchgeführt werden. Dabei ist zu beachten, daß wir in Württemberg hauptsächlich landwirtschaftlichen Obstbau haben. Hochstamm- Pflanzungen mit landwirtschaftlichen Unterkulturen sind vorhanden, wobei der Apfelbaum vorherrschend ist (60 des Gesamtbaumbestands). Mit Recht wird Württemberg als das Obstland bezeichnet. Von einem Gesamtobstbaumbestand von mehr als 20 000 000 Obstbäumen mit einer Anbaudichte von durchschnittlich 16 000 Stück auf 1000 Im (Reichs- durchschnitt etwa 5000 Stück) landwirtschaftlicher Nutzfläche steht Württemberg an der Spitze aller Landesbauernschaften. Dabei ist zu berücksichtigen, daß sich die Obstbäume als Nebennutzung auf un endlich viele Besitzer verteilen, wobei wohl der Bauer und Landwirt als der größte Obstbaum besitzer anzusprechen ist (dies trifft im wesentlichen auch für die übrigen Gebiete Deutschlands zu). Infolgedessen spielt auch der obstbauliche Pflanzen- schütz im hiesigen Gebiet eine entscheidende Nolle. Es ist bezeichnend, daß auch in diesem Frühjahr trotz Arbeitermangel, Kriegsschwierigkeiten usw. eine weitere Zunahme der pflanzenschutzlichen Ar beiten zu verzeichnen ist. Auch mancher, der bisher noch abseits oder sogar ablehnend der Obstbaum spritzung gegenüberstand, ist inzwischen eines besseren belehrt worden. Die Erfolge und Zahlen sprechen für sich, so daß diesen kaum noch etwas hinzugefügt zu werden braucht. So haben sorgfältige Erhebungen im Kreis Reutlingen folgendes ergeben: Ertrag an Aepfcln 1040 In den Sprltzgebietcn, verteilt auf 26 Gemeinden (normale Spritzersolge): Zahl der Ap'clbäume: 33 666, Ertrag in Ur: 16 SSL, Durchschnitts- crtrag je Baum kx: 48, Ertragsanteil an L-Ware 88, L-Ware 85, O-Ware 88'/», Wert der Apfelernte 283 828 NM. Im übrigen Nichtspritzgebtet: Zahl der Apfelbaume: 338 888, Ertrag in Ur: 18 884, Durchschnitteertrag je Baum kg: 8,5, Ertragsanteil an ^-Ware 18, S-Ware 28, 6-Ware 85'/«, Wert der Apsclernte: ,288 878 RM. Aus der vorstehenden Uebersicht geht hervor, daß der Ertrag in den Spritzgebieten fast um das Zehn fache höher liegt als in den übrigen nichtgespritzten Gebieten. Der Durchschnittsertrag je Baum konnte von S,S KZ auf 49 KZ gesteigert werden. Auch gütemäßig zeigt sich eine ausschlaggebende Ver besserung. Die Kosten für die Durchführung dieser Spritzung betrugen für Pflanzenschutzmittel, Ar beitslöhne, Gespann, Betriebsstoff für 100 Motor spritzen usw. insgesamt 40 187,21 RM. Abzüglich der Spritzkosten ergibt sich im Durchschnitt ein Ertrag je Baum in den Spritzgebieten von 7,68 RM., während in den Nichtspritzgebieten nur 0,83 RM. erzielt werden konnte. Durch diese Plan mäßige Bearbeitung wurde nicht nur der Eigen- Was in einer einzelnen Gemeinde geleistet wer den kann, zeigt folgendes Beispiel. Die Zahl der crtragsfähigen Apfelbäume in dieser Gemeinde (Rommelsbach) beträgt 4600 Stück, die in bestem Ertragszustand stehen.' Der Anteil an Tafel- und Edelsorten beträgt 60 an Wirtschaftssorten 20 A und an Mostobstsorten 20 A>. Das Spritzgebiet 1940 erstreckte sich auf die ganze Gemarkung. Der Obstertrag konnte dadurch 1940 auf 4000 ckr Aepfel — 87 KZ je Baum ge steigert werden. Diese Zahlen stellen nur eine Aus wahl aus vielen Ergebnissen fast aller Kreise dar, wobei besonders auch im Obstbaugebiet des Boden sees vorbildliche Arbeit geleistet wird. Von be sonderem Interesse ist auch die nachfolgende Zu sammenstellung über die Ertragsleistung einzelner Gemeinden des Kreises Heilbronn. der ume en nden Obstvcrkaus über Prozentsatz der Gemeinde die Bezirks- gespritzten DK» 8 abgabestelle Bäume RM. RM. 1846 1888 1846 1888 1 12 866 81 866 88 286 78'/. 