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Ottendorfer Zeitung : 31.12.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192012318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19201231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19201231
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-12
- Tag 1920-12-31
-
Monat
1920-12
-
Jahr
1920
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 31.12.1920
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Oie auker L^anäes geben . . . Von unserem G-Mitarbeiter wird uns geschrieben: Wir müssen Menschen exportieren oder Waren — in diese wenigen Worte pflegte Graf Caprivi, der Vater der setzt auch bereits zu den Toten gewanderten ersten reichs- veutschen Handelsverträge mit Rußland, mit Österreich- Ungarn, mit Italien, seine volkswirtschaftliche Weisheit zusammenzufasfen, so oft er dem Volke die zwingende Lage, in der wir uns beim Ausgang des vorigen Jahrhunderts befanden, klar machen wollte. Diese Handelsverträge, von der Opposition damals grimmig befehdet, brachten uns doch Arbeit und Wohlstand in Hülle und Fülle, und sie gereichten auch den Ländern, mit denen sie abgeschlossen waren, wahr lich nicht zum Nachteil. Wir haben Waren exportiert, Qualität-?- und Massenartikel, und dafür der Jahr für Jahr um Vz bis */, Millionen Köpfe wachsenden Bevölkerung in der lieben deutschen Heimat spielend Nahrung geboten. Und heute? Heute streben wieder Hunderttausende fort aus Deutschland, weil ihnen hier der Boden unter den Füßen zu heiß oder vielmehr: weil ihnen der Nahrungs spielraum zu knapp wird. Die Arbeitslosigkeit ist noch nicht gar so groß im Lande, weil ihr mit allen nur denkbaren, künstlichen und natürlichen Mitteln entgegengewirkt wird. Aber wer sich nach voller Betätigung seiner Leistungsfähig keit sehnt, wer sich sreimachen will von dem sich unaus gesetzt verstärkenden Druck auf die persönliche Freiheit in Wirtschaft und Gewerbe, wer nicht der öffentlichen Unter stützung, der Armenfürforge zur Last fallen will, der möchte am liebsten sein Bündel schnüren und anderwärts das Glück versuchen, daS die deutsche Menschheit bis auf weiteres verlassen zu haben scheint. Nicht weniger als 15 Millionen Anmeldungen zur Auswanderung in die Neue Welt sollen in den Listen der Schiffahrtsgesellschaften bereits verzeichnet sein, darunter sünf Millionen Deutsche. Diese Zahlen haben das preußische Wohlfahrtsmini sterium aufgeschreckt. Eine Konferenz von Sachverständigen versammelte sich ukid beschloß — ja was beschloß man denn? Ebenso wenig wie man verfügen kann, daß der Vater Rhein vom 1. Januar 1S21 von Norden nach Süden statt wie bisher von Süden nach Norden zu fließen habe, ebenso wenig läßt sich der Strom der Auswanderung im Lande gewaltsam zurückhalten, sobald er durch elementar wirkende Ursachen ins Riesenhafte angeschwollen alle Dämme zu sprengen beginnt. Was nützt der schon so oft gehörte Hin weis auf die großen Odländereien, die in Deutschland immer noch der kulturellen Erschließung harren, wenn auf Ler anderen Seite zugegeben werden muß, daß wir im nächsten Jahre vielleicht gerade noch die Hälfte der Bewohner deutscher Erde aus eigener Kraft werden ernähren können, weil der Boden schon in hohem Grade ent wertet ist und infolge der Gesamtgestaltung unserer Arbeitsverhältnisse lange nicht mehr so ausgiebig bewirtschaftet werden kann, wie es früher der Fall war? Was nützt die gewissenhafteste Aufklärung über die Zustände außerhalb Deutschlands, über den umfassenden Weltcharakter Ler Produktions- oder AbsatzkristS, in der wir uns befinden, da gerade bei uns der Kampf ums Dasein infolge des Verlustes wertvollster Grenzlande und der sich daraus mit Naturnotwendigkeit ergebenden Nachwirkungen immer stürmischere Formen annehmen ryuß? Was nützt schließlich der Jammer über Lie Abwanderung besonders wertvoller Volkselemente und über die nicht wieder gul zumachende