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OartenbWwiiMiaü ocui^enckkkVvcirisZO^iri^E^u vciru^cir Q-xir^tir-k0ir8cE ^irMakhzeimi^ des dcutlckm Gartenbaues veutsoks Osrtendsurvitung kür den 8udetenguu Oer Lrwerdsgürtner und Dlurnendindsr in Wien rn 11. Leitung kür den Kartendsu iin kieivlisnsdrstanck u. blitteilungs blatt <ker Hauptvsreinißunß rier deutsodsn Oartenduuwirtsokskk NsuplseNi-iktleitunq: NerNn-LNsi-IoNenbui'A 4, Soklate^slriiüe 38/39. Nei-nruk 914208 Verlag: Nürtneriscde Verlags^esellsokaki Dr. Walter Danx N6., Lerlln 8W 68, LoevstraÜe 32, Nernruk 1761 >6. Dostseveckkonto: NerNn 6703. ^nreigenpreis: 46 mm dreite ^NIIimeterLeile 17 Dk-, rextanreigen mm-prels 90 DI. 2!ur Zeit ist ^nLeigenpreialiste Ur. 8 v. 1. August 1937 gültig. ^NLelgensnmrkmeselrluü: Dienstag trük. ^nreigenannakme: Nrankkurt (OUer), OOerstr. 21. kernr. 2721. Oostsckeckk : NerUn 62011. Lrkvllungsort: brankiurt (O ). Lrsekeint vückentliek. Ds^ugsgekükr: Ausgabe mvnatl. NIN.1.-, Ausgabe 8 (nur !ür .Nit^NeNer Oes NeicksnSNrstLnUesI vierteljäkrl. K!Ü. 0.7S rurügl. Dostdestell-edaNr. postverlaZsort krsnkkurt/Ocker - ^usgsde 8 kerUa, vonnerstng, 8. Msi 1941 58. cksbr^anZ — Kummer 19 Abrechnung! Wenn ciie plutokratiscke Welt auck nur nock ein kunkcken Lkr§ekükl im lleibe kätte, dann müüte cier Weltbrandstikter Lkurckill beute sckon io cier Versenkung versckwunden sein, bliemals in cker Qesckickte ist einem verantwortlicken Politiker ein derartiges Zeugnis persönlicker blieäsrtracbtigkeit, peigkeit, Lkarakterlosixkeit und sckurkiscker Qesinnung ausgestellt worden. Oie pede des kukrers Kat vor der ganzen Welt die kinterkältigen Prinzipien der britiscken Poli tik so sckonungslos entküllt, ds6 man dieses Er eignis in der Weltökkentlickkeit wie einen Oe- witterscklag empkunden Kat. Oie pede des ?ük- rers bedeutete daker die sckwerste moraliscke bliederlage, die England Kat kinnekmen müssen. Wenn wir die ^brecknung des pükrers mit dem grollten Oewaltverbrecker aller weiten, Lkurckill, in den Vordergrund stellen, dann nur, um nock einmal keraus?uste!ien, mit welckem Qe- sindel wir uns kerumscklagen müssen. Ls ist wakrlick kein sckönes Qekükl, einen Legner vor sick ru kaben, der so wenig im Qeset? ekrlicken Loldatentums stekt wie ein teiger kinterkältiger Mörder unter dem Leset? völkiscker Kamersd- sckakt. Wie Oeutsckland einem anständigen Leg ner gegenübertritt, das erleben wir im Palle Lrieckenland. England aber Kat kür alle weiten das peckt verspielt, als anständiger soldatiscker Legner angeseken ?u werden. Oie 8ckilderung der politiscken Ereignisse der letzten Wocken Kat im übrigen wieder einmal die staatsmänniscke Lenialität des kükrers in kell- stem pickte erkennen lassen. Hatte Ungland wirklick geglaubt, Oeutsckland würde rudig ?u- sekeo, wenn es aut dem Kalkan einen neuen Krieg ?u ensrenieren verzückte? Wie Kur? mu6 dook das Ledäcktnis der engliscken Politiker und Oeneräle sein, dall sie trat? Oünkircken glaub ten, suk dem Kalkan auck nur eine kleine Lkance ?u kaben. bange genug Kat der KUKrer in seiner grollen Friedensliebe dem Treiben rugeseken, immer in der kkokknung, dall die beteiligten 6al- kanstaaten von sick aus ein kinseken kaben wür den und den pngländer an der Ourckkükrung sei ner Pläne binderten. Oer englandkörige grie- ckiscke König und eine