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MeibnaMlicke MKKlange. Von unserem G-Mitarbeiter wird uns geschrieben: Zwei Jahre schon liegen Krieg und Revolution dinier uns. Im Dezember 1918. als die Weihnachtsglocken läuteien, brüllten in der Reickshauptstadt Kanonenschüsse, und barte Kämpfe tobten um Schloss und Marstallgebäude. Das Ende war, daß die Front zwischen Mehrheitssozialisten und Unabhängigen auseinanderbrack. Über ein bürgerlich sozialistisches Ministerium sind wir dann schliesslich nach den Juniwahlen dieses Jahres zu einer rein bürgerlichen Re gierung gekommen, — aber daß wir uns unter ihrer Zügel führung wesentlich wohler oder auch nur anders fühlten als vorher, das kann selbst der gefälligste Erfolganbeter kaum behaupten. Kamps und Streit, Unlust und Verhetzung, Zer rissenheit und Sorgen dauern auf der ganzen Linie an, und nirgends will sich ein Lichtblick zeigen, der uns zu einer ruhigeren Ausfassung der Lage berechtigte. An' gutem Willen fehlt es gewiß nicht, weder in der Politik noch in der Wirt schaft, aber dem guten Können sind leider unter Verhält nissen, unter denen zu leben wir verurteilt sind, die aller- engslen Grenzen gesteckt, und so kommt es, daß der ganze öffentliche „Betrieb" in Deutschland den Eindruck völliger Hilflosigkeit nicht überwinden kann. Nehmen wir nur einige Beispiele, wie sie der Tag gerade bietet. Der Reichstag steht ganz plötzlich am Abgrund einer Negierungskrisis. Das Reichsnotopfer soll schneller, als das vorjährige Gesetz es festgelegt hat, eingezogen werden, weil das Reich unter allen Umständen Geld in seinen leeren Beutel tun muß. Seit Wochen wird darüber beraten und verhandelt: im entscheidenden Augen blick aber stellt sich heraus, daß von den drei Regierungs parteien nur eine den Entschluß zur Tat zu finden vermag. Darüber natürlich große Aufregung auf allen Seiten. Der Finanzminister läuft zum Reichskanzler, dieser eilt zu den Parteiführern. Es werden fraktionell und interfraktionell die maßgebenden Köpfe zusammengesteckt, und schließlich wird noch ein Weg gefunden, um das äußerste zu ver hüten; aber darüber ist der allerletzte Tag, bis zu dem der Reichstag noch zusammenzuhalten ist, herangekommen, und man sieht die fatale Notwendigkeit, diese wichtige Vorlage am Vormittag im Steuerausschuß und am Nachmittag in der Vollversammlung zu verabschieden. Kann bei solcher Überstürzung schwerwiegender Gesetzentwürfe etwas Ge scheites herauskommen? Oder blicken wir auf die kaum noch zu erfassende Fülle von Lesoldungs-, Teuerung?-, Penfions- und Rentengesetzen und -Verordnungen, die in diesen Tagen durch die preußische Volksvertretung hindurchgejagt worden find. Wie ein Sturzregen ergießt sich dieser Segen auf unsere Beamtenschaft, auf die gegenwärtige und auf die im Ruhestand lebende, und niemand weiß sich zurecht zu finden in dieser Unsumme von Geschenken. Plötzlich heißt es auch, daß die Altpensionäre den Neupensionären gleichgestellt werden sollen, eine Gabe, die gewiß geeignet ist, in vielen und gerade in den gedrücktesten Kreisen der früheren Be amten wieder einigen Lebensmut zu wecken. Aber ob die Negierung sich mit diesem Beschluß einverstanden erklärt hat, ob sie sich selbst, wenn sie es wollte, damit ein verstanden erklären könnte — denn sie muß doch schließlich für die Mittel irgendwie aufkommen, die auf diese Weise von ihr beansprucht werden — darüber ist nicht das Geringste zu erfahren. Ob hier vielleicht nur eine Zufallsmehrheit sich zusammen gefunden hat, oder ob ein unabänderlicher Wille der maß gebenden Parteien dahintersteckt, kein Mensch weiß es. Jetzt erst, wo die Parlamente Wethnachtsschluß gemacht Haden, wird die Negierung sich den Schaden besehen, wird sie imstande