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Tagesspruch. Die Unschuld ist der Seele Gluch Einmal verscherzt und aufgegeben. Verläßt sie mich im ganzen Leben, Und keine Reu bringt sie zurück. Gellert. Abrüstung? - „Lästig!" Zum zweitenmal verfällt die Abrüstungskonferenz einer langen Vertagung, und der scharfe Protest, den der deutsche Vertreter Nadolny im Präsidium dieser Konferenz gegen die neue Verzögerung wirklich entscheidender Beschlüsse ausgesprochen hat, nutzt nichts, vielmehr erklärt der Präsident Henderson, er habe für die Vertagung die Zustimmung Frankreichs, Englands, Amerikas und der Kleinen Entente erhallen. Ein Pariser Blatt der Rechten Hai daher nur den Fuchs aus dem Loch gelassen, als es kürzlich die Genfer Abrüstungskonferenz als eine „lästige" Angelegen heit bezeichnete. Vor zwei Monaten aber war die Kon ferenz den Franzosen durchaus nicht lästig, als sie damals Zwar auch vor dem Zusammenbruch stand, aber Paris, noch mehr vielleicht London mit kaum noch verhüllter Zu stimmung der Amerikaner es in Genf schon zielbewußt so „geschoben" hatten, daß die Schuld für ein solches Scheitern vor der Welt den Deutschen aufgepackt werden sollte. Durch die große Rede des deutschen Reichs kanzlers AdolsHitler im Reichstag ist diese diplo matische „Schiebung" aber glatt zerschlagen worden und nun ist wieder mit größter Deutlichkeit erkennbar ge worden, wo der eigentliche Widerstand gegen ein erfolg reiches Arbeiten der Abrüstungskonferenz liegt. Schon als kurz vor Beginn der Wettwirtschaftskonfe renz eine lange, aber fast ostentativ nutzlose Besprechung zwischen den englischen, französischen und amerikanischen Delegierten in Paris stattgefunden hatte, mutzte man da mit rechnen, daß in Genf ein neuer „Dreh" gefunden werden würde, um durch Vertagung den tatsäch lichen Zusammenbruch der Konferenz infolge der hartnäckigen französischen Weigerung zuverschleiern. Der Präsident Henderson ist dann hin und her gefahren zwischen Genf, Paris und London und konnte schließlich mit dem gewünschten Erfolg an die Gestade des so fried lichen Genfer Sees zurückkehren, um durch die jetzige Ver tagung die Friedlosigkeit in der Welt wieder einmal ver längern zu lassen. Die Abrüstungskonferenz sollte eigentlich in die zweite, die eigentlich entscheidende Beratung des engli schen Konventionsentwurfes eintreten. Das aber mußte vermieden werden, genau so wie eben immer auf dieser Konferenz eine wirkliche Entscheidung bisher fast niemals herbeigeführt worden ist. Nur ein einziges Mal geschah derartiges unter dem Druck der Einsicht, daß die ganze Frage der Abrüstung ohne Deutschland nicht zu lösen ist; die wenigstens theoretische Gleichberechti gung Deutschlands ist daher der einzige wirkliche Be schluß der Konferenz, den aber in der Praxis zunichte zu machen Frankreich alles darangesetzt hat. Auch darin fand es die Unterstützung der Engländer Und Amerikaner, — aber wenn jetzt auf tatsächlich unabseh bare Zeit vertagt wird, dann bleibt dieses Versprechen der Gleichberechtigung ebenso unerfüllt, wie die feier lichen Zusagen im Versailler Diktat und im Völkerbund statut über die allgemeine Abrüstung, was ja bekanntlich der Ausgangspunkt für die nun schon fast sieben Jahre dauernden Verhandlungen in Gens gewesen ist. Während man von uns die Erfüllung aller möglichen Diktate und Verträge bis zum letzten Buchstaben verlangt, ist nun durch diese Vertagung wiederum aufs deutlichste bewiesen, daß die Gegenseite gar .. ' ^7 daran denkt, ihre vertraglichen Ver pflichtungen auch nur in den Anfängen zu erfüllen. Anders hat es ja Wohl auch niemand erwartet. Im Dezember vergangenen Jahres hatte man sich auch dazu entschlossen, mit den uferlosen Debatten einer Massen konferenz in Gens Schluß zu machen und den Kreis derer stark zu verengen, die für die wirklichen Verhandlungen in Betracht kamen. Wie ein Wiesel schlüpfte der Präsident Henderson zwischen diesen Mächten hin und her — aber auch das hat nichts genützt! Vielmehr trieb gerade darum die Konferenz