serbiscke putsckisten- clique aber waren wie vom leukel besessen, kie len suk den engliscken Lckwindel kerein und kaben damit das Lckicksal in einem -^usmall ker- ausgekordert, wie sie es wakrsckeinlick nickt im entkerntesten gesknt kaben. Oer jugoslawiscke 8tsat gekört der Vergangenkeit an und Lriecken land Kat sckwere Opker bringen müssen. Oer Engländer aber verbell ?um drittenmal keige und klucktsrtig das europäiscke Pestland. ^Ile kkokknungen und Pläne der plutokratiscken Kriegsketrer sind wie 8cbnee in der 8onne rer- sckmolren. Wer es jetrt nock nickt glauben will, dall die deutscke Wekrmackt durckaus in der Page ist, den pngländern das ketreten des euro- päiscken Pestlandes ?u verbieten, dem ist tat- säcklick nickt mekr ?u kelken. Oie militariscken preignisse suk dem kslkan sind damit auck die eindeutigste ^dkukr kür all die pügen und 8ckwindelein, die pngland im ^ussmmenkang mit den kalksnereignissen in die Welt setrte. In diesem peldrug Kat sick die deutscke Wekr mackt wskrkakt selbst übertrokken! lViit diesem Wort Kat der pllkrer dem deutscken 8oldaten ein unvergänglickes Oenkmsl gesetzt. Klock niemals in der Qesckickte ist ein so vollkommener 8ieg unter derart geringen Opkern und mit einem im Verkältnis kleinen pinsstr an lAenscken und Wakken erkämpkt worden. Oer klslkan-peldrug mit seinen ungekeuren 8ckwierigkeiten Kat suis klsckdrücklickste unterstricken, dall kür den deutscken 8oldaten kein Oing unmöglick ist. kieerkükrer, Okkiriere und 8oldaten kaben im sckwierigsten Lelände und gegen keindlicbe plebermsckt 8iege erstritten, die in ikrer Voli- kommenkeit nur durcb letrte Hingabe und kana- tiscke Opkerdereitsckakt möglick waren. Oer deutscke 8oldst ist der beste der Welt, er kst aber auck die besten Wakken der Welt. Jede Auseinandersetzung, vom polenkeldrug sngekan- xen bis keute, ist ein glänzender lleweis der un- vergleicklicken ^rdeitskrskt der arbeitenden pront der Heimat. Oeutscke Qualitätsarbeit keierte priumpb suk Triumpk. prnst und msk- oend stekt daker die porderung des pükrers vor uns, dall der wekrwirtscksltlicke Vorsprung vor dem Legner in 2ukun!t nock gröller werden müsse. 8ckweill spart lllut! Oieses Wort stellt eine ungekeure Verpklicktung kür die Heimat dar. Je mekr wir arbeiten, je besser wir arbeiten, desto geringer die Verluste der 8oldaten, desto geringer der klutroll, den nun jeder Krieg einmal verlangt. Wir sind gewill, dall des pükrers Appell an die klation, und insbesondere an die Trauen, begeisterten und kreudigen Widerkall linden wird! ^Vcrtürlicds I-cru^seda/tss^iönksit muü srücrltsn unc! stcrrlcstSNL ASstsiFsrt wsrcksn Nie jtanven wir vor solcher Ausgabe! Von Landschaftsgestalter Prof. Heinrich Fr. Wiepking-Jürgensmann, Berlin Wir brachten in der vorigen Nummer der „Gartenbauwirtschaft'^ grundsätzliche Ausfüh rungen über die Aufgaben, die künftige Land schaftsgestaltung in den neu eingegliederten Reichsgebieten zu lösen haben wird. Heute geht der gleiche Verfasser im 2. Teil seiner Ausführungen im einzelnen näher auf die Auf gaben ein, die dabei dem Gartenbau im besonderen zufallen. Die Schriftleitung. Zunächst einmal ist die Feststellung notwendig, daß wir bei allen unseren Ueberlegungen von wehrpolitischen Erkenntnissen ausgehen müssen. Die Erfahrungen des totalen Krieges haben uns gelehrt, daß der