sein, sozusagen die notwendigen parlamentarischen Aufräumungsarbeiten vorzunehmen, und danach vielleicht sich schlüssig zu machen, was weiter geschehen soll. Das gesetzgeberische Durcheinander der Weihnachtstage konnte jedenfalls kaum größer sein. Kurz, wohin man sieht, alles andere eher, als eine Vor bereitung auf die Weihnachtsstimmung, die uns in früheren Jahren doch von so manchem Hader des Jahres erlöste. Wahrlich, die Menschheit ist nicht reicher, nicht glücklicher und wohl auch nicht besser geworden, seitdem das Schwert unter sie gefahren ist. Soll das hier immer so bleiben unter dem wechselnden Mond? Politische Aunälchau. veMfcManä. Die Tiroler gegen den deutschen Botschafter in Nom. Dieser Tage weilten unter der Führung des deutschen Konsuls in Innsbruck, Küllner, die dem anschluhfreundlichen Flüael der Tiroler Volkspartei angehörenden Abgeordneten Steidle, Stumpf und Peer in Berlin und hatten mit Simons, Fehrenbach, Trimborn und Stresemann Aus sprachen, in welchen sie auf die Verstimmung hinwiesen, die die Erklärung Simons' in Tirol heroorgerufen habe. Alle erklärten, daß die Verstimmung nur auf ein Mißverständnis zurückgesührt werde. Simons sagte, daß er das Expose ohne Konzept gehalten habe, was zu Verstümmelung und falschen Auslegungen geführt habe. Simons und Fehren bach erklärten sich mit der Handlungsweise Beerenbergs keineswegs einverstanden. Simons fügte hinzu, er sei bereit, als verantwortlicher Leiter der auswärtigen Politik die Konsequenzen zu tragen. Die Parteivertreter erklärten, den deutschen Botschafter in Rom nicht weiter halten zu wollen, falls er in Würdigung seiner schwierig gewordenen Position dis Abberufung verlangte. Ersatz für die gefährdete Grundsteuervorlage. Da die Grundsteuervorlage wahrscheinlich nicht verabschiedet werden wird und Preußen für sein Defizit Deckungsmittel braucht, hat das Staatsministerium der Landesoersammlung eine Stempelsteüernovelle vorgelegt, die Mehreinnahmen von 100 Millionen Mark durch eine allgemeine Erhöhung der Stempelsteuern bringen soll. Die Stempelbeträgs werden um 100 °/o erhöht. Es dürste jedoch sehr zweifelhaft sein, ob die Landesversammlung dieses recht umfangreiche Gesetz noch verabschieden wird. Das Strafverfahren gegen Erzberger. In dem Strafverfahren gegen Erzberger wegen Verletzung der Eides pflicht hat der Verteidiger Erzbergers, Justizrat Löwenstein, den Antrag gestellt, daß alsbald nach Genehmigung der Strafverfolgung die gerichtliche Voruntersuchung eingeleitet werde. Das Verfahren gegen Erzberger beschränkt sich darauf, ob er im Helfferich-Prozeß in einzelnen Punkten seiner Aussage als Zeuge die Wahrheitspflicht verletzt hat. Unrichtigkeiten in seiner Aussage als Nebenkläger können nicht Gegenstand eines Verfahrens bilden, da sie nicht unter Eid erfolgt ist. Weihnachtsferien der Preußischen Landesversamm lung. In der Preußischen Landesversammlung wurde die Abstimmung über den Entwurf betreffend die Bereitstellung von Staatsmitteln zur Selbstbewirtschaftung von'Domänen auf den 11. Januar vertagt. Nachdem dann mehrere kleinere Gesetzentwürfe teils angenommen, teils Ausschüssen über wiesen waren, begann die zweite Beratung des Haushalts dec landwirtschaftlichen Verwaltung. Die Aussprache darüber wurde schließlich vertagt, worauf das Haus in die Weih nachtsferien ging. Die nächste Sitzung findet am 11. Januar statt. Nene Verordnungen der Nheinlandkommission. Nach einer neuen Verordnung der interalliierten Rheinland kommission sind die Eisenbahnen verpflichtet, vom 1. Januar 1921 ab einen Mindestkohlenoorrat für 35 Tage aufzustapeln. Ferner hat die Nheinlandkommission ein weiteres Kontroll recht über die Vollstreckung der von den militärischen Ge richten verhängten Freiheitsstrafen