76»/. 2 12 866 516 786 16'/. 16'/. 8 18 888 586 16 126 16»/. 46»/, 4 18 886 8 876 8116 46°/, 16»/. 5 16 868 2 586 6 26°/. 5»/. 6 15 166 48 486 169 666 86»/. 85»/. 7 26166 45 886 54 816 76»/. 76'/. 8 26 166 4 816 7 616 16«/. 26'/. 8 8 666 48 626 41386 86»/. 88»/. 18 8666 466 2116 5»/. 16»/. 11 6 766 26 666 34 116 86»/. 66»/. 12 5 786 8 886 21 666 36»/. 75«/. 13 4 566 2 246 17146 16«/« 66«/. 14 4 566 25 646 27 686 85»/. 85«/. 15 5 866 26 346 5»/, 5«/. 16 8 846 856 18 466 5»/. 66«/. 17 5 566 436 7 526 5»/. 45«/. Fehlernten können durch gut« Pflege und Pflan zenschutz vermieden werden, und wenn in allen Gemeinden planmäßige Obstbaumspritzungen durch geführt worden wären, dann wären 1939 und 1940 keine schlechten Obstjahre gewesen. Bei den oben genannten Zahlen handelt es sich selbstverständlich um Durchschnittszahlen vieler Tausende von Obstbäumen. Bei einzelnen Obst bäumen liegen die Ertragsleistungen je Baum naturgemäß oft wesentlich höher. So erzielte einer von vielen Obstanbauern folgendes Ergebnis (Kreis Ulm): 16 Obstbaume mit normaler Spritzfolge Ertrag .... 26,8 cir Wert 783,— RM. burchschn-jeBaum 168,5 kg 16 Obstbäume der gleichen Sorte ohne Spritzung 8,38 <1/. 66,68 RM. 33,5 k« Mehrertrag durch Spritzung (abzüglich Spritz kosten 2,75 RM. je Baum) je Baum 36,94 RM. Oos srunclisFsocis ^rbsit ciss Instituts /ür Obstbau Die Systematik öes Obswaumschnittes Es ist ein« allgemeine, selbst in Laienkreisen viel bespöttelte Erscheinung, daß die Ansichten von Obst bauern über die Handhabung und Auswirkung des Schnittes vielfach weit auseinander gehen. Jeder glaubt mehr oder weniger fest an seine praktisch erprobte oder auch angelernte Methode und traut nur selten dem anderen Berufskameraden. So entsteht vielfach ein großes Durcheinander in der Wahl der Ausdrücke und der Durchführung der praktischen Arbeiten. Weder der praktische Obstbau noch die Obstbaulehre findet einen Fortschritt. Deswegen ist es so sehr zu begrüßen, daß Prof. Kemmer mit seinem 10. Merkblatt „Die Systematik des Obstbaumschnittes" (Verlag Bechtold, Wiesbaden, Preis 2,40 RM.) der Fachwelt eine Arbeit überreicht, die dazu ge eignet ist, eine klare Linie in die Zusammenhänge des gesamten Obstbaumschnittes zu bringen. Diese kritische, sehr straff gefaßte Schrift hat sich die Aufgabe gesetzt, „die Urteilsfähigkeit gegenüber allen Fragen des Schnittes auf eine Ebene zu heben, die der Zukunft des deutschen Obstbaus entspricht". Sie wird nur erreicht durch die Schaffung syste matisch geordneter Grundlagen, in denen Ver gangenheit und Gegenwart einerseits und Physio logische und betriebswirtschaftlich« Tatsachen und Notwendigkeiten andererseits zusammensassend be rücksichtigt werden. Prof. Kemmer ist es gelungen, diese notwendige aber recht schwierige Zusammcnschau an Hand wertvollen Bildmaterials und graphischer Dar stellungen für den Leser zu erleichtern. Gerade die Strukturbilder über die Arten des Obstbaum schnittes in technischer und pbysiologischer Hinsicht einerseits und über die Auswirkung des Schnittes andererseits lassen die vielfältigen