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160 Nekrolog 1876. fan und starb 21. August 1876 in Faschcr. (S. „Globus" XXX, S. 239.) Graf DrskrsssU-ostsn. zuletzt österreichischer Feldzeug meister, Gcheimrath, Botschafter u. s. w., einer der trefflich sten Kenner des Orients. Geboren am 10. Deccmber 1795 zu Graz als Sohn des steirischen Gutsbesitzers Prokesch und von seinem Stiefvater Schneller (später Professor zu Frei burg i. B.) aufs Sorgfältigste erzogen, trat er 1813 in das Heer, machte die Feldziige gegen Napoleon mit und stand zu Erzherzog Karl und Feldmarschall Schwarzenberg (Uber den er 1822 „Denkwürdigkeiten" hcrausgab)in der nahesten Be ziehung. 1821 war er als Generalstabsoffizicr bei den Auf nahmen in Ungarn thätig, 1823 wurde er der Marine atta- chirt nnd verweilte die nächsten sechs Jahre als diplomatischer Agent beim griechischen Aufstande im Archipel, Griechenland und Constantinopel. 1827 (und 1833) bereiste er Aegypten und Nnbien und wurde mit dem Vicekönig Mehemed Ali von Ägypten bekannt, über welchen er noch vor Kurzem (Wien 1876) in der Schrift „Mehemed Ali" interessante historische Beiträge veröffentlichte. Durch seine diploma tischen Erfolge und die Unterdrückung der griechischen See räuberei erwarb er sich die Gunst der Leiter der österreichi schen Politik, avancirte rasch und wurde mit dem Prädicate „von Osten" in den Ritterstand erhoben. Aus jener Zeit stammen seine Werke „Erinnerungen ans Aegypten nnd Klein asien" (3 Bde., Wien 1829 bis 1831), „Reise in das hei lige Land" (Wien 1831) und „Das Land zwischen den Katarakten des Nil" (Wien 1832). Von 1834 bis 1849 war Prokesch Gesandter in Athen, von wo er häufig die Stätten des Alterthums aufsuchte und darüber manche werth- volle Arbeiten schrieb. Damals entstanden auch die „Denk würdigkeiten und Erinnerungen aus dem Orient" (3 Bde., 1836). Als Philhellene war er nach Griechenland gekom men , als eifrigster Vertreter der Integrität der Türkei ver ließ er es und ging 1849, inzwischen zum Freiherrn und Feldmarschalllieutenant erhoben, als Gesandter nach Berlin, 1853 nach Frankfurt a. M. als Bundes-Präsidialgesand ter, 1855 als Jnternuntius nach Constantinopel, wo er bis 1871 blieb. Damit beschloß er seine active Laufbahn, bei welcher Gelegenheit er den Grafentitel erhielt. Den Rest seines langen glücklichen Lebens verbrachte er meist auf Rei sen durch Italien, Südfrankreich und Paris, Spanien und Nordafrika. Er galt neben Henry Bulwer als der entschiedenste Gegner der russischen Orientpolitik und hatte einen Einfluß auf den Divan, wie ihn seine Nachfolger zu erreichen nie mals fähig waren. Groß war seine diplomatische Gewandt heit, noch bedeutender, ja unübertroffen seine Erfahrung nnd seine ans den Tiefen der Wissenschaft und persönlicher Wahr nehmung geschöpfte Kenntniß des Orients. Als Archäologe und Numismatiker hatte er einen bedeutenden Ruf; seiner Gelehrsamkeit zollte ein Fallmerayer den Tribut der Aner kennung, die Akademien der Wissenschaften von Wien und Berlin und viele gelehrte Vereine zählten ihn zu ihrem Mit- glicde. Als Historiker konnte er Gervinus als Quelle dienen, als Poet zeigte er Stimmung und Begabung. Er starb am 26. October 1876 zu Wien. Marqnis äs Sä 6a Lanctsira, geboren 1795 in Santarcm, mit 15 Jahren Soldat, als welcher er es bis zum Divisionsgeneral brachte, mehremals portugiesischer Mi nister. In dieser Eigenschaft setzte er die Aufhebung der Sklaverei in den Colonien seines Landes durch (lO.Decem- ber 1836). Als großer Freund der Geographie (er war Ehrenmitglied der Londoner Gesellschaft) errichtete er 