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Nr 49 PAPIER-ZEITUNG. 1893 Anerkennung treuer Mitarbeit. An den Vorstand des Schutzvereins der Papier-In dustrie. Heinsberg b. Aachen, d. 24. Oktbr. 1885. Dem Wohllöblichen Vorstände des Schutzver eins der Papier industrie erlaube ich mir hiermit meinen Dank für das, meinem verdienten Arbeiter Hubert Melchers übersandte Diplom auszu sprechen. Dasselbe bereitete dem Genannten eine ebenso grosse Freude wie Ueberraschung. Von einer feierlichen Ueberrcichung musste Abstand ge nommen werden, da Melchers mehrere Stunden entfernt von der Fabrik wohnt. Mit Hochachtung A. J. Berends. Pappenfabrik von Kade ff Co. in Sacnitz. Am 25. Oktober überreichte Herr Kommerzien- rath Kade seinem Arbeiter Weise in Gegenwart des ganzen Fabrikpersonals das von dem Schutz verein der Papier-Industrie ihm zuerkannte Diplom mit folgender Ansprache: Meine lieben Arbeiter und Arbeiterinnen! Ich habe Sie im Verein mit meinen beiden Söhnen, welche meine Fabrik leiten, um mich versammelt, damit Sie Zeuge sein sollen bei einem grossen, Sic recht eigentlich angehenden Akt der Anerkennung für die langjährigen Verdienste eines Ihrer Mitarbeiter. Der über ganz Deutschland verbreitete Verein der Papier-Industriellen hat sich zu seinen hohen Aufgaben auch die gestellt, langjährige Dienste seiner Arbeiter durch ein sichtbares Zeugniss anzuerkennen und als be sondere Bedingungen hierfür Fleiss, Treue, Beharrlichkeit und Geschicklich keit gefordert. Ja! diese vier Tugenden, dieses Geschwister- Doppclpaar sind es, welche die Ehre eines braven Arbeiters ausmachen, denn alle vier sind aufs Innigste verbunden. Der Fleiss, die nützliche Anwendung der geisti gen und leiblichen Kräfte in den der Arbeit be stimmten Stunden, ist ja nicht bloss das mechanische Anstrengen der Körperkräfte, sondern der Fabrik- Arbeiter hat auch die geistigen Fähigkeiten an zuwenden und sie an den maschinellen Ein richtungen mit Klugheit, Vorsicht und der nach und nach erlangten Erfahrung zu gebrauchen. Seine Maschine ist ihm sein Kind, welches er reinlich und ordentlich halten muss, von dem jeder Schaden abzuwenden ist, dessen gelenkige Glieder zu benützen sind, um etwas Nützliches zu schaffen. Eng mit dem Fleiss ist die Treue verwandt. Wenn ein Fabrikarbeiter treu erfunden ist, so weist das nicht allein auf die Redlichkeit und Ehrlichkeit hin, die niemals das Eigenthum des Anderen antastet oder zerstört, sondern auch in höherem Maasse auf die Eigenschaft, welche die Pflicht der Arbeit vollkommen zu erfüllen sucht, auch wenn die Augen des Arbeitgebers nicht darüber wachen und nicht sofortige Anerkennung zu geben scheinen. Endlich ist cs auch Treue, ein Herz für Die zu haben und zu bewahren, die in guten und schlechten Tagen für die Fortdauer der Arbeit besorgt sind. Die dritte Tugend aber ist die Beharrlichkeit, denn sie macht uns die Arbeit, auch wenn sie mühselig und nicht bald lohnend ist, doch lieb und vertraut. Erst die letzte der Geschwister, die Geschick lichkeit, sichert bei den erhöhten Ansprüchen, den Widerwärtigkeiten des jetzigen Geschäfts- lebens unserer gemeinsamen Arbeit ununterbrochene Fortdauer, und jeder Arbeiter muss desshalb be müht sein, das Vollendeteste zu erstreben, um so den Ehrenpreis grösster Geschicklichkeit zu erreichen. Wenn diese Bedingungen erfüllt werden, wird das Band zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer immer inniger und vertrauender! Nun wende ich mich an Sie, mein lieber Meister Weise, Sie haben seit dem i. Oktober 