im Mai einer für Europas Friede lebens gefährlichen Krise entgegen, die erst von außen her bei- feitegeschoben wurde. Trotzdem erklärt jetzt Henderson, diese Taktik fortsetzen zu wollen, obwohl man bei dem besten Willen nicht einzusehen vermag, was er damit zu erreichen hofft, wenn er nun von einer Hauptstadt in die andere fährt. Den Franzosen bleibt die Konferenz ebenso „lästig" wie die ganze Abrüstungsidee, und daran dürfte sich auch im Laufe der nächsten Monate herzlich wenig ändern. Was man aber nicht vertagen kann, ist die Fest stellung der Tatsache, daß Deutschland wieder einmal in Genf um sein Recht betrogen worden ist. „Mit Restergeist in die Sukunfi!" überaus eindrucksvoller Verlauf des Düsseldorfer Kavalleristentages. In Düsseldorf fand der „Dritte Waffentag der deutschen Kavallerie am deutschen Rhein" statt, der zugleich eine überaus eindrucksvolle und würdige Ehrung der alten und neuen Armee war. Im Rheinstadion flatterten am Höhenpunkte des ersten Tages, am „Deutschen Abend", die schwarz-weiß-roten und die Hakenkreuzfahnen über un zähligen Menschen, über den alten Kavalleristen in ihren schmuckem Uniformen und die SA. In den Ehrenlogen fah man Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, zahl reiche Ehrengäste, viele hohe Offiziere der alten Armee. Als nach der Ankunft Geueralfeldmarschalls v. Macken sen in der Uniform der Totenkopfhusaren der feierliche Einmarsch der alten Kavallerieregimenter einsetzte, reckten sich Zehntausende von Armen zum Gruß empor. Nach Begrüßungsworten des Dichters Rudolf Herzog, Ansprachen des Düsseldorfer Oberbürgermeisters und des Vorsitzenden des Waffenringes der deutschen Kavallerie, Schröder-Bochum, ergriff der greise Feldmarschall von Mackensen das Wort. Mit Reitergeist in die Zukunft, so rief er aus. Mutlosigkeit heiße Untergang. Wer Deutschland habe kämpfen sehen, wer die Kräfte gesehen habe, die in der deutschen Seele schlummern, werde nie an Deutschland zweiseln. Die deutsche Jugend ver körpere die Zukunft unseres Volkes und Vaterlandes. Auf Reichskanzler Hitler beim Reichspräsidenten. Ein Bild vom Besuch des Reichskanzlers in Neudeck, wo Hitler als Gast Hindenburgs weilte und wichtige Be sprechungen mit dem Reichspräsidenten über die politische und wirtschaftliche Lage führte. sie die alten Soldaten t u gen d e n zu übertragen, sei unsere heilige Pflicht. Dann folgte der unvergeßliche Abschluß dieses Abends, die gemeinsame Ehrung der Soldaten der alten Armee und der jungen Kämpfer für das Dritte Reich, über tausend SA.-Männcr marschierten mit lodernden Fackeln ins Stadion ein und zogen einen mehrgliedrige» Kranz um das weite Kampffcld, während am äußeren Ende des Stadion im ganzen Rund rote bengalische Feuer aufflammten. Die alten Regimentsstandarten wurden durch das Fackeln tragende Spalier der SA. ins Stadion getragen. Das Deutschlandlied und das Horst-Wcsscl-Licd wurden angestimmt und dann kündete ein Ehrensalut von 21 Schüssen den Abschluß der einzigartigen Kundgebung, wie sie wohl bisher noch kein Wasfentag erlebt hat. Der Sonntag, der mit dem Festzug der Kavalle risten des alten Heeres seinen Höhepunkt erreichte, wurde nach alter Tradition durch einen öffentlichen Feldgottcs- dienst eingeleitet. Danach nahm Mackensen die Weihe von acht Pereinsfahnen vor. Auf den Rheinparkwiesen sammelten sich dann die Regimentsabordnungen und Ka vallerievereine zum Festzug. Vor der Rheinterrasse, wo die Parade abgenommen wurde, hatten zahlreiche Ehren gäste Aufstellung genommen, Generäle der alten Armee, hohe SA.- und SS.-Führer, Führer des Stahlhelm und zahlreiche Vertreter der Reichs-, Staats- und städtischen Behörden. Stürmisch begrüßt wurde auch der Kronprinz. Der Fest zug marschierte im Paradeschritt an Mackensen und dem Kronprinzen und den alten Kavallerie- generalen vorbei. Einer Abteilung von Trompetern der ehemaligen 5. Ulanen, beritten und in Paradeuniform, folgte ein etwa stündiger Vorbeimarsch von etwa 20 000 alten Kavalleristen, von denen mehrere Tausend ihre alten Paradeuniformen angelegt hatten. Ulanen, Husaren, Kürassiere, Dragoner und Jäger, Hunderte von Fahnen der Kavallerievereine aus allen Gauen Deutschlands bildeten ein farbenprächtiges Bild. Besonders stürmisch begrüßt wurden die alten Reiter aus den Grenzgebieten, dem Saarland und der Ostmark. Nach dem Vorbeimarsch wurden dem Kronprinzen und dem Generalfeldmarschall nochmals stürmische Kundgebungen dargebracht. Oie große Kyffhäuserparade. 