Schädigung des Gesamtniveaus des deutschen Volks in rassenhygienischer, in sozialer, in kultureller Be ziehung, da schließlich doch jeder sich nun einmal selbst der nächste ist? Nein, da wir Waren nicht mehr exportieren können, muß sich bei uns unter allen Umständen ein Bevölkerungsüberschuß ergeben, Len keine Macht der Welt im Lande zucückhalten kann — selbst wenn es uns nach dem Versailler Friedensvertrag überhaupt erlaubt wäre, Auswanderungslustigen irgendwelche Hindernisse in den Weg zu legen. Auch das hat man uns fürsorglich verboten, in Ler Annahme, daß man deutsche Auswanderer anderwärts wieder einmal sehr gut als vor trefflichen Kulturdünger werde gebrauchen können. Gleich-, viel, ob man sich in Lieser Voraussetzung geirrt hat oder nicht, die Vorschrift besteht und muß natürlich von uns be achtet werden. Politische Kunäschau. veutscklLnä. Reichsregierung und Nolletnote. Wie verlautet, ist nunmehr nach Abschluß der Beratungen innerhalb der Reichsregierung und nach Beendigung der Verhandlungen zwischen dieser und dem bayerischen Ministerrate der Text der deutschen Antwortnote auf die Note des Generals Rollet in der Angelegenheit der Einwohnerwehren festgestellt worden. Die deutsche Reichsregierung führt für den Weiterbestand der Einwohnerwehren das Vorliegen eines höheren Staats interesses ins Treffen. Der Auswärtige Ausschuft. Über die Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Reichstages wurde folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: „Gegenstände der Be sprechung waren die diplomatische Behandlung der Ein wohnerwehren und die Brüsseler Konferenz. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Das Verhältnis des Auswärtigen Ausschusses zum Auswärtigen Amt und die stärkere und regelmäßigere Heranziehung Les Ausschusses zur Kontrolle der auswärtigen Geschäfte werden in einer Sitzung erörtert werden, die am 17. Januar 1921 stattfinden soll. Der Ausschuß erledigte ferner eine größere Anzahl von Bitt schriften." England und die Auslandsforderungen. In der Frage der Auszahlforderungen ist von England das An gebot gemacht worden» man wolle zunächst in eine Prüfung der großen von Deutschland angemeldeten Forderungen treten. Auf diese Weise will die englische Regierung eine Art Linderung der augenblicklichen Situation vornehmen. Beschlüsse liegen in dieser Frage noch nicht vor. Zurzeit wird in Brüssel bekanntlich über den gesamten Fragen komplex verhandelt. Die kommende SchlichtungSordnung. Vom RerchS- arbeitSministerium wird mitgeteilt: Am 14., 15. und 16. De zember 1920 ist der auf Grund der früheren KommissionS- beraiungen aufgestellte amtliche Entwurf einer Schlichtungs ordnung mit Vertretern der obersten Reichsvehörden und der Regierungen der Länder im Reichsarbeitsministerium durchberaten worden. Unter Berücksichtigung deS Ergebnisses dieser Besprechung wird der Entwurf im Januar nächsten Jahres dem Reichskabinett zur Beschlußfassung unterbreitet und sodann dem Reichswirtschaftsrat zur Beratung vorgelegt werden. Reichspräsident Ebert an Moesle. Reichspräsident Ebert hat an Staatssekretär Moesle aus Anlaß seines Rück tritts ein Schreiben gerichtet, in dem er ihm für seine großen Verdienste während seiner langjährigen Tätigkeit im Reichs schatzamt und Reichsfinanzministerium, insbesondere wegen seiner Mitwirkung bet der Reichsfinanzreform und Ler- Vereinheitlichung der Steuerverwaltung seinen Dank auL- spricht. Polnische Kriegsbeschädigte für Deutschland. Die über alles Erwarten traurige Lage der polnischen Kriegs beschädigten hat jüngst in Posener Versammlungen in einer Form und Sprache Behandlung gefunden, daß den Posener Blättetn in Hellem Entsetzen darüber die Haare zu Berge stehen. Die Empörung der Kriegsbeschädigten in Polen, die sich geschädigt, unversorgt und vergessen fühlen, machte sich, dem „Dziennik Poznanski" zufolge, in höchst bezeich nender Weise Luft. Das Blatt schreibt