Volltext Seite (XML)
Derjiandelsffärfner. "nmmnpn- Kandels-Zeitung für den deutsehen Gartenbau, -ovae Leipzig, Südstrasse 33. Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig = Gohlis. Leipzi--Gohlis. Organ des „Gartenbau=Verbandes für das Königreich Sachsen E. Q.“ „Der Handelsgärtner“ kann direkt durch die Post unter No, 3222a der Postzeitungsliste bezogen werden. Der Abonnementspreis beträgt pro Jahr: für Deutschland und Oeste/ Das Blatt erscheint wöchentlich einmal Sonnabends. — Inserate koste ' arn Mark 5.—; für das übrige Ausland Mark 8.—. ■ inJelsgärtner“ 30 Pfg. für die fünfgespaltene Petitzeile. ' ’ -iKW—ag——BBW——m—m Der Kampf gegen die Warenhäuser und die Gärtnerei. Wir haben in letzter Zeit darauf hinge- gewiesen, wie die Warenhäuser ihren schädigen den Einfluss auch auf dem Gebiete der Gärtnerei geltend gemacht haben. Eine ganze Reihe jener Bazare mit den bestechenden Schleuder preisen verkaufen auch Sämereien, Konserven, ja es fehlt nicht an solchen, die lebende Pflanzen in den Bereich ihrer Herrlichkeiten aufgenommen haben. Den gärtnerischen Samen handlungen wird dadurch ein kaufkräftiges Publi kum entzogen, denn man hat wiederholt feststellen können, dass die Landbevölkerung ihren Ge müsesamen in dem billigen Warenhaus statt im regulären, reellen Samengeschäft gekauft hatte. Was es aber mit den Warenhauskonserven für eine Bewandtnis hat, davon haben ja einige Vorkommnisse, die hier nicht wieder beleuchtet werden sollen, einen traurigen Beweis geliefert. Der Kampf gegen die Warenhäuser ist einer der bedeutsamsten Interessenkämpfe unserer Zeit geworden. Er ist eine Mittelstandsfrage ge worden, denn in der Tat bedeuten diese Millionenbazare eine schwere Gefahr für den geschäftlichen Mittelstand und niemand, selbst der enragierteste Verfechter der Warenhäuser, hat diese Gefab- in Abrede stellen wollen. Als die „Warenhnusst ter" in Scene gesetzt wurde, glaubte man las Mittel gefunden zu haben, welches die ' eindämmen und den Waren bazaren ihre. nfluss abschwächen sollte. Aber das hat als ein grosser Irrtum her- ausgestellt. Es 'liegt gar keinem Zweifel, dass die Warenhai .3 -uer zu nichts gefunrt hat. Sic ist getragen worden, wie man etwas Unvermeidliches trägt, und die Ausdehnung der Bazare ist trotz aller Besteuerung gewachsen, die Zahl derselben mit jedem Jahre grösser geworden. Man muss nur an einem Haupt kauftage, wie dem Sonnabend, diese Scharen in die Warenhäuser wogen und ziehen sehen, und man wird den Notschrei der Detaillisten begreifen, die gegen diese Schleuderkonkurrenz machtlos sind! Warenhäuser und Konsum vereine sind die beiden Kräfte, die am Mark des kleinen und mittleren Geschäftsmannes zehren und ihm das Massenpublikum als Kund schaft entziehen. Das ist sehr zu beklagen, denn im gut situierten Mittelstände liegt das Heil unserer Weiterentwicklung, die Bürgschaft | jet unserer nationalen Wohlfahrt. sch? Indessen stehen diese Grossbazare nach So , dem Muster des Pariser Louvre doch frei und Marir , r Hinsicht unternommen wurde, d dem Widerstande der Regierung, die Offiziere des Heeres und der Vereinigung und ihr Warenhaus, unabhängig da und ihre Inhaber haben keinerlei Rücksichten zu nehmen. Sie sind Privat personen und niemand kann ihnen bei der Ausnützung ihrer Vorteile, bei der Geltend machung ihrer bevorzugten Situation Vor schriften oder Vorwürfe machen und wenn sie noch so rigoros geschähen. Das gilt ebenso von den grossen Konsumvereinen. Anders wird die Sache, wenn es sich um Warenhäuser von Personen handelt, die nicht so frei und unabhängig dastehen, wie die An gehörigen jener Organisationen, sondern kraft ihrer Stellung Rücksichten auf die Allgemeinheit des Volkes zu nehmen haben. Wir meinen hier die Warenhäuser der Offiziere und Beamten. Unter den zahlreichen Initiativanträgen, mit denen der Reichstag auch diesmal wieder be lastet worden ist, befindet sich auch ein Antrag des Zentrums auf den Erlass eines Ge setzes, durch das der Betrieb von Waren häusern für