beansprucht, indem sie insbesondere die Art der Vollstreckung in deutschen Gefäng nissen und die Überführung aus einer Strafanstalt in die andere kontrolliert. Restlose Anwendung der Wahlscheine. Der lippische Landtag, der am 23. Januar nächsten Jahres neu gewählt wird, hat eine Vorlage angenommen, die wohl als einzige in Deutschland die Wahl mit sogenannten Wahl scheinen vorsteht. Der Landtag hat damit den besonderen Bedürfnissen Lippes Rechnung getragen, dessen Bevölkerung zu einem nicht unerheblichen Prozentsatz aus Wander arbeitern besteht, die während eines großen Teiles des Jahres außerhalb ihrer engeren Heimat ihr Brot verdienen müssen. Keine Kapitalverschiebungen der Hohenzollern. Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gegen das Bankhaus Gruiffer u. Co. hat keine Kapitaloerschiebungen von Mitgliedern Les früheren Königshauses festgestellt. Es ist eine große Anzahl Zeugen vernommen worden. Die Bücher und Korrespondenzen des Bankhauses wurden von Revisoren geprüft. fnankrcicn. Der vorsichtige amerikanische Botschafter. In Paris ereignete sich anläßlich eines Empfanges beim französischen Kammerpräsidenten ein kleiner Zwischenfall zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Botschafter. Der deutsche Botschafter Dr. Mayer bat einen Beamten, ihn dem ameri kanischen Botschafter vorstellen zu wollen. Der Beamte übermittelte diese Bitte dem amerikanischen Botschafter Sammelmappe - - für bemerkenswerte Tages- uns LettereigniskL * Der Reichspräsident hat durch Verordnung auf Grund des Reichswahlgesetzes als Wahltag für die Reichstagswahlen in Ostpreußen und in Schleswig-Holstein (1. und 14. Reich»' tagswahlkreis) den 20. Februar 1921 bestimmt. * Der Rat des Völkerbundes beschloß, den englische« General Haking für die Dauer eines Jahres zum Oberkom- miffar von Danzig zu ernennen. * In einer Berliner Massenversammlung des Bundes der Ausländsdeutschen wurde die sofortige, wirkliche und volle Entschädigung der Ausländsdeutschen gefordert. * Im sächsischen Bergarbeiterstreik wurde ein Schiedsspruch gefällt, über dessen Annahme oder Ablehnung die Parteie« sich bis zum 28. Dezember entscheiden sollen. * Die Pariser Botschaiterkonferenz beschäftigte sich mit der Antwortnote Deutschlands auf die Klagen des General Niessel über die verkappten Rüstungen Deutschlands. Die- Konferenz fand die von der deutschen Regierung vorgebrachtes Argumente vollständig ungenügend. * In Paris wurde das finanzielle Abkommen zwischen Deutschland und Dänemark über Nordschleswtg unterzeichnet. Wallace, der darauf erwiderte: „Haben Sie die Liebens würdigkeit zu vergessen, mir die Bestellung auszurichten: ich werde vergessen, daß sie mir ausgerichtet worden ist." Er kenne den deutschen Botschafter nicht und wolle ihm auch nicht vorgestellt werden, so lange Amerika und Deutschland sich noch nicht im Friedenszustand befinden. * London. Das Oberhaus hat die ihm vom Unterhaus wieder zugegangene Homerulebill mit den vom Unterhaus genehmigten Zusatzanträgen angenommen. Dublin. Englische Truppen drangen in das Karme liter-Kloster ein und nahmen dort eine Haussuchung vor, desgleichen im Franziskaner-Kloster. Pater Dominik, der Beichtvater des Bürgermeisters von Cork, wurde verhaftet. Mesenzahlungen an England und Kankreich. Das Ausgleichsverfahren. Von zuständiger Seite wird mitgeieilt: über die Höhe der bisher im Ausgleichsoerfahren an England und Frank reich geleisteten Zahlungen sind in der letzten Zeit vielfach irrige Mitteilungen durch die Presse gegangen. In Wahr heit handelt es sich dabei um folgende Beträge: An England sind bisher entrichtet worden: Anfang August 1920 86 311 Pfund Sterling, Anfang September 3 230 750 Pfund Sterling, Anfang Oktober 2 363 317 Pfund Sterling, Anfang November 3143 071 Pfund Sterling. Im ganzen also 8 833 440 Pfund Sterling. An Frankreich sind bisher zum Zwecke der Abdeckung des Oktober-Debet- Saldos im Ausgleichsverfahren mit Elsaß-Lothringen Anfang November 1920 48158 051 Arank gezahlt worden. Gegenüber der Meldung, daß in Oberschlesten die fünf monatige Besatzungszulage noch nicht bezahlt sei, wird vom Pressedienst der preußischen Staatsregierung mitgeteilt, daß am 11. 