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Eine Reise in Griechenland. liegen mehrere Kirchen und eine Börse, und die Errichtung von neuen Straßen und Abzugscanälen, die Entwässerungs anlagen und Baumpflanzungen beweisen, daß die städtische Behörde des Piräus sich mehr um das Wohl ihrer Stadt kümmert, als die von Athen. Was die Bevölkerung anlangt, so betrug dieselbe 1835 noch keine hundert Seelen, 1861 dagegen schon 6400, 1870 Uber 11,000 und 1874 mindestens 13,000, darunter 2500 Arbeiter beiderlei Geschlechts. — In den letzten zehn Jah ren sind im Piräus eine ganze Anzahl wichtiger Fabriken errichtet worden, so eine Seidenspinnerei, sieben Dampfmüh- drei einzelne Punkte dergestalt anwachsen, ohne daß diese Besserung auch auf die anderen Theile des Reiches cin- wirkte i)? Landet man heute am Kai des Piräus, so überrascht einen nicht allein die Handelsbewegung, sondern auch die gewaltige Vermehrung der Häuser, welche auf einen entspre chenden Anwachs der Geschäfte und der Vermögen deutet. Fabrikschornstcine ragen in die Luft und aus den Abhängen des felsigen, einst kahlen Hügels zwischen Piräus und Muny- chia stehen jetzt schöne, bequeme Häuser mit rothen Dächern und grünen Fensterläden. In der Umgebung des Hafens Kirche des H. Theodoros. len, zwei Anstalten zum Auskörnen von Baumwolle, eine Fabrik von Drahtstiften, eine Kattunweberei, drei bedeutende Destillationen, sechs Möbelfabriken, eine Glashütte u. s. w., alles in allem etwa dreißig größere oder kleinere Anstalten i) Neber die augenblicklichen bösen Zustände in Griechenland berichtet ein Korrespondent der National-Zeitung vom 17. September 1878 aus Achen: „Alle Ministerien sind eifrigst beschäftigt mit Ausarbeitung von Vorlagen über allgemeine Wehrpflicht, allgemeine Volksbewaffnung, Wcgevcrbcfferung, Flottenherstellung und — äW- eil« ost satiram non scriboro —- Errichtung eines griechischen Thea ters und einer griechischen Bühne. Als wenn wir nicht Gesetze — und zwar recht gute vernünftige Gesetze — genug hätten: an der Ausführung derselben hapert cS nur gewaltig. Daher die fast ab solute Auflösung aller Ordnung und Verwaltung in den Provinzen — getraut sich doch die auch im Auslände gelesene „Ephcmcris" nicht, ihre Berichte aus der Provinz Messenien, der Heimath des Ministerpräsi denten Kumunduro«, abzudrucken, nm das ganz mit Unrecht übel beleumdete Griechenland nicht noch mehr zu discrcditiren. Es ist wahrlich so, wie ich schon vor Jahren geredet und geschrieben habe: cs ist nur zu verwundern, wie das ruhige, arbeitsame, stcuerzahlendc Volk diesen Despotismus und diese Tyrannei der Willkür seitens (Nach einer Photographie.) mit zusammen über 1000 Pferdekräftcn. Nur zwei von ihnen sind im Besitze von Fremden, alle anderen dagegen eigenen Griechen aus dem Königreiche. Eine vielbenutzte, zum größten Theile schattige Straße von 8 Kilometer Länge verbindet den Piräus mit Athen. seiner Politiker und ihrer Verwaltung erträgt. Dabei ist dieStaats- caffc leer — der Herr Finanzminister Sotiropulos hat Len Civil- pensionären ganz inte angezcigt, er könne ihnen weder die schuldigen noch die laufenden Pensionen zahlen; und der Obcrpräsidcnt von Euboea meldet, daß sich in seinem ganzen Verwaltungskreise kein einziger Beamter fände, der — richtig orthographisch zu schreiben verstände. Wahrlich bcncidcnswcrthc Zustände im freien Griechen land!! Die Provinzialblätter sind voll von Mord-, Diebstahl-, Bc- raubungs- und TodtschlagSberichten, und immer ist die Provinz Messenien diejenige, welche darunter den erste» Rang cinnimmt. Herr Kumunduros überläßt, wie cs scheint, dir Verwaltung ganz und gar seinen politischen Freunden, ohne sich im geringsten um ihre Qualification zu bekümmern; er läßt sie wirthschaften, wie sie wollen, und will oder kann nicht einschen, daß er dadurch selbst ab- wirthschaftet."