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No. 13. Beilage zu „Der Handelsgärtner. Verlag von Bersahard Thalacker, Lelpzig-Gohlis. Sonnabend, den 30. März 1907 Zur Gehilfenbewegung. Zur Lohnbewegung in den Handels- und Landschaftsgärtnereien sind uns in den letzten Tagen zahlreiche Mitteilungen zugegangen, von denen wir die nachfolgende Zusammenstellung bekannt geben: — Die Gehilfen von Stuttgart haben zwar keine Forderungen gestellt, doch hat dieOrtsgruppe des „Allgemeinen deutschen Gärtnervereins“, wohl weil angeblich die früheren Vereinbarungen nicht eingehalten worden sind, über sämtliche gärtnerische Betriebe die Sperre verhängt. Von Seiten der Arbeitgeber wird auf diese Mass nahmen kein Wert gelegt; Massen-Kündigungen sind bisher nicht vorgekommen. — Die Handelsgärtner von Düsseldorf haben, nachdem die Gärtnergehilfen trotz allen Entgegenkommens von ihren früheren Forder ungen nicht abgegangen sind, in ihrer letzten Versammlung beschlossen, sämtliche organi sierten Gehilfen bis zum 1. August 1908 aus zusperren, d. h. keine Mitglieder des „All- gemeinen deutschen Gärtnervereins“ anzunehmen. Die gewerkschaftliche Tages- und Fachpresse ist über diese Massnahmen empört, und versteht es nicht, dass die Prinzipale das Recht haben, zu denselben Massnahmen zu greifen, wie die Gehilfenschaft, welche schon längst Betriebe, die nicht ihren Forderungen nachkommen, zu boykottieren sucht. — In Dresden haben nach den uns zu gegangenen Mitteilungen zwar weitere Ver sammlungen in Laubegast etc. stattgefunden, doch ist es neuerdings zu keinen Massnahmen gekommen. Es werden hier sehr viele aus ländische, vor allem böhmische, galizische und aus dem deutschen Gebiete Oesterreichs ein gewanderte Gehilfen beschäftigt. — Aus Kassel wird uns geschrieben, dass man dort von der Lohnbewegung noch wenig spürt, doch haben sich die Verhältnisse in den letzten Jahren bedeutend geändert; während ein grösseres Geschäft früher 1 Obergärtner und 6 Gehilfen beschäftigte, sind jetzt in Ermange lung brauchbarer Gehilfen 1 Obergärtner und 1 Gehilfe, sonst lauter Arbeitsleute angestellt Die Handelsgärtner sind dort ferner bemüht, fleissigen Gehilfen nicht nur einen angemessenen Gehalt bei geregelter Arbeitszeit zu zahlen, sondern behandeln diese auch gut. Immerhin trifft jeder seine Massnahmen, um dem gegenwärtig herrschenden Gehilfenmangel vorzubeugen. K— Die Lage in Bremen hat sich bis jetzt nicht geändert. Nachdem am 16. März für den 30. März gekündigt worden ist, sind inzwischen die meisten Stellen anderweitig besetzt. Ver schiedene Gehilfen haben ihre Kündigung zurückgezogen, und in einigen grösseren Ge schäften, wovon das eine 14 Gehilfen be schäftigte, wird nicht ein Mann aufhören. Bei anderen Firmen haben alle, bis auf den ersten Gehilfen gekündigt. Immerhin scheinen nun doch, wie auch die „Allgemeine deutsche Gärtner zeitung“ zugibt, die Verhältnisse nicht vorteil haft zu liegen; die Führer überzeugen sich immer mehr davon, dass am hiesigen Platze nichts auszurichten ist. Für heute, Mittwoch, war eine öffentliche Versammlung der Arbeit nehmer einberufen, wobei kein Gärtner, son dern ein Berufsredner der Sozialdemokratie über das Thema: „Taktik der Arbeitgeber bei Lohnkämpfen“, referieren soll. — Zur Lohnbewegung der Landschafts gärtner in Altona, Hamburg, Wandsbek etc. wird uns geschrieben, dass eine Arbeits einstellung zunächst noch nicht zu erwarten ist, wenngleich die Witterungsverhältnisse einen schnellen Entschluss herbeiführen können. Die Prinzipale haben entschieden abgelehnt, weiter entgegenzukommen, und wollen nur die von ihnen vorgeschlagenen Lohnerhöhungen vom nächsten Jahre ab 48 Pfg. und von 1909 ab 50 Pfg. pro Stunde bewilligen. Von Seiten der Ortsgruppe des „Verbandes der Handels gärtner Deutschlands“ ist es gleichfalls