1844 der Vorbesitzerin dieser Pappenfabrik, und seit 1866 uns in Fleiss, in Treue, Beharrlichkeit und Geschicklichkeit mit Anwendung Ihrer Kräfte, also seit 41 Jahren gedient, und dem Hader- sortiren als Meister vorgestanden. Desshalb habe ich die Freude, Ihnen heute das von dem Schutz verein der Papier-Industrie ausgefertigte Diplom überreichen zu können. Möge der Blick auf dasselbe Sie und Ihre Mitarbeiter daran erinnern, dass treue Arbeit von allen Seiten stets anerkannt und geehrt wird, und möge dieses hohe Zeugniss den jüngeren Arbeitern als Sporn dienen. Wir, ich und meine Söhne, fügen diesem Diplom eine Uhr mit Widmung bei, den Kranz haben die Frauen der Familie gewunden. Mögen Sic bei dem Genuss der Cigarren den Staub und manche sonstige kleine Unannehmlichkeit des Hadersortirens vergessen, und nun wünsche ich Ihnen einen ungetrübten, sorgenfreien Lebensabend und rufe vereint mit Ihren Mitarbeitern: Es lebe Meister Weise, unser Jubilar! Herr Louis Voss in Hannover, Inhaber der Papierhandlung und Schreibheftefabrik glei cher Finna, hatte für Sonntag, den 15. Novem ber den Vorstand des Nordwestdeutschen Papier- Vereins eingeladen, Zeuge davon zu sein, welch biederes Verhältniss in seinem Geschäfte zwi schen ihm und seinem Personal besteht. Herr Voss belohnte die langjährige treue Pflichter füllung seines Liniirers August Lücke mit dem vom Schutzverein bewilligten Ehrendiplom. Es hatten sich zu dem Zweck die Mehrzahl der Mitglieder des Vorstandes des Papiervereins eingefunden, und auch das gesammte Fabrik- und Kontorpersonal war in Festtagskleidung anwesend, erwartungsvoll festlich gestimmt. Ein Postpapier-Lagerraum war mit Guirlanden geschmückt, das Diplom selbst bekränzt an passender Stelle aufgestellt. Auf Aufforderung des Herrn Voss trat der Gefeierte in die Mitte seiner Kollegen und wurde durch folgende An sprache seines Arbeitgebers geehrt: „Es freut mich sehr, Ihnen, lieber August, an Ihrem heu tigen Ehrentage viele schönen Worte der Wahr heit sagen zu können. Ich will vor den an wesenden Herren des Vorstandes des Nordwest deutschen Papiervereins, vor meinem Kontor personale und Ihren Kollegen Zeugniss geben. Es sind nun bald 15 Jahr, dass Sie in meinem Geschäfte thätig sind und Manches ist in dieser langen Zeit vor sich gegangen. Aus dem klei nen Detailpapiergeschäft, welches ich mit einem jungen Mann und mit Ihnen betrieb, ist ein Fabrikgeschäftentstanden. Vor 11 Jahren nahm ich Sie aus Ihrer damaligen Thätigkeit und übertrug Ihnen die Stelle eines Liniirers. In dieser Stellung haben Sie sich besonders tüchtig, fleissig und umsichtig gezeigt. Sie haben stets nach Möglichkeit das grösste Interesse meines Geschäftes wahrgenommen und Ihre Schuldig keit gethan, unbekümmert ob ich verreist war. lieber Ihren moralischen Lebenswandel kann ich nur das Beste sagen; Sie haben mir auch niemals Veranlassung gegeben, mich über Sie zu ärgern oder mit Ihnen unzufrieden zu sein. In den 15 Jahren hat keine, auch nicht die kleinste Differenz zwischen uns stattgefunden. Ihr biederes Wesen, Ihre Aufrichtigkeit hat Ihnen nicht allein in meiner Familie, sondern auch bei unserer grossen Verwandtschaft einen ehrenden Platz eingeräumt. Mein Wunsch ist, dass Sie noch recht lange in meinem Geschäfte verbleiben. Kommt die Zeit, dass meine beiden Söhne mir Stütze werden, dann werde ich diesen zurufen: „Schonet den Stamm, er hat stets gute Früchte getragen.