darüber: „In der SonntagSvrrsammlung wurde etwas Schreckliche? ausge sprochen. Es wurde gesagt, die polnischen Kriegsbeschädigten hätten bereits dafür gesorgt, daß die Kriegsbeschädigten, die Witwen und Waisen in Oberschlesien erführen, daß Polen seine Pflicht gegen sie zu sehr geringschütze, daß deshalb auS ihren: Kreise keine einzige Stimme für die Zugehörigkeit zum polnischen Vaterland fallen dürfe." Die Steuerschraube der Neichshauptfindt wird von dem neuen Magistrat kräftig angezogen. Nicht weniger als 11 neue Steuern prasseln auf die Bürgerschaft nieder, so: die Wohnsleuer lHotels und Pensionen), die Wohn- Luxussteucr, Lie Schankkonzesstonssteuer, die Hausangestellten- steuer, die Äiersteuer, die Lustbarkeitssteuer, die Grundsteuer und die Gemeindeelnkommensteuer, zu denen noch die Fahr steuer und die WertzuwachLsteuer treten. Den lange gehegten Plan zur Wiedereinführung einer Gemeindceinkommensteuer konnte Ler Magistrat nur verwirklichen, wenn er vorher alle anderen Steuerqusllen nach Möglichkeit erschöpft hatte. Aus dieser Tatsache allein erklärt sich denn auch dis große Zahl der Steuerprojekle, die Ler Berliner Bevölkerung auf den Weihnachtstisch gelegt werden. Die Einzelheiten der Fahr steuer stehen noch nicht fest, doch werden nicht nur Droschken, sondern auch Autos erfaßt werden und ebenso Reitpferde. Die Wertzuwachssteuer wird einen Ersatz für die Reichs wertzuwachssteuer darstellen. Damit die Berliner Bevölke rung aber auch bei diesen Steuern nicht gar zu übermütig wird, wird im Schoße der städtischen Finanzverwaltung für später noch die Erhebung einer Gewerbesteuer erwogen. SLmmelmappe für bemerkenswerte Tage-- und Zeitereignisse. * Alle beanstandeten Retchstagswahlen sind vom Wahl prüfungsausschuß für gültig erklärt. * Im Prozeß Erzberger—Helfferich wurden beide Revisionen vom Reichsgericht verworfen. * Staatsminister a. D. Dr. Helfferich wird sich in den nächsten Tagen in.Wendisch-Ahlsdorf mit der verwitweten Freifrau Annette von Müffling, geb. von Siemens, ver mählen. * Der frühere Staatssekretär des Auswärtigen von Kühl mann ist in den Aufsichisrat einer Bank eingerreien. * Der ehemalige Herzog von Braunschweig fordert von der braunschweigischen Regierung einen Teil Les Kammergutes im Gesamtwerte von etwa 250 Millionen Mark. * Der neue amerikanische Präsident Harding erklärt, er sek endgMig entschlossen, keine Rücksicht auf den Friedensvertrag von Versailles und das Völkerbundsstaiut zu nehmen. Spanien. Das Ergebnis der Parlamcntstvahle». Am Sonntag sanden in ganz Spanien Lie Wahlen für die gesetzgebenden Körperschaften statt, wobei die Monarchisten eine große Mehrheit errangen. In Barcelona sind die Corteswahlen normal verlaufen. Tie nationalistische Mehrheit erhielt sünf Sitze, die republikanische Minderheit zwei Sitze. * Brüssel. „Soir" berechnet den Wert der in Belgien seauestrierteu deutschen Güter auf eine Milliarde. Der Gesetzentwurf über ihre Verwertung werde in der Kammer baldigst durchberaten werden. Warschau. Die westukrainischen Huzulen haben sich in ganz Ostgalizien gegen die polnischen Bedrücker erhoben. ErdLbung ZUer Stempelsälre. Eine neue preußische Steuernovelle. Durch die Rcichssteuergesetzgebung ist der preußische An teil an den Stempelsteuern außerordentlich geschmälert, ebenso durch den Umsturz Lie Einnahme aus den Tarifstellen. Standeserhöhungen, Gnadcnerweisen, Fideikommiiffliftungen sowie aus den Änderungen adliaer Namen. Zur Schaffung eines Ausgleichs für die Ausfälle war für neue Tankstellen nur ein begrenzter Spielraum. Der vorliegende Entwurf sieht in dieser Hinsicht eine weitere Heranziehung des Grund buchverkehrs vor. Neucingesügt werden ferner die Ein- bürgeruugsurkunden, welche unter Erhöhung des bisherigen «Steuersatzes von 150 Mark auf 1000 Mark an die Stelle der jetzigen Naturaliiationsurkunden treten sollen, sowie die Tarifstellen über die Veränderung der