Spargel von Beelitz nicht nach Berlin gebracht werden kann, wenn Arbeiter, Autos und Benzin fehlen. Wir können im Ernstfälle weder Posen noch Litzmannstadt von Holland aus ernähren. Wir müssen vor allem da für sorgen, daß das Frisch gemüse in un mittelbarer Nähe der Verbraucher- zentren gezogen wird. Jedes gesparte Fahrkilometer, jede gesparte Arbeitskraft, jeder unnötige Verderb, ja selbst jede Anstehstunde unserer Hausfrauen vor den Läden können das Zünglein an der Waage der Kriegsentscheidung bilden! Wenn wir das wissen, dann sind die alten Ueberlegungen geopolitischer Art oder das Gerede von ausschließlichen „Agrarprovinzen" nur noch von einem äußerst bedingten Wert. Es muß unsere Pflicht sein, den stärksten inneren Konsum zu fördern. Die Agrarpolitiker vergangener, ja, noch letzter Jahre sprachen häufig der Verkehrs ferne zu Berlin einen Grund zu, wenn man von unentwickelten Provinzen sprach. Ein tatfrohes Volk schafft sich diese Verkehrsnähe selbst, seine Städte, seine Straßen, sein Transportgewerbe usw. Man wird das östliche Pommern nicht aus dem Grunde von Berlin aus unterstützen dürfen, weil es so weit Won Berlin abliegt. Man wird Ostpommern selbst zu einer lebensvollen Wirt schaftslandschaft formen müssen, um diesen schönen Gebietsraum zu einer blühenden Provinz gestalten zu können. Beste Gürtner aller Berufszweige werden verlangt! Wir brauchen deshalb in allen neuen Reichs gebieten beste Gärtner aller Berufs zweige. Wir haben selbstverständlich die Pflicht, ihre Arbeit zu schützen, wenn die Grenzen wieder frei sind und nach alten liberalistischen Anschau ungen die Gefahr bestünde, daß klimatisch und bodenmäßig begünstigte Länder mit ihren Massen erzeugnissen die Märkte überschwemmen könnten. Das ist um so mehr eine Selbstverständlichkeit, als die Erfahrungen des Krieges eindeutig gelehrt haben, daß eine Privatwirtschaft nur durch eine gerechte Marktregelung möglich ist. Auf dem Gebiete des Obstbaues haben wir die kummervollsten Erlebnisse machen müssen. Noch bei Warschau und Lublin finden wir autochthone Gebiete der Weißtanne (^.biss albs) und der Rot buche. „Soweit im Osten?" wird mancher fragen. Die Großklimalage des Ostens ist wesentlich günstiger, als wir es bisher annahmen! Durch die völlige Ausräumung der Landschaftsräume vernichteten allerdings die ostischen Völker die Segnungen des Kleinwetters. Wir finden in allen östlichen Reichsgebieten ge sunde und wuchsfrohe Wildäpfel und Wildbirnen, finden sogar — allerdings nur.im Windschutz — trotz Per letzten beiden arktischen Winter viele Edelobstsorten, denen auf der freien und ungeschütz ten Fläche und ungehemmte Wind das Lebenslicht ausgeblasen hat. Alleen, mit Süßkirschen be pflanzt, sind auf Meilen hin gleichfalls vom eisigen Wind zerstört und zeigen Baum für Baum auf der Windschattenseite nur einige noch grüne Triebe. Das Züchtungsziel des Obstbaues, zu mal für die Ostgebiete, muß auf Frost- und Wind Härte ausgerichtet werden. Daneben aber und gleichberechtigt mit dem Züchtungsziel muß ein Obstbau getrieben werden, der durch Windschutz, Bodenschutz und gute Ernährung unsere Obstbäume selbst bei stärksten „arktischen" Win tern ohne Schädigungen bleibt. Daneben sollte Auswahl und Züchtung saatechter Obst- bäume stärkstens gefördert werden. Erfolge dieser Art können nicht in