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ftrLanöer- Band XXXI. Mit besonderer Berücbsicbtigung äer Antbroxologle unk! Gtknologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. Jährlich 2 Bände a 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1 o >7 >7 raun s aslVetH ZE Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. ro « i» CH. Ari artens Wanderungen in Dalmatien. VI. C a t t a r o. Cattaro, slavisch Kotur genannt, ist die Hauptstadt des gleichnamigen Kreises, des südlichsten und kleinsten der gan zen Monarchie, welcher nur 104 Gemeinden zählt. Die Stadt liegt so eingeengt zwischen den Abhängen des Low- tschen (5240 Fuß hoch) und des Eliasberges (2390 Fuß), so versteckt in dem äußersten dunkeln und regenreichsten Win kel der Bocche, daß man sie vom Schiffe aus erst erblickt, wenn man sich zwischen Perzagno und Dobrota befindet. Die steilen Felswände scheinen so unmittelbar in das Meer abzustürzen, daß es aussieht, als hätten die ersten Ansiedler dort den Stein wegsprengeu müssen, um Raum für ihre Häuser zu schaffen. Eine der drei Kirchen der Stadt, deren Vorderseite an einem kleinen Platze steht, stößt hinten un mittelbar an die Felswand, deren schroffe Spitzen ihren Glockenthurm weit überragen. Drei Thore führen durch die Wälle hindurch: die Porta Fiumara, wenn man von Norden, von Dobrota her, kommt, die Porta Gordicchio oder Francesco von Süden (Budua) her und die Porta Marina von der Seeseite aus. Vor der letzter» ist vor nicht allzu langer Zeit ein Stück Meer zugeschüttet worden, um einen Landungsplatz und einen Spaziergang zu gewinnen, den unsere erste Abbildung zeigt. Dort sammelt sich bei jeder Ankunft des Lloyd-Dampfers Alles, was aus dem ganzen Kaiserstaate an Beamten und Offizieren in diesen äußersten Winkel gleichsam in die Verbannung geschickt ist, um den auf diesem einzigen Wege, der sie mit der civilisirten Welt ver bindet, einlaufenden Nachrichten entgegenzugehen. Steil steigt der Berg hinter der Stadt empor; wo er in etwa 800 Fuß Globus XXXI. Nr. 19. Höhe eine Einsattelung macht, ist das Fort S. Giovanni erbaut, welches mit der befestigten Stadt unten im Grunde durch vielfach gezackte Mauern und kleine Befestigungen in Verbindung gesetzt ist. Diese Felswände rauben dein Orte im Winter das Licht und erhitzen im Sommer die Tempe ratur auf eine so unerträgliche Weise, daß der des Klimas Ungewohnte sich des Nachts schlaflos auf seinem Lager wälzt. Auch der alsdann meist wehende Nordwest, der anderen Küstenplützeu eine große Erfrischung gewährt, wird durch die vorliegenden Berge von Cattaro abgehalten. Erst vom September an ist der Morgen des Tages erträglich. Im October liegt oft schon Schnee auf den Bergen und an den schönsten Tagen sendet die Sonne nicht vor zwei Uhr ihre belebenden Strahlen nach Cattaro. Zur Winterszeit regnet es viel, wie denn die Stadt an Wasser nicht Mangel leidet, weil überall innerhalb und außerhalb ihrer Mauern ebenso wie im Meere selbst der poröse, höhlenreiche Kalkstein eine Anzahl starker Quellen hervorsprudeln läßl, die ihren Ober lauf oder Ursprung mehr landeinwärts haben. Trotz alledem ist aber das Klima durchaus gesund. Vom Landungsplätze gesehen macht Cattaro einen freundlichen Eindruck; innen ist es ein Gewirr enger, mit großen Steinplatten bedeckter und mit hohen Häusern besetzter, aber reinlicher Gassen, in denen nach der Zählung von 1869 nicht mehr als 2017 Ein wohner Hausen. Gleich an der Porta Marina liegt der Hauptplatz der Stadt mit der Caserne; rechnet man noch den Dom des heiligen Tryphonius mit seinen Bildern hinzu, so ist man mit der Aufzählung der Merkwürdigkeiten fertig. 37