12. das preußische Finanzministerium einen Erlaß herausgegeben hat, die Nachzahlung der Beträge für die fünf Monate spätestens am 17. Dezember zu bewerkstelligen. Die Beamten dürsten daher bereits im Besitz der rückstän digen Gelder sein. Volkswirtschaft. Zunehmende Erwerbslosigkeit. Wie aus dem Reichsarbeitsministerium mitgeteilt wird, weist die Zahl der unterstützten Erwerbslosen im Reiche, die seit dem 15. Sep tember d. Js. in langsamem Rückgang begriffen war. nach den Erhebungen vom 1. Dezember wieder eine Steigerung auf. Am 1. Dezember wurden 276 539 Männer und 73 753 Frauen, insgesamt 350 292 Personen als Hauptempfänger unterstützt, gegen 348 599 am 15. November und 349 747 Zuschlagsempfünger (Familienangehörige) gegen 333 961 am 15. November. Von den 350 292 unterstützten Erwerbslosen im Reich entfallen 174 631 auf Preußen, davon 87 609 auf Groß-Berlin, 92 019 auf Sachsen, 21496 auf Hamburg- Ferner drückt sich die ernste Lage des Arbeitsmarktes nach wie vor in der sehr großen Zahl der Kurzarbeiter aus uni» in dem ständig wachsenden Umfang, den die Maßnahme« der produktiven Erwerbslosensürsorge annehmen. Drr verschwundene Schatz. Nach dem Amerikanischen von Emmy Giehrl. 15) (Nachdruck verboten.) Sie batte der freundlichen Einladung ihres Schwagers Heinrich Folge geleistet und ihren ständigen Aufenthalt in seinem Hause ginommen. Ihr Sohn Eugen Donald besuchte die letzte Klasse einer militärischen Bildungsanstalt und sah mit jedem Lage seiner Ernennung zum Offizier bei einem in New Orleans liegenden Regiment entgegen. Die Pension der Dame reichte eben hin. sie anständig durch die Welt und die Gesellschaft zu bringen; für die Zukunft aber hoffte fie noch mehr zu erreichen und hatte dabei lediglich das Glück ihres Sohnes im Auge. Ihm. eine unabhängige, in Glanz und Reichtum gesicherte Existenz zu bereiten, war der Höhepunkt ihrer Wünsche. Sie dachte mit kluger Vorsicht an die Möglich keit, daß ihr freundliches Ashl im Hause ihres Schwagers viel leicht mit einem Schlage enden, er selbst oder feine ohnehin zarte Gemahlin sterben und «ine zweite Ehe ihre Gegenwart nicht ferner wünschenswert erscheinen lassen könnte. Noch ehe aber solche Befürchtung wahrwürde, mußte Engen ein gesichertes Leim haben, und sie selbst wollte es ihm schaffein Bei dem Bankier Linskott wohnte dessen Mündel Isidora Durinv, eine Kreolin. Sie hatte ihre Eltern früh verloren und einen fabelhaften Reichtum von ihnen geerbt. Obwohl kaum achtzehn Jahre alt, war Isidora bereits eine vollendete junge Dame, deren feurige Augen uud samtweicher, dunkler Teint sofort die spanische Bbknnst verrieten. Ihr sprudelnder Geist und ihre gesunde, lebensfrohe Jugrndkraft machten sie zu einer höchst be gehrenswerten Partie, und Frau Olivia batte sie ausersehen, die Gattin ihres Sohne? zu werden. Nebenbei lagen ihr aber auch die Dollars ihres seligen Schwager? Ionas im Sinne, und um nach allen Richtungen gesichert zu fein, machte fie heim licherweise allerlei Pläne und traf allerlei Vorkehrungen, von Jenen sich die übrigen Familiengliedsr nichts träumen lieben. Lrri Viertel des Jahres bewohnte die Familie des Heinrich LiuSkott ihre wunderschöne Villa außerhalb Cincinnati und der pünktliche Geschäftsmann fuhr jeden Morgen schon zu früher Stunde nach der