wenigen Jahren er wartet werden; ein Jahrzehnt im Leben eines Volkes aber ist wie em Tag. Gerade weil es eine schwere und langwierige Auf gabe i st, müssenwir sie sofort in An griff nehmen. Alle vorgesehenen Schutzpflan zungen erhalten eine reichliche Einstreuung von Wildapfel, Wildbirne, Wildkirsche und bitterstoff freier Vogelbeere, von welch letzterer wir hoffen, daß sie in wenigen Jahren saatecht zur Beifügung stehen wird. Die Wildobstarten sind beste Äienen- pflanzen, Vitaminträger, erbringen Gelee und Brotaufstrich im Höchsten Massenertrag; darüber hinaus sind es ausgesprochene Edelhölzer, deren Anbau die Reichsstesse Holz begrüßt. Der deutsche Gärtner blickt aus erfolgreiche Iraöition zurück Es wäre nun aber völlig falsch, nur das zu pflanzen, „was am Wege steht". Das kann nur ein großer Laie empfehlen oder gar verantworten. Der deutsche Gärtner hat eine uralte und erfolgreiche Tradition, eine Höch st e Leistung und eine wohl begründete Ehre zu verteidigens die ihm in den letzten Jahren von Be rufsfremden in leichtfertiger und sträflicher Weise abgestritten wor den ist. Der deutsche Gärtner hat immer „aus gelesen, und die Erfolge der gärtnerischen Auslese sind letzten Endes wichtige Grundlagen der Wissen schaft des Pflanzenbaues. Sicher sind sie der Grund größter Erfolge. Wenn wir heute soviel von der Pflanzen- soziologie sprechen, so hat das gute und schlechte Seiten. Das Gute daran ist, daß wir wieder aus die natürliche Zusammensetzung und die natürliche Schönheit einer Pflanzung auf einem bestimmten Boden und in einem bestimmten Klima achten. Wir sehen wieder — was wir lange nicht taten — die Einheit zwischen Standort und Pflanzung. Die böse Seite der An gelegenheit aber ist die, daß wir — in so wenigen Jahren — uns angewöhnt haben, nunmehr ein seitig pflanzensoziologisch zu denken. Die Rassengcsetze gelten nicht nur für Menschen und Tiere; sie sind vielmehr in gleicher Weise auch für die Pflanzenwelt bestimmend. Wir wissen heute noch nicht mit annähernder Sicherheit, warum in Ostpreußen eine erstklassige Kiefer, warum in der Lausitz eine geringere und warum in Südwestdeutschland ein« dreywüchsige Kiefer „zu Hause" ist. Diese Rassenunterschiede sind keineswegs ausschließlich vom Standort bedingt! Es wäre zweifellos völlig falsch, in Südwestdeutsch land „das am Wege stehende" Saatgut zu ver wenden, weil wir "heute mit völliger Sicherheit (nach den Forschungen Münchs) wissen, daß der dortige Kiefernsämling drehwüchsig wird, ja ist. Wir haben Hurch die Rassenlehre nunmehr begriffen, daß das Blut eine konstante Größe ist. Es wäre mithin völlig falsch, den Einflüssen der Umwelt den Vorzug zu geben, da die Umwelt leine konstante, sondern eine veränderliche, ja, eine austauschbare Größe ist. Es ist deshalb richtig, von beiden Grundlagen und Faktoren auszngehen, nämlich von Blut lRasse) und von der Umwelt. Wir tun somit recht, wenn wir unter der Voraussetzung geeigneten Kiefernbodens und geeigneter Klimazone in Süd westdeutschland nicht die drchwüchsige dort heimi sche Kiefer, sondern die schlanke und säulenförmige ostpreußische Kiefer pflanzen. Das, was von der Holzart Kiefer gilt, gilt selbst verständlich auch für alle anderen Holzarten. So wissen wir z. B., daß in Ostpreußen eine vorzüg liche schlanke Aspe wächst, während auf weitesten