Wechselbcziehun- gen und die Schwierigkeit ihrer Darstellung er kennen. Der Verfasser führt den Beweis, daß uns die Verbindung zu der geschichtlichen Entwicklung des Obstbaumschnittes fehlt. Diese Unkenntnis hat dazu geführt, daß Maßnahmen als neu hingestcllt werden, die seit Jahrhunderten bekannt sind. Sie führen zu einem nur scheinbaren Fortschritt und einem Leerlauf für die Praxis. So wurde z. B. der als Neueinführung bezeichnete, praktisch sicher sehr wertvolle Spindelbusch bereits um 1780 von dem Franzosen Fanon entwickelt. Die geschichtlich« Tatsache, daß die naturgemäße Baumkrone nach und nach aus dem strengen Formobstbau der Pyra mide entwickelt wurde, erleichtert das Verständnis für ihr« langsame Entwicklung bis zur heutigen Form, und für die Schnittmethode unserer älteren Generation und Vorväter. Es ist unsere Aufgabe, nicht nur das „Wie" des Obstbaumschnittes an Hand bestimmter Regeln zu beherrschen, sondern dem „Warum" erhöhte Be achtung zu schenken. Während die Schnittregeln nur bestimmte mehr oder weniger schematisierte Tatsachen berücksichtigen, gibt das „Warum" Auf- schluß über die Gesamtlebcnsäußerungen des Baumes und die zwangsläufigen Auswirkungen des Schnittes. Unter Berücksichtigung der physiologischen und betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen gliedert Kemmer die Schnittarten nach ihrer technischen Struktur in 1. Formschnitt (Festlegung von Stammhöhe und Kronenform), 2. Erziehungs schnitt, 3. Jnstandhaltungsschnitt (Aussichten, Ueberwachen), 4. Erneuerungsschnitt (Verjüngung und Umpfropfung) und 5. Fruchtholzschnitt. In physiologischer Hinsicht gliedert er den Schnitt in Vollschnitt und Teilschnitt, die beide wiederum laufend oder endgültig, d. h. einmalig, durchzu führen sind. Wie schon die wenigen Auszüge erkennen lassen, verzichtet der Verfasser in seinen Strukturbildern auf die Wiedergabe von für die Baumentwicklung weniger entscheidenden Schnittarten oder Aus drücken, wie z. B. Pflanzschnitt, Wurzelschnitt. Andererseits wählt er neue treffende Aus drücke, um klarere und übergeordnete Begriffe dort zu schaffen, wo diese nicht vorhanden sind (z. B. Erneuerungsschnitt, Jnstandhaltungsschnitt). Ob sich andere Ncuwortprägungen, wie Pyramiden- Hohlform (statt kombinierte Kroncnform), Neu wuchs (-Neutriebbildung), Altwuchs (-Zusam menfassender Begriff für alle Baumteile, die den neuen Trieb hervorbringen), mit denen sich nicht leicht eine bestimmte Vorstellung verbindet, ein bürgern, muß abgewartet werden. Mit besonderer Klarheit sind die Gesetz mäßigkeiten der Triebförderung (Art und Ausmaß der Jungtriebbildung) auf Grund der physiologischen Gesetzmäßigkeiten, denen das Triebwachstum unterworfen ist, dargestellt und gegliedert worden. Es wird unterschieden zwischen Spitzen-, Oberseiten-, Basis- und Scheitelpunkt- förderung. Die Erläuterung des Gesetzes der S ch n i t t w i r k n n g zeigt die Reaktion des Baumes auf Art und Ausmaß des Schnittes innerhalb der Gesamtkrone oder an den einzelnen Kronenteilen. Grundsätzliche Feststellungen zur Aufgabe und Auswirkungen von besonderen Schnittmaßnahmen geben Veranlassung zum Nachdenken und zur Kor rektur mancher häufig falschen Vorstellung. So stellt der Verfasser fest: Der Schnitt, einschließlich Fruchtholzschnitt dient niemals der Fruchtbildung, sondern dein vegetativen Wachstum. Der Frucht