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Hermann v. Schlagintweit-Sakünlünski: Topographische Skizze der Vegetationsgebiete Hochasiens rc. 123 laya, des Karakorum und des Künlüu in stetigem gegenseitigen Anschlusse gebildet ist und dessen Erhebungen in seinen Klimmen und Hochthälern sowie in seinen Gipfeln nirgend sonst auf der Erde von den entsprechenden Formen der Terraingestaltung erreicht sind. Dabei zeigten sich we gen der Größe der Horizontaldimensionen ebensowohl bedeu tende Verschiedenheiten im Charakter des Klimas im All gemeinen als auch, der großen Höhen wegen, sehr verschieden artige und sehr bestimmte pflauzengeographische Daten zur Beurtheilung des directen Einflusses der Höhe. In Indien waren von uns für das Herbarium zur Be stimmung der Pflanzenbegrenzung gegen Süden verschiedene Strecken längs dem südlichen Fuße des Himalaya, sowie zum Vergleiche mit den Vorstufen des Hochgebirges indische Bergregionen, soweit die Umstände es erlaubten, berücksichtigt worden; in mehr vereinzelten Fällen hatte Vegetations- entwickelung bei ungewöhnlicher Bodenbeschaffenheit, in Um gebungen von Salzquellen u. s. w., zu beobachten sich geboten. Für die Vervollständigung des „Herbariums" während der Reisen sowie für die meisten Theile unserer Sammlun genwaren unsEingeborene als Gehülfen vorherrschend sehr nothwendig. Für den Forscher selbst häuft sich so viel der eigenen Arbeit, besonders wenn physikalische und geo logische Untersuchungen mit den Beobachtungen der Terrain- verhältniffe nnd mit der Darstellung derselben in Karte oder in landschaftlichem Bilde sich verbinden sollen. In hohen Gebirgen wirken nur zu oft auch ungünstige und überdies neue Wege noch erschwerend oder, periodisch, unerwartete Störungen des Klimas. Wenigstens ließ es sich durchfüh ren, bei unmittelbarem Besprechen mit den Sammlern bei der Signatur der eingelegte» Pflanzen auch für das von diesen gelieferte Material die nöthigen Angaben zu erhalten. Unter den Indiern war, auch im Himalaya, die Wahl von Sammlern nicht selten dnrch Kastenvorurtheile, wenn auch nur fingirter Art, erschwert; Strebsamkeit und eigenes Jnteressefinden an der Sache blieb unter allen Umständen zu wünsche» übrig. Doch gelang es nach und nach, für die letzten Jahre eine verhältnißmäßig gute Auswahl zu treffen, und bei den Pflanzensammlcrn Sinn zu weckeu für einen gewissen Grad der Vollständigkeit des zu Bietenden. Unvollkommen waren die Leistungen der Eingeborenen als Sammler immer darin, daß sie sich zum Einschlagen eines ihnen neuen Weges, auch wenn mehrere derselben zu sammen gehen konnten und wenn keine ungewöhnlichen Terrainschwierigkeitenzuerwarten gewesen wäre», nicht leicht entschlossen. Selbst die Tibeter waren nur arbeitskräftig und ausdauernd, aber nicht unternehmend im Sinne guter Führer. Zum gründlichen Durchsuchen isolirter Felsenriffe auf vereinzeltes hohes Auftreten von Vegetation nahe ihrer obern Grenze kam es meist erst dann, wenn wir selbst den Weg hinan aussuchen halfen, mochte für uns die Zeit auch noch so sehr beschränkt sein. Angabe des Auftretens wurde für die Pflanzenexem plare in Verbindung mit dem Sammeln stets sorgfältig notirt, doch war passende Bezeichnung für die örtlich ver schiedenen Verhältnisse bisweilen nicht leicht zu wählen. Er schwert war gerade in den central gelegenen ferneren Gebie ten das Befragen dadurch, daß wir mit den Bewohnern nördlich vom Himalaya-Kamme nicht direct uns besprechen konnten und daß dabei überdies mit unseren indischen Dol