100 000 Festteilnehmer in Potsdam. Das festlich geschmückte, im Zeichen der großen Kyffhäusertagung stehende Potsdam erlebte den gewaltigen Aufmarsch von mehr als 30 000 Kriegs teilnehmern und Veteranen, die sich aus ganz Preußen zum 16. Abgeordnetcntag des Preußischen Landeskrieger verbandes und zur 43. Hauptversammlung der Deutschen Kricgcrwohlfahrtsgcmcinschast herbcigeeilt waren, um aus dem Boden dieser alten Soldatenstadt zum ersten Male seit der Unterstellung des Bundes unter den Reichs kanzler Adolf Hitler in geschlossener Front im Geiste der alten Armee das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue zum neuen Deutschland abzulegcn. Zusammen mit den Tagungsteilnehmern und ihren Angehörigen sind über 100 000 Menschen nach Potsdam gekommen. Die Veranstaltungen des Sonntags begannen mit einem Festgottesdienst im Lustgarten, dem sich die feier liche Kranzniederlegung in der Gruft der Garnisonkirche anschloß. Dann sammelten sich im Lustgarten die zahl losen Kriegerverbände um ihre Fahnen, bis der große Vorbeimarsch seinen Anfang nahm. 2 ft! Stunden zogen unter den Klängen zweier Reichswehrkapellen im Paradeschritt die Verbände vor dem Präsidenten des Kyffhäuserbundes, General von Horn, vorbei, der zusammen mit Vertretern der alten und neuen Wehr macht, der Polizei und der NSDAP, auf der Ehren tribüne nutzen der Garnisonkirche Aufstellung genommen hatte. Am Hauptportal der Kirche hielten zwei Posten in der Uniform sriderizianischer Grenadiere Wache. (42. Fortsetzung.) Vermögende Bauern aus der Umgebung, denen der Dünkel zu Kops gestiegen ist, ein verkrachter Rechtsanwalt und andere fragwürdige Existenzen, das ist die Stamm runde, Lie Lem Hause Mairinger Lie fragwürdige Ehre gibt. -jr -jr * Am Silvestertage besucht der Pfarrer von Vachta Frau Anna. Er merkt es der Frau an, daß sie leidet und fragt teil nehmend nach ihrem Kummer. Anna lächelt bitter. „Hochwürden, was soll ich Ihnen antworten? Sie wissen ja, was mich bedrückt." „Es ist tief bedauerlich, daß Ihr Mann einen Lebens wandel führt, Ler überall Mißfallen erregt. Das Geld scheint fein Herz verblendet zu haben. Aber noch ist es Zeit zur Umkehr." „Vielleicht!" „Steht es schon so schlimm?" fragte der Pfarrer bestürzt. „Ich habe jetzt nicht an Geld unL Gut gedacht, Hochwürden. Ich habe mein Leben lang Armut ertragens sie würde mich am wenigsten schrecken. Nein, ich dachte an seine Seele! Die ist erstorben, ist erstickt worden." „Ja, so ist es leider! Er ist seit Jahren der Kirche fern geblieben und hat sich in das weltliche Tun und Treiben sündhaft verirrt. Frau Anna, Sie müssen kämpfen im Ver trauen auf unseren Herrgott, kämpfen um die Seele Ihres Gatten!" „Ich hab's ehrlich getan!" Und sie erzählt dem Geistlichen von ihrem Leidensweg und schließt: „Als ich mich Jakob vermählte, da war ich vom besten Willen erfüllt, habe mich bemüht, ihm gut zu sein, ihn zu lieben. Und trotzdem hat er mich betrogen." Alle Oual der vergangenen Monate wacht noch einmal auf. Der alte Pfarrer hat schon viel in seinem Leben kennen gelernt, aber selten so ein tragisches Frauenschicksal wie dieses. „Ich will mit Ihren Mann reden, Frau Anna!" ver spricht er tröstend zum Abschied. Fast zur gleichen Stunde weilt der Viehhändler Jean Baptist bei Mairinger. Er unterhandelt mit ihm wegen eines Ultimowechsels in der Höhe von zweihunderttausend Franken. Baptist erklärt, daß er ihn nicht einlösen könne, da er seine Außenstände erst in Ler zweiten Januarwoche hereinbekom men werde, und möchte ein neues Papier von Mairinger. Aber der will diesmal