abge- gelehnt worden, mit den gewerkschaftlichen Vertretern der Gehilfenschaft zu verhandeln. Die Kündigungen finden in normalem Umfang statt, und von auswärts ist genügend Zugang von neuen Arbeitskräften. Nach den Oster feiertagen wollen die organisierten Gehilfen weitere Schlüsse ziehen, ob in einen Streik eingetreten werden soll. — In Frankfurt-Main ist Aussicht vor handen, dass die Lohnbewegung wie in früheren Jahren auch diesmal durch die Einigkeit der Arbeitgeber scheitert. Es macht sich schon jetzt eine gewisse Lauheit bei den Gehilfen bemerkbar und wenn kürzlich durch die Presse die Mitteilung ging, dass 210 Gehilfen am hiesigen Platz streikten, so war das wohl über trieben und trifft heute keinesfalls zu. Es wurde weiterhin gesagt, dass 106 Gehilfen zu dem neuen Tarif arbeiteten, davon hat der grösste Teil infolge ihrer Tüchtigkeit und Brauch barkeit schon vor der Lohnbewegung dieses Gehalt bezogen, ohne dass die vielen heraus fordernden Agitationsreden gehalten zu werden brauchten. Die Streikposten sieht man auch nicht mehr so pünktlich und mit dem Eifer ihre Pflicht erfüllen, wie vor 8 Tagen. Das Vor gehen des Vertreters der Gehilfen, Kaiser, ist nicht dazu angetan, dass die Handelsgärtner von ihrem bisherigen Standpunkt abweichen, seine Taktik ist verfehlt. Es ist keine einzige der Bedingungen, welche die Arbeitnehmer gestellt haben, angenommen, sondern es w irde die frühere Parole wieder ausgegeben: jeden Angestellten nach seinen Leistungen zu be zahlen. Dadurch wird vor allem vermieden, dass vollständig unbefähigte Gehilfen durch geschleppt werden und ein Gehalt weit über ihre Leistungen beziehen. — Der Tarifabschluss zwischen dem „Ver ein selbständiger Gärtner von Essen und Um gebung“ und dem „Rheinisch-Westfälischen Gau“ des „Nationalen deutschen Gärtnerver bandes“ ist am 15. März zustande gekommen. Als wesentliche Punkte sind hervorzuheben, dass in rein handelsgärtnerischen Betrieben die Arbeitszeit im Sommer 12 Stunden, in ge mischten Gärtnereien im Sommer 11 und im Winter 10 Stunden beträgt, in Landschaftsgärt nereien soll im Sommer 11 und im Winter 9 Stunden gearbeitet werden, dabei werden als Mindestlöhne 33, 35 und 40 Pfg. pro Stunde bezahlt. Hervorzuheben ist noch, dass der neu gegründete Verein selbständiger Gärtner von Essen, dem zurzeit 28 Handelsgärtner an gehören, den Standpunkt vertritt, nur Mitglieder aufzunehmen, die den jetzt zum Abschluss ge langten Tarif anerkennen. Die Gärtnergehilfen von Elberfeld und Barmen sind ebenfalls in die Lohnbewegung eingetreten, sie verlangen für die städtischerseits angestellten Gehilfen die 9 stündige Arbeitszeit bei einem Wochenlohn von 25 Mk. und Be zahlung der Sonntags- und Ueberstunden. Für die Gehilfen, welche in der Landschaftsgärtnerei beschäftigt werden, wird bei einer Arbeitszeit von 912 Stunden 45 Pfg. gefordert, während bei gemischten Betrieben 10 Stunden gearbeitet werden und der Maximallohn 22 Mk. betragen soll. Auch in sämtlichen handelsgärtnerischen Betrieben verlangen die Gehilfen für Ueber stunden und als Vergütung für Sonntagsarbeit 50 Pfg. pro Stunde. — Die Lohnbewegung in Duisburg hat bedeutend nachgelassen. Nachdem die hiesigen Prinzipale, mit den Angestellten in Verhand lungen zu treten, abgelehnt haben, sind keine Störungen eingetreten. Es bieten sich hier aus dem Osten und dem Ausland so viel Gehilfen an, dass von einem Mangel an Leuten nicht die Rede sein kann, im Gegenteil alle hiesigen Geschäfte haben das volle Personal engagiert. — Die Landschaftsgärtner und Arbeiter in Harburg sind in die Lohnbewegung ein getreten und fordern für gelernte Gärtner 45 Pfg., für Arbeiter 40 Pfg. Bisher wurden 40 bezw. 35 Pfg. bezahlt; man rechnet dort mit dem Entgegenkommen von seifen der Arbeitgeber. Aus unserm Versuchsgarten. Von G. Wendt, Rötha. X. Spinat. Zu