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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das Wilsdruffer Tageblatt» erschein! an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. krei Haus, bei Postdcstellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Sille Postanstallen und Post- ^«Z-ttNll^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend «Gewalt Krieg od.sonstiger - - --—— Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter werden nach Möglichkeit AernsVrekkier* Amt 6 tage und Platzvorschristen annahme bisoorm.ivUhr. O ' " / * «INI O berücksichtigt. Anzeigen- durch F-rnru, übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Radattanspruch erlisch^wenn d«B°tt°a durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 202 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 30. August 1933 Deutschland erwartet klare Antwort. Die Reichsregierung hat aus Anlaß der erhebenden nationalen Feierstunden am Tannenberg- und am Nseder- walddenkmal zweimal Veranlassung genommen, durch den Mund führender Mitglieder Kundgebungen nicht nur an das deutsche Volk, sondern über die Grenzen des Reiches hinaus an die Welt zu richten. Zweifellos ist das nicht ohne Absicht geschehen, in einem Zeitpunkt, da in der Förderung der bekannten außenpolitischen For derungen Deutschlands durch die planmäßige „Zurück haltung" der Verhandlungspartner eine gewisse Stockung eingetreten ist. Andererseits ist für den September bekanntlich der Wiederbeginn der Sitzungen der sogenannten „Abrüstungskon ferenz" vorgesehen; n^d Frankreich hat es be kanntlich trotz seiner Zustimmung zu dem Lausanner Protokoll vom 15. Dezember und der darin enthaltenen Formel von der deutschen Gleichberechtigung im Laufe des Sommers nicht an Erklärungen fehlen lassen, die den ganzen Sinn sowohl der famosen „Abrüstungs konferenz" als auch der mageren, bisher rein formellen Zugeständnisse in der Gleichberechtigungsfrage erneut in Frage stellen. Angesichts dieser Lage hat unser Führer Adolf Eitler sehr Wohl gewußt, warum er in seiner Eigen- sLaft als Regierungschef bei der Saarkundgebung am Niederwalddenkmal so außerordentlich ernste und ein dringliche Worte an die Welt und vor allem an die Adresse unseres westlichen Nachbarn richtete. Die völlige Erstarrung der französischen Außenpolitik in dem Geist des Diktats von Ver sailles, eine Erstarrung, die die wiederholten feierlichen Friedcnsbekundungen unseres Volkskanzlers und anderer führender deutscher Männer nicht in dem gebotenen Maße als Verhandlungsgrundlage gelten ließ,. ferner die ständigen französischen Sicherheitsforderungen gegenüber dem wehrlosen Reich, schließlich die offenkundig bös willigen Zeugnisse der Verweigerung vertraglich ge sicherter Rechte an Deutschland — alles dies hat unseren Kanzler noch einmal bewogen, es mit allem Nachdruck auszusprechen: „Wir haben nicht einmal, sondern hundert mal erklärt: wir wünschen den Flieden mit der anderen Welt. Wir haben selbst den Krieg mitgemacht in seiner Furchtbarkeit. Keiner von uns wünscht ihn, niemand auch von uns wünscht fremdes Gut. Keiner will freu: des Volk uns ein verleiben. Aber was Gott als Volk geschaffen hat, gehört auch zu diesem Volk. Und wenn Verträge heilig fein sollen, dann nicht nur für uns, sondern auch für dieGegner. Die Verträge aber geben das klare Recht, daß das Volk der Saar sein Schicksal selbst wählen mag." Er fügte in ganz eindeutigen Worten, die man in Paris und in London weder überhören noch mit diplomatischen Redensarten abtun kann, diesem neuen Friedens- dekcnntnis ein weiteres Bekenntnis der Verständi gungsbereitschaft gegenüber Frankreich hinzu. Reichspropagandaminister Dr. Goebbels aber hat es am Abschluß der denkwürdigen großen Treuekund gebung für Ostpreußen am Sonntagabend im Königs berger Schloßhof noch einmal ausgesprochen: „Dieses Volk, einig in feinen Stämmen, Klassen und Berufen, bekennt sich zu seinem Raum und bekennt sich zu seiner Zukunft. Dieses Volk will einen FriedenderEhre, will einen Frieden, der ihm das Leben l ä ß t." In diesen Worten aber wie in denen des Führers ist logisch enthalten der klare Hinweis auf das, was nicht nur von deutscher Seite, sondern auch von zahlreichen aus ländischen Staatsmännern und anderen Beobachtern des jetzigen Zustandes in Europa immer wieder ausgesprochen worden ist: daß es in Europa keinen wahren