seltsamerweise davon nichts wissen. Mißtrauen gegen den Freund ist in ihm erwacht, denn er hat von dessen außerordentlich großen Spielverlusten gehört. Eine stattliche Anzahl Akzepte sind von ihm im Umlauf, Baptist hat sie nur zum Teil eingelöst. Der Viehhändler schuldet ihm einen Betrag, der erst festgestellt werden muß Mairinger ahnt Gefahr. Sein Bankkonto ist fast erschöpft. Er hat namhafte Außenstände, aber er hat auch viel Schulden. Der Viehhändler versucht alles, ihn zur Unterschrift zu be wegen, es will nicht glücken. Als er unverrichteter Dinge abzieht, da ist ihm nicht ganz wohl zumute. Mairinger lädt ihn zur Neujahrsfeier ein, darauf baut Baptist seine letzte Hoffnung. * * He Am Abend des Neujahrstages sind Mairingers Gäste wieder vollzählig versammelt. Anna läßt sich entschuldigen, Lie Hausdame muß sie ver treten. Es geht hoch her. Was Küche und Keller Gutes bieten können, das müssen sie zur Tafel beisteuern. Mairinger vergißt in diesen Stunden seine Sorgen, trinkt und spielt und hat Glück an diesem Tage: er gewinnt dreißig tausend Franken. Aber das Fest erfährt eine unerwartete Störung. Plötzlich betritt der alte Pfarrer den Saal und geht mit freundlichem Lächeln auf den Hausherrn zu. Mairinger hat sich verlegen erhoben und versucht eine Ver beugung. „Herzlich willkommen, Hochwürden, und ein glückliches neues Jahr!" „Vielen Dank, Herr Mairinger, und ich wünsche Ihnen auch ein gesegnetes Jahr! Besser wie das vergangene! Sie sind mir doch nicht gram, daß ich Sie so plötzlich überfalle? Aber mir ist schon soviel von Ihren Festen erzählt worden, und da wollte ich gern einmal einem solchen Abend bei wohnen." Jakob ist innerlich wütend, aber er markiert den freudig Ueberraschten und komplimentiert den Pfarrer an die Tafel. Aber der geistliche Herr verschmäht Speise und Trank. Er nimmt nur eine Ler angebotenen Zigarren und setzt sich neben den Hausherrn. Dann unterhält er sich eifrig mit ihm, spricht gewandt über die verschiedensten Dinge und läßt sich von Mairinger von dessen letzter Reise erzählen. Der Pfarrer kennt Frankreich und Paris genau, hat es bei Konferenzen oft besucht und auch zu seiner Erholung bereist. Er weiß fesselnd zu plaudern. Eine leise Schadenfreude empfindet er dabei, weil er merkt, daß alle nur mit halbem Ohre hinhören und sich anscheinend nichts lieber wünschten, als daß er bald zum Teufel ginge. Aber nach und nach übersieht man die Anwesenheit des ungebetenen Gastes. Man spricht dem Wein ausgiebig zu und spielt und flucht dabei ebenso ausgiebig. Erst hat man nach jedem Fluch den geistlichen Herrn scheu von der Seite angesehen, aber als er keine Miene verzieht, sondern ganz geruhsam den Rauch seiner Zigarre vor sich hinbläst und tut, als gehe ihn das ganze laute Treiben um ihn herum nichts an, dä nimmt man keine Rücksicht mehr. Es gibt sogar Zank und Streit. Die anwesenden Damen beteiligen sich lebhaft daran Der Pfarrer sieht einmal eine Gesellschaft im Hause Mairinger in ihrer ganzen Erbärmlichkeit Schlechtig keit. Er hat erreicht, was er wollte. Kurz vor Mitternacht erhebt er sich mit ernstem Gesicht. „Wollen . - . Hochwürden , . . schon gehen?" lallt Mai ringer mit schwerer Zunge. „Ja!" sagt der Pfarrer. „Würden Sie mich hinaus begleiten, Herr Mairinger?" Jakob kommt der Bitte nach, doch eigentlich geleitet ihn der Pfarrer, denn er kann in seiner Trunkenheit kaum einen Schritt richtig gehen. Draußen ist es eisigkalt. Das macht Len Mairinger wieder etwas nüchterner. . „Darf ich Sie in meinem Auto nach Hause bringen lassen, Hochwürden?" . . „Nein, danke, ich laufe! Die frische, reine Luft wird mir gut tun! Aber jetzt zum Abschied noch ein Wort, Herr Mairinger: Wie lange wollen Sie diesen Lebenswandel noch fortsetzen?" „Ich verstehe Sie nicht recht, Hochwürden. „Dann will ich deutlicher fragen, Herr Mairinger: Schämen Sie sich nicht? Ich habe Ihren Vater gekannt. Das war ein stolzer, harter Mann, aber ein Mann, der wußte was er tat und der sein Haus rein hielt!" ..... (Fortsetzung folgt.)