den vortrefflichsten Gemüsearten für Küche und Markt, besonders wichtig und ge schätzt in hygienischer Hinsicht für blutarme und magenleidende Personen, ist der Spinat zu rechnen. Er kann sowohl als Sommer- wie Wintergemüse, als Vor-, Zwischen-und Nachfrucht gezogen werden. Er gibt sozusagen im Gemüse bau im Freien fast die erste und letzte Ernte des Jahres und so kann die Küche ausnahmslos die ganze Jahresperiode damit versorgt werden. Allerdings hat der verflossene harte Winter ohne Schonung sämtliche Spinatanlagen total vernichtet, selbst die harten und besten Winter sorten sucht man vergeblich auf den Feldern. Es war deshalb nicht möglich, die zur Prüfung übersandten Sorten auf ihre Widerstandsfähig keit im Winter zu vergleichen. Als ganz be sonders wertvoll und ergiebig haben sich nach stehende Sorten erwiesen: Grösster und breitblättriger Riesen-. Einsender: H. Mette-Quedlinburg. Besonders schnell und früh entwickelt und fertig zum Verbrauch und deshalb schon sehr empfehlenswert, bringt so aber ebenfalls auch bei sehr starkem Wuchs einen ausserordentlichen Blattreichtum hervor. Riesen-Viroflay. Einsender: G. H. Fuhrmann-Rheydt. Eine der starkwüchsigsten Sorten und be sonders für den Winterbedarf zu empfehlen. Bei eintretender Wärme schiesst er schnell in Samen, wenigstens war hier bei der Spätsommer- kulfur diese Sorte am ersten unverwendbar. Sie ist starkwüchsig, dunkelgrün und langblättrig, von ausserordentlichem Blattreichtum, dabei sehr lohnend im Ertrag. Rundblättriger Fischenicher. Einsender: Jacob Zopes-Fischenich. Diese Sorte zeichnet sich ebenfalls durch sehr starkes Wachstum aus, ist gross- und rund blättrig und sehr ergiebig, daher zum Anbau sehr zu empfehlen. Triumph. Einsender: W. Mette-Quedlinburg. Eine ebenfalls empfehlenswerte Sorte, kurz und gedrungen im Wuchs, mit dunkelgrünem Laub, dabei rundblättrig und dickfleischig. Sie ist sehr widerstandsfähig und spätaufschiessend und von ganz besonderem Blattreichtum. Triumph, Winter-. Einsender: W. Mette-Quedlinburg. Diese Sorte zeichnete sich vor allem durch schnelles und starkes Wachstum aus. Ist hell grün im Laube und die grossen Blätter sind teils rund-, zum Teil spitzblättrig. Eine ganz vortreffliche und ergiebige Sorte für den Spät- und Winteranbau. Victoria. Einsender: J. W. Beisenbusch-Dorsten. Chr. Bertram-Stendal. J. Döppleb Erfurt. Georg H. Fuhrmann-Rheydt. G. Jaensch & Co.-Aschersleben. W. Mette-Quedlinburg. Diese kräftig wachsende Sorte ist besonders für den Sommeranbau wertvoll. Sehr kräftig und gedrungen im Wuchs, dunkelgrün im Laube, brirgt dieselbe einen ausserordentlichen Reichtum fetter und dickfleischiger Blätter hervor, auch schiesst diese Sorte nicht so leicht in Samen. Vermischtes. — Das Schicksal der Parkrose „Gottfried Keller“, einer remontierenden Hybride aus der Klasse der Kapuzinerrosen, ist ein Beispiel für die ablehnende Haltung, welche die deutschen Gärtner und Liebhaber Neu heiten deutschen Ursprungs gegenüber oft be obachten. Gottjried Kßller erhielt im vorigen Jahre in London ein Wertzeugnis und die Nachfrage nach dieser Sorte stieg infolgedessen sofort merklich, indem englische Firmen ver suchten, die Rose in Deutschland aufzukaufen. Sie wurde bereits im Jahre 1902 in Deutsch land in den Handel gegeben, man findet Qott- fried Keller jedoch fast in keinem deutschen oder luxemburgischen Rosen- oder Baumschul kataloge, dafür aber Dutzende und in den grossen Verzeichnissen Hunderte von mittel mässigen oder einander ähnlichen Sorten fremden Ursprungs, die dem Liebhaber die Sortenwahl erschweren. Ein amerikanischer Züchter in der Nähe New Yorks beklagt sich allerdings in einer englischen Zeitschrift über seinen Misserfolg mit der genannten Rose, die nicht blühen wollte; da aber die Rosen der Lutea-Klasse nicht wie andere