Offiziere und Beamte ver boten werden soll. Es würde dann für das ganze Deutsche Reich ein Zustand geschaffen werden, der in Bayern bereits besteht, bisher aber in anderen Bundesstaaten nur auf starken Widerspruch gestossen ist, so oft er auch von den verschiedenen Vereinigungen der Detaillisten herzustellen versucht wurde. Wir sind nicht allzu optimistisch in Bezug auf den Antrag gesinnt, aber wir wünschen ihm, dass er in Bälde' verhandelt, angenommen wird und auth nicht auf den Wiersprucl ütr Reichs- regierung stösst. Das sind drei bedeutungs volle Wünsche, von denen namentlich der letzte noch eine sehr unsichere Zukunft hat. Aber der Kampf ist in den letzten Jahren gegen die Offiziers- und Beamtenvereine, die in dieser Weise Warenhaushandel treiben, so heftig ent brannt, dass es der Reichsregierung immerhin schwer werden dürfte, sich auch diesmal kühl abweisend zu verhalten. Ueberall, wo Handel und Gewerbe mit solchen Organisationen zu tun haben, ist man bemüht, sie als „Krebs schäden“ des modernen Geschäftslebens nach Möglichkeit einzuschränken und durch Herbei führung gesetzlicher Massregeln ihnen die Puls adern zu unterbinden. Doch alles, was bis das in T ire 1883 gegründet worden ist. Vor uns legt eine Preisliste dieses Warenhauses, die nicht weniger wie 348 Seiten umfasst. Diese? Warenhaus wollte man ursprünglich sogar steuerfrei lassen, kam aber mit diesem Antrag glücklicherweise nicht durch. Dieses vor uns liegende Preisverzeichnis ist ein lehr reiches Monument des Warenhaus-Unglücks unserer Zeit! Das Warenhaus der Offiziere gibt Werthheim, Tietz & Genossen nichts nach. Da gibts nicht nur Militäruniformen, Aus rüstungsstücke, Zelte, Lagerdecken, Koch- und Bratapparate, Patentbettstellen, Fahrräder, nein, der Armee-Wertheim und Marine-Tietz liefert auch Uhren, Schmuckwaren, Schuhwerk aller Art, Waffen, Munition, Handschuhe, Wäsche, ! Schinne, Koffer, Operngläser, Lampen, Tee, ; Schokolade, Zigarren und Tabak, Konserven I aller Art, kurz, es gibt keinen Artikel, der sich , licht in diesem Kataloge auffinden liesse, i Es is- der Bazar für Heer und Marine! Dieses ! Warenhans besitzt auch Fabriken in Metz, Kiel, thelmshaven und Engers, um seine Ken 1 enzfähigkeit noch zu erhöhen, und ist ein ta so gefährlicherer Konkurrent des be- rufsm issigen Handels und Gewerbes, als es ja gerad mit die kaufkräftigen Elemente sind, die ihm n dem Offiziersstand entzogen werden. Und ie Vorteile, die man sich zu sichern weiss, geh 1 ja noch weiter. Die Offiziers-, Post- und Eise' ihn-, sowie Lehrervereinigungen treten auc; a einzelne Gewerbetreibende mit der Auf- I - ' <1. • ngtteuepo,.. .,.+e, - b > ' " "‘5 t-h** [- wä’lu ing Ines hohen Rabatts zu liefern. Wer dann in den betr nden Geschäften die Legi- timat on v orzeigt, dem muss oft zu einem Preise geliefert werden, bei dem nichts zu verdienen ist, so dass die gesuchte Verbindung mit diesen Offiziers- und Beamtenvereinigungen obendrein von recht zweifelhaftem Wert ist. In letzter Beziehung aber wirken diese Vereinigungen auch auf den gärtnerischen Handel ausser ordentlich schädlich. Für Blumen und Pflanzen kann man sich in der Regel kein Warenhaus zulegen. Aber gerade in den Kreisen der Offiziere und Beamten ist den noch Nachfrage und so wird denn auch mit den Inhabern von Blumengeschäften eine Ver einbarung getroffen, nach welcher dieselben'den Herren Offizieren und Beamten bei Entnahme von Bouquets, Topfpflanzen usw. einen Vor zugspreis gewähren müssen, was bei den ohnehin gedrückten Preisen sehr bedauerlich genannt werden kann. Wir wissen ja, dass es sogar vorgekommen ist, dass Inhaber von Blumen handlungen diese Verbindung aufsuchen und dadurch ihre Kollegen schädigen, denen diese Kreise als Kunden entzogen werden, dass an den Schleuderpreisen nichts verdient wird, ist dem betreffenden Händler zunächst gleichgültig, wenn er nur vorläufig das Geschäft macht. Der Staat schädigt in diesem protegierten Handelsunternehmen, an deren Spitze hohe Staatswürdenträger