Stadt; es ward ihm deshalb nur selten die Freude eiues gemeinsamen Familien - Frühstücks zuteil, desto herzlicher begrüßte man den immer freundlichen, rotwangigen Herrn, wenn er abends zur Hauvtmablzeit erschien. Am Morgen nach der Testamentserössuung in „Steinhaus" blickte Herr Heinrich ziemlich verwundert von seinem Frühstück auf nach der Tür, durch welche seine Schwägerin, „der General", soeben eingetreten war. „Du bist es, liebe Olivia?" begrüßte er fie mit der ihm eigenen Liebenswürdigkeit. „Schon so früh munter?" „Darf ich den Grund meines frühen Aufseins erklären", er widerte fie, „so möchte ich beute recht zeitig einige Kommissionen in der Stadt abseitigen und bitte deshalb um Deine Erlaubnis, den Wagen benutzen zu dürfen. Bis Metas Toilette vollendet und sie anSzufabren fertig ist, würde ich zurück sein." Sofort schellte Herr LiuSkott seinem Diener und befahl, den Phaethon der Damen anzusvaunen, dann küßte er zum Abschied die schöne Hand der Generalin und fuhr in seinem Wagen raschen Laufes nach der Stadt. Wenige Minuten svätcr folgte feine Schwägerin im zierlichen Gefährt mit zwei flüchtigen Falben, die der schwarze Henko mit geschickter Hand zu lenken verstand. Nur wenige Wagen und Pferde waren unterwegs und der Verkehr so angenehm und ungestört als möglich. Henko zerbrach sich den Kopf, was nur die Fran Generalin schon zu so früher Tageszeit in der Stadt zu tim habe, denn daß cs nicht gewöhn liche Einkäufe betraf, zählte sich der schlaue Neger an den Fingern ab. Auch dann noch, als sie ihm vor einem eleganten Berkaufs- lokal zu halten befahl und unter dem gewölbten Bogengang verschwand, zweifelte er keinen Augenblick, daß sie andere Zwecke verfolge, als die vorgeschüizten. Und wirklich öffnete die Dame keine der vielen rechts und links gelegenen Ladentüren des Bazars, sondern ging einfach daran vorüber, vie ganze Tiefe des gedeckten Bogens entlang, und verschwand am Ausgang desselben in einem nahegelegenen, unbedeutenden Lause mit der All!' schrift: „Polizei." Ler junge blonde Dctektivbeamte Julius Hall batte in neuester Zeit die Stadt und ihre Umgebung zu wiederholten Malen A einen förmlichen Aufruhr versetzt durch fein ebenso scharfsinniges- als schlaues polizeiliches Talent und die großartigen Erfolge seiner Unternehmungen. Mit ihm batte Frau Olivia LinSkott eine lange, eingehende Unterredung und versicherte ihn in günstigem Ausgangsfall ihrer lebhaftesten Dankbarkeit sowohl als Großmut. Hall lieb sich mit sichtlichem Interesse „Steinhaus" und Wk Inwohner schildern Und verivrach, nicht nur seinen gan"« ! Scharfsinn aufzubieten, sondern auch von Zeit zu Zeit erwünM" Bericht zu erstatten, zu welchem Zweck er aber in der Kleids eines Bettlers nach der Villa „Vogclsicht" — so hieb das hauS des Bankiers — kommen und nach der Frau Geuers fragen wolle, denn die Sache müsse ein undurchdringliches heimnis bleiben für alle andern, und niemand dürfe auc§ entfernt hinter feinem Bettelrock den Polizeibeamten vrrs^N. So schieden sie, Frau Linskott kedrte nach dem zurück, der sie eiligst wieder nach der Villa brachte und bccEgte sich vorerst mit dem Gedanken, daß ihre Angelegenheit iS ebenso klugen als sachverständigen Händen liege, und vielleicht eher als fie es dachte, zum ersehnten Ziel führen werde. Frau David LiuSkott war indessen von ihrer Furicuwut er« schöbst in eins ruhigere Gemütsverfassung übergegausen und wollte versuchen, die entflohene Tochter einzuholeu und. fie auf gütigem Wcge zur Vernunft zu bringen. Dies mußte überdies so still als möglich geschehen, denn wenn Simo» eine Ahnung ! von dem furchtbaren Widerwillen Barbaras gegen seine Verso« . bekäme, würde er sie zornig verlassen und die Wi2iou war ver« ! lorcnl Fortsetzung folgte