Frieden geben kann ohne praktische Gleichberechtigung, ohne die Beseitigung eines ungeheuren Rüstungsringes um ein wehrloses Deutschland, kurz ohne die Revision der unhaltbar gewordenen Bestimmungen desVersaillerDiktates, dessen Artikel 19 ja eine solche Revision ausdrücklich Vorsicht. Aber das Versailler Diktat sieht ja auch eine tatsäch liche Gleichberechtigung Deutschlands vor — und hier er gibt sich einer der stärksten Angriffspunkte gegen die Politik Frankreichs, eines der stärksten Beweismittel für die v e r - tragsbrüchige Böswilligkeit der franzö sischen Politik. Denn die französische Regierung hat zu wiederholten Malen zu verstehen gegeben, daß das neue Deutschland ihr für die Zubilligung feierlich ver briefter Rechtsansprüche weniger Unterlagen zu bieten scheine (und man muß ergänzen: weniger als das bedingungslos erfüllungsfreudige System der Parteien von Weimar). Nun, so fragen wir dann, warum hat denn dieses selbe Frankreich die Erfüllung feiner Vertrags verpflichtungen gerade diesem Weimarer System drei zehn Jahre lang verweigert? Und zweitens: Wer ist ein besserer Verhandlungspartner, wer ist ein sichererer Garant für die Einhaltung neuer Abkommen, eine Neichsreaieruna. deren „Macht" lediglich auf dem Zum Kriege gerüstet. ständigen Wechsel irgendwelcher Parteiherrschaften mit einer Volksminderheit hinter sich beruhte, oder die Regie rung Hitler, deren Chef mit vollem Recht von sich sagen darf, daß er im Falle neuer Wahlen fünf Sechstel des deutschen Volkes hinter sich hat und damit eine Politik ruhiger Stabilität auf unabsehbar lange Zeit gewähr leistet? Wobei wir noch die Frage ununtersucht lassen wollen, ob der Kanzler gegebenenfalls mit dieser Schätzung nicht unrecht behielte und sich ein noch viel größerer Teil des deutschen Volkes zu ihm bekennen würde. Das Ausland, in erster Linie Frankreich und Eng land, das auch heute noch unverändert im französischen Fahrwasser segelt, ist erneut von der Reichsregierung vor aller Welt gestellt und an die Einhaltung der im Versailler Diktat, im Völkerbnndstatut und im Lausanner Abkommen vom Dezember 1932 in aller Form niedergelegten deut schen Rechtsansprüche gemahnt worden. Die deutsche Initiative kann auch nicht ohne Einfluß auf die neuen Verhandlungen in Genf über die Abrüstungsfrage bleiben. Das neue Deutschland verlangt Antwort! Frankreichs „Kriegsstadi" an der deutschen Westgrenze. Der französische Ministerpräsident Daladier ist soeben von einer längeren Besichtigungsreise, die er längs derriesigenBefestigungenander französischen Ost grenze machte, zurückgekehrt. Er hat sich dabei mit größter Genugtuung darüber aus gesprochen, daß Frankreich alles getan habe, „um die französischen Ostgrenzen vor jedem Handstreich (!) zu schützen". Welchen ungeheuren Umfang und welche Stärke diese französischen Ostbefestigungen haben und in welchem Grade sie tatsächlich eine Angriffsbasis darstellen, das plaudert offenherzig der „Petit Parisien" aus, der bekanntlich sehr gute Beziehungen zur fran zösischen Regierung unterhält. Er vergleicht die stark be festigte Grenzzone mit einer „Kriegsstadt" und sagt dann, man müsse sich eine Front von mehr als 100 Kilometer, die zwölf Kilometer von der Grenzlinie selbst entfernt verläuft, vorstellen. Sie sei mit einer un unterbrochenen Reihe von einzelnen Befestigungswerken ausgefüllt, die sich nur durch verschiedenartige Hügelung des Geländes bemerkbar machen. Man könne von einer phantastischen unterirdischen Stadt sprechen, von einer Festung unter der Erde, die gegen die fürchterlichsten Kampfmittel Widerstand leisten könne. Ein ungeheurer Stahlpanzer sei tief in die Erde versenkt und lasse nur hier und da Schießscharten hervor treten, die mit Geschützen aller Kaliber versehen seien. Jede dieser Panzerturmkuppcln wicae mindestens 30 000 Kilogramm. Die unterirdische Stadt, die moderne „StadtdesKriege s", liege hundert Meter unter der Oberfläche. Sie verfüge über eine Eisenbahn mit verhältnismäßig bequemen Wagen, die die unterirdische Stadt mit D-Zuggeschwindig- keit durchliefen. Unter der Erde sei alles vorgesehen, damit ganze Heere monatelang dort leben könnten. Im Gelände selbst seien auch künstliche Abgründe vorgesehen, damit an greifende Tankwagen sich dort verfingen. Außerdem sei eine Vorrichtung getroffen, um das Gelände in wenigen Stunden zu überschwemmen. * Aushebungen in