stehen, das deutsche Bür gertum in der empfindlichsten Weise. Im „Deutschen Arbeitsblatt“ lasen wir unlängst einen Erguss, in dem es hiess: „Allerdings hat der deutsche Adel nicht nur im 16. Jahrhun dert, sondern schon weit früher, vermutlich zur Blütezeit der höfischen Bildung, es verschmäht, das Krämertum als ein erstrebenswertes Ziel anzusehen. Wenn der Handel nicht nur jeden Aristokraten von echtem Schrot und Korn, sondern auch sonst jeden anständigen Menschen zurückstösst, so liegt das im Wesen des Merkantilismus, der nicht nur per sönliche Eigenschaften niederer Natur beim In dividuum zur Voraussetzung hat, sondern auch als wirtschaftliche Erscheinung sich den Launen der grossen Menge anbequemen muss. Der Handel verlangt Domestikennaturen!!!“ Hat denn das „Deutsche Arbeitsblatt“ dabei nicht an die Offizierswarenhäuser gedacht, an deren Spitze doch deutscher Adel schachert und krämert? Wenn es wirklich des Adels sehr unwert ist, Geschäfte zu machen — die deutschen Ordensritter dachten übrigens einst anders — nun, so schliesse man doch das überflüssige Warenhaus für Armee und Marine und die übrigen Beamtenwarenhäuser hinter drein! Sie schädigen das Bürgertum, das ’n seinen Steuern mit zur Aufbringung der Mittel für Offiziere und Beamte beitragen muss. Dass auch die „Köln. Volksztg.“ für die Aufhebung der Offiziers- und Beamten-Waren- häuser eintreten werde, war vorauszusehen, ist sie doch das hauptsächlichste Zentrumsorgan. Nur wollen wir hoffen, dass im Reichstag der Antrag besser begründet wird, als es bis jetzt in dem genannten Blatt geschehen ist. Wenn Blindes Glück. Weihnachtserzählung von Hermann Pilz. (Fortsetzung). „Brauche nicht darauf zu sehen, alter Adel, die Wal- burgs, und sehr recht, Herr Kamerad, famoser Käfer, das Mädel, Kopf war vollständig verdreht, Zeit ist da, Ehekrüppel zu spielen, also Prosit, Herr Kamerad, die schöne Edith von Walburg“ — „Und ihr Bräutigam“ — Wieder klangen die Gläser aneinander. Robert Allmers war aufgesprungen und stierte nach der geöffneten Zimmertüre. Jetzt hatte das Gespräch Interesse für ihn und er lauschte ihm mit lauernder Spannung. „Habe lange geschwankt“, hörte er die erste Stimme wieder, „ehe ich anbiss, doch immer fatal, in solch deran- gierte Verhältnisse zu kommen. Hat aber schliesslich doch Herz den Ausschlag gegeben. Und dann“ —. Allmers konnte nichts mehr hören. Die Stimme wurde leiser und es brach bald darauf wieder ein Gelächter aus. Das Gespräch charakterisierte sich jedenfalls dadurch am besten. „Muss doch schliesslich eine Frau haben Ist notwendig zur Repräsentation hat sie nichts, muss sie still sein und Gott danken, Unterschlupf zu bekommen ...“ Das waren die einzelnen abgebrochenen Stücke, die Robert Allmers von dem Gespräch aus dem Nebenzimmer dringen hörte. In ihm kochte es. Was war das? Edith verlobt und mit diesem Manne, der im Wirtshaus die Ehre derjenigen selbst antastete, die er in das väterliche Schloss führen wollte. Mochten die beiden Männer da drin auch dem Wein stark zugesprochen haben, es war empörend und Robert wäre am liebsten zornflammend in das Zimmer getreten und hätte den erbärmlichen Gesellen, der hier über ein Verhältnis witzelte, das ihm das Heiligste auf Erden war, zur Rechenschaft ge zogen. Aber er mässigte sich. Was gab ihm denn ein An recht, sich hier in eine Herzensaffaire zu mischen, die ihn vielleicht gar nichts anging. Vielleicht! Es ist seltsam. Ein liebendes Herz vermag sich von der Hoffnung nicht loszu sagen. Er glaubte und hoffte noch immer, dass ihm Ediths Besitz nicht verloren gehen könne. Aber er hatte drüben im Lande der Freiheit gelernt, sich zu zügeln. Er blieb wie festgebannt auf der Stelle stehen. Was war das? Was vernahm er da? Wieder war es der angebliche Bräutigam Ediths, der das Wort führte. „Morgen wird sichs entscheiden“, meinte er, sie hat keine Wahl. Das Gut kommt so nicht wieder auf, und sie wird es dem blinden Vater nicht antun, ihn aus den Räumen scheiden zu sehen, in denen Geschlechter über Geschlechter, ihre Väter und Grossväter geschaltet und gewaltet haben. Das wäre der Tod des alten Herrn! Tochter wird sich auf opfern . . . nehmen das Opfer an!