holzschnitt hat nicht die Aufgabe, die Fruchtbarkeit zu veranlassen, sondern den Ort der Entstehung der Fruchtknospcn am Sproß zu verlagern. Starker Schnitt vermindert die Fruchtmenge, fördert aber die Fruchtgröße im Vergleich zum schwachen Schnitt. Diese grundlegende Arbeit von Prof. Kemmer, gibt in ihrer kritischen Klarheit und Gründlichkeit so viel Anregung und vermittelt so wertvolle Er kenntnisse, daß sie in die Hand jedes fortschritt lichen Fachmannes gehört, der zu einer Selbstkritik bereit und fähig ist. vr. vilksnbäumsr. Worauf kommt es bei ben Spritzungen an? Pflanzenschutzmaßnahmen können sich nur bei leistungsfähigen Obstbäumen voll aus wirken. Eine zielbewußte Entrümpelung ist daher die erste Voraussetzung für den Erfolg. Weiterhin muß aber auch die Düngung, Bodenbearbeitung, Bewässerung, das Aussichten, Verjüngen und evtl, das Umpfropfen in Ordnung sein. Die Grundlage aller Pflanzenschutzmaßnahmen stellt dieWinter - svritzung dar. Als weitere Maßnahme ist die Vorblütenspritzung für den Erfolg un entbehrlich. Sie erfolgt vom Ausbrechen der Knospen bis kurz vor dem Aufbrechen der Blüten, wobei in der Regel ein bis zwei Vorblütenspritzun gen in Frage kommen. Während der Blütezeit darf jedoch auf keinen Fall gespritzt werden. Auf Grund von Verordnun gen ist es zum Schutz der Bienen verboten, blühende Obstbäume und Sträucher sowie andere blühende, gärtnerische und landwirtschaftlicke Kulturpflanzen mit kupfer- oder arsenhaltigen Pflanzenschutzmitteln zu bespritzen oder zu bestäuben. Die Einhaltung dieser Vorschrift ist besonders wichtig, um Schäden zu vermeiden. Der Imker ist auf den Obstöauer und der Obstbauer ist auf den Imker angewiesen. Eine enge Zusammenarbeit ist deshalb notwendig. Daß dies möglich ist, hat sich in der Praxis viel fach erwiesen. Langjährige Erfahrungen haben eindeutig gezeigt, daß bei sachgemäßer Anwendung und bei Beachtung der notwendigen Anwendungs vorschriften Schäden sowohl bei Viehbeständen als auch bei Bienen vermieden werden können. Nach der Blüte sind vor allem die Nach blütenspritzungen sehr wichtig. Die Wir kung dieser Spritzungen richtet sich in erster Linie gegen Obstschorf und Obstmade. Zur Be kämpfung der Obstmade ist daher bei der Nach- blütcnspritzung ein Arsenzusatz unbedingt erforder lich. Besonders wichtig ist der Arsenzusatz bei der zweiten Nachblütenspritzung. Die mehr jährigen Erfahrungen haben gezeigt, daß dieser Zeitvunkt für die Bekämpfung der Obltmade bzw. des Apfelwicklers am wichtigsten ist. Diese liegt in der Regel auch zeitlick so, daß sie bei Gras unterkultur unmittelbar nach der Heuernte er folgen kann. In letzter Zeit wurde auch mehrfach auf die Anwendung von arsenfreien Fraßgiften an Stelle von Arsen gesprochen. Im Weinbau ist e? ja auch schon ''eute möglich, das Arsen durch arsenfreie Fraßgifte, z. B. Nirosan, zu er setzen. Es wäre selbstverständlich wünschenswert, solche Mittel auch im Obstbau zur Verfügung zu haben. Tatsächlich haben die ersten Versuche ge zeigt, daß sowohl in absehbarer Zeit auch das Arsen durch arsenfreie Fraßaifte ersetzt werden kann. Die Verwendungsmöglichkeit von arsen freien AraKoiften bedeutet ohne Zweifel auch für den Obstbau einen i aehenren Fortschritt; denn dadurch ist es möglich ,auch die Spritzfolge auf eine vollkommen ungiftige Basis abzustellen. Die weitere Spritzung etwa