Staatsangehörigkeit, Heimaischeine usw., amtliche Zeug nisse in Privatsacken, ferner Auseinandersetzungen. Erb« rczesse u. a. ES ist eine allgemeine Erhöhung der Stempel- sätze in Aussicht genommen, zum Teil wurden sie verdoppelt, vielfach aber auch vervielfacht. Für Abtretungen wird ein Stempelsatz von einen: Zehntel Prozent (bisher ein Zwanzig stel), für Schuldverschreibungen ein solcher von drei Zehntel Prozent (bisher ein Zwölftel), für Auseinandersetzungen ein solcher von zwei Zehntel Prozent (bisher ein Fünfund- zwanzigstcl), für Schiedssprüche non einhalb Prozent (bisher ein Zehntel) für angemessen erachtet. Zum Teil sind Staffe lungen vorgesehen, z. B. für Annahme an Kindesstatt, iür Eheverträge, weiter für Vor- und Zunamensveränderungen, die z. B. von 1000 bis 20 600 Mark aufsteigen, je nach der Vermögenslage des Betreffenden. Wesentlich umgestaltet ist die Tarifstelle „Kauf- und Tautchverträge", in der für eine Reihe von besonders bedeutungsvollen Vorgängen ein Stempel von zwei Prozent des Wertes (bisher einbalv Prozent) vorgeschrieben wird. Die Bestimmungen dieser Tarifstelle werden ferner auf die bisher in der Tarifstelle „Auktion" verhandelten, in erweitertem Umfange stempel- pflichtig zu machenden Versteigerungen ausgedehnt. Vertrüge werden neben dem allgemeinen von drei auf sechs Mark erhöhten Vertragsstcmpel einen Wertstempel von drei Zehntel Prozent tragen müssen. In Tarifstelle 59 (Sicherstellung von Rechten) ist an Stelle der bisherigen Staffelung des Steuersatzes von 50 Pf. bis lünf Mark eine Verteuerung nach dem Wert mit zwei Zehntel Prozent und eine Ausdehnung dieser Steuerpflicht auf Kreditauflräge fest gesetzt. Eure Reihe von Ermäßigungsvorschriften des bis herigen Gesetzes soll beseitigt werden, so bei der Tarisstelle „Schuldverschreibungen". Als vorübergehende Maßnahme sieht der Artikel 2 des Gesetzentwurfs die Erhebung von Zu schlägen von 100 Prozent zu Len nach dem Tari-entwurf fällig werdenden Stempelverträgen für die Dauer von drei Jahren vor. Der Verschwundene Schutz. Nach dem Amerikanische» von Emmh Giehrl. 17) (Nachdruck verboten.) Die alte Fran LinSkott stellte er als seine künftige liebe Schwiegermutter, Frau David Linskott von „Steinhaus", vor, worauf sich der alte Beamte vor seinen Gästen artig verbeugte und mit sichtlicher^ Befriedigung erwiderte, es sei ihm Herrn Simonds Charakter hinlängliche Bürgschaft für die große Eile, womit die Eheschließung betrieben werde, imnechiu aber auch recht sehr angenehm, daß die Mutier bei derselben anwesend sei, — die auffällige Zeit hatte nämlich auch in ihm denselben Ver dacht geweckt, der seine Töchter beschäftigte, als handle es sich doch um eine Entführung. Tas wurde nun durch die Beteiligung der Mutter vollständig widerlegt. „Wenn es den Herrschaften gefällt, Wolken wir sogleich an die Eheschließung gehen", sprach der alle Herr, und die beiden Brautleute nahmen ihm gegenüber ihre Stellung ein. Frau Linskott fleuch, vor Erregung zitternd, etwas seitwärts. ..Der Bräutigam ist furchtbar häßlich", flüsterte eine der jungen Zuschauerinnen im Kabinett ihrer Schwester zu. „Ich glaube, daß das arme, junge Ding ihn: aufgezwungeu wird; so stelle ich mir keine Braut vor", sagte die andere, „sie spricht und rührt sich ja kaum und letzt nicht einmal ihr Gesicht sehen." „Vielleicht ist sic rech: häßlich?" „Wohl möglich, Lbsr ich gianbe es nicht. Solch ein ab- steßenvar Manu! Sir ist wirklich zu beklagen." Die Acrcimmi« war beendet. Msu entfernte sich »ach höf lichem Abschied Mts dem Hause und der Wagen mit den HochzcitS- lenteu rollte auf demselben Wege, woher er gekommen, wieder zurück. Ler alte Bürgermeister sah ihnen von seinem Fenster ans kopfschüttelnd «ach. Er «»chtr seine eigene» Gedenken über die Sache haben. Ler Einspänner hatte bereit? die WaldeSgrenze erreicht: Frau Davids Herz hüpfte vor Entzücken, sie fuhr ja ihrer Million entgegen! Die Brant saß jetzt