Remontantrosen im Frühjahr, sondern wie alle am alten Holze blühenden Gehölze, im Sommer nach der Blüte zu schneiden sind, ist dieser Misserfolg auf falsche Be handlung zurückzuführen. Es ist freilich weder eine Schnittrose noch eine Treibrose, und dies erklärt auch die Tatsache, dass die Sorte bei uns so wenig Beachtung findet, denn Rosen werden in Deutschland meist unter diesem Ge sichtspunkt beurteilt. Der Landschaftsgärtnerei müsste dagegen für ihre Anlagen eine gewisse Mannigfaltigkeit und Abwechslung willkommen sein, aber gerade hier ist es sehr schwer, einer guten Neuheit Eingang zu verschaffen und unter die „1000 Sträucher für 100—120 Mark“ wird sich natürlich auch nur zufällig einmal Vermischtes. Klei ne Mitteilungen. — Für den Herbst ist in Rawitsch (Posen) eine Obst- und Gemüse-Ausstellung geplant. — In Schwerin wird im Jahre 1910 eine Lan des-Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschafts- Ausstellung stattfinden, bei wecher auch der Obst- und Gartenbau entsprechend vertreten sein wird. — Der Gartenbau-Ausschuss beim Landeskulturrat im Königreich Sachsen wird zum ersten Male unter dem Vorsitz des Ge heimen Oekonomierat Hähnel, Mittwoch, den 3. April zusammentreten. — Die Palmengarten-Gesellschaft zu Frankfurt-Mainhat nach einem Bericht an lässlich der unter Dr. F r i edleb en abgehaltenen diesjährigen Generalversammlung zur Neuanlage der im „Handelsgärtner“ früher eingehend ge schilderten neuen Pflanzenhäuser 420 562 Mk. be nötigt. Mit der Stadt Frankfurt ist ein Ab kommen dahin getroffen worden, dass das Terrain an derMiquelstrasse, welches die Stadt zur Fortsetzung des Strassenzuges benötigt, gegen Ueberlassung einer Summe von 50 000 Mk. später zur Verfügung gestellt wird. Die Ein nahmen der Frankfurter Palmengarten-Gesell schaft betrugen im letzten Jahre 439 921 Mk., gegen 419166 Mk. im Vorjahre; die Ausgaben werden angegeben mit 384 469 Mk. gegen 360 2 29 Mk. im vorangegangenen Jahre; es konnte daher mit einem Ueberschuss von 55451 Mk. gerechnet werden. Der Besuch der 25- und 50 Pfg.-Tage ergab eine Mehr einnahme von 20 699 Mk. und die Zahl der Familien- und Jahreskarten hat ebenfalls eine wesentliche Zunahme aufzuweisen. — Ein neuer Pressblumentopf zur Pflanzenkultur. Unter dem Schutznamen „Oxynitro" werden neuerdings von einer Ge sellschaft in Berlin Töpfe und Kultur Apparate (?) in den Handel gebracht, die aus einem eigenartigen Nährstoff bestehen und beim Auspflanzen mit den Sämlingen oder jungen Pflanzen in die Erde gepflanzt werden, wo sie dann verrotten; gleichzeitig wird auf die Be deutung hingewiesen, dass dadurch keine Schädigung der Pflanzen zu befürchten ist. — Wir werden auf diese Töpfe demnächst zurück kommen, bemerken aber heute schon, dass damit nichts neues bekannt wird, denn schon vor 40 Jahren hatte man die sogenannten Presstöpfe, welche aus Kuhdünger und Lehm hergestellt, in derselben Weise verwendet wur den. Diese haben sich aber als unpraktisch er wiesen, denn die Fabrikation war zeitraubend und umständlich, ausserdem ist es bekannt, dass der Gärtner auf leichtere Art eine Erd mischung, die fest und bündig, dabei aber durchaus teilbar ist, herstellen kann, die er dann für solche Zwecke benutzt. Das Auspflanzen der empfindlicheren krautartigen Pflanzen, die fast ausnahmslos vorzüglich Ballen halten, ist auf diese Weise so einfach und schnell durch zuführen, dass es keiner derartigen Töpfe bedarf. Andererseits wendet man noch viel zu wenig für krautartige Pflanzen, die für Balkons oder zum Aufstellen in den Fenstern bestimmt sind, das Ausstreichen der Töpfe mit einer Mischung von Kuhdünger, Düngsalzen, Horspänen etc., an, welche den Pflanzen wochenlang ganz vor treffliche Nährstoffe zuführt. — Der amerikanische Mehltau auf Stachelbeeren. Wie es leider vorauszusehen war, hat sich die