Ende Juli bis Mitte August gilt vor allem der Spätschorfbekämpfung, insbesondere bei hochwertigem Tafelobst. Die bis her noch schorffreien Früchte werden oft so Plötzlich und heftig von Spätschorf befallen, daß ihr Wert in wenigen Wochen stark gemindert wird Die oft kleinen, kaum beachteten Schorfflecken wachsen auf dem Lager weiter, es entstehen Faulstellen, so daß der Lagerverlust unverhältnismäßig groß wird. Für die Durchführung der Schädlingsbekämpfung im Obstbau stehen in Württemberg etwa 5500 Mo torspritzen, weit über 5000 Karrenspritzen und eine unzählbare Zahl von Rückenspritzen und sonstige Spritzen zur Verfügung, wovon allerdings nur die Motor- und Karrcnspritzen in größerem Umfang für die Obstbaumspritzung in Frage kommen. Ein weiterer Bedarf von mehreren tausend Motor, spritzen ist noch erforderlich, um den Anforderungen gerecht werden zu können. Vieles ist bereits er reicht, aber noch wesentlich mehr kann erreicht werden. Bedenken wir, daß jeder Quadratmeter Boden und jeder Obstbanm der Ernährungssiche rung dienen muß. Wissen wir doch aus der Er- fahrung des Weltkrieges, daß neben der Kanone auch die Gulaschkanone stehen muß. Daß die Kanone richtig arbeitet, dafür sorgt unsere unver gleichliche Wehrmacht, daß die Gulaschkanone nicht erschöpft, ist unsere Aufgabe. vr. /Asmmen, Leiter des Pflanzcnschutzamtes Stuttgart. Zever fünfte Äpfel wirft vurch Sryävlinge zerstört Im Anschluß an einen Pressebesnch bei der Bio logischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirt schaft in Berlin-Dahlem gaben Präsident Dr. Riehm und seine Mitarbeiter Einblick in den gegen wärtigen Stand der Forschungsarbeiten. Von dem geschätzten Schaden im Altreich von 2 Milliarden RM. entfallen auf Getreide etwa 800 Millionen RM., auf Kartoffeln etwa 300, auf Obst etwa 120 usw. Sinnfälliger ansgedrückt bedeutet dies: Jeder 10. Zentner Weizen, jeder 13. Zentner Kartoffeln, jeder 5. Apfel, jede 12. Bohne wird durch Schädlinge zerstört. Der eWMe Obstbau wirft wiefter ertragreich Das Elsaß ist ein Obstüberschußgebiet nament lich für gutes Tafelobst. Leider wurde in den letzten zwanzig Jahren der elsässische Obstbau stark vernachlässigt, weil unter französischer Herrschaft Kolonial, und Südfrüchte sowie Obst aus den Mittelmccrlagen den Markt überschwemmten und daher der eigene Obstbau ohne Gewinn blieb. In einzelnen Jahren »lohnte es sich kaum, die Früchte abzuernten. Die neue Verordnung zur Schädlings bekämpfung im Obstbau legt den Baumbesitzern nun eine Bereinigung ihrer Anlagen und Bäume auf. Damit werden in erster Linie die tierischen und pflanzlichen Schädlingsherde im Obstbau be seitigt, bis zum Frühjahr werden dann außerdem Winterspritzungen und Kronenbehandlung durch geführt und so Ker Ausgangspunkt für einen Neu aufbau des Obstbaues geschaffen. Der starke Obst bedarf Deutschlands und die in den beiden letzten Ernten erzielten Obstpreise werden die Obst- anbauer im Elsaß veranlassen, alles zur Besserung und Steigerung ihrer Obsterträge zu tun. HanptschrtftteNer. Horst Haagen, z. Z. Wehrmacht; In Vertretung Walter Krengel, Berlin-Wittenau. Verlag Gärtnerische Berlagsgesellschast, Dr. Walter Vang, KG. Berlin SW 68, Kochstratze 32. Anzeigenleiter Fritz Philipp, Frankiurt lOder). Druck Trowitzsch L Sohn Franksurt (Oder). Zur Zeit ist Preisliste Nr.S vom l. August 1887 gültig.