Österreich ab 1. Oktober. Die Mitteilung des österreichischen Heeresministers Vaugoin, daß noch in dieser Woche eine neue Wehrordnung für Österreich veröffentlicht würde, findet in der österreichischen Presse stärkste Beachtung. Die Blätter berichten, daß die A u s h e b u n g e n für das neben dem Bundesheer in Aussicht genommene Pflichtheer bereits am 1. Oktober begännen. Es kämen junge Leute mit dem erreichten 21. Lebensjahr in Betracht. Die Dienstzeit werde im allgemeinen sechs Monate, für die Spezialwaffen zwölf Monate betragen. In England wird die neue Wehrordnung eben falls besprochen. Der „Daily Telegraph" sagt, daß Österreich damit unter Zustimmung der Westmächte die militärischen Bestimmungen des Frie densvertrages durchbreche, und bezeichnet die Heeresreform als den ersten Schritt zur allgemeinen Wehrpflicht in Österreich. In anderem Zusammen hang sagt übrigens „Daily Telegraph", daß England für eine neue Anleihe an Österreich nicht zu haben sein würde. * Verstärkung der Tiroler Garnisonen. Außerdem „Sicherung der Grenze gegen Bayern". Wie der „Tiroler Anzeiger" aus zuverlässiger Quelle erfährt, werden die österreichischen Mikitärgarni- sonen in einigen Orten Tirols in nächster Zeit be deutend verstärkt werden. Ein Bataillon Bundes heer ist bereits aus Wien in St. Johann in Tirol und wird dort stationiert. In den nächsten Tagen wird auch die Garnison Kufstein verstärkt. In eine Reihe von anderen Orten werden gleichfalls Heerestruppen gelegt '""^Gleichzeitig wird in der allernächsten Zeit der Stand der Heimatwehr-Hilfspolizei durch Neu- ausmusterung aus Heimatwehrformatronen bedeu- tend vergrößert werden. Diese neugelnldeten Esformationcn seien „zur Sicherung der Tiroler Grenze gegenüber Bayern" vestlmmt. Ir. SAG über deutsche RmMlitik Schacht gegen Ausländsanleihen und Valutadumping. Das Amsterdamer Blatt „Allgemeen Handelsblad" veröffentlicht eine Unterredung seines Berliner Mit arbeiters mit ReichsbankpräsidentDr. Schacht. Dr. Schacht erklärte dabei, auf Deutschlands Finanz politik eingehend, kurz und bündig: Internationale finanzielle Beziehungen werden bis auf weiteres von uns nicht gesucht. In vergangenen Jahren haben wir auf diesem Gebiet zu viel getan. Deutschland rechnet in keinerHinsicht mehr auf internationale Finanzhilfe dieser früheren Art." K ap ita l müsse, so erklärte er weiter, gespart und durch Arbeit angesammelt werden, aber nichtgeliehen. Auf das gewaltige und so erfolgreiche Arbeits beschaffungsprogramm der Reichsregierung ein gehend, betonte Dr. Schacht, daß es dabei vor allem auf die Wiederherstellung des Vertrauens und der Unternehmungsloust ankomme. Man habe das feste Ver trauen, daß die nationale Arbeitsbeschaffung dieses Ziel erreicht, indem sie nicht nur eine vorübergehende Arbeitsvermehrung mit sich bringe, sondern auch daß die gegenwärtige Wirtschaftsdepression allmählich in eine nationale Konjunkturbelebung übergehe. Die Durchführung des Arbeitsbeschaffungsprogramms mache Ich erst seit einigen Monaten in der Praxis bemerk- var. Teme volle Auswirkung müsse noch kommen und über den kommenden Winter hinweghelfen. Anschließend machte Dr. Schacht Ausführungen über die internationale Finanzlage, wobei er u. a. sagte, Deutschland habe es nicht nötig, die Goldparität zu verlassen. Gegenüber der Politik der Dumping-Länder, besonders Englands und Amerikas, bezeichnet Dr. Schacht den von Deutschland eingeschlagenen als den richtigeren, nicht durch ein künstliches Valutadumping die Stagnierung der Wirtschaft teilweise zu unterbrechen, sondern durch Sparsamkeit und Vereinfachung der Lebens haltung die Krisis zu überwinden. Wenn Deutschland trotzdem veranlaßt würde, Maßnahmen zur Steige- rung seiner Ausfuhr zu treffen, so sei dies in erster Linie der unerhört großen Schuldenlast gegenüber dem Ausland zuzuschreiben, die unter dem marxistischen System zustande gekommen sei. Wenn es lm Ausland als wünschenswert bezeichnet werde, die rückständigen Schulden, die Deutschland im Augenblick nicht transferieren könne, für neue Kapitalanlagen in Deutschland zu verwenden, dann müsse mit allem Nachdruck geantwortet werden, daß da von absolut keine Rede sein könne. „Die Fehler", so erklärte Dr. Schacht, „die Deutschland zwischen 1924 und 1930 durch allzu übermäßiges Aufnehmen fremden Kapitals gemacht hat, sollen b est im m t n ich t w i e d e r- holt werden.