an ihres Neuvermählten Seite und gab ihm zu verschiedenen Malen teils durch einen leisen Händedruck, teils durch ein kann: vernehmlich gesvrocheucs „mein lieber, lieber Mann", unleugbar ihre Zärtlichkeit zu er kennen. Es war eine große Nenderung mit Barbara vorgegangeu, seitdem sie den Zudringlichen so wegwerfend von sich gestoßen batte, denn daß sie ihn anfangs sehr spröde behandelt hatte, mußte er bei aller persönlichen Eitelkeit doch selbst zugestehen. Simon aber überließ sich jetzt keiner peinlichen Eriunernng mehr, sondern im Gegenteil mit von ganzem Herzen dem Reize des Augenblicks, und wagte ein zweites Mal, sein hübsches Liebchen zu küssen. Ein klein wenig schob er den Schleier in die Höhe — und merkwürdig, kein Widerstand zeigte sich, kein zimperliches Sträuben— voll und innig legten sich die warmen Lipven auf die seiuigcn und Simon schwebte im Genüsse des ersten bräutlichen Kusses. Kurz nachher Hörre er in seine Obren flüstern: „Könnte man denn die Mutter nickt weglassen? ES ist viel gewesen, ihr die halbe Million zu versprechen! Ein Zehntel wäre auch genug!" „Ganz recht, meiue Liebe!" — abermals legte sich seine Hand nm den verblaßten Shawl und abermals besiegelte ein Kuß die Utbtreinknnrt ihrer Gesinnung. Das war ganz nach Simons Geschmack. Je mehr seine Frau beiaß. desto mehr war auch sein Eigentum und er versprach, möglichst kurz und geschickt dadei zu Werke zu gehen. Der junge Detektivbeamlr Hall kicherte in sich hinein. Tas war uun doch der lustigste Schelmenstreich, den er r» seinem Fach »sch vollfnhrt batte. Ale Mädchen verkleidet, eine« dumme» Tölpel Left-fteu und eme» vergrabenen Schar suchen, datz alle? unter dem Schutze einer-Mutter, die thn wirklich al? ihr eigen Fleisch und Blut anerkannte, wie die «Ile Henne das auSgebrütete Entlein! Tas war mehr als alles, was er bisher noch geleistet hatte! Er hatte bald nach der lluterrednug mft Frau Olivia ! Linskott seine Voruntersuchung damit begonnen, daß er noch vor eiutrctcndec Nacht seinen Aufenthalt in Steinhaus und dessen Nähe nahm und das Terrain treppauf, treppab nach allen Richtungen rekognoszierte, wobei ihm das in allen Räumen mangelnde Licht trefflich zustatten kaiu. Auf diese Weise hatte er das wichtige Zwiegespräch zwilchen Fran David und ihrem künftigen Schwieg »lohn vernommen und hieraus so lebhaftes Jutcresse für Barbara gefaßt, daß et sich redlich bemühte, auch ihre Anschauung der Sacke zu er horchen. Er hatte sich köstlich über den Mut des schönen Mädchen? gefreut, das den: zudringlichen Pavian von einem-Bräutigam das Bügeleisen vor die Füge warf und sie dann, natürlich au? gehöriger Schußweite, bis zu ihrer Kammer hinauf vcrtela'- Dort bedurfte eS nickt gerade feiner Ohren, nm Zeuge jenek gräßlichen Scheltworts und Mlßhcmdlungen zu mcrdcu, wouck die rohe, gefühllose Mutter das herzzerreißende Flehen ihres glücklichen Kinde? beantwortete nnd schon vielt sich der Bean^ bereit, ernstlich ins Mittel zu treten, falls die fortwährend Drohung: „Ich töte Dich! Ich bringe Dich nm!" zur Wahrd^ werdeu sollte. Ans der dunklen Ecke des Korridor? sah er alsdann arme, jnuge Mäocken fliehen und seine Menschenkenntnis l^--^ ihm, dasselbe würde nickt sobald, vielleicht nie wieder zw'U^ kehren. Und nnu folgte einer kurzen Ueberlezung die resche Tai. wollt: Barbaras Nolle übernehmen, dem rohen Tölpel ein Sckinvvckcn schlagen, die unn-uürliLe Mmwr straft»- »nd — waZ sie Hauptsache war — den Zweck inner Muston ewu» reichen, daß er da? Dasein der Milli»» erfahret: nnd sich ven sönlich a» drr H-buna beteilige:, könnte. Für alle? weitere sollte sein Witz sorgen, die Hanvtsacke war mit dieftm Scürftt ennicht. Barbara Traver war schlank nnd hock gemachten, wahrend Hall mir einer kleinen, schmächtigen Figur uud eben solchen zarren, fast weiblichen Händen uns Fuße» bedacht worden war. .. .'V (Fortsetzung folgt.)
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