1839 dem Prinzen Heinrich dem Seefahrer ein Denkmal auf dem Vorgebirge von Sagres beim Cap St. Vincent (Südwest spitze von Portugal), übersetzte auch R. H. Major's Werk Uber diesen Fürsten ins Portugiesische. Zusammen mit Oberstlieutenaut F. da Costa Leal gab er 1863 zu Lissabon eine Karte von Angola heraus und wirkte nach Kräften für das Zustandekommen einer geographischen Gesellschaft, die aber erst nach seinem Tode ins Leben trat. Er starb am 6. Januar 1876 zu Lissabon. Laints-Olairs-vsviHo (Charles Joseph), franzö sischer Geolog, seit 1852 Docent und Professor am College de France in Paris, seit 1857 Akademiker, geboren 26. Fe bruar 1814 zu St. Thomas (Antillen), gestorben 10. Oc tober 1876 zu Paris. Er unternahm mehrere geologische Reisen, so 18'39 bis 1843 nach den Antillen und den Cana rischen Inseln, 1855 und 1861 im Auftrage der Akademie nach dem Vesuv, 1867 nach den Azoren und schrieb unter anderen „Vo^aZs ZäoloAiczus aux XuriUos, anx Uss cka Tsrwritla sb da Uvgo" (mit Atlas, Paris 1851 bis 1860), „Odssrvations sur la natura ot la äistridution ckos lumeroUos äans I'sruption ckn Vesuvs clu 1. Nai 1855" (Paris 1855) und seit 1840 eine große Anzahl geo logischer, petrographischcr rc. Abhandlungen in denöomxtes renäues der Akademie. Die letzten zehn Jahre seines Le bens beschäftigte er sich vorwiegend mit Meteorologie, wurde Generalinspector der meteorologischen Stationen und hat deren eine große Anzahl in Frankreich wie in Algerien in das Leben gerufen. Sartorius L'rsiUsrr von IValtsrsUnussn (Wolf gang), Dr., Prof, der Mineralogie und Geologie, geboren zu Göttingen den 17. Dccember 1809, gestorben ebendaselbst 15. October 1876. Sohn des bekannten Historikers, Poli tikers und Nationalökonomen Georg Sartorius, Pathenkind Goethe's, Schwiegersohn Lappenberg's, lebte der Verstorbene zuerst als Privatgelehrter an verschiedenen Orten, machte große Reisen, insbesondere nach Sicilien nnd Island, und wirkte seit 1847, nachdem er seinen bleibenden Wohnsitz in Göttingen genommen und seine mineralogischen Sammlun gen der Universität znm Geschenk gemacht, als ordentlicher Professor in der philosophischen Facultät, als Mitglied der Societät der Wissenschaften und Dircctor der mineralogisch- paläontologischen Sammlung. Als Mineralog und Geolog, und besonders als Specialforscher auf dem Gebiet der vul- canischen Erscheinungen, hat er europäischen Ruf erlangt. Der akademischen Lehrthätigkeit schon länger durch Krankheit entrückt, beschäftigte er sich bis kurz vor seinem Ende eifrigst mit dem Hauptgcgenstand seiner vicljährigen Forschungen, mit einem größern Werk über die Topo- und Orographie des Aetna, worauf sich auch die meisten seiner früheren lite rarischen Publicationen beziehen. Darunter sind zu nennen: Atlas des Aetna (Weimar 1845), Physikalisch-geographische Skizze von Island (Göttingen 1847), Geologischer Atlas von Island (ebcnd. 1853), Neber die vulcanischen Gesteine in Sicilien und Island rc. (ebend. 1855). Inhalt: Peking und Umgebung III. (Mit zwei Abbildungen.)— Paul Ibis: Auf Formosa. I. (Mit einer Karte.) — Die englische Nordpolcxpcdition, der Smith-Sund und die Nordpolarfrage. II. — Nekrolog. I. — (Schluß der Redaction 18. Februar 1877.) Rcdacteur: Dr. N. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraßc 13, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu zwei Beilagen: 1. Literarischer Anzeiger Nr. 1. — 2. Ankündigung, betreffend „Handbuch der bildenden und gewerblichen Künste, von August Demmin in Wiesbaden. Ins Deutsche übertragen von Oscar Mothes in Leipzig." Verlag von Karl Scholtze in Leipzig.