“ Von diesem ausserordentlichen Zeugnisse waren die Arbeiter sichtlich ergriffen, und als noch der erste Vorsitzende des Papiervereins einige Worte an den Gefeierten richtete und ihn und seine Mitarbeiter darauf hinwies, dass er das ihm übergebene Diplom in Ehren halten möge, dass es ein Sporn sein solle für treue Pflichterfüllung auch späterhin, und ein Vorbild für Andere, glänzten Dankesthränen in den Augen des Empfängers, der in feierlich ge rührter Stimmung mit schlichten herzlichen Worten dankte. Hiermit war zwar die ernste Feier beendet, aber Herr Voss wollte an diesem Ehrentage seines Arbeiters diesem und seine Genossen auch materielle Genüsse bieten, und hatte das gesammte Arbeiterpersonal zu einem Imbiss in die Privat-Wohnung geladen. Einem ähnlichen Rufe folgten auch die Herren vom Kontor und die zur Feier anwesenden Vorstands-Mit glieder um so lieber, als die Luft, wie in jedem echten Papierlager, in dem Festraum kalt und recht trocken war. In dem gemüthlichen Heim des Henn Voss fanden sich die Herren zum Abendessen zusammen. Das Festessen reihte sich würdig der voran gegangenen Feierlichkeit an, und manch gutes dem Fach und den Personen gewidmete Wort wurde gesprochen. Auch des Schutzvereins, als Urheber solcher feierlichen Gelegenheiten’ wurde gedacht, und die Theilnehmer nahmen die Ueberzeugung mit, dass Herr Voss nicht allein ein hervorragender Fachgenosse und rühriges Vereins-Mitglied ist, sondern auch versteht, Feste zu geben, den Theilnehmern zum Genuss — dem Fache zur Ehre. E. Herr-Bruno Weber i. F. Bernh. Poetzsch Nachfolger, Pappenfabrik Stein b. Cossen, theilt uns mit, dass er dem Werkführer Jung hanns das ihm vom Schutzverein der Papier industrie verliehene Diplom nebst Geldgeschenk vor versammeltem Arbeiterpersonal mit einer Ansprache überreichte. Eine kleine Festlich keit sollte Sonnabend darauf den Schluss der Feier bilden. Gelegentlich der Inbetriebsetzung einer zwei ten Papiermaschine in der Papierfabrik von .1. G. Enge in Petersdorf, Riesengebirge, gab die Firma ihren Arbeitern ein Fest. Bei dieser Ge legenheit wurde dem Maschinen- und Kalander führer Weinert das ihm vom Schutzverein der Papier-Industrie für 20jährige treue Dienste verliehene Ehren-Diplom feierlich überreicht. Aus Anlass des 36jährigen Jubiläums seines Arbeiters, Herrn Daniel Krammling, veranstaltete die hiesige Kunstanstalt von, H. Loeuiensohn in Fürth eine kleine Festlichkeit in aller Stille. Gegen 6 Uhr versammelte sich das gesammte Personal, etwa 130 Personen, in einem festlich dekorirten Saale, wo sich auch eine Deputation des hiesigen Stadtmagistrats einfand. Nachdem einer der Herren Magistratsräthe eine kurze Ansprache an den Jubilar gehalten, begrüsste auch der Fabrikbesitzer denselben in einer kurzen Rede, indem er den Arbeitern ein Beispiel des Verhältnisses zwischen Arbei ter und Arbeitgeber vorführte; hieran schlossen sich verschiedene mehr oder minder kurze An sprachen der einzelnen Geschäftsabtheilungen. Dabei wurden dem Jubilar sowohl von dein Fabrikbesitzer wie von den Vertreterfi der ein zelnen Abtheilungen äusser einem Diplom des Schutzvereins für den Papier- und Schreibwaa- ren-Handels, verschiedene Geschenke in Form eines Regulators, einer Taschenuhr, einer sil bernen Dose, etc. verabreicht. In Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienste wurde dem Jubilar von seinem Prinzi pal die Stelle als Hausmeister übertragen. ATENTE aller Länder besorgen u. verwerthen J. Brandt & G. W.v.Nawrocki Inh.: Gerard W. v. Nawrocki Ingenieur und Patentanwalt Berlin w., Friedrichstr. 78 im Hause der Germania. Aeltestes Berliner Patent Bureau. Besteht seit 1873.