metschern von uns Hindostani gesprochen werden mußte. In Europa wurde bei dem Umlegen der Exemplare des der Karakorum-Kammlinic entlang läuft; dabei haben sich gerade hier die Unterschiede zwischen den beiden Völkern in Race und Re ligion, jetzt auch in politischer Stellung als sehr große ergeben, Herbariums Zusammenstellung als Ganzes durchgeführt, nnd es wurden, basirt auf die ursprünglich notirten Fund stellen, auf jeder Folie „Landesregion", „Provinz" und „Lvcalität mit Höhe" rubricirt H. Es sind dabei die „Landesregionen" so gestaltet worden, daß dieselben auch klimatisch möglichst bestimmt sich begren zen. Für die „Provinzen" mußten zwar, den schon beste henden Eintheilungen entsprechend, die politisch - ethnogra phischen Verhältnisse zu Grunde gelegt werden, aber es konn ten dessenungeachtet, indem sie zahlreich genug unterschieden wurden, auch geologische Bedingungen sowie die damit sich verbindenden Verschiedenheiten der Bodengestaltung als Ele mente der Trennung cingeführt werden. Die Bezeichnung als „Lvcalität" bezieht sich entweder auf Gruppen von Fund stellen unter gleichen Verhältnissen der Bodengestaltung, die relativ breiten zusammenhängenden Flächen angehören, oder auf Fundstellen in Aufeinanderfolge längs der verschiedenen Märsche, mit Angabe der beiden begrenzenden Punkte sowie, bei stark undulirtem Terrain, auch zwischenliegender Orte. Es sind jedoch in diesen letzteren Gruppen ebenfalls nur Fundstellen zusammengefaßt worden, welche gleichen Charak ter des Klimas haben, abgesehen vom directen Einflüsse der Höhe, und gleiche geologische Beschaffenheit. Die Gesammt- zahl der Namenangaben, welche theils für die Flächen speciell anzuführe» waren, theils für Pässe und Stationen im Innern derselben, wird für das ganze Herbarium gegen 500 sein. Der Beginn der systematischen Untersuchung ist sogleich nach meiner Vollendung des Umlegens und des pflanzengeographischen Gruppirens von Herrn Dr. Jul. Herm. Schultes im königlichen Herbarium zu München gefälligst unternommen worden, und es ist von ihm bis jetzt für bedeutende Theile in verschiedenen Familien auch Be stimmung und Namenangabe für jene Exemplare durchgeführt worden, die sich in bereits definirtcn Formen sowie in ihrer Beschaffenheit als bekannte Species ergeben. Als Einzelarbeite» von Systematikern sind bis jetzt Ab handlungen erschiene»: Bon A. Griesebach „über die Gramineen"; von C. F. Meißner „mir lss kol^Zonsss, las Mr^mslsss st los I-nnrinsss" ; von F. W. Klatt „tlis Urimulaosas, kittosporsas, null lriäsas" ; von Alfred Wesmasl „sur Iss UsupUsrs"; von T. A. Schmidt „tlls l-adlatas null Loroxlrnlarl- usas"; von Fr. Buchenau „Uutomaossn, ^.Uswaossn, llnnoa- Kiussn und llnnoaossn". Zahlreiche andere Familien, darunter von N. I. An derfon „die Salices", von Ferd. Crspin „die Rosen", von F. W. Klatt, sehr ausführlich, „die Compositen", lie gen bearbeitet vor, sind aber noch nicht publicirt oder sind ohne Beigabe besonderer Abhandlung zurückgekommen. Die Vegetationsgebiete Hochasiens. Im Himalaya sind südlich vom Kamme Bergzüge und Thäler beinahe seiner ganzen Längenausdehnung nach mit Pflanzensammeln von uns begangen worden, aber die nörd liche, tibetische Seite des Himalaya sowie die beiden anderen Hauptketten, der Karakorum und der Künlün, wurden nur in ihren westlichen Theilen durchzogen. Entsprechend dem bedeutenden Ansteigen der Hebungen Außerdem, gleichfalls in allgemeiner Form, sind Katalog- num mein angegeben, und nebst diesen auch die „Tage des Einsammelus".