Gebictsstrecken des übrigen Reiches eine schlank wachsende Aspenart bester Holzleistung fehlt. Wir wissen ferner, daß jenseits der Reichsgrenze, im nördlichen Rußland und in Finnland, gleichfalls beste Aspcnrassen zu finden sind, die eine wesent lich höhere Holzlelstung aufweisen, als die meist aus Wurzelbrut stammenden krummwüchsiaen Aspen im Inland. Wir müssen deshalb das Pflanzensoziologische mit dem Erbbiologischen sorgfältigst verbinden. Es ist dabei aber leider fest'zustellen, daß die Umweltsfaktoren auch in Fachkreisen noch nicht annähernd genügend be kannt sind. Wenn wir beispielsweise immer wie der Rotfichten in Landschaften pflanzen, die lange Vegetationsperioden aufweisen, so daß die Pflan zen nicht genügend ausreifen und dadurch frost- geschüdigt "werden, so ist das nach dem heutigen Stande der Wissenschaft nicht mehr zu verzeihen, da stärkste wirtschaftliche und damit wehrpolitische Schädigungen im Gefolge sein müssen. Wir" Landschafter müssen aus diesem Grunde von unseren Baumschulen unter allen Um ständen verlangen, daß sie selbst genau wissen, welche Pflanzen sie verkaufen, wie wir wiederum als Treuhänder der Allgemeinheit verpflichtet sind, nur das zu pflanzen, was wir genau kennen, und von dem wir die Sicherheit haben, daß es freudig wächst und höchste Nutzungserträge erbringt. Aus diesen! Grunde erscheinen demnächst Grundsätze und Richtlinien der Pflanzenanzucht für Baum schulen, soweit das Material in den neuen Reichs gebieten durch die öffentliche Hand zur Pflanzung kommt. Auftraggeber und Erzeuger müssen sich freiwillig dem höchsten Ethos bester Arbeitsleistung unterwerfen. Bei den außerordentlich großen Aufgaben, die die neuen Reichsgebiete dem Berufs st and bie ten, muß von allem Anfang an eine einwandfreie und klare Vertrau ens- und ArbcitSgrundlage geschaf fen werden. In den Diskussionen der letzten Jahre inner halb der Berufskreise spielten die beiden Fagen: 1. der Bodenständigkeit der Pflanzen und 2. der Standortsgerechtigkeit der Pflan zen eine entscheidende Rolle. Eine völlige Klar heit über diese Begriffe ist noch nicht erreicht wor den. Mein Standpunkt ist: „Bodenständig" ist meines Erachtens kein wissenschaftlicher Begriff; er stellt einen Gemüts- oder Gefühlswert dar und hat als solcher sicherlich große Bedeutung. Unter „bodenständig" verstehe ich eine Pflanze in einem deutschen Garten oder in einer deutschen Land schaft, die dem deutschen Menschen seit altersher nahesteht und ihm vertraut ist, mit der er lebt und die Eingang gefunden hat in das deutsche Ge fühlsleben, so in das Lied, in die Dichtung oder in gute deutsche Malerei. Was ist überhaupt bovenftünvig? Es gibt zweifelsohne eine Bodenständigkeit für die Pflanzen des G.artens, getrennt von einer Bodenständigkeit für die Landschaft. Es gibt auch durchaus „boden ständige" Zimmerpflanzen, wie beispielsweise die völlig fremdartigen Kakteen in einem oberbayeri schen Bauernhaus. Die weiße Lilie (l-ilium album) ist seit vielen Jahrhunderten eine bodenständige Garten pflanze. In der frühen Gotik spielt sie eine eben solche Rolle wie in der Mystik des kirchlichen Lebens, im Wappen fürstlicher Geschlechter, m der Malerei und dergleichen mehr. Sie ist zweifels ohne eine ausländische Pflanze und ist doch, wahr scheinlich von kleinasiatischen Standorten, in alle deutschen Bauerngärten gewandert, von der Ber geshöhe bis zur Meeresbrandung. Eine weiße Lilie am Rande eines deutschen Waldes, an einem märkischen See oder an einem Hain wäre — gefühlsmäßig betrachtet — unvor stellbar. Sie ist also zweifelsohne keine bodenstän dige Landschaftspflanze. Dasselbe würde gelten für die herrlichen blauen Ritterspornzüchtungen, die ausländischen Malven arten und für fast alle anderen Gartenpflanzen, die wir aus Großmutters Garten kennen. Das gleiche gilt auch für die holzartigen Gewächse. Mit der Ostsiedlung wanderte, einge führt aus den östlichen Mittelmeerländern, der Flieder in die Mark Brandenburg ein, dar über hinaus nach Pommern, nach Ostpreußen, nach Kurland, bis hinauf nach Finnland. Dieses ausländische Gehölz umblüht Dörfer, Bauern häuser, Dorffriedhöse, Ordensburgen und Ordens kirchen; es ist ein immer wiederkehrender Beweis dafür, wie sehr der deutsche Mensch an schönen Pflanzen hängt, sie Pflegt und vermehrt, besonders auch dann, wenn sie nicht ursprüngliche Kinder seiner Wohnlandschast sind. Ich wähle absichtlich den Vergleich des Flieders, der zwar über die eigentliche Gartengrenze hinaus zum Friedhof, zur Kirche und zur Burg wanderte und ein Zwischen glied bildet zwischen einer Garten- und einer Landschaftspflanze. Doch auch beim Flieder ist die unbedingte Zugehörigkeit zur menschlichen Be hausung gegeben, auch dann, wenn es sich um die letzte Ruhestätte des Menschen handelt. Losgelöst vom menschlichen Sein, ist der Flieder in der freien und offenen Landschaft auch heute noch nicht bodenständig geworden. Es sind, wie ich sagte, Gefühlswerte, die die „Bodenständigkeit" einer Pflanze ausmachen. Ich glaube, man wird zugeben müssen, daß eine Fliedergruppe, weit von der menschlichen Siedlung entfernt, z. B. an einem märkischen See, äußerst befremdend wirken würde und lediglich den Altertumsforscher veranlassen könnte, hier nach einem untergegangenen Dorf oder Friedhof mit gutem Erfolg zu suchen. Der Flieder ist aber in der Mark durchaus standortsgerecht; denn er besitzt eine solche Kampf kraft, daß er sich gegen die heimischen Gewächse durchzusetzen vermag, und selbst im härtesten Klima der baltischen Länder ist er zäh und aus dauernd. Es würde zu weit führen, die anderen Beispiele, wie die Roßkastanie, die Robinia und ähnliche Fremdlinge, genauer daraufhin zu untersuchen, ob sie bodenständig oder fremd sind Der Begriff 0er Stanbortsgerechtigkeit Von allen grundsätzlichen Voraus setzungen einer Pflanzung ist die der Standortsgerechtigkeit die entschei dend wichtigste. Der Begriff der Standorts- qerechtigkeit ist auch einwandfrei wissenschaftlich festzulegen. Jedes Vergehen gegen die Standorts gerechtigkeit ist eine ausgesprochene Pflanzen quälerei und sollte in gleicher Weise wie Tier quälerei bestraft werden. In dieser Hinsicht wird am meisten gesündigt. Viele unserer Pflanzungen sind grausamste Orte der PflanzenquSlerci, ;a, des Massenmordes an Pflanzen. Ich sage das schon seit 2S Jahren mit aller Deutlichkeit, weil es der Naturverbundenheit und der Pflanzenliebe des deutschen Volkes Hohn spricht, wenn um der Sen sation und der Protzerei willen Pflanzen aus aller Herren Länder gedankenlos in den Sott der Groß stadt oder in der freien Landschaft auf nicht zu sagendem Boden oder in wachstumshemmend«!