Tagespresse bereits in vor eiliger Weise für diese Sache interessiert, und es werden Warnungen veröffentlicht, dass man sich hüten möchte, kranke Stachelbeersträucher zu kaufen. Es ist das unserer Ansicht nach gleichbedeutend mit der Unterbindung des Handels einer der lukrativsten Massenartikel der Baumschulenbranche. Wir empfehlen daher allen Vereinigungen von Baumschulenbesitzern, gegen diese vollständig verkannte Belehrung des Publikums durch die Tagespresse vor zugehen. Der Abnehmer muss volles Ver trauen in seinen Lieferanten setzen und über zeugt sein, dass er ihm gesunde Ware liefert; das ist die erste Bedingung. Wenn kein Ver trauen vorhanden ist, dann ist auch kein Absatz und keine Entwickelung eines Geschäftes möglich. Es gibt im Gartenbau unzählige Krankheiten, die sowohl Obstbäume und Sträucher wie auch Topfpflanzen befallen und ebenso gefährlich sind, wie der amerikanische Mehltau auf den Stachelbeeren. Innerhalb der Fachkreise und auch in den Handelsbaum schulen sollte unter schärfster Kontrolle gegen die Verschleppung angekämpft werden; aber das Publikum in der obigen Form aufklären zu wollen, das ist Unsinn, denn niemals sieht es der Laie den Sträuchern an, ob sie mit Mehltau behaftet sind oder nicht. Der Lieb haber wird aber misstrauisch gemacht und kauft überhaupt nicht Wir hoffen, dass unseren heutigen Anregungen ohne Zögern im Interesse des Absatzes der ungeheuren Mengen von Johannis- und Stachelbeer ■ Stämmchen und -Sträuchern von den hierbei interessierten Baum schulenbesitzern Folge gegeben wird, sobald in der Tagespresse derartige Warnungen er scheinen. — Sind landwirtschaftliche Betriebe zum Gewerbe zu rechnen? Die „Ham burger Nachrichten“ brachten kürzlich eine Notiz, wonach am Bornkamp, dicht in der Nähe der Friedhöfe, ein Gärtner während des ganzen Sonntags Kränze und Blumen, die für Gräber bestimmt waren, verkauft, ohne sich dabei nach den Bestimmungen der Polizei zu richten. Er behauptete einen landwirtschaftlichen Betrieb zu haben und könne seine Produkte unbe kümmert um die Sonntagsruhe verkaufen. Die gegen den Betreffenden von der Polizei aus erlassenen Strafbefehle hat das dortige Schöffen- gericht stets aufgehoben, weil sich dieses auf die Seite des Gärtners stellte, doch ist nun mehr von Seiten der Behörde eine höhere In stanz zur Entscheidung angerufen. Der be treffende Handelsgärtner soll in letzter Zeit jeden Sonntag einen Strafbefehl erhalten haben, gegen den er immer mit Erfolg die richterliche Entscheidung anrief. — Es sind dies zweifellos recht nette Zustände und wir möchten selbst sehr bezweifeln, dass der fragliche Handels gärtner und äusser ihm das Schöffengericht mit dieser Entscheidung auch weiterhin Erfolg haben. — Eine Frauenbewegung gegen die dänischen Obstzölle ist, wie die gewerk schaftliche Presse rühmlichst meldet, in Kopen hagen ins Werk gesetzt worden. Die zoll freie Einführung von Obst und Obstkonserven wurden vom Folkething mit 58 gegen 33 Stimmen verworfen, daraufhin hat eine Frau Rechtsanwalt M. in der dänischen Hauptstadt die „Hausfrauenvereinigung zur Bekämpfung der Obstzölle“ begründet und einen glänzenden Erfolg erzielt, denn es sollen in einer Woche 800 Mitglieder beigetreten sein. Wenn auch die dänischen klimatischen Verhältnisse für den Obstbau günstige sind, so kann doch nicht verkannt werden, dass ebenso leicht Missernten eintreten, so dass es ungerechtfertigt ist, wenn das einfach verpackte Obst als Volksnahrungs mitte! durch Zölle belastet wird. Vielleicht hat dieser Frauen-Verein den Erfolg, dass eine zeitweise Aufhebung der Obstzölle erreicht wird. — Der Zuckerrübenanbau in Serbien hat wieder begonnen, nachdem neuerdings die Belgrader Zuckerfabrik, die seit 1902 ge schlossen war, wieder in Betrieb gesetzt worden ist. Die Ernte von 1906 war mittelmässig.