“ „Halt, halt, murmelte Robert Allmers vor sich hin, es ist noch nicht aller Tage Abend, mein werter und sauberer Herr, noch bin ich da und ich habe vielleicht schwerere Stücke ausgeführt, als ein Mädchen von einem solchen gewissen losen Freier zu befreien!“ Robert Allmers rüstete sich zum Gehen. Jetzt gab es für ihn nur noch eins. Er musste Edith sprechen. Es musste Klarheit zwischen Ihnen geschaffen werden. Und wenn sie ihn noch liebte, so war Alles gut. Er war der Mann zu helfen und dem Rittergut seinen alten vornehmen Glanz wiederzugeben. Niemand ahnte ja, welche Schätze er mit in die alte Heimat gebracht hatte. Es konnte noch Alles gut werden 1 Er berichtigte seine Zeche und wollte sich entfernen. Aber er konnte es doch nicht unterlassen, einen Blick in das Nebenzimmer zu werfen. Nur flüchtig übersah er den kleinen Raum, in dem zwei Offiziere beim Sekt sassen. Ja, den einen kannte er wohl. Es dämmerte ihm. Das war der junge Herr von Loddin, der in seinem Alter war und oft zum Spiel zu Ediths Bruder herübergekommen war! Also von dorther wehte der Sturm, dem er Stand halten sollte! Er benutzte den Omnibus, der ihn nach Bansin hätte mit zurücknehmen können, nicht. Es war ihm zu heiss. Er brauchte Luft, um sich zu sammeln. So wanderte er die Landstrasse fürbass, auf der ihm nur selten jemand begegnete. Aber er hatte die Kunst der Verstellung doch schlecht geübt. Als er nach Hause zurückkehrte, fiel der Mutter sofort sein verwirrtes Wesen auf. Sie sagte ihm auch wieder auf den Kopf zu, dass ihr sein Wesen nicht gefalle und dass sie es bitter bereue, ihn nach der Heimat haben kommen zu lassen. „Mutter, ich wäre auch so gekommen, fuhr da Robert auf, es hätte mich nicht mehr lange gelassen über den Wassern!“ Und ein Seufzer entrang sich seiner Brust. • * ♦ Am nächsten Morgen wanderte Robert} Allmers wieder dem Camminer Schlosse zu. Aber er ging diesmal nicht zag haft, um zu lauschen. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er zur rechten Zeit über den Ozean hinübergeworfen worden sei. Er ging wie im Siegerschritt. Als er durch den Park geschritten kam und einen kürzeren Pfad einschlug, wo es durch Tannen- und Fichten gehölz ging, hörte er plötzlich Stimmengewirr an sein Ohr klingen. Er schritt leise vorwärts. Es war Graf Bernhard, der hier offenbar eine Tanne zum Weihnachtsfeste fällen lassen wollte. Da musste auch Edith in der Nähe sein. Sie liess ja den alten Herrn nie allein. Aber er wollte sich nun einmal in alle Geschäfte mischen. Die Umgebung sollte nun einmal in dem Glauben leben, dass sein Augenlicht ihm nicht geraubt sei, und Edith liess ihn dabei, dass dieser Glaube im Schlosse herrsche. Aber es war in letzter Zeit doch anders geworden. Soviel Mühe sich der alte Herr gab, als ein Sehender zu erscheinen, man sah ihn doch zuweilen in Situationen, die keinen Zweifel darüber aufkommen liessen, dass ihm auch der letzte Schein der Sehkraft erloschen war. Und Edith war froh darüber, dass es so war. Sah er doch auf seine alten Tage nichts von dem Rückgang der wirt schaftlichen Verhältnisse. Er ahnte nicht, wie es in Küche und Keller schmal aussah, wie sich der Viehbestand verringert hatte, wie Gras auf den Wegen des herrschaftlichen Parkes wucherte. Das war sein blindes Glück! Dieses Glück wahrte ihm Edith mit aller Sorgfalt und Aufmerksamkeit einer zärt lichen Tochter. Wohl hatte ihr der in seinen Vorurteilen be fangene, aber doch im Grunde seines Herzens so gute Vater das Lebensglück zerstört, aber er hatte es doch nur getan, weil er glaubte, dass er ihr Glück wahren müsse. Robert trat noch einen Schritt näher. Er sah, wie der Graf mit zwei Gutsknechten sich zu schaffen machte. Er sah aber auch, wie diese offenbar ihn verhöhnten und seinen Zustand ausnutzten, um Schabernack